Ergebnisse der Anatomie und Entwicklungsgeschichte Advances inAnatomy, Embryology and Cell Biology Revues d'anatomie et de morphologie experimentale Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York This journal publishes reviews and critical articles covering the entire field of normal anatomy (cytology, histology, cyto- and histochemistry, electron microscopy, macroscopy, experimental morphology and embryology and comparative anatomy). Papers dealing with anthropology and clinical morphology will also be accepted with the aim of encouraging co-operation between anatomy and related disciplines. Papers, which may be in English, French or German, are normally commissioned, but original papers and communications may be submitted and will be considered so long as they deal with a subject comprehensively and meet the requirements of the Ergebnisse. For speed of publication and breadth of distribution, this journal appears in single issues which can be purchased separately; 6 issues constitute one volume. It is a fundamental condition that manuscripts submitted should not have been published elsewhere, in this or any other country, and the author must undertake not to publish else where at a later date. 25 copies of each paper are supplied free of charge. Las resultats publient des sommaires et des articles critiques concernant l'ensemble du domaine de l'anatomie normale (cytologie, histologie, cyto et histochimie, microscopie electro nique, macroscopie, morphologie experimentale, embryologie et anatomie comparee. Seront publies en outre les articles traitant de l'anthropologie et de la morphologie clinique, en vue d'encourager la collaboration entre l'anatomie et les disciplines voisines. Seront publies en priorite les articles expressement demandes nous tiendrons toutefois compte des articles qui nous seront envoyes dans la mesure Oll ils traitent d'un sujet dans son ensemble et correspondent aux standards des dtesultats». Les publications seront faites en langues anglaise, allemande et franQaise. Dans I' inUret d'une publication rapide et d'une large diffusion les travaux publies paraitront dans des cahiers individuels, diffuses separement: 6 cahiers forment un volume. En principe, seuls les manuscrits qui n'ont encore eU publies ni dans le pays d'origine ni a l'etranger peuvent nous etre soumis. L'auteur d'engage en outre a ne pas les publier ailleurs ulUrieurement. Les auteurs recevront 25 exemplaires gratuits de leur publication. Die Ergebnisse dienen der Veröffentlichung zusammenfassender und kritischer Artikel aus dem Gesamtgebiet der normalen Anatomie (Cytologie, Histologie, Cyto-und Histochemie, Elektronenmikroskopie, Makroskopie, experimentelle Morphologie und Embryologie und ver gleichende Anatomie). Aufgenommen werden ferner Arbeiten anthropologischen und morpho logisch-klinischen Inhaltes, mit dem Ziel, die Zusammenarbeit zwischen Anatomie und Nach bardisziplinen zu fördern. Zur Veröffentlichung gelangen in erster Linie angeforderte Manuskripte, jedoch werden auch eingesandte Arbeiten und Orginalmitteilungen berücksichtigt, sofern sie ein Gebiet umfassend abhandeln und den Anforderungen der "Ergebnisse" genügen. Die Veröffent- lichungen erfolgen in englischer, deutscher und französicher Sprache. , Die Arbeiten erscheinen im Interesse einer raschen Veröffentlichung und einer weiten Verbreitung als einzeln berechnete Hefte; je 6 Hefte bilden einen Band. Grundsätzlich dürfen nur Manuskripte eingesandt werden, die vorher weder im Inland noch im Ausland veröffentlicht worden sind. Der Autor verpflichtet sich, sie auch nachträglich nicht an anderen Stellen zu publizieren. Die Mitarbeiter erhalten von ihren Arbeiten zusammen 25 Freiexemplare. Manuscripts should be addressed to/Envoyer les manucsrits a/Manuskripte