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Zur logischen Struktur des Kapitalbegriffs bei Karl Marx PDF

268 Pages·1970·3.499 MB·German
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Helmut Reichelt Zur logischen Struktur des Kapitalbegriffs bei Karl Marx Politische Okonomie Geschichte und Kritik Helmut Reichelt Zur logischen Struktur des Kapitalsbegriffs bei Karl Marx Mit einem Vorwort von Iring Fetscher Europäische Verlagsanstalt Frankfurt Europa Verlag Wien © 1970 by Europäische Verlagsanstalt GmbH, Frankfurt am Main Druck: MZ-Druck, Regensburg Best.-Nr. 3072 Printed in Germany D 30 Inhalt Vorwort von Iring Fetscher Einleitung 13 ı. KAPITEL Die materialistische Geschichtsauffassung im Marxschen Frühwerk I9 2. KAPITEL Gesellschaft und Erkenntnis im »Kapital« 73 A. Allgemeine Aspekte des Kapitalbegriffs 73 B. Kritik der klassischen politischen Okonomie 96 ı. Die Physiokraten 96 2. Adam Smith 100 3. David Ricardo 112 3. KAPITEL Die kategoriale Darstellung 126 ı. Zum Verhältnis von logischer und historischer Methode 126 2. Der Marxsche Wertbegriff 136 A. Die Kategorien der einfachen Zirkulation ISI . Ideelle Verdopplung 1s2 1-. Wirkliche Verdopplung 159 »N Die erste Bestimmung des Geldes 169 N \ Exkurs zum Begriff der gesellschaftlich notwendigen + Arbeitszeit 173 . Die zweite Bestimmung des Geldes 182 npmS. Exkurs zur Krisentheorie 184 . Die zweite Bestimmung des Geldes (Fortsetzung) 192 N OC. Die dritte Bestimmung des Geldes 202 B. Der Übergang zum Kapital 227 ı. Zum Verhältnis von einfacher Zirkulation und Kapital 227 2. Die abstrakteste Form des Kapitals 243 Vorwort von Iring Fetscher „Eine halbwegs komplette Kenntnis des Marxismus kostet heute, wie mir ein Kollege versichert hat, zwanzig- tausend bis fünfundzwanzigtausend Goldmark und das ist dann ohne die Schikanen. Drunter kriegen sie nichts Richtiges, höchstens so einen minder- wertigen Marxismus ohne Hegel oder einen, wo der Ricardo fehlt usw....“ (Brecht, Flüchtlingsgespräche, S. 83.) „Me-ti beklagte den Verfall der großen Methode.“ (Brecht, Prosa, Bd. 5, S. 143.) Die Marxsche „Kritik der politischen Okonomie“, in die seine kritische Arbeit einmündete, sollte der revolutionären Praxis der proletarischen Emanzipation dienen. Der historische Verlauf der Entwicklung der marxistischen Arbeiterbewegung auf der einen, die Schwierigkeit und Originalität des Marxschen Denkens auf der anderen Seite, hat zu einer verkürzten Rezeption seiner Kritik geführt. Die Schritte dieses Verfallsprozesses der »großen Methode«, wie sie Bertolt Brecht genannt hat, sind bekannt. Sie gehen über Kautsky und Eduard Bernstein bis zum dogmatischen Sowjetmarxismus der Stalin-Ara. Diese Entwicklung bedarf ihrerseits der historischen Erklärung, sie darf aber vor allem nicht als unvermeidlicher, ideell determinierter Prozeß mißver- standen werden. Die kritische Theorie von Marx hat sich auf diesem Wege nicht zur Kenntlichkeit, sondern zur Unkenntlich- keit entwickelt. Der Verfallsprozeß verlief aber auch nicht grad- linig, er wurde von den praxisnahen Reflexionen eines Lenin und Trotzki ebenso unterbrochen wie durch die Erneuerungsver- suche Marxschen Denkens bei Lukäcs, Korsch und anderen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begegneten französische und deutsche, später auch englische und amerikanische Intellektuelle den Marxschen Frühschriften. Die Motive, die dieser Beschäf- tigung mit Marx zugrunde lagen, mögen unterschiedlich gewesen sein, die Faszination, die von »Nationalökonomie und Philoso- phie« oder von »Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, Einleitung« ausging, kann