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Zur Sozialökonomischen Funktion Hoher Löhne PDF

116 Pages·1929·3.078 MB·German
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ZUR SOZIALOKONOMISCHEN FUNKTION HOHER LOHNE VON DR. F. H. CURSCHMANN DIPLOMVOLK8WIRT WOLFEN BERLIN VERLAG VON Jl:LIUS SPRINGER 1929 ISBN-13: 978-3-642-98737-3 e-ISBN-13: 978-3-642-99552-1 DOl: 10.1007/978-3-642-99552-1 ALLE REOHTE, INSBESONDERE DAS DER "OBERSETZUNG IN FREl\IDE SPRAOHEN, VORBEHALTEN. OOPYRIGHT 1929 BY JULIUS SPRIXGER IN BERLIN. Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1929 Vorwort. Wer berufsmaBig sich mit den Problemen der SozialOkonomie be faBt, der muB sich bewuBt sein, daB es hierbei nicht um den einzelnen Menschen, sondern um die Wirtschaft groBer Gesellschaftsgebilde, ins besondere der Volkswirtschaft, geht; der weiB aber auch, daB, indem er von der V olkswirtschaft spricht, er den einzelnen Menschen, aber als Glied des Ganzen, erfaBt und das Wohl und Wehe dieser Einzelnen im Gedeihen der Gesamtwirtschaft beschlossen liegt. Wer wissenschaftlich arbeitet, weiB, daB allein die Sache an sich ihn etwas angeht und weder das Interesse Einzelner noch das einzelner Wirtschaftsgruppen. Gerade in der nationalOkonomischen Forschung taucht immer wieder die Gefahr auf, daB das Objekt nicht Gegen stand einer Betrachtung von hoherer Warte aus ist, sondern im Lichte dieses oder jenes Interessenstandpunktes gesehen wird. Darunter leidet nicht nur diewissenschaftlicheForschung selbst-es schwindet der Glaube an die Ehrlichkeit und Wahrheitsliebe des Forschers - es leidet ebenso die Entwicklung der menschlichen Wirtschaft, soweit sie auf Ergebnisse der objektiven Forschung angewiesen ist. Die Verfolgung eines Einzel interesses wird nur dann auf lange Sicht erfolgreich sein, wenn sie kon form geht mit derjenigen des Gesellschaftsinteresses und deshalb steht die sozialokonomische, von einzelnen Menschen abstrahierende Forschung an erster Stelle, und nur unter Beachtung ihrer Ergebnisse konnen Mog lichkeiten der wirtschaftlichen Forderung von Einzelnen oder Gruppen des Ganzen wissenschaftlich untersucht werden. Das Lohnproblem erscheint zunachst als eine Interessenfrage, aber tieferes Eindringen lehrt, und fiir den, der sehen will, hat auch die praktische Entwicklung es gezeigt, daB es sich hier um ein eminent sozialOkonomisches Problem handelt, dessen Behandlung unter einseiti gem Interessengesichtspunkt schlieBlich zur Beeintrachtigung nicht nur der Entwicklung der Wirtschaftsgesamtheit fiihrt, sondern auch gerade den von der Einkommensseite her am meisten Interessierten, den Ar beitern, zum Schaden gereicht. Wissenschaftliche Forschung und Diskussion braucht und solI nicht die Krafte der Leidenschaft entbehren, nur darf die Wurzel dieser Leidenschaft nicht im personlichen, vielmehr muB sie in der Liebe zur IV Vorwort Wahrheit und in der Liebe zum Ganzen des Volkes liegen. In diesem Sinne wird im folgenden versucht, die Einwirkungsmoglichkeit hoher Lohne auf die volkswirtschaftliche Entwicklung zu erortern. Nicht in der Absicht, etwas Endgiiltiges zu dieser Frage gesagt zu haben, sondern in der Hoffnung, die Auseinandersetzung einen Schritt vorwartszutragen. Dem Verfasser ist es eine angenehme Pflicht, an dieser Stelle seinen Lehrern Herrn Geheimrat Professor Dr. ADOLF WEBER und Herrn Ge heimrat Professor Dr. VON ZWIEDINECK-Siidenhorst zu danken fUr die Fiille von Wissen und Anregungen, die er von ihnen allzeit empfangen hat. Wolfen, im August 1929. FRITZHEINRICH CURSCHMANN. Inhaltsverzeichnis. Einleitung. • . . 