sind zu senden an: Prof. Dr. A. BRODAL, Universitetet i Oslo, Anatomisk Institutt, Karl Johans Gate 47 (Domus Media), Oslo 1fNorwegen Prof. W. Hn..D, Department of Anatomy. The University of Texas Medical Branch, Galveston, Texas 77550 (USA) Prof. Dr. J. van LmBORGH, Universiteit van Amsterdam, Anatomisch-Embryologisch Laboratorium, Amsterdam-OfHolland, Mauritskade 61 Prof. Dr. R. ORTMANN, Anatomisches Institut der Universität, D-5000 Köln-tindenthal, Lindenburg Prof. Dr. T. H. SCHIEBLER, Anatomisches Institut der Universität, Koellikerstraße 6, D-8700 Würzburg Prof. Dr. G. TÖNDURY, Direktion der Anatomie, Gloriastraße 19, CH-8006 Zürich Prof. Dr. E. WOLFF, College de France, Laboratoire d'Embryologie Experimentale, 49 bis Avenue de la belle Gabrielle, Nogent-sur-Marne 94fFrance Ergebnisse der Anatomie und Entwicklungsgeschichte Advances in Anatomy, Embryology and Cell Biology Revues d'anatomie et de morphologie experimentale 47·3 Editores A. Brodal, Oslo . W. Hild, Galveston . J. van Limbourgh, Amsterdam R.Ortmann, Köln' T. H. Schiebler, Würzburg . G. Töndury, Zürich E. W ol/f, Paris Günther Schwendemann Zur Ultrastruktur des Organon vasculosum laminae terminalis der Ratte mit besonderer Berücksichtigung der Gefäße Mit 21 Abbildungen Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH Dr. Günther Schwendemann Psychiatrische Klinik der Universität Hamburg Abt. für Neuropathologie und experimentelle Hirnforschung 2 Hamburg 20, Martinistraße 52 Die Arbeit wurde mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgeführt ISBN 978-3-540-06212-7 ISBN 978-3-662-01072-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-01072-3 Das Werk ist urheberrechtlieh geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten Bei Vervielfältigungen für gewerbliche Zwecke ist gemäß § 54 UrhG eine Vergütung an den Verlag zu zahlen, deren Höhe mit dem Verlag zu vereinbaren ist © by Springer· Verlag Berlin Heidelberg 1973 Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1973 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Wareubezeichuungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen· oder Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . 7 Material und Methode . 11 Befunde. . . . . . . 12 A. Lichtmikroskopische Befunde 12 B. Elektronenmikroskopische Befunde 17 1. Die Gefäße der Cisterna praechiasmatica 17 2. Die Pia mater im Bereiche der Lamina terminalis 19 3. Die Gefäße des intrapialen Primärplexus 24 4. Die Capillaren des Außennetzes . . . . . . . . 27 5. Die Capillaren des Sekundärplexus . . . . . . 32 6. Die Gefäße des Ventrikelb odens im Bereiche des Recessus opticus 35 7. Besonderheiten der Basalmembranen der Gefäße des OVLT 38 Diskussion. . . . . . . . 38 A. Diskussion der Methodik 38 B. Diskussion der Befunde. 40 1. Die Besonderheiten der Angioarchitektonik sowie der Ultrastruktur der Gefäße. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 2. Zur Funktion des OVLT . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 3. Zur Frage nach dem morphologischen Korrelat der Blut-Hirn- Schranke. . . . . . . . . . . . 51 4. Sekretorische Phänomene im OVLT 56 Zusammenfassung 58 Summary 61 Literatur 64 Sachverzeichnis 71 Einleitung Das Gefäßorgan der Lamina terminalis cinerea stellt eine Differenzierung der gesamten Hirnwand dar, zu der der gliöse bzw. ependymale, der neuronale und der mesenchymale Gewebsanteil beitragen (Hofer, 1958, 1965; Mergner, 1959, 1961 ). In diesem speziell differenzierten Bezirk, der in seinem Aufbau noch viel Ähnlichkeit mit den entwicklungsgeschichtlich ursprünglichen Bauverhältnissen zeigt (Weindl et al., 1967 b), ist die Hirnwand relativ dünn geblieben, so daß sie hier gleichsam als eine "Schlußplatte" - Lamina terminalis - erscheint, die den IH. Ventrikel an seinem rostralen Ende