32 Nachr. entomol. Ver. Apollo, N. F. 23 (1/2): 33–42 (2002) 33 Zur Verbreitung und subspezifischen Gliederung von Parnassius cephalus Grum-Grshimailo, 1891 in China (Lepidoptera: Papilionidae) Klaus Rose Prof. Dr. Klaus Rose, Am Eselsweg 2, D-55128 Mainz, Deutschland Zusammenfassung: Bisher wurden aus China 27 Unterarten hat sich die Zahl der bisher veröffentlichen Unterar- von Parnassius cephalus Grum-Grshimailo, 1891 beschrie- tennamen im Zuge einer geradezu expandierenden ben. Nach Prüfung der Verbreitung und Unterartenbildung „Beschreibungswut“ auf insgesamt 27 erhöht. (Der Ver- werden 8 Unterarten als Synonyme angesehen und 3 Unter- fasser hofft, daß ihm nicht weitere Unterartennamen, arten nur mit großen Vorbehalten akzeptiert. Dabei werden veröffentlicht in irgendwelchen „obskuren“ Journalen, folgende Synonymien neu eingeführt: Parnassius cephalus yasuyukii Inaoka, 1995 und Parnassius cephalus panchen- entgangen sind. Im obenerwähnten Beitrag über P. acco lama Kocman, 1995 sind neue Synonyme von Parnassius — Rose 2000 — fehlt zum Beispiel ssp. makicoae Sorima- cephalus ryoukoae Kawasaki, 1995. Außerdem werden einige chi, 1997 aus Südost-Qinghai, beschrieben in Apollo 4: in der Literatur enthaltene Fehler und Mißverständnisse 24 — eine läßliche Sünde, da weitgehende Übereinstim- aufgeklärt. mung mit ssp. moritai Sorimachi, 1992 besteht, die ihrer- seits ein Synonym von ssp. przewalskii Alpheraky, 1887 On the distribution and subspecific classification of ist.) Parnassius cephalus Grum-Grshimailo, 1891 in China (Lepidoptera: Papilionidae) Es erscheint also wieder einmal notwendig, im Gestrüpp Abstract: Till now, 27 subspecies of Parnassius cephalus der Unterartenvielfalt aufzuräumen und das Dickicht Grum-Grshimailo are described from China. After examina- der Subspeciesnamen durch Zusammenfassung etwas tion of the distribution and subspecies grouping of Parnas- zu lichten. Mit Weiss (1992) kann der cephalus-Komplex, sius cephalus, 8 subspecies are regarded as synonyms. 3 sub- soweit China berührt ist, in drei große Gruppen aufge- species are only accepted with great reservation. Two new teilt werden: Die cephalus-Gruppe in den Provinzen synonyms are established: Parnassius cephalus yasuyukii Inaoka, 1995 and Parnassius cephalus panchenlama Kocman, Qinghai und Gansu, die rileyanus-Gruppe in West- und 1995 are synonyms of Parnassius cephalus ryoukoae Kawa- Zentraltibet und die elwesi-Gruppe in Osttibet, Sichuan saki, 1995. Some errors and misunderstandings which can und Nordyünnan. be found in literature are discussed. Die cephalus-Gruppe Einleitung Große Teile von Qinghai und Gansu werden von cepha- In Berichten über Parnassius acco Gray, 1853 (Rose lus-Populationen bewohnt, die sich teilweise nur gering- 2000) sowie P. labeyriei Weiss & Michel, 1989 und P. fügig unterscheiden. Es handelt sich um mittelgroße bis hide Koiwaya, 1987 (Rose 2001) habe ich versucht, Teilas- große, relativ dicht beschuppte Falter mit einer in den pekte der chinesischen Parnassius-Fauna zu diskutieren meisten Fällen klaren Abgrenzung von schwarzen und und mehr Transparenz in das teilweise verworrene Bild weißen Zeichnungselementen. Folgende Unterarten sind der Verbreitungsareale und Unterartennamen zu brin- bekannt: gen. Diese Beiträge sollen hier durch eine Übersicht über die Vorkommen und die subspezifische Aufteilung ssp. cephalus Grum-Grshimailo, 1891 (Abb. 1, 2) von P. cephalus Grum-Grshimailo, 1891 in China fort- Parnassius cephalus Grum-Grshimailo, 1891. — Horae Socie- gesetzt werden, da es dem „normalen“ an Parnassiern tatis Entomologicae Rossicae 25: 446. Locus typicus: Sinin- interessierten Entomologen schwerfallen dürfte, die in Berge, Region Amdo. viele Einzelpublikationen aufgesplitterten — zum Teil in = Parnassius cephalus ares Bryk & Eisner, 1934. — Parnas- japanischen Journalen erschienenen — Beiträge vollstän- siana 3 (1/2): 25. Locus typicus: Süd-Tatungsche Berge. = Koramius cephalus eierhoffi Bang-Haas, 1938. — Parnas- dig zu erfassen. Ebenso wie die oben erwähnten Parnas- siana 6 (3/4): 21. Locus typicus: 50 km südwestlich der sius-Arten hat auch Parnassius cephalus sein Hauptver- Stadt Liangtschou, 2500 m. breitungsgebiet in China. Außerhalb der chinesischen Die nominotypische Unterart wurde von Grum-Grshi- Grenzen sind nur zwei Unterarten bekannt, nämlich ssp. mailo nach Exemplaren, die er auf seiner Chinareise im horii Oshima, 1985 aus Zentralnepal und ssp. mraceki Jahr 1890 im Gebiet um die Stadt Xining (= Sinin) sam- Kawasaki & Rose, 1999 aus Westnepal. melte, beschrieben. Es ist oft darüber spekuliert worden, Bis zur Mitte der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts aus welchen Regionen der von ihm so bezeichneten „Sinin- waren aus China „nur“ 11 Unterarten bekannt. J. C. Berge“ die Typenserie stammt. Oft wurde vermutet, daß Weiss (1992) konnte bereits 15 Unterarten registrieren, der Daban-Shan nördlich Xining als Fundort in Frage wobei die von ihm genannten Taxa „suzuki“ und „sigu- kommt. Wahrscheinlicher scheint als Fundort aber der niangensis“ (nach Weiss „in press“), die niemals das Licht Laji-Shan südlich Xining zu sein, wo Grum-Grshimailo der Öffentlichkeit in Form von validen Beschreibungen im Juli sammelte (J. Haugum, schriftliche Mitteilung; gesehen haben, nicht berücksichtigt werden. Inzwischen die Reiserouten Grum-Grshimailos