1 Erstes Kapitel Die herrschende Konjunktnrtheorie. 2 Zweites Kapitel Darstellung der Iohnbetonten Konjunktnr- und Entwicklungstheorie. Erster Abschnitt Erklarung der Konjunkturent'wicklung. § 1. Die "Wellenbewegung des Wirtschaftslebens". . . . . . . . . . . . 11 § 2. Besondere Voraussetzungen fiir die nicht riickschlaglose Wirtschafts entwicklung in der kapitalistischen Verkehrswirtschaft. . . . . . . . 12 § 3. Disproportionalitat als Folge von Fehlleitungen der Produktion. . . . 14 § 4. Wachsende Produktivitat und gleichbleibende Kaufkraft der Kon sumentenmassen in der kapitalistischenVerkehrswirtschaft (Rodbertus). 16 § 5. Die Produktivitatssteigerung fUhrt auf Grund der Verteilung des Ein kommens in der kapitalistischen Verkehrswirtschaft zu einseitiger Ver mehrung der Akkumalution. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 § 6. Die Ursache der Entwicklungsriickschlage ist im Verteilungssystem der kapitalistischen Verkehrswirtschaft zu suchen. . . . . . . . . .. 19 Zweiter Abschnitt Die Moglichkeiten, eine stete Aufwartsentwicklung der W irt s ch aft her b ei z ufiihre n. § 1. Die Folgen der einem steten Aufstieg feindlichen Planlosigkeit der Pro duktion in der kapitalistischen Verkehrswirtschaft waren durch plan maBiges Eingreifen in die Verteilung des Produktionsertrages zu beseitigen 21 § 2. Der Lohn als Kostenfaktor. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 § 3. Lohnerhiihung als Gefahr fUr die Akkumulation. . . . . . . . . . . 23 § 4. Eine volkswirtschaftliche Aufgabe der Gewerkschaften. . . . . . . . 24 § 5. Von der Bedeutung hoher Lohne fUr die Volkswirtschaft und der gewerk- schaftlichen Begriindung von Lohnforderungen . . . . . . . 25 a) Lohnerhiihungen und Konsum . . . . . . . . . . . . . 25 b) Einwirkung von Lohnerhiihungen auf die Produktivitat. . 28 c) Entwicklungstheoretische Begriindung hoher Lohne durch die Ge- werkschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Drittes Kapitel Positive Kritik der Iohnbetonten Entwicklungstheorie. Erster Abschnitt Die besonderen Einkommensverhaltnisse in der kapitalisti Bchen Verkehrswirtschaft und die Konjunkturentwicklung. § 1. Die Bedarfsorientierung in der kapitalistischen Verkehrswirtschaft. 43 § 2. Das Erfordernis des Kaufkraftbesitzes . . . . . . . . . . 47 § 3. Das Recht auf den vollen Arbeitsertrag . . . . . . . . . . . . . . 50 VI Inhaltsverzeiohnis. § 4. Die zunehmende Akkumulationsquote der kapitalistisohen Verkehrs- wirtsohaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 § 5. Die Quotenversohiebung im Konjunkturaufstieg. . . . . . . . . . . 60 Zweiter Absohnitt Die allgemeine Bedeutung von Lohnerh6hungen fiir die wirt soh a ft Ii 0 h e En t wi ok lung. § 1. Verschiebung innerhalb des Konsums als Folge von Lohnerh6hungen 69 § 2. Sinkende Bedeutung der Lohnkosten . . . . . . . . . 77 § 3. Wirkung der Lohnerhiihungen auf die Mittelbereitstellung . 79 § 4. Kapitalmangel und Lohnerh6hung 82 § 5. Rationalisierung unter Lohndruok . 85 § 6. Internationale Vergleiohe. . . 90 § 7. Vom gegenwartigen Lohnstand 96 Literaturverzeiohnis. . . . 