verschließt und den ventriculären vom subarachnoidealen Liquor scheidet. Ausdehnung und Lage dieser "Schlußplatte" wird in der Literatur verschieden angegeben. Eine Übersicht findet sich bei Mergner (1959). In Übereinstimmung mit den von diesem Autor für die Lamina terminalis des Kaninchens angegebenen Grenzen soll hier als Lamina terminalis der Ratte das dreieckige Feld zwischen dem Chiasma opticum als Basis und den sich nähernden Brocaschen Diagonal bändern bezeichnet werden, also nur die dünn gebliebene ventrale Hälfte der Hirnwand zwischen Chiasma opticum und Commissura anterior. Die Commissur gehört bereits dem Telencephalon an, während auf Grund von physiologischen und embryologischen Untersuchungen (Übersicht bei Mergner, 1959, und Campos-Ortega und Ferres-Torres, 1965) die Lamina terminalis und damit das Organon vasculosum laminae terminalis, das je nach Tierart die Lamina ganz oder zu einem Teil einnimmt (Hofer, 1965), zum Hypothalamus bzw. Diencephalon gerechnet werden. Das Organon vasculosum laminae terminalis (OVLT) gehört mit dem Sub fornicalorgan, der Area postrema, dem Subcommissuralorgan, der Epiphyse, der Neurohypophyse und den Plexus chorioidei zu einer Gruppe von Organen, die gemeinsam eine auffällige Lokalisation um den IH. bzw. IV. Ventrikel haben (Abb. 1). Dieses Merkmal ist für die ganze Wirbeltierreihe charakteristisch (Hofer, 1965) und veranlaßte Bargmann (1958), die unspezifischen Begriffe "Anhangs-, Neben- oder Spezialorgane" des Zentralnervensystems oder auch "paraneuronales Gewebe" (Stochdorph, 1955) durch die Bezeichnung "Circumventrikuläre Organe" zu ersetzen. Die Sonderstellung, die diese Organgruppe im Zentralnervensystem einnimmt, machten Untersuchungen mit Vitalfarbstoffen zu Beginn unseres Jahrhunderts deutlich, auch wenn die Interpretation ihrer Ergebnisse wegen der je nach Dosis mehr oder weniger großen Toxicität der verwendeten Farbstoffe problematisch ist. Nachdem Goldmann (1913) die Ansicht vertreten hatte, daß intravenös oder sub cutan injiziertes Trypanblau von den Epithelzellen des Plexus chorioidei zwar gespeichert, vom gesamten übrigen Zentralnervensystem aber nicht aufgenommen wird, fand Behnsen (1927) nach Vitalfärbungsversuchen im Mäusegehirn einen Bezirk der Lamina terminalis, in dem vermehrt Trypanblau gespeichert wurde. 8 G. Schwendemann: Abb.1. Medianschnitt durch das Gehirn einer achtwöchigen Ratte. Nach G1utaraldehydper. fusion zur besseren Differenzierung der Strukturen etwa 1 min in Chromosmiumsäure immer· giert. Die Grenzen des Ventrikelsystems wurden nachgezeichnet. Das markierte Areal entspricht Abb. 2. Vergr. 4,8fach. RO Recessus opticus; RI Recessus infundibularis; RE Recessus epi physialis; CA Commissura anterior; MI Massa intermedia; CC Corpus callosum; NO Nervus opticus; 1 OVLT; 2 Subfornicalorgan; 3 Eminentia mediana; 4 Neurohypophyse; 5 Plexus chorioidei; 6 Subcommissuralorgan; 7 Epiphyse; 8 Area postrema Speicherungen von Vitalfarbstoffen hatten zuvor Schulemann (1912) im Hypo physenhinterlappen, Rachmanow (1913) im Tuber cinereum, Wislocki und Putnam (1920) in der Area postrema, Macklin und Macklin (1920) in der Epiphyse und Putnam (1922) im Subfornicalorgan beschrieben. Während Behnsen eine erhöhte Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke annahm, führten Mandelstamm und Kry low (1927) und Mandelstamm (1928) nach Speicherungsversuchen mit Trypanblau am Kaninchen die elektive Färbbarkeit auf örtliche Besonderheiten der Vasculari sierung und ein lockereres Hirngewebe dieser Regionen zurück. Vitalfärbungsversuche ähnlicher Art setzten Wislocki und King (1936) an Kaninchen, Katzen und Rhesusaffen fort. Wislocki und Leduc (1952) kamen mit Silbernitrat, das sie Ratten im Trinkwasser verabreichten, zu prinzipiell denselben Ergebnissen: Eine elektive