nicht aus taktischen oder bewußt- politischen Erwägungen abgeleitet werden. Die Marxschen Aus- sagen führten zu unmittelbarer »Betroffenheit«, ın ihnen waren Erfahrungen artikuliert, die gerade Intellektuelle und Künstler immer wieder selbst gemacht hatten oder doch nachvollziehen konnten. Da es offenbar keinen Zusammenhang zwischen diesen Frühschriften und dem geltenden Sowjetmarxismus sowie der Praxis des kulturellen und politischen Lebens in kommunistischen Staaten gab, blieb diese Beschäftigung mit dem frühen Marx zumeist apolitisch, nicht selten glitt sie ins kulturpessimistische Feuilleton ab. Die Repräsentanten des »offiziellen« Marxismus ignorierten zunächst dieses neuerwachte Interesse und suchten es dann durch Aufrichtung einer Kluft zwischen dem frühen und dem »reifen« Marx zu diskreditieren. Damit taten sie nur, was antikommunistische Autoren im Westen von ihnen ohnehin er- wartet hatten. Erst spät begann man auch in der Sowjetunion die Terminologie des frühen Marx ernst zu nehmen, sprach man auch dort von »Entfremdung« und » Verdinglichung«. Zugleich lehnte man allerdings die Anwendung solcher Kategorien auf die Sowjetgesellschaft kategorisch ab und beschränkte sie auf die westlichen Industriegesellschaften. Der frühe Marx sollte dazu helfen, kritische Argumente gegen die kapitalistischen Gesell- schaften vorzutragen, durfte aber nicht zum wertenden Maßstab benutzt werden, an dem man den Abstand zwischen der Marx- schen Zukunftserwartung und der sowjetischen Realität hätte ablesen können. Genau diesem Zweck aber machten junge Intel- Jektuelle in den sozialistischen Ländern die Schriften des frühen Marx dienstbar. Für den humanistischen Marxismus der jugosla- wischen »Praxis-Gruppe« gilt das im wesentlichen noch heute. Auf höherer Reflexionsstufe und wissenschaftlich anspruchsvolle- rem Niveau nahm Lowuis Althusser in Frankreich die Kritik an einem zur philosophisch-moralisierenden Anthropologie ver- kürzten Marxismus auf. Er suchte einen »epistemologischen Bruch« zwischen den Frühschriften auf der einen Seite und dem reifen ökonomiekritischen Werk von Marx auf der anderen zu konstatieren. Aus Abscheu vor der erbaulichen Folgenlosigkeit des humanistischen Marxismus im Westen strömten Althusser zahlreiche französische und italienische Intellektuelle zu. Er ver- sprach einen streng-wissenschaftlichen und entschieden revolu- tionspraktischen Marx, der durch einen Abgrund von Hegel und dem eignen Frühwerk getrennt war. Althussers These ist ange- sichts der Folgenlosigkeit der feuilletonistischen Marx-Verehrung verständlich, auch gibt es natürlich ganz entschiedene Entwick- lungsschritte, die vom Marxschen Frühwerk zu seinem ökono- miekritischen Hauptwerk führen. Was 1844 in »Nationalökono- mie und Philosophie« noch als Programm postuliert wurde, das konnte er erst nach Entfaltung der dialektischen Struktur des »allgemeinen Begriffs des Kapitals« und Ableitung der es kon- stituierenden Kategorien wirklich durchführen. Dennoch bleibt die Einheit der Intention und das zugleich revolutionäre und humanistische Motiv das gleiche. Nicht nur, weil Marx in seinen Intentionen nur angemessen erfaßt werden kann, wenn man seine Frühschriften einbezieht, sondern auch weil diese ihrerseits nur vollständig interpretiert werden können, wenn man vom Spätwerk aus auf sie zurückblickt, ist die Althussersche Trennung von Frühwerk und »Kapital« abzulehnen. Die vorliegende Untersuchung der Struktur des Kapitalbegriffs gehört zugleich in den Zusammenhang jener neuen Marxaneig- nung, die zunächst