108 Einleitung. Der vorliegenden Arbeit ist die Aufgabe gestellt, zu unterscheiden, ob die eigenartige Form der Wirtschaftsentwicklung, die als "Wellen bewegung des· Wirtschaftslebens" bezeichnet wurde, ihre Ursache in der der kapitalistischen Verkehrswirtschaft eigentiimlichen Einkommen verteilung hat, und ob diese Entwicklungsform zugunsten einer stetigen Aufwartsentwicklung zu beseitigen ware durch Beeinflussung der Einkommenverteilung von der Lohnseite her. Es gilt nicht, eineneue Konjunkturtheorie zu schaffen, vielmehr den Wahrheitsgehalt einer be stehenden und heute breiteren FuB fassenden, die im nachfolgenden als lohnbetonte Konjunkturtheorie bezeichnet werden solI, zu ergriinden. Diese Theorie hat sich iiber den engeren Rahmen einer Konjunkturtheorie hinaus zu einer Theorie der Wirtschaftsforderung durch hohe Lohne entwickelt, weshalb sie im folgenden auch als lohnbetonte Entwicklungs theorie bezeichnet wird. Es handelt sich also in dieser Arbeit darum, dieWirkungen von Lohnerhohungen auf die Wirtschaftsentwicklung iiberhaupt kritisch zu beobachten. Diese Aufgabe ergab die Notwendig keit, sich so streng wie moglich nur an die Erscheinungen der Entwick lung'Zu halten, die einer Beeinflussung von der Lohnseite her unterliegen, weshalb mehrfach auf zwar auch hier anzuschneidende, aber dann doch iiber den Rahmen der Arbeit hinausgehende, Probleme nur fragmen tarisch eingegangen werden konnte. So muBte der Verfasser z. B. die· Beantwortung der Frage, ob in der sozialistischen Wirtschaft ein Preis fiir Kapitaldisposition entstehen kann, offen lassen. Es erklart sich aus der besonderen Aufgabe der Arbeit aber auch, warum im Kapitel "Herrschende Konjunkturtheorie" nur die Theorien SPIETHOFFS und CASSELS kurz behandelt wurden; es geniigte eine Bezugnahme auf diese Theorien, um zu einer Kritik der lohnbetonten Theorie zu gelangen. Der Verfasser ist dabei der 1Jberzeugung, daB zwar die von ihm so be zeichneten herrschenden Theorien noch keine vollkommene Erklarung der Konjunkturerscheinung geben, ihi'e Erganzung - und zwar in wesent lichen Punkten - werden bei der monetaren Konjunkturtheorie finden miissen, jedoch scheint ihm die Untersuchung von dieser Seite her noch in einem gewissen Anfangsstadium zu stehen, so daB in der vorliegenden, sich ja nicht allgemein mit Konjunkturtheorie beschaftigenden Arbeit darauf nicht naher eingegangen werden konnte, was um so mehr gerecht fertigt scheint, als die Kritik der lohnbetonten Theorie keine wesent- Curschrnann, Funktion. 1 2 Die herrschende Konjunkturtheorie. liche Anderung durch Herausarbeitung der monetaren Ursachen der Konjunkturentstehung erfahren diirfte, es sei denn, die, daB man die so geschaffene Konjunkturtheorie fUr so klar und unbedingt richtig halte, daB man ohne weitere Widerlegung die iibrigen Theorien ablehnen zu konnen glaubt. Es kam aber in dieser Arbeit darauf an, der zu kri tisierenden Theorie so weit als moglich in ihren Begriindungen nachzu folgen und die Richtigkeit der von ihr behaupteten Einwirkungen der Lohngestaltung zu iiberpriifen. Nachdem in einem kurzen ersten Kapitel eine Darstellung des fUr unser Problem wesentlichen Inhalts der SPIETHOFF-OASsELschen Kon junkturerklarungen gegeben ist, sucht ein zweites Kapitel den Inhalt der lohnbetonten Konjunktur und Entwicklungstheorie wiederzugeben, um so das Fundament fiir die im dritten Kapitel gegebene Kritik zu legen. 