Speicherung in der Neurohypophyse, der Epiphyse, der Area postrema, im Subfornicalorgan und in einem Bezirk der Lamina termi nalis, den sie als "supraoptic crest" bezeichneten, da hier auf Horizontalschnitten der untersuchten Cerebra die ependymbedeckte Seite der Lamina terminalis kammartig in den Ventrikel vorragt. Der Begriff "supraoptic crest" ist jedoch mißverständlich. So beschreibt Kuhlenbeck (1954a, b; 1968) die "supraoptic crest" des Menschen als präoptisches bzw. in der Lamina terminalis praeoptica gelegenes Organ. Da außerdem bei den bisher untersuchten Säugern oft keine oder nur eine unauffällige Crista ausgebildet ist, andererseits als einheitliches Merkmal dieses Organs eine intensive Vascularisierung auffällt (Hofer, 1965), führten Hofer (1958) und Mergner (1959) den Begriff "Organon vasculosum laminae terminalis" ("OVLT") ein. In vergleichenden Untersuchungen fanden Wenger und Törk (1968) das OVLT außer bei den Säugern auch bei Vögeln, Reptilien, Fischen und - weniger aus- Zur Ultrastruktur des Organon vasculosum laminae terminalis 9 geprägt - bei Amphibien ausgebildet, und zwar mit einem bei den verschiedenen Species sehr ähnlichem Aufbau. Nach den grundlegenden Arbeiten von Hofer (1958) und Mergner (1959, 1961) über das Gefäßorgan des Kaninchens, des Goldhamsters und des Affen wurde von Kawakatsu (1961) neben dem Gefäßorgan von Mensch, Affe, Hund, Kaninchen, Meerschweinchen und Maus auch das der Ratte lichtmikroskopisch untersucht. Außerdem beschreiben das OVLT der Ratte Campos-Ortega und Ferres-Torres (1965) sowie Weindl (1965), der die Morphologie und Histochemie des Organs mit der des Gefäßorgans des Kaninchens vergleicht. Auf die Histochemie des Gefäß organs kann im Rahmen dieser Arbeit allerdings nicht näher eingegangen werden. Hier sei neben der eben zitierten Arbeit auf die Untersuchungen von Leduc und Wislocki (1952), Shimizu (1955), Shimizu und Morikawa (1957), Shimizu et al. (1957, 1959), Colmant (1966, 1967), Shimizu und Abe (1966) und Kishi (1968) verwiesen. Besonders aufmerksam machen Colmant (1966, 1967) sowie Shute und Lewis (1966) auf den hohen Aliesterase- bzw. Acetylcholinesterasegehalt der Tanycytenfortsätze. Aus den Untersuchungen von Campos-Ortega und Ferres-Torres (1965) sowie Weindl (1965) geht hervor, daß bei den Gefäßen des OVLT der Ratte - wie von Wislocki und King (1936) auf Grund der bereits erwähnten Vitalfärbungsversuche an Kaninchen, Katzen und Affen konzipiert - ein Sekundärplexus von einem Primärplexus unterschieden werden kann und daß der Sekundärplexus sich bei der Ratte -wie von Mergner (1959,1961) für Kaninchen und Affen beschrieben -aus einem intrapialen Primärplexus und einem Außennetz zusammensetzt. Mergner (1959) spricht beim Kaninchen und bei Macaca mulatta auch von einem klein kalibrigen Außennetz und bezeichnet im Gegensatz dazu den Sekundärplexus als großkalibriges Innennetz. Bei der Ratte sind die Gefäßkaliber von Außen- und Innennetz jedoch unterschiedlich, im ersteren allerdings kleiner als im letzteren (Campos-Ortega und Ferres-Torres, 1965). Duvernoy und Koritke (1964), die die Angioarchitektonik der circumventricu lären Organe bei zahlreichen Vögeln und Säugern untersuchten, geben an, daß die Gefäße des OVLT der Ratte im wesentlichen die von ihnen ausführlich für das Gefäßorgan der Katze dargestellte Anordnung zeigen, wenn auch das OVLT der Ratte im Vergleich zu dem der Katze reduziert erscheint. Entsprechend dem intrapialen Primärplexus, dem Außennetz und dem Innennetz bzw. Sekundärplexus beschreiben sie ein dichtes oberflächliches Capillarnetz, von diesem ausgehende Capillarschlingen sowie ein subependymales Capillarnetz. Die Ergebnisse dieser Autoren werden, soweit sie die Angioarchitektonik des OVLT der Ratte betreffen, ebenso wie neuere Untersuchungen