werden in Hau- © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main 34 35 gums Colias-Katalog, der sich in Vorbereitung befindet, biete von ssp. cephalus am Südrand des Qilian-Shan. geschildert. Kurz vor Drucklegung erfuhren wir vom Der Unterschied zur ssp. weissi ist recht deutlich, da vor plötzlichen Tod von J. Haugum im Mai 2002; was aus sei- allem die Submarginalbinde der Hinterflügeloberseite nem fast fertiggestellten Katalog wird, steht noch nicht mit 2–4 blau gekernten Augenflecken sehr ausgeprägt fest). Diese Hypothese stimmt gut mit den „normalen“ ist, während diese Flecken bei weissi nur sehr schwach Flugzeiten (Juli) von cephalus im Xining-Gebiet überein. entwickelt sind. Dagegen sind die angegebenen Unter- Indessen sind aber cephalus-Exemplare aus den Gebieten schiede zu ssp. cephalus nur andeutungsweise und nicht nördlich (zum Beispiel von Huzhu = Weynampou) durchgehend zu erkennen, so daß ssp. helmae nur mit und südlich von Xining weitgehend identisch, so daß Vorbehalten als separate Unterart akzeptiert werden alle diese Populationen zur nominotypischen Unterart kann. Auch in der Umgebung von Zhangye (= Kan- gestellt werden können. tschou) finden sich Vorkommen, die gut mit den Exem- plaren des Typenfundorts übereinstimmen. Der südliche Datong-Shan (Tatungsche Berge) im Nord- nordwesten von Xining ist Typenfundort der ssp. ares. ssp. erlaensis Sorimachi, 1992 Mir liegen zum Beispiel Exemplare aus dem Gebiet um Parnassius cephalus erlaensis Sorimachi, 1992. — Apollo 1: Menyuan vor. Diese Unterart unterscheidet sich kaum 5–6. Locus typicus: near Shaliuhe (4200–4500 m), north Erla von Individuen, die näher bei Xining beheimatet sind, Mts., Qinghai. so daß viele Autoren (Weiss 1991, Ohya 1993) das Taxon Bewegt man sich von Xining (dem Typenfundort der ssp. ares als Synonym von ssp. cephalus betrachten. cephalus) vorbei am Qinghai Hu (= Kukunor) nach Süd- Ein Synonym von ssp. cephalus ist nach allgemeiner westen in das Zentrum der Provinz Qinghai, so stößt man Ansicht (Weiss 1991, Ohya 1993), der ich mich anschließe, im nördlichen Erla-Shan auf den Typenfundort der ssp. auch die als eierhoffi beschriebene Unterart aus dem erlaensis. Da sich offenbar alle Exemplare der Typenserie Gebiet südwestlich Wuwei (= Liangtschou). Hier liegt in Japan befinden, war es leider nicht möglich, diese der Lenglong-Ling als Teil des südlichen Qilian-Shan, des Unterart anhand des Typenmaterials zu begutachten. früher sogenannten Richthofengebirges. Die Entdeckung Die geradezu lächerliche Beschreibung von insgesamt dieser cephalus-Population durch Mitglieder einer 21⁄2 Zeilen macht uns nicht gerade klüger. Die Farbab- Missionsstation wird bei Wagener (2001: 73) anschau- bildung eines ♂ durch Sorimachi (1992: Taf. 3, Abb. lich geschildert. Die Höhenangabe des Typenfundorts A) zeigt jedoch, daß zumindest dieses Exemplar weitge- (2500 m) bei Bang-Haas dürfte allerdings falsch sein, da hende Ähnlichkeiten mit ssp. cephalus etwa vom Laji- cephalus ein Tier der hohen Lagen ist. Shan aufweist. Ich kann wegen des fehlenden Vergleichs- materials kein endgültiges Urteil über die Berechtigung ssp. weissi Schulte, 1992 (Abb. 3, 4) dieser Unterart treffen, vermute jedoch, daß das Taxon erlaensis zur ssp. cephalus gestellt werden kann. Parnassius cephalus weissi Schulte, 1992. — Nachrichten des Entomologischen Vereins Apollo, Frankfurt am Main, N.F. 13 (2a): 167. Locus typicus: China, Gansu, NW-Qilian-Shan, ssp. irene Bryk & Eisner, 1937 (Abb. 7, 8) Tulai-Nanshan, 100 km südlich Jiayuguan, 3500–4300 m. Parnassius cephalus irene Bryk & Eisner, 1937. — Parnassiana Bewegt man sich im Qilian-Shan weiter nach Nordwe- 4 (3–8): 58. Locus typicus: Burchan-Buddha, Nomohun- sten, so trifft man südlich der Stadt Jiayuguan auf die als Paß. ssp. weissi beschriebene Unterart. Der angegebene Typen- = Parnassius cephalus kitahari Sorimachi, 1992. — Apollo 1: 7. Locus typicus: South Mado (4500–4600 m), Bayenkala fundort ist nach Angabe von Grieshuber (mündliche mts., Qinghai. Mitteilung) nicht ganz korrekt. Er liegt tatsächlich noch Die Burchan-Buddha-Kette befindet sich im Südwesten außerhalb des Tulai-Shan bei ca. 39°16’N und 97°43’E, des Erlan-Shan. Aus diesem Gebirge wurde ssp. irene also ca. 80 km südwestlich Jiayuguan und 20 km westlich Jingtieshan. Abb. 1–36: Unterarten von Parnassius cephalus Grum-Grshimailo, 1891. Diese gut charakterisierte Unterart ist durch die starke Alles China. Abb. 1 (♂), 2 (♀): ssp. cephalus, Qinghai, Laji-Shan, 4000– Ausdehnung des weißen Flächen bei starker Reduktion 4500 m, 1. vii. 1987. Abb. 3 (♂), 4 (♀): Paratypen von ssp. weissi, Gansu, der schwarzen Zeichnungselemente auf den Flügelober- Qilian-Shan, Jiayuguan, Umg. Jingtieschan, 3500–4000 m, 4.–13. vii. seiten gekennzeichnet. Nur sehr vereinzelt sind die Ozel- 1991. Abb. 5 (♂), 6 (♀): Paratypen von ssp. helmae, Prov. Qinghai, Qilian-Shan, Re Shui Shan Ku, ca. 120 km SE Jiayuguan, 38°47’11” N, len der Hinterflügeloberseite nicht rot, sondern schwarz 98°44’66” E (GPS), 4100–4300 m, 30. vi. 1999. Abb. 7 (♂), 8 (♀): gefärbt. ssp. irene (= ssp. kitahari), Qinghai or., Amnemaqen Mts., Huashixia, 4700 m, 23.–30. vi. 1998. Abb. 9 (♂), 10 (♀): Paratypen von ssp. shinkaii, ssp. helmae Heinkele, 2000 (Abb. 5, 6) Qinghai, Kunlun-Shan, 4700–4900 m, 14.