Die Freundschaft des Nazareners zu dem Wein- und Balsamgärtner Lazarus aus Bethanien unter dem Ölberg bildet den Inhalt dieses Romans. Lazarus gehört nicht zu den Jüngern. An ihm, als dem Auferweckten, sollen sich Auftrag und Macht des Nazareners erweisen. Das menschlich kaum Faßbare solcher Freundschaft gibt dem Buch Problem und Spannung. Die Erweckung führt zum Siegeszug nach Jerusalem und zum Kreuzestod des Nazareners als Landesverräter. Mit dem leeren Grab enden die Vorgänge. Es ist das unvergängliche, in allen Kulturbereichen der Erde zentrale Thema der Auferstehung, das hier mit Lazarus in das Licht der Evangelien tritt. Die Vorgänge sind aus der Sicht eines anderen Freundes des Lazarus, eines hellenistischen Händlers aus dem heiteren Antiochien, erzählt. Demeas, der Händler, berichtet in Briefen darüber an seinen Freund Lucilius in Antiochien. Demeas ist Myste, Heide, Jude, Göttergläubiger; dies alles aus einer wahren Sucht nach den letzten Dingen, nach Unsterblichkeit. Er ist von dem Nazarener mächtig angezogen, ohne sich doch ganz aus seiner hellenistischen Welt lösen zu können. Hiermit steht er in seinem metaphysischen Drang, seinem zwielichtigen Synkretismus, seinem irdischen Händlertum in starker Parallele zu unserer Gegenwart, zu unserer Seinsproblematik.Die menschlichste Gestalt des Buches ist Lykinos, ein stoischer Wanderarzt, der im Amphitheater des Herodes seine Studien betreibt, in die politischen Wirren verstrickt ist und sich ihnen entzieht, indem er weiterwandert. An seiner Gestalt scheiden sich antike und christliche Liebesvorstellung. Die letzte Entscheidung für Demeas bleibt offen. Doch ist die Richtung mit einem Wort Christi bei dem Gastmahl in Bethanien deutlich aufgewiesen: „Demeas, wenn einer liebt, wahrhaft liebt, ist es dann nicht gleich, ob er dem, den er liebt, folgt, oder aber ob der, dem seine Liebe gilt, ihm folgt und ihn findet?“
KREUZ-VERLAGSTUTTGART

Der Mann hieß Lazarus

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