1m letzten Abschnitt dieses Kapitels wird dann noch eine Be trachtung zur augenblicklichen Lohnhohe und eine Zusammenfassung der ganzen Arbeit gegeben. Erstes Kapitel. Die herrschende Konjnnktnrtheorie. Einleitend miissen wir der herrschenden Meinung iiber den Kon junkturverlauf und den diesem zugrundeliegenden Ursachenzusammen hang Erwahnung tun, um damit zugleich unsere eigene Auffassung zu umreiBen. Die kurze Darstellung kniipft an die Konjunkturlehren von OASSEL und SPIETHOFF und in den entsprechenden Teilen an die Aus fUhrungen HALMS iiber Kapital- und Geldmarktzins an. Methodisch diirfte wohl heute allgemein als zweckmaBig anerkannt sein, daB zunachst durch Beobachtung des Ablaufes zuriickliegender Konjunkturen ein Bild von den hervorstechendsten Erscheinungen dieser eigenartigen Form des Wirtschaftsablaufes zu gewinnen und dann mit Hilfe der reinen Theorie der Ursachenzusammenhang zu erforschenist. Zwei Phasen unterscheiden wir in der Entwicklung der Wirtschaft, die einander mit einiger RegelmaBigkeit ab16sen: Aufschwung und Nieder gang, wonach unsere heutige Wirtschaftsform als Wellenbewegung des Wirtschaftslebens bezeichnet wurde. Die ganze Bewegung bedeutet Ausweitung des Wirtschaftsapparates, zunehmende, aber nicht gleich maBig zunehmende verbesserte Bedarfsdeckung. Es hat sich gezeigt, daB wir es im Aufschwung mit einer Zeit zunehmender Kapitalanlage zu tun haben, daB die allgemeine Ausweitung und Belebung des Pro duktionsapparates ihr Schwergewicht hat in derjenigen Produktions sphare, die der Erzeugung der Gater mittelbaren Verbrauches und der Ertragsgiiter (Erzeugungsanlagen und langdauernde Nutzungsanlagen) Die herrschende Konjunkturtheorie. 3 dient. Es findet im Aufschwung eine Veranderungstatt im Verhaltnis von Kapitalgutproduktion und Konsumgutproduktion. CASSEL hat uns mit seinen Kurven gezeigt, daB in der Tat die Konjunkturwellen sich in ganz iiberragend starkeremMaBe in der Entwicklung der Produktion der Produktionsmittel widerspiegeln als in der Konsumgutproduktion, die relativ nur geringe Veranderungen aufweist. 1m Aufschwung ziehen die Preise an. Diese Preisbewegung ist nicht einheitlich, driickt sichwieder urn am starksten aus bei den Materialien und Erzeugnissen der Real kapitalproduktion; erst sekundar bei den Konsumgiitern. lmmerhin setzt der Konjunkturaufschwung das Gesamtpreisniveau herauf. Der Preis fiir kurzfristige Kapitaldisposition steigt wahrend des Aufschwungs ailmahlich, im Stadium des Hochschwunges sehr stark, welche Bewegung sich bis in die Stockung hinein fortsetzt. Wiedie Preisbewegung so ist auch die Entwicklung der Einkommen uneinheitlich. Zunachst steigen die Unternehmereinkommen und zwar am friihesten naturgemaB in den lndustrien, von denen der Aufschwung seinen Ausgang nimmt, zunachst in der Produktion der mittelbaren Verbrauchs- und der Ertragsgiiter. 1m letzten Aufschwungsstadium laBt die Steigerung der Unternehmereinkommen schon nacho Die ,Ein kommen der iibrigen Schichten ziehen entsprechend der allgemeinen Belebung des Wirtschaftsganges auch ailmahlichan, auch die Lohne steigen und dies am starksten in den spaten Aufschwungsjahren.' Der allgemeinen Ausweitung der Wirtschaft im Konjunkturauf schwung entspricht die Zunahme der Zahl der Arbeitsleistungen ebenso wie die Zunahme der Produktion der Rohstoffe, insbesondere des Eisens. Wahrend die Zeit des Aufschwunges gekennzeichnet ist durch ein tJ'berwiegen der Nachfrage iiber das Angebot, was in den steigenden Preisen zum Ausdruck kommt, also auch die Produktionskapazitat voll ausgenutzt ist und noch fiir weitere Produktionsanlagen Platz ware, also quasi ein Zustand der Unterproduktion zu konstatieren ist, schlagt diese Erscheinung am Ende des Aufschwunges mit ziemlicher Plotzlich keit um und die "Ubererzeugung tritt an ihre Stelle. GroBer Kapital mangel, Zahlungsschwierigkeiten, Absatzhemmungen und damit dann Einschrankung der Produktion, Nichtausnutzung der vollen Kapazitat