von Wenger und Aros (1971), in der vorliegenden Arbeit nicht nur bestätigt, sondern auch durch eine funktionell wichtige Beobachtung erweitert. Deshalb - und zum besseren Verständnis der elektronenmikroskopischen Befunde - wird zunächst in einem vorangehenden lichtmikroskopischen Teil der Gefäßverlauf im OVLT der Ratte dargestellt. Die Anordnung der Gefäße und des leptomeningealen Bindegewebes sowie der gliösen und neuronalen Elemente läßt in der Lamina terminalis verschiedene Zonen erkennen (Wislocki und King, 1936). Bei der Ratte unterscheiden Wislocki und Leduc (1952) sowie Campos-Ortega und Ferres-Torres (1965) eine innere und eine 10 G. Schwendemann: äußere Zone, entsprechend der inneren und äußeren Hauptzone, die Mergner (1959) beim Kaninchen beschreibt. Die innere Zone, deren Ependym die Ventrikeloberfläche der Lamina terminalis darstellt, ist reich an gliösen und neuronalen Elementen, aber arm an Gefäßen - den Gefäßen des Sekundärplexus. An sie schließt rostral die äußere Zone an, die reichlich Gefäße - nämlich die Gefäße des Außennetzes - und Bindegewebe, aber nur wenige Gliazellen enthält. Diese Zone wird rostral von der Pia mater bedeckt, die im Bereich der Lamina terminalis lichtmikroskopisch verdickt er scheint. Zwischen der inneren und der äußeren Zone ist oft eine Grenzfläche erkennbar (Campos-Ortega und Ferres-Torres, 1965), die sich aus der Membrana limitans gliae und einer äußeren bindegewebigen Grenzfläche, der Intima piae zusammensetzt (Mergner, 1959). Kawakatsu (1961) findet allerdings beim OVLT der Ratte keine deutliche Zonengliederung. Auch wurden bei anderen Species abweichende und z. T. widersprüchliche Zoneneinteilungen beschrieben (Übersicht bei Hofer, 1965). Diese Widersprüche lichtmikroskopischer Untersuchungen werden durch die elektronenmikroskopischen Befunde gegenstandslos. In der vorliegenden Arbeit wird im lichtmikroskopischen Teil die Zoneneinteilung zunächst noch beibehalten. Im elektronenmikroskopischen Teil kann jedoch - wie bei der Besprechung der Befunde begründet wird - auf sie verzichtet werden. Über elektronenmikroskopische Untersuchungen am OVLT der Ratte wurde von Leveque et al. (1967), von Usui (1968) und von Wenger und Röhlich sowie Röhlich und Wenger (1969) berichtet. Während U sui sich auf eine ausführliche Dar stellung der Ependymzell-Ultrastruktur beschränkt, beschreiben Leveque et al. zwar ebenfalls vorwiegend das Ependym, erwähnen aber bereits gefenstcrte, durch einen Bindegewebsraum von den "modified ependymal cells" getrennte Blut gefäße. Röhlich und Wenger (1969) stellen erstmals die gesamte Ultrastruktur des OVLT der Ratte bzw. der Ratte und des Affen (Wenger und Röhlich, 1969) dar, ohne jedoch die verschiedenen Gefäßabschnitte zu typisieren. Beim Kaninchen beschrieben Weindl et al. bereits 1967 verschiedene Capillar typen sowie 1968 die Ependym-, Glia- und Parenchym zellen des Organs. In der vorliegenden Arbeit soll gezeigt werden, daß auch im Gefäßorgan der Ratte Unterschiede in der Ultrastruktur einzelner Gefäßabschnitte sowie ihren Beziehungen zur Leptomeninx bzw. den gliösen und neuronalen Elementen der Lamina terminalis bestehen. Dabei wird die Ultra struktur der pialen Leptomeninx im Laminabereich dargestellt. Ebenso wie die besondere Vascularisierung weisen auch die abweichend vom normalen Zell bestand des Hirngewebes modifizierten gliösen und neuronalen Zell elemente (spezifisch differenzierte Glia-und Ependymzellen bzw. Parenchymzellen (Pines, 1927) - Literaturübersicht : Hofer, 1965; Ratte: Campos-Ortega und Ferres-Torres, 1965) auf die Zugehörigkeit des Gefäßorgans zu den circumventri culären Organen hin (Hofer, 1958). Sie werden in dieser Arbeit jedoch nur berücksichtigt, soweit sie zu den Gefäßen in Beziehung treten. Einige der Epen dymzellen können