–21. vii. 1988. Abb. 11 (♂), 12 (♀): ssp. pythia, West Nganglong Mts. 20 km S Yanhu, 5000–5300 m, Parnassius cephalus helmae Heinkele, 2000. — Lambillio- 20.–22. vi. 1996. Abb. 13,14: ssp. ryoukoae. Abb. 13: ♂, Tibet, Yung-La nea 100 (1): 30–32. Locus typicus: China, Prov. Qinghai, bei Gyangze, 5000 m, 9.–13. vi. 1994. Abb. 14: ♀, Tibet, Yong-La, 30. v. Qilian-Shan, Re Shui Shankou, 30 km östlich Tulai, 38°47’N, 2000. Abb. 15 (♂), 16 (♀): ssp. dengxiaoping, Tibet, Nyanchhen Thangla 98°44’E, 4100–4300 m. Range, Largeh-La, 5300 m, 100 km nördlich Lhasa, 30. vi.–2. vii. 1994. Abb. 17, 18: ssp. micheli. Abb. 17: ♂, Grenze Qinghai–Tibet, Tanggu- Der Fundort dieser Unterart liegt ca. 150 km östlich des La, 5400–5600 m, 30. vi.–5. vii. 1994. Abb. 18: ♀, Tibet, Tanggu-La, Typenfundorts von ssp. weissi und westlich der Flugge- 5100–5500 m, 1.–5. vii. 2000. © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main 34 35 1 3 5 2 4 6 7 9 11 8 10 12 13 15 17 14 16 18 © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main 36 37 (abgebildet bei Weiss 1992: 55, Abb. 4) nach nur einem Ausführungen die Frage offengelassen, ob pythia wirk- Paar beschrieben. Auch diese Unterart ist ssp. cephalus lich zu cephalus gestellt werden muß oder nicht doch sehr ähnlich, ist aber oftmals kleiner und etwas dunkler als separate Art anzusehen ist. Diese Frage dürfte inzwi- bestäubt. Es handelt sich — wenn überhaupt — nur um schen zugunsten des Unterartstatus von pythia gelöst eine „schwache“ Unterart. sein, da viele intermediäre Populationen aus Zentraltibet den Brückenschlag zwischen den westtibetanischen Vor- An die Burchan-Buddha-Kette schließen sich im Süd- kommen und den großen, farbenfreudigen Exemplaren osten der A’nyemaqen-Shan und das Bayan-Har-Gebirge aus Osttibet und Sichuan vollziehen. Es liegt hier eindeu- (= Bayenkala) an. Die als ssp. kitahari beschriebene tig eine klinale Variation vor. Unterart findet sich hier zum Beispiel in der Nähe der Orte Madoi, Huashixia und Malayiwan. Mit Ohya (1993) ssp. rileyanus Bryk, 1932 betrachte ich kitahari als Synonym von ssp. irene. Auch im äußersten Südosten von Qinghai — zwischen Zadoi und Lingamius cephalus rileyanus Bryk, 1932. — Parnassiana 2 Yushu — finden sich cephalus-Vorkommen, die den Indivi- (2): 20–21. Locus typicus: Phuse-La nahe Rongchar Valley (Tibet), 1600 Fuß. duen des nördlich gelegenen A’nyemaqen-Shan gleichen. Diese Unterart aus dem Gebiet östlich des Mt. Everest ssp. shinkaii Weiss, 1991 (Abb. 9, 10) gibt der hier besprochenen Gruppe ihren Namen, weil rileyanus die erste Unterart war, die aus Tibet beschrie- Parnassius cephalus shinkaii Weiss, 1991. — Bulletin de la Société Sciences Nat 69: 1–2. Locus typicus: Kun-Lun-Paß, ben wurde (die Veröffentlichung von rileyanus erfolgte 4800–5000 m, Qinghai (China). am 25. iii. 1932, die von pythia am 22. vi. 1932). Auch Der Kun-Lun-Paß befindet sich im östlichen Teil des hier lag der Beschreibung nur ein ♀ zugrunde, das bei Kunlun-Shan auf der Straße Golmud–Lhasa. Ich schließe Weiss (1992: 59, Abb. 4) abgebildet ist. Gegenüber ssp. mich nicht der Aussicht von Ohya (1993) an, der ssp. shin- pythia sind die schwarzgrauen Zeichnungsmuster schon kaii ebenfalls als Synonym von ssp. irene betrachtet, da stärker ausgeprägt. Individuen, die dieser Unterart angehören, nicht nur im Durchschnitt etwas kleiner sind, sondern auch eine schär- ssp. ryoukoae Kawasaki, 1995 (Abb. 13, 14) fere Abgrenzung von schwarzen und weißen Zeichnungs- Parnassius cephalus ryoukoae Kawasaki, 1995. — Wallace 1: elementen aufweisen, die bei ssp. irene als Folge einer 15–16. Locus typicus: Yung-La, alt. 5500 m, North West of oft auftretenden Graubestäubung der weißen Flächen Neichinkansha Feng, Central Tibet, China. = Parnassius cephalus yasuyukii Inaoka, 1995 (syn. nov.). weniger ausgeprägt ist. Exemplare mit schwarz gefärbten — Wallace 1: 30. Locus typicus: Karo-La, 5400 m alt., Ozellen auf den Hinterflügeln sind nicht selten. South Slope of Ningjinkangsha, 80 km East of Gyantse. = Parnassius cephalus panchenlama Kocman, 1995 (syn. Die rileyanus-Gruppe nov.). — Lambillionea 95 (1): 63–64. Locus typicus: China, South-Central Tibet, West Kangtissu-Shan, North Auch im westlichen und zentralen Teil Tibets finden sich of Yamtso Yumco, 5200 m. viele cephalus-Populationen, die, verglichen mit Indivi- Der Trend zur Zurückdrängung der weißen Flächen bei duen der cephalus-Gruppe, insgesamt schmuckloser und Zunahme der Graubestäubung setzt sich fort, wenn man eintöniger gezeichnet sind. sich vom Mt.-Everest-Gebiet nach Nordosten bewegt. Dort findet man am Yung-La nordöstlich Gyantse Popu- ssp. pythia Roth, 1932 (Abb. 11, 12) lationen, die als ssp. ryoukoae beschrieben wurden. Ähn- Parnassius cephalus pythia Roth, 1932. — Entomologische liche Exemplare, die sich von ssp. ryoukoae nur marginal Zeitschrift 46 (6): 61–68. Locus typicus: Tibu, westlich Gar- unterscheiden (die blaugekernten Augenflecken auf der tok, Tibet occ. Hinterflügeloberseite sind oft etwas größer), finden sich Nach nur einem ♀ hat Roth diese relativ kleine Unterart auch am Karo-La: ssp. yasuyukii. Da beide Unterarten in mit stark reduzierter Schwarzzeichnung und nur wenig demselben Band von „Wallace“ (Band 1, 1995) veröffent- ausgeprägten rotgelben Ozellen auf der Hinterflügelober- licht wurden, entscheide ich mich als erster revidieren- seite beschrieben. Bis in die jüngste Zeit war nur dieses der Autor (ICZN 1999, Art. 24.2) für den Namen ryou- ♀ aus Garyarsa (= Gartok) bekannt. Erst im Jahr 1996 koae und betrachte yasuyukii Inaoka, 1995 als Synonym wurden weitere Vorkommen in Westtibet aus der Umge- von ssp. ryoukoae Kawasaki, 1995 (syn. nov.). Wegen der bung der Orte Yanhu, Gakyi, Tsochen und Saga entdeckt. großen Ähnlichkeit verweise ich auch ssp. panchenlama Die dort gefundenen Individuen stimmen gut mit dem Kocman, 1995 (Publikation erfolgte am 1. iii. 1995) in die Exemplar überein, das Roth vorlag. Auch bei Ronbok, Synonymie zu ssp. ryoukoae Kawasaki, 1995 (Publikation nördlich des Mt. Everest, finden sich Individuen, die den am 2. ii. 1995) (syn. nov.). anderen westtibetanischem cephalus recht ähnlich sind. Da zum Zeitpunkt der Beschreibung von pythia (1932) ssp. dengxiaoping Weiss & Michel, 1989 nur wenige andere cephalus-Vorkommen aus dem östli- (Abb. 15, 16) chen Qinghai und Sichuan bekannt waren, die sich in Parnassius cephalus dengxiaoping Weiss & Michel, 1989. Größe und Zeichnungsmuster gravierend von pythia — Bulletin de la Société Sciences Nat 61: 5. Locus typicus: unterscheiden, hat Roth in seinen recht weitschweifigen Montagnes au nord de Lhassa, 5200–5700 m, Tibet central. © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main 36 37 = Parnassius cephalus tibetana Sorimachi & Morita, 1994. ssp. elwesi Leech, 1893 (Abb. 21, 22) — Apollo 3: 35. Locus typicus: Suge-Pass, 5600 m, North- Parnassius delphius var. elwesi Leech, 1893. — The Entomo- West of Lhasa, 120 km, Central Tibet, China. logist 26 (Suppl.): 104. Locus typicus: High plateau to the = Parnassius cephalus pegasos Sorimachi, 1997 (Ersatz- north of Tachien-Lu. name). — Apollo 4: 34. = Parnassius cephalus gehleni Eisner, 1932. — Parnassiana In den „Bergen nördlich Lhasa“ — von Weiss später als 2 (2): 15-16. Locus typicus: Setzschwan, Watusi-Paß, Large-La bei Damxung präzisiert (mündliche Mitteilung) 4500 m, Alpen von Tatsienlou. — ist ssp. dengxiaoping beheimatet. Es handelt sich hier = Koramius cephalus dalailama Bryk, 1934. — Mitteilungen um relativ kleine, nicht besonders farbenprächtig der Münchner Entomologischen Gesellschaft 33: 29–30. Locus typicus: Alpine Zone von Batang, 5000 m. gezeichnete Individuen. Vom Suge-La, südwestlich vom Large-La gelegen, stammt ssp. tibetana Sorimachi & Das von Leech zu delphius gezogene Taxon elwesi ist ohne Morita, 1994, die bereits früher (Rose 1995) in die Syn- Zweifel — wie heute allgemein akzeptiert — als Unterart onymie zu ssp. dengxiaoping Weiss & Michel, 1989 ver- zu cephalus zu stellen. Fluggebiet ist die Umgebung der Stadt Kangding (= Tatsienlou, = Tachien-Lu) im Westen wiesen wurde. Sorimachi hat später (1997) den Namen von Sichuan. In den Sammlungen befinden sich zum tibetana, da durch Parnassius jaquemontii tibetanus Rühl, Beispiel viele Exemplare vom Zheduo-Shan (= Chetou- 1892 präokkupiert, fallengelassen und durch den Namen Shan) zwischen Kangding und Litang. Die Unterart pegasos Sorimachi, 1997 ersetzt. gehleni vom Watusi-Paß bei Kangding wird von allen ssp. micheli Weiss, 1992 (Abb. 17, 18) Autoren, die sich mit P. cephalus beschäftigt haben, als Synonym von ssp. elwesi angesehen (so Ohya 1993). Glei- Parnassius cephalus micheli Weiss, 1992. — The Parnassiinae ches gilt für ssp. dalailama von Batang. Auch die Exem- of the World 2: 60. Locus typicus: Tibet: Shingulikong-Shan. plare vom Dongda-La, bei Markam westlich von Batang, Noch weiter nördlich, in Richtung auf die Grenze zur können wohl — obwohl etwas kleiner — noch zu elwesi Provinz Qinghai, finden sich Vorkommen am Shinguli- gezogen werden. Alle Individuen der verschiedenen kong-Shan, aber auch am Tanggula-Shan, die als ssp. elwesi-Populationen übertreffen indessen Exemplare aus micheli beschrieben wurden. Diese Falter sind ebenfalls Zentraltibet und Qinghai in der Größe zum Teil beträcht- recht klein; sie sind insgesamt beträchtlich dunkler als lich; sie sind zudem durch stärkere Graubestäubung ssp. dengxiaoping. — dies gilt vor allem für die ♀♀ — charakterisiert. ssp. yamantaka Shinkai & Morita, 1995 Auch nördlich und südlich der Linie Kangding–Markam (Abb. 19, 20) trifft man auf Vorkommen, die sicherlich zur elwesi- Gruppe gehören, wobei allerdings umstritten ist, ob die Parnassius cephalus yamantaka Shinkai & Morita, 1995. Unterschiede zur eigentlichen ssp. elwesi groß genug — Wallace 1: 15–16. Locus typicus: Mi-La, alt. 5100 m, 100 km E. of Lhasa, C. Tibet. sind, um davon abweichende Unterarten zu akzeptieren. Dies gilt etwa für die Population vom Chola-Shan im Bewegt man sich von Lhasa nach Osten, so trifft man am äußersten Nordwesten von Sichuan (Abb. 23, 24), die Mi-La auf eine cephalus-Population mit relativ großen bisher nicht beschrieben wurde und auch wohl nicht „bunten“ Individuen, die schon zu den Unterarten der beschrieben werden sollte, um die verwirrende Vielzahl elwesi-Gruppe in Osttibet, Sichuan und Yünnan überlei- von Unterarten nicht noch weiter zu vermehren. ten. In diese mit dem Namen yamantaka belegte Unter- art schließe ich auch die P. cephalus vom Drigung-Til ssp. capitalis Bryk & Eisner, 1935 (Abb. 25, 26) (nordöstlich Lhasa) sowie vom Ta-La (Nähe Lhunze) und Monda-La (nördlich Culha Kangri) ein. Die beiden zuletzt Koramius cephalus capitalis Bryk & Eisner, 1935. — Parnas- siana 3 (4/5): 63. Locus typicus: Sunpanting. genannten Fundorte