des Produktionsapparates kennzeichnen die Zeit der ersten Stockungs halfte. Wieder ist es insbesondere die Produktion der Giiter mittelbaren Verbrauches und der Ertragsgiiter, die einen Riickschlag erfahrt, aller dings gewohnlich auch nur urn einige Prozent, der jedoch geniigt, einen Teil des Produktionsapparates nichtverwendungsfahig zu machen. Gehemmt wird diese Erscheinung erstens dadurch, daB die Entwicklung von Erzeugung und Verbrauch in der Stockung oft sehrauseinander gehen, einmal, weil der Verbrauch des eigenen Landes durch Ausfuhr in andere Volkswirtschaften erganzt wird, diese Ausfuhr haufig in Zeiten 1* 4 Die herrschende Konjunkturtheorie. voriibergehenden Zusammenschrumpfens des Inlandsmarktes mit Erfolg forciert werden kann, und zum anderen, weil in der Stockung viel auf Lager gearbeitet wird. Immerhin, die Depression ist durch Nichtaus nutzung der Produktionskapazitat gekennzeichnet, obwohl im zweiten Stockungsstadium Verbesserung am Produktionsapparat vorgenommen und derselbe zugleich dadurch verkleinert wird, daB veraltete Anlagen ausgeschaltet werden. Die Kapitalnachfrage geht in der Depression stark zuriick, wahrend andererseits allmahlich eine neue Kapitalbildung das Angebot verstarkt, so daB aus dem starken "Oberwiegen des Kapital angebotes iiber die Anlagemoglichkeit ein immer mehr sinkender Zins fuB resultiert. Wahrend die Zeit des Aufschwunges im Zeichen des Optimismus verbreitetster Unternehmungslust steht, scheint in der Depression der Wille zu neuen Unternehmungen, neuer Kapitalanlage vollig versiegt zu sein, durch Preisdruck sucht ein jeder eine moglichst hohe Quote des insgesamt zuriickgegangenen Absatzes zu erlangen und so der vollen ~usnutzung seiner Kapazitat am nachsten zu kommen. Fiir neue Anlagen ist also anscheinend kein Platz. Soweit unsere Aufzahlung einiger markanter Erscheinungen der wirt schaftlichen Entwicklung in Konjunkturwellen. Gehen wir nun zur er klarenden Beschreibung der Konjunkturerscheinung iiber. Die Depression stellt einen gewissen Ruhezustand der Wirtschaft dar. Vorhandene Anlagen arbeiten, werden allerdings nicht voll aus genutzt und arbeiten teilweise nur fiir die Lager. Sowohl Produktions mittel wie Materialien liegen also eigentlich unausgenutzt bereit. Auch die vorhandenen Arbeitskrafte finden nur teilweise Verwendung. Ebenso wie auf dem Giitermarkt verhalt es sich auf dem Kapitalmarkt. Neues Kapital wird, begiinstigt durch die die Lebenshaltung verbilligenden niederen Preise der Depressionszeit, gebildet. Auch die wahrend der Hochkonjunktur eingefrorenen Kredite sind wieder aufgetaut, und der Bedarf, besonders an langfristigem Kapital, ist verschwindend gering. Neue Unternehmungen werden nicht in Angriff genommen, neue Pro duktionsumwege nicht begonnen, und so finden die in der zweiten Halfte der Depressionszeit wieder in groBerem MaBe angesammelten Spar kapitalien nicht die ihnen zukommende Verwendung in langfristigen Anlagen. Die Fahigkeit der Wirtschaft, neues Realkapital herzustellen, bleibt ungenutzt, die Sparkapitalien finden nur kurzfristige Verwendungs moglichkeit, insbesondere zum Durchhalten von Lagerbestanden. Die so dem Geldmarkt zuflieBenden Kapitalmarktmittel setzen weitere Senkung des Geldmarktzinses durch. So findet der Aufschwungwirtschaftlich sehr giinstige Vorbedingungen, Vorrate anSachkapital, aufgestaute (einstweilen kurzfristig angelegte) Kapitaldisposition am Geldmarkt, niedere Materialpreise, miiBige

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