nämlich ebenso wie Subependymzellen, die ihnen im Aussehen gleichen, sowie einige der Makrogliazellen lange Fortsätze aufweisen (ependymale, subependymale und extraependymale Tanycyten: Horstmann, 1954: Mergner, 1959), mit denen sie teilweise perivasculär -die Membrana limitans gliac zwischen Zur Ultrastruktur des Organon vasculosum laminae terminalis 11 Innen- und Außenzone bildend (Mergner, 1959) -, teilweise an der Laminaober fläche endigen. Für die Parenchymzellen wird eine mögliche Beziehung zu den Gefäßen dis kutiert. Material und Methode 1 Untersucht wurden 21 männliche Sprague-Dawley-Ratten aus der Zucht der Fa. Dr. Karl Thomae, Biberach a. d. Riss. Um den Faktor der Transportirritation auszuschalten, wurde den Tieren eine Akklimatisationspause von mindestens einer Woche gewährt, in der sie Altromin Trockennahrung und Wasser ad libitum erhielten. Zum Zeitpunkt der Perfusions fixation waren sie 7-8 Wochen alt und 190-250 g schwer. Perfusionsfixation 1. Beide Jugularvenen wurden in Äther-Evipan-Narkose oberhalb der Claviculae frei präpariert und angeschlungen. 2. Der Bauchraum wurde entlang der Linea alba eröffnet, Leber und Magen-Darm nach rechts gedrängt, die linke Niere stumpf aus ihrem Lager gelöst, ebenfalls nach rechts ge klappt und mit einem Gaze-Streifen in dieser Position gehalten, so daß die nun gut zu gängliche Aorta proximal des Abganges der beiden Nierenarterien aus der dorsalen Peritoneal wand freipräpariert, lose mit einem Faden angeschlungen und abgeklemmt werden konnte. Die Klemmenbranchen waren, um Verletzungen der Aorta zu vermeiden, mit zwei dünnen PVC-Schläuchen überzogen. 3. Distal der Abklemmstelle wurde die Aorta schräg angeschnitten, so daß ein PVC Katheter in sie eingeführt und nach Lösen der Klemme bis zum absteigenden Schenkel des Aortenbogens hochgeschoben sowie mit dem um die Aorta geschlungenen Faden einge bunden werden konnte. 4. Die Jugularvenen wurden durchschnitten, unmittelbar danach durch Öffnen eines Drei wegehahnes die Perfusion mit 35-38° C warmem Periston unter einem Druck von 120 cm Wassersäule eingeleitet. 5. Erst jetzt wurde der Thorax des noch atmenden Tieres rasch eröffnet und die Aorta ascendens abgeklemmt, um zu vermeiden, daß das Periston vom überlebenden Herzen mit Blut untermischt wird. 6. Nach etwa 45 sec Perfusion mit Periston wurde der Dreiwegehahn auf die ebenfalls unter einem Druck von 120 cm Wassersäule stehende Fixationslösung umgestellt. Der Drei wegehahn war unmittelbar an dem in der Aorta liegenden Katheter angebracht, um einen möglichst raschen Wechsel von Periston auf das Fixans zu gewährleisten. Als Fixationslösung wurde 3% Glutaraldehyd2 in 0,05 M Phosphatpuffer (pH 7,4-7,35) verwendet. Die Lösung war durch Zugabe von Saccharose auf 460 m Osmol eingestellt. Die ersten 20-30 ml der Fixationslösung waren ebenfalls auf etwa 35-38° C erwärmt, die rest liche Lösung hatte Zimmertemperatur. Nach 5 min wurde der Perfusionsdruck der Fixationslösung von 120 cm auf 50 cm Wasser säule erniedrigt, nach weiteren 20 min die Perfusion beendet. Anschließend wurde das Gehirn in der Schädelkapsel für weitere 3 Std in derselben Fixationslösung bei 4°C aufbewahrt. Präparation Die Kalotte sowie die Dura mater wurden sorgfältig bis zur Schädelbasis entfernt, so daß das Gehirn von dieser etwas abgehoben und - nach Durchtrennung der beiden N.optici mit einer leicht gebogenen Schere von caudal her - abpräpariert werden konnte. 1 Fräulein Kristin Lahrtz danke ich für die sorgfältige technische Assistenz. 2 Zur Herstellung der Fixationslösung wurden verwendet: 25% Glutaraldehyd in Wasser, pract., der Fa. Fluka AG, Buchs. 25% Glutaraldehyd in Wasser, reinst, redestilliert der Fa. Serva, Heidelberg, dessen "purification index" E235/28o (Anderson, 1967) mit 0,1-0,2 angegeben wird.