© Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Zur Avifauna Jordaniens J. HEMETSBERGER & B. PETUTSCHNIG Abstract: On the avifauna of Jordan. — In the present contribution we tried to give a summary of the avian species in Jordan, their status and distribution in different habitats. Due to its bio-geographic po- sition, its varying topography and its great climatic differences, Jordan has many variable ecosystems. Only in recent years research provided precise results about the Jordan avian fauna. The number of avi- an species observable adds up to 411 species according to the newest up-to-date list (Tab. 1). Jordan lies in a crucial position for Zoogeographie influences, and, additionally, along one of the most important migratory routes between Eurasia and Africa. In spring especially, millions of birds cross the country. Birds of prey and other soaring birds use mainly the rift valley and its marginal habitats for their migra- tion, while the songbirds prefer to fly in a broad-front migration. The avian fauna still shows mediter- ranean influences in the northern and western margins of the rift valley. Such influences become afro- tropical in the southern part and along the Wadi Araba till the Dead See. Irano-turanic influences are present in the highest places of the Plateau, while in the eastern and southern parts of the desert region they are saharo-arabic. Key words: Avifauna Jordan, distribution, status, habitats, updated checklist. Einführung gelkundler im Gebiet waren TRISTRAM im 19. Jahrhundert und MEINERTZHAGEN in den Betrachtet man die ganze Region, so be- 1920er Jahren (MEINERTZHAGEN 1925, herbergt der gesamte Mittlere Osten eine 1954). In den 1960er Jahren war vor allem hohe Diversität an Vogelarten etwa im Ver- die Oase Azraq als bedeutendes Rast- und gleich zu gemäßigteren Breiten. Durch die Überwinterungsgebiet vieler Wasservögel große Anzahl verschiedenster Lebensräume, Ziel mehrerer Untersuchungen (CAMERON Kulturland, große Feuchtgebiete, Steppen, & CORNWALLIS 1966, WALLACE 1982, Wüsten und marine Ökosysteme auf relativ 1983). Seit den 1990er Jahren ist das Inter- engem Raum ergeben sich Habitate für esse an der Vogelwelt Jordaniens gestiegen mehr als 800 Arten, wobei 60 davon mehr und vermehrt das Ziel von Birdwatchern oder weniger auf die Region beschränkt, al- und Ornithologen. Die Gründe dafür sind so endemisch sind. Mehrere Millionen von die erleichterten Reisemöglichkeiten, die Vögeln nutzen jedes Jahr diese Region als andauernder Unruhen in Israel, ein begin- Brut- und Überwinterungsgebiet, oder als nender Ökotourismus und eine vermehrte Raststation auf dem Zug zwischen Eurasien Zusammenarbeit jordanischer Universitäten und Afrika (BAUMGART et al. 1995, BENSON mit ausländischen Institutionen. Dies zeigt 1970, EVANS 1994, HOLLOM 1959, WALLACE sich an der steigenden Anzahl ornithologi- 1984). scher Publikationen (ANDREWS et al. 1999, KHOURY 2001, 2003) und der Anzahl von Die Vogelfauna Jordaniens ist im Ver- Erstbeobachtungen für das Land in den letz- gleich zu anderen Ländern der Region erst in den letzten Jahrzehnten bzw. Jahren ge- ten Jahren (ELLIS & SHAW 2001, EVANS nauer untersucht worden (ANDREWS 1995, 1996, HAMIDAN 2003, KHOURY 1997, MINS- HULL 1996, TEBB & HAMIDAN 2002). Die 1996, DISI & BOURAN 1987, PORTER et al. Anzahl der für Jordanien nachgewiesenen 1996, WITTENBERG 1987), wobei die Wüs- Arten ist gestiegen. Disi & BOURAN (1987) tenregionen