befinden sich südöstlich von Lhasa in der Nähe der Grenze zu Assam (Ta-La) und südlich Das Taxon capitalis wurde nach nur einem ♂ von Song- von Lhasa in der Nähe der Grenze zu Bhutan (Monda- pan (= Sunpanting) am Südrand des Min-Shan in Nord- La). Damit bewohnt ssp. yamantaka ein relativ großes sichuan beschrieben. Charakteristisch sind zum Beispiel Gebiet. Erstaunlich ist nur, daß zwischen Mi-La und die kleinen, stark schwarz umrandeten Augenflecken auf Ta-La P. cephalus in wenigen Exemplaren am Bodang-La der Hinterflügeloberseite (siehe die Abbildung des Holo- (= Portang-La) bei Gyaca gefunden wurden, die wegen typus bei Weiss 1992: 57, Abb. 7). Diese Kriterien gelten ihrer Größe ohne Fundortzettel schon mit cephalus aus auch für Exemplare, die etwas nördlich von Songpan, der elwesi-Gruppe verwechselt werden können. etwa bei Xuebao Ding und Jiazhaigou, beheimatet sind. Im Unterschied zu Ohya (1993) akzeptiere ich also diese Die elwesi-Gruppe Unterart. In Osttibet, Westsichuan und Nordyünnan sind cephalus- ssp. sengei Bang-Haas, 1938 Populationen angesiedelt, die sich von den Unterarten Koramius cephalus sengei Bang-Haas, 1938. — Parnassiana 5 der anderen Gruppen durch ihre bedeutendere Größe (7/8): 58. Locus typicus: 34°10’N, 102°15’O, 100 km südwest- und (mit Ausnahmen) auch durch die stärkere Graube- lich der Stadt Tauchow auf dem Berge Pullow (westliches stäubung unterscheiden. Minschan-Gebirge). © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main 38 39 Im Norden der capitalis-Lokalität liegt der Typenfundort ganz schwach ausgeprägt. Während die ♀♀ anderer Sub- der ssp. sengei. Bang-Haas begnügt sich mit einer knap- species der elwesi-Gruppe insgesamt dunkler als die ♂♂ pen, fast nichtssagenden Beschreibung: „Eine große, sind, findet man bei den ♀♀ von brilliantinus — ebenso dunkle, sehr variable Rasse, welche der gehleni Bryk & wie bei den ♂♂ — starke Kontraste zwischen rein weißer Eisner ... am Watusi-Paß am nächsten zu stehen scheint.“ Grundfarbe und schwarzen Zeichnungselementen. In der Tat könnte das bei Weiss (1992: 57, Abb. 6) Um die herausragende Stellung dieser Unterart als eines abgebildete sengei-♀ ohne Angabe des Fundorts durch- „Brillanten“ unter den cephalus-Subspecies zu dokumen- aus mit ssp. elwesi = ssp. gehleni verwechselt werden. tieren, wurde von den Autoren der Name „brillantinus“ Diese Unterart kann also eigentlich nicht akzeptiert wer- gewählt. Durch einen ärgerlichen Druckfehler, den die den. Ich zögere mit der Synonymisierung nur deshalb, japanische Druckerei trotz Korrektur nicht beseitigte, weil die Entfernung zu den elwesi-Flugplätzen im Süden wurde daraus sprachlich unkorrekt, aber gültig, „brillian- sehr groß ist und dazwischen die Lokalitäten der ssp. tinus“. capitalis liegen. (Weiss 1992: 60 hat auf seiner Verbrei- tungskarte die Fundorte von capitalis und sengei falsch Unter dem Namen „brillantinus“ erfolgte auch eine eingezeichnet: der capitalis-Ort liegt tatsächlich südsüd- Beschreibung der Demu-La- und Anjiu-La-Populationen östlich der sengei-Region.) Das Bild dieser Unterart ist durch Mikami (1998). Während Heft 2 des Bandes 4 auch deshalb verworren, weil einheimische Fänger in von „Wallace“, in der Rose & Kawasaki diese Unterart den neunziger Jahren große cephalus-Bestände nur mit beschrieben, das aufgedruckte Publikationsdatum 30. ix. dem Fundort „Min-Shan“ an den Markt gebracht haben, 1998 aufweist, erfolgte die Beschreibung von Mikami in die dann oft mit sengei — zu Recht oder zu Unrecht „Notes on Eurasian Insects“ 2 mit angegebenem Publika- — identifiziert wurden (siehe Ohya 1993: Taf. 35, Abb. tionsdatum 15. ix. 1998. Sugisawa (1999) konnte jedoch 12–15). zeigen, daß die tatsächliche Veröffentlichung der „Notes“ erst im Dezember, die von „Wallace“ aber bereits im Wagener (2001) hat ausführlich geschildert, unter wel- Oktober erfolgte. Das Taxon brillantinus Mikami, 1998 ist chen Gefahren deutsche Missionare und ihre Helfer im daher — wie Sugisawa konstatiert — ein subjektives Syn- westlichen Min-Shan unter anderem P. cephalus entdeck- onym zu brilliantinus Rose & Kawasaki, 1998. Ähnliche ten. Bei dieser Gelegenheit konnte er die falsche Angabe Prioritätsprobleme, die durch die Veröffentlichung von „Berg Pullow“ bei Bang-Haas durch die korrekte Orts- Mikami (1998) verursacht wurden, ergeben sich auch bei angabe „Pullow-Tal“ ersetzen. weiteren, schon vorher beschriebenen Unterarten ande- Auch in anderen Regionen des nördlichen Sichuan fin- rer Parnassius-Arten (Rose 2000). den sich cephalus-Vorkommen, zum Beispiel bei Barkam, deren Zuordnung wegen zu geringen Materials offenge- ssp. takenakai Koiwaya, 1993 lassen werden muß. Parnassius cephalus takenakai Koiwaya, 1993. — Studies of Chinese Butterflies 2: 89–90. Locus typicus: Yulong Xueshan, ssp. danielae Rose, 1996 (Abb. 27, 28) N. Yünnan. Parnassius cephalus danielae Rose, 1996. — Nachrichten Auch im Norden der Provinz Yünnan ist P. cephalus ver- des Entomologischen Vereins Apollo, Frankfurt am Main, breitet, so etwa im südlichen Yulong-Shan, von dem ssp. N.F. 17 (4): 395–400. Locus typicus: Osttibet, Qamdo-Prov., takenakai beschrieben wurde. Es handelt sich hier um Lacki-La, 4600–4800 m. ein relativ kleines Mitglied der elwesi-Gruppe, das weni- In der Nähe der Stadt Qamdo im Nordosten von Tibet ger „grob“ gezeichnet ist als zum Beispiel ssp. elwesi und stößt man auf cephalus-Populationen unter anderem am sich vor allem durch die vertikal langgezogenen Augen- Lacki-La südwestlich Jomda, am Kaqui-La bei Qamdo flecken im Zentrum der Hinterflügeloberseite auszeich- und am May-La (= Mi-La) bei Gytang. Falter dieser Vor- net (Abbildungen bei Ohya 1993: 112, Abb. 5, 8). kommen sind insgesamt „bunter“ als elwesi und wurden daher einer eigenen Unterart danielae zugeordnet. ssp. brilliantinus Rose & Kawasaki, 1998 Abb. 19 (♂), 20 (♀): ssp. yamantaka, E-Tibet, E-Lhasa Pref., Mi-La-Pass, (Abb. 29, 30) 5000–5200 m, 18.