so lange beim frühen Marx verharrte, und in den Kontext einer Aktualisierung der Kritik der politischen Okonomie, die erst dann wieder sinnvoll auf Marx aufbauen könnte, wenn der Abstraktionsgrad der Marxschen Kritik er- kannt, seine Methode (in Einheit mit ihrem »Gegenstand«) ver- standen und deren Beziehung zur seinerzeitigen ökonomischen »Realität« begriffen wäre. Die ökonomische Marx-Literatur hat — wie der Verfasser mit einigem Grund annımmt — diese Voraus- setzungen bisher kaum je erfüllt. Da es im vorliegenden Buch um die ökonomiekritische »Methode« von Marx geht, steht notwen- digerweise das »Kapital« und dessen wichtige Vorarbeit, die »Grundrisse der Kritik der politischen Okonomie«, im Mittel- punkt. Ausgehend vom Verständnis dieser späteren Arbeiten unternimmt es Reichelt aber auch, die Frühschriften (insbeson- dere die Pariser Manuskripte) neu zu interpretieren. Damit wendet er auf Marx selbst ein Prinzip an, das dieser für die histo- rische Analyse für unabdingbar hielt, nämlich die spätere Ent- wicklungsphase (der Tierwelt, der sozioökonomischen Formatio- nen usw.) als Schlüssel für das Verständnis der früheren zu ge- brauchen (vgl. Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 26). Zu den wichtigsten Resultaten der vorliegenden Arbeit gehört es, daß ı. die dialektische Darstellungsweise unentbehrlicher Bestandteil der Marxschen Kritik der politischen Okonomaie ist, weil sie allein den inneren Bewegungszusammenhang des »allge- meinen Begriffs des Kapitals« adäquat auszudrücken erlaubt; daß 2. diese »Methode« so zu ihrem »Gegenstand« gehört, daß sie zugleich mit seiner revolutionären Aufhebung zu verschwin- den bestimmt ist. Es handelt sich, wie der Verfasser sagt, um eine »Methode auf Widerruf«. Aus dem gleichen Grunde war es Marx auch nicht möglich, diese Methode unabhängig von ihrem Gegen- stand darzustellen, weil sie gerade dadurch von der positivisti- schen Methode bürgerlicher Wissenschaft von der Okonomie sich unterscheidet, die außerstande ist, die Kategorien (Wert, Geld- form, Kapital usw.), mit denen sie arbeitet, abzuleiten; daß 3. die bekannte Diskussion zwischen positivistischer und »kritischer« (dialektischer) Soziologie hinter das Reflexions- niveau, das implicite bei Marx bereits erreicht war, zurückfällt, weil der gleichzeitige Konstitutionsprozeß des »Subjekts« durch die herrschende Produktionsweise dabei ignoriert wird. In dem Augenblick, da ein dialektischer Theoretiker sich darauf einläßt, »Methodenfragen« losgelöst von »Gegenstandsbereichen« zu dis- kutieren, hat er bereits den »Standpunkt« des am zu registrie- renden Phänomen orientierten Positivismus akzeptiert. Histo- risch läßt sich diese Loslösung der kritischen Dialektik von der Kritik der politischen Okonomie in der sogenannten »Frankfur- ter Schule« erklären. Sie hängt mit einem doppelten Rückzug vor dem Stalinschen Dogmatismus und gegenüber der fremden Umwelt in der Emigration zusammen. In dem Maße, in dem das mögliche Subjekt künftiger revolutionärer Aufhebung dem Blick entschwand, verringerte sich auch das Bedürfnis nach kritischem Verstehen des ökonomischen Ganzen. Die Kritik schrumpfte — gleichsam die Entwicklung von Karl Marx rückwärts rekapitu- lierend — von der Kritik der politischen Okonomie auf die signi- fikanter kultureller Phänomene wie Kunst, Literatur und philo- sophischer Sprache — ein. Subtil in der Aufdeckung versteckter Reaktion bei den Repräsentanten der linksbürgerlichen Volks- front, erfindungsreich in der Entdeckung von geheimem Protest 10

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