im Osten und Süden bis jetzt stellten 363 Arten fest, ANDREWS (1995) die am schlechtesten untersuchten Gebiete Denisia 14, zugleich Kataloge 374 Arten und nach der neuesten ergänzten der OÖ. Landesmuseen aufweisen (CLARKE 1980, 1983). Erste Vo- Neue Serie 2 (2004), 421-436 421 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at gelarten aufzeigen. Jordanien gibt es die süd- lichsten Brutvorkommen einiger europäi- scher Arten wie der Blaumeise Parus caeru- leus, oder die nördlichsten Vorkommen eini- ger afrotropischer Arten wie der Akazien- grasmücke Swltia leucomelaena und des Schwarzschwanzes Cercomela melanura (Abb. 1). Saharo-arabische Arten schließen viele Lerchenarten, einige Steinschmätzer- arten, sowie Hausammer Emberiia striolata und Wüstengimpel Bucanetes githagineus ein. Seltene Vertreter der irano-turanischen Faunenregion in Jordanien sind Bergkalan- derlerche Melanocorypha bimaculata, Fahl- sperling Petronia brachydactyla, Isabellstein- schmätzer Oenanthe isabeüina und Steppen- kiebitz Chettusia gregaria. Der gesamte Nahe Osten liegt an einer der bedeutendsten Zugrouten vieler paläo- Abb. 1: Schwarzschwanz (Cercomela Liste von SHIRIHAI et al. (1999) waren es arktischer Vogelarten, die von Europa bis melanura). All Photos by Mr. Koji Kawai bereits 411 Arten (siehe Tab. 1 im An- nach Sibirien brüten und verbindet infolge (Royal Society für the Conservation of hang). Bis heute hat Jordanien 17 IBA's Nature, Jordan) seiner Lage Eurasien mit Afrika. Vor allem (Important Bird Areas) ausgewiesen und ein im Frühjahr kommt es zu einem enormen überregionales Schutzprogramm zusammen Durchzug verschiedenster Greifvogelarten mit dem Libanon und Syrien wurde für den auf ihrem Weg in die Brutgebiete nördlich Zedemgirlitz Serinus syriacus gestartet. Von und östlich des Kaukasus mit mehr als ein- dieser für den Nahen Osten endemischen einhalb Millionen Individuen (FLAXMAN Art brüten 30 Prozent der Population in Jor- 1982). Die sechs häufigsten Arten mit Tau- danien. Dazu wurden in den letzten Jahr- senden von Individuen sind Falkenbussard zehnten neue Nationalparks, Naturreservate Buieo buteo vulpinus, Wespenbussard Pemis und andere Schutzgebiete eingerichtet. Für apivorus, Steppenadler Aquila nipalensis, eine Reihe von Arten wurden Wiederan- Schreiadler Aquila pomarina, Schwarzmilan siedlungsprojekte (z. B. Strauß Struthio ca- Milvus migrans und Kurzfangsperber Accipi* melus und Oryxantilope Oryx kucoryx) ge- ter brevipes (BEALE & RAMADAN-JARADI startet bzw. sind in Durchführung. 2001, SHIRIHAI 1996, SHIRIHAI et al. 2000). Beim Falkenbussard, Wespenbussard, Step- Auf Grund seiner biogeographischen penadler und Kurzfangsperber ist dies wahr- Lage, der unterschiedlichen Topographie scheinlich ein Großteil der Weltpopulation. und großer Klimaunterschiede und damit Die Zugvögel dominieren die Avifauna des zusammenhängend unterschiedlicher Nie- ganzen Gebietes, wobei der Frühjahrszug derschlagsmengen verfügt Jordanien über ei- deutlicher ausgeprägt ist. Der Großteil der ne Vielzahl verschiedenster Lebensräume. Zugvögel z. B. über Azraq stammt wahr- Am Südrand der Paläarktis gelegen liegt es scheinlich aus Brutgebieten in Osteuropa am Schnittpunkt mehrerer biogeografischer Regionen. Für die Avifauna zeigt sich im und Russland (NELSON 1973). Norden und am westlichen Rand des Gra- Neben Greifvögeln nutzen andere Groß- benbruchs der mediterrane Einfluss, im Sü- vögel wie Störche und