–20. vi. 1998. Abb. 21 (♂), 22 (♀): ssp. elwesi, Sichuan, Kangting, Chetou-Shan, 4000–4500 m, Ende vi. 1998. Abb. 23 (♂), 24 Parnassius cephalus brilliantinus Rose & Kawasaki, 1998 (♀): unbenannte ssp., NW-Sichuan, Chola-Shan Mts., Manigango [Oktober]. — Wallace 4 (2): 5. Locus typicus: East Tibet, env., 4700 m, 13.–25. vi. 1997. Abb. 25, 26: ssp. capitalis. Abb. 25: ♂, Rawu, Demu-La, 4500–5000 m. Sichuan, west pass btw. Zhangla–Jiuzhaigou, 9.–11. vii. 2001. Abb. 26: = Parnassius cephalus brillantinus Mikami, 1998 [Dezem- ♀, Sichuan, südl. Min-Shan, Xuebaoding, 4000–4300 m, vi. 1988. Abb. ber]. — Notes on Eurasian Insects 2: 64. Locus typicus: 27 (♂), 28 (♀): Holotypus und Paratypus von ssp. danielae, East Tibet, Qamdo Prov., Lacki-La, 4600–4800 m, 17. vi. 1996. Abb. 29 (♂), 30 (♀): Osttibet, Demu-La, Anjiu-La, 4600–5000 m. Holotypus und Paratypus von ssp. brilliantinus, East Tibet, Rawu, Demu Das Taxon brilliantinus hat sein Fluggebiet außer am La, 4500–5000 m, 11.–20. vi. 1995. Abb. 31–34: ssp. paimaensis. Abb. 31 Demu-La auch am Anjiu-La in Osttibet. Beide Pässe lie- (♂), 32 (♀): Baima-Xueshan, 4300–4500 m, Deqin, N-Yünnan. Abb. 33 gen in der Nähe der Stadt Rawu. Diese Unterart weicht (♂), 34 (♀): N-Yünnan, Haba-Xueshan, 4000–4200 m, 19.–21. vi. 2000. Abb. 35 (♂), 36 (♀): ssp.? (nahe takenakai), NW-Yünnan, Haba-Shan, wohl am stärksten von den anderen Unterarten der Bailakou-Paß, 4600 m, 7. vi. 2000. — Alle abgebildeten Falter befinden elwesi-Gruppe ab. So ist der Sexualdimorphismus nur sich in coll. Rose. Fotos W. Eckweiler. © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main 38 39 19 21 23 20 22 24 25 27 29 26 28 30 31 33 35 32 34 36 © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main 40 41 Jiayuguan Gansu 3 2 Wuwei Xinjiang 1 Xining Ladakh 4 6 Gansu 5 Huashixia Qinghai 15 Tibet 7 Indien 11 5a 14 16 Saga 10 17 Sichuan Qamdo N e Lhasa p al Mt. Eve7raest8 9 12 18 13 Kangding m ki Bhutan k Assam Si Burma 20 Yünnan 19 Karte: Verbreitung von Parnassius cephalus in China. Die Ziffern 1–20 bezeichnen die (ungefähren) Fluggebiete der im Text behandelten Unterar- ten. Populationen von P. cephalus, die eindeutig keiner der bekannten Unterarten zugeordnet werden können (zum Beispiel Ziffer 16: Chola-Shan), findet man auch an anderen Plätzen. 1: ssp. cephalus (= ssp. ares = ssp. eierhoffi); 2: ssp. helmae; 3: ssp. weissi; 4: ssp. erlaensis; 5, 5a: ssp. irene (= ssp. kitahari); 6: ssp. shinkaii; 7, 7a: ssp. pythia; 8: ssp. rileyanus; 9: ssp. ryoukoae (= ssp. yasuyukii, = ssp. panchenlama); 10: ssp. dengxiaoping (= ssp. pega- sos (= tibetana)); 11: ssp. micheli; 12: ssp. yamantaka; 13: ssp. elwesi (= ssp. gehleni, = ssp. dalailama); 14: ssp. capitalis; 15: ssp. sengei; 16: unbenannte Population (Chola-Shan); 17: ssp. danielae; 18: ssp. brilliantinus; 19: ssp. takenakai; 20: ssp. paimaensis. — Karte W. Eckweiler. ssp. paimaensis Yoshino, 1997 (Abb. 31, 32, 33, 34) Fundortzettel „Haba-Shan“ (Abb. 33, 34), die ohne Zweifel zur ssp. paimaensis gehören. Andererseits liegen Parnassius cepharus [sic] paimaensis Yoshino, 1997. — Neo Lepidoptera 2: 1. Locus typicus: Mt. Baimashueshan, North mir Individuen vom Bailakou-Paß im Haba-Shan vor of Yunnan Prov., China. (Abb. 35, 36), die kleiner sind und auch wegen ihrer Im Norden Yünnans findet man allerdings auch cepha- länglichen Augenflecken eher an ssp. takenakai (siehe lus-Vorkommen, die in der Größe, den „groben“ Zeich- oben) erinnern. Es ist mir nicht möglich, die Fundstellen nungsmustern und der starken Schwarzbestäubung der eindeutig zu lokalisieren. ♀♀ der ssp. elwesi näher kommen als ssp. takenakai. Dies Auch im Yulong-Shan — dem Typenfundort von ssp. gilt etwa für ssp. paimaensis von Baima Xueshan. Da Indi- takenakai — gibt es Populationen, die eher zu paimaensis viduen dieser Population im Durchschnitt sogar noch gehören, zum Beispiel aus dem Gebiet südlich Daju, im deutlich dunkler sind — dies gilt auch für die ♂♂ — als Norden des Yulong-Shan. Dagegen ist ssp. takenakai im Falter aus dem Gebiet von Kanding, kann diese Unterart südlichen Yulong-Shan bei Lijiang angesiedelt (siehe die wohl mit kleineren Einschränkungen akzeptiert werden. Übersicht bei Kawasaki 2001). Die Abgrenzung der Ver- In den letzten Jahren haben einheimische Sammler P. breitungsareale von paimaensis und takenakai ist also bis- cephalus auch aus anderen Gebirgszügen Yünnans auf her nicht eindeutig zu klären. Nach trüben Erfahrungen den Markt gebracht, zum Beispiel vom Haba-Xueshan in der Vergangenheit muß man sich ferner fragen, wie und vom Tajhi-Xueshan. Diese Tiere bieten ein recht weit die Fundortangaben einheimischer Fänger verläß- uneinheitliches Bild. Ich besitze Exemplare mit dem lich sind. © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main 40 41 Schlußfolgerungen ———, & ——— (1937): Eine Parnassius-Ausbeute aus der Burchan- Buddhakette. — Parnassiana 4 (3–8): 57–58. Von den 27 Unterarten von Parnassius cephalus, die aus Grum-Grshimailo, G. (1891): Lepidoptera nova in Asia Centrali China bekannt sind, wurden 8 in die Synonymie verwie- novissime lecta et descripta. — Horae Societatis Entomologi- sen. 3 Subspecies sind als höchst problematisch anzuse- cae Rossicae 25: 445–465. hen, so daß insgesamt „nur“ 16 „sichere“ Unterarten ver- bleiben. Das Wort „sicher“ ist indessen mit Anführungs- Heinkele, P. (2000): Eine neue Unterart von Parnassius cephalus (Grum-Grshimailo, 1891) aus China. (Lepidoptera, Papilioni- zeichen zu versehen! Auch wenn man die Kriterien für dae). — Lambillionea 100 (1): 30–32. die Beschreibung von Unterarten, die an anderer Stelle entwickelt wurden (Rose 2000), akzeptiert, können Fra- Kawasaki, Y. (1995): Description of one new species and four new gen der Abgrenzung von Unterarten nicht ohne Elemente subspecies of the genus Parnassius Latreille (Lepidoptera, Papilionidae) from collecting expeditions in Tibet, China subjektiver Willkür beantwortet werden. Allgemeinver- 1994. — Wallace 1: 9–29. bindliche, objektive Kriterien existieren nicht, wann Unterschiede zwischen Populationen als so bedeutsam ——— (2001): Notes on Parnassius (Lepidoptera: Papilionidae) angesehen werden, daß ein eindeutiges Urteil gefällt wer- from Northern Yunnan (China). — Wallace 7: 19–24. den kann. Auch ist die Variabilität innerhalb bestimm- Kocman, S. (1995): Some new subspecies of the genus [sic] Parnas- ter Vorkommen oft so groß, daß bei längeren Serien sius, Boloria and Coenonympha from China (Lepidoptera: keine eindeutige Unterscheidungsmerkmale gegenüber Papilionidae, Nymphalidae and Satyridae). — Lambillionea 95 (1): 63–64. anderen Vorkommen herausgearbeitet werden können. Die vor allem von japanischen Entomologen minutiös Koiwaya, S. (1993): Description of three new genera, eleven new genannten Unterscheidungsmerkmale von Unterarten species and seven new subspcies of butterflies from China. (breite oder schmale Glasbinden, große oder kleine Ozel- — S. 9–27, 43–111 in: Koiwaya, S. (Hrsg.), Studies of Chinese butterflies, Vol. II. — Tokio, Japan. len und so weiter) täuschen angesichts der oft hohen Variabilität innerhalb einer Population einen Grad an Leech, J. H. (1893): A new species of Papilio, and a new form of Par- Präzision vor, der in Wirklichkeit nicht gegeben ist. Diese nassius delphius, from Western China. — The Entomologist Überlegungen gelten natürlich teilweise auch für andere 26 (Suppl.): 104. Lepidopterengattungen, insbesondere jedoch für Par- Mikami, H. (1998): Variations of Genus Parnassius (Lepidoptera, nassier: In keiner anderen Gattung (Ausnahme: Zygae- Papilionidae) in Tibetan highlands and their recording. nen) ist man je auf den Gedanken gekommen, marginale — Notes on Eurasian Insects 2: 49–87. Differenzen so „hochzujubeln“, daß von jedem „Berg“ Ohya, A. (1993): Illustrations of selected insects in the world. Series oder „Tal“ eine neue Unterart beschrieben wird. A (Lepidoptera). — Bd. 7: 114–116; Tokio (Mushi-Sha). Rose, K. (1995): Zur Unterarten-Inflation in der Gattung Parnas- Danksagung sius (Lepidoptera: Papilionidae). — Nachrichten des Entomo- logischen Vereins Apollo, Frankfurt am Main, N.F. 16 (2/3): Für die Anfertigung der Farbaufnahmen und der Verbrei- 243–252. tungskarte (nach meinen Vorgaben) danke ich Dr. W. ——— (1996): Zur Verbreitung und subspezifischen Gliederung Eckweiler. Ihm wie auch vielen anderen Kollegen — J. C. von Parnassius cephalus Grum-Grshimailo, 1891 und P. acde- Weiss und Y. Kawasaki seien besonders genannt — gilt stis Grum-Grshimailo, 1891 in Tibet (Lepidoptera: Papilioni- mein Dank für viele Diskussionen über „Parnassius-Pro- dae). — Nachrichten des Entomologischen Vereins Apollo, bleme“. Frankfurt am Main, N.F. 17 (4): 393–404. ——— (2000): Zur Verbreitung und subspezifischen Gliederung Literatur von Parnassius acco Gray, 1853, in China (einschließlich Tibet) (Lepidoptera: Papilionidae). — Entomologische Zeit- Bang-Haas, O. (1938): Neubeschreibungen und Berichtigungen schrift, Stuttgart, 110 (9): 262–272. der palaearktischen Macrolepidopterenfauna XXXIV. — Par- ——— (2001): Zur Verbreitung und subspezifischen Gliederung von nassiana 5 (7/8): 56–59. Parnassius labeyriei Weiss & Michel, 1989 und Parnassius ——— (1938): Neubeschreibungen und Berichtigungen der palae- hide Koiwaya, 1987 in China (Lepidoptera: Papilionidae). arktischen Macrolepidopterenfauna XXXVII. — Parnassiana — Nachrichten des Entomologischen Vereins Apollo, Frank- 6 (3/4): 15–24. furt am Main, N.F. 22 (3): 129–135. Bryk, F. (1932): Parnassiologische Studien aus England. — Parnas- ———, & Kawasaki, Y. (1998): Zwei neue Unterarten von Parnassius siana 2 (2): 19–21. cephalus Grum-Grshimailo, 1891 und P. acdestis Grum-Grshi- ——— (1934): Neue tibetanische Parnassier aus dem Reichsmu- mailo, 1891 aus Ost-Tibet (Lepidoptera: Papilionidae) (mit seum König (Lep.) — Mitteilungen der Münchner Entomolo- englischer Übersetzung). — Wallace 4 (2): 5–11. gischen Gesellschaft 33: 26–33. Roth, H. (1932): Ein neuer Parnassius: Parnassius pythia. —Entomo- ———, & Eisner, C. (1934): Eine neue geographische Konvergenz- logische Zeitschrift 46 (6): 61–68. erscheinung aus dem Kansu-Gebiet. — Parnassiana 3 (1/2): Schulte, A. (1992): Beschreibung einiger neuer Parnassius-Unter- 24–25. arten aus mehreren China-Ausbeuten 1991 (Lepidoptera, ———, & ——— (1935): K. cephalus subsp. capitalis (subsp. nova). Papilionidae). — Nachrichten des Entomologischen Vereins —Parnassiana 3 (4/5): 63. Apollo, Frankfurt am Main, N.F. 13 (2a): 165–177. © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main 42 Nachr. entomol. Ver. Apollo, N. F. 23 (1/2): 42 (2002) 43 Shinkai, A., & Morita, S. (1995): Description of a new subspecies Weiss, J. C. (1991): Description d’une nouvelle sous-espece de of P. cephalus from C. Tibet. — Wallace 1: 5. Parnassius cephalus Gr. Gr. (Lepidoptera, Papilionidae). —Bulletin de la Société Sciences Nat 69: 1–2. Sorimachi, Y. (1992): Eight new subspecies of Parnassius in China. (acco, cephalus, imperator, acdestis, simo). — Apollo 1: 4–13. ——— (1992): The Parnassiinae of the World, Part II. — Venette (Sciences Nat), 135 S. ——— (1997): Parnassius cephalus pegasos. — Apollo 4: 34. ———, & Michel, F. (1989): Description de nouveaux taxa du genre ———, & Morita, S. (1994): Five new subspecies of the genus Par- Parnassius provenant du Tibet (Chine) (Lepidoptera, Papilio- nassius Latreille (Lep., Papilionidae) from Central Tibet & nidae). — Bulletin de la Société Sciences Nat 61: 5–19. Qinghai in China. — Apollo 3: 33–42. Yoshino, K. (1997): New butterflies from China 2. — Neo Lepido- Sugisawa, S. (1999): A note on the nomenclatural changes of some ptera 2: 1–8. taxa of genus Parnassius have recently described from east- ern Tibet and northern Yunnan, China. — Wallace 5: 84–86. Eingang: 19. xi. 2001 Entomologische Notiz Ameisen als Prädatoren von Jungraupen des Monarchfalters Danaus plexippus (Linnaeus, 1758) auf Gran Canaria (Hymenoptera: Formicidae, Myrmicinae; Lepidoptera: Nymphalidae, Danainae) Dr. Klaus G. Schurian, Am Mannstein 13, D-65779 Kelkheim am Taunus, Deutschland; E-Mail: [email protected] Der Monarchfalter ist auf den Kanarischen Inseln weit verbreitet Aus den zuerst eingetragenen Eiern schlüpften im Hotelzimmer (Wiemers 1995, Linneana Belgica 15: 63–84, 87–118) und kann als nach wenigen Tagen die Raupen, mit denen der folgende Versuch Falter aufgrund seiner Größe kaum übersehen werden. Auf Gran durchgeführt wurde: Die Asclepias-Blätter mit zwei jungen Raupen Canaria wurde die Art von mir während mehrerer Aufenthalte im wurden im Eingangsbereich eines Nests der kleinen Myrmicinen Süden dieser Insel immer wieder festgestellt, jedoch keineswegs deponiert, wo die Ameisen eine rege Tätigkeit zeigten. Es dauerte häufig, was sich mit den Feststellungen von van der Heyden (1991, eine ganze Weile, bis die Ameisen auch das Asclepias-Blatt belie- Entomologische Zeitschrift 101: 199–204) deckt. fen. Man hatte den Eindruck, daß die Tiere besonders die frisch Von dem kürzlich verstorbenen P. Föhst stammte ein Hinweis, angeschnittenen Ränder des Blattes mieden, an denen vielleicht den Falter in der näheren Umgebung des Häuserviertels „Sonnen- giftige Inhaltsstoffe austraten. Nach 4 Minuten traf eine Ameise land“ zu suchen, wo die Schmetterlinge tatsächlich (früher) etwas auf die erste Raupe, die sich bei Berührung durch die Ameise mit häufiger waren, da dort auch seine Futterpflanze, Asclepias curas- heftigem Hin- und Herschlagen wehrte. Die Ameise packte diese savica, die Seidenpflanze (Asclepiadaceae), vorkam, die in diesem Raupe trotz deren Gegenwehr und trug sie sofort ins Nest. Der Jahr (2002) an dieser Stelle nicht mehr angetroffen wurde. anderen Raupe erging es ebenso: nach Kontakt mit einer Ameise Im April 2002 wurden im Süden Gran Canarias nur insgesamt 4 wurde sie ergriffen und weggeschleppt. Falter gesichtet; zwei davon hielten sich an blühenden Bougainvil- Da nicht auszuschließen war, daß die Ameisen eventuell bereits lea-Sträuchern auf, die am Rande des großen Golfplatzes wuchsen, die Eier ausfressen, wurde ein weiterer Versuch durchgeführt. der an die Dünenlandschaft von Maspalomas angrenzt. Dort wach- Dabei wurden 2 Asclepias-Blätter mit insgesamt vier frisch abge- sen auch einige Exemplare der Seidenpflanze. Diese Pflanzen wur- legten Eiern in die Nähe des Nesteingangs der Ameisen abgelegt. den mehrmals nach Raupen abgesucht, doch fanden sich zunächst Auch hier dauerte es mehrere Minuten, bis die Ameisen die Blät- nur einige Eier. ter beliefen. Im Gegensatz zu den Raupen interessierten sich die Die Blätter mit den Eiern wurden mitgenommen, wobei beobach- Ameisen aber in keiner Weise für die Eier. tet wurde, daß an den Pflanzen auch etliche sehr kleine Ameisen Beim letzten Besuch am Golfplatz wurde eine Raupe im L-Sta- der Unterfamilie Myrmicinae (Gattung Pheidole oder Monomo- 2 rium?) waren. Im Hotel wurde bei genauer Untersuchung der Eier dium gefunden und weitere leere Eier. entdeckt, daß viele leer waren, so daß davon ausgegangen werden Abschließend kann festgehalten werden, daß die Ameisen offen- konnte, daß sie bereits geschlüpft waren, doch Raupen waren bar regelmäßig kleinen Raupen des Monarchfalters nachstellen nicht zu sehen. Beim nächsten Besuch am Golfplatz konnten und sie in ihr Nest eintragen. erneut frische und bereits geschlüpfte Eier eingetragen werden, Raupen fanden sich wiederum keine. Eingang: 12. iv. 2002 © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main, Juli 2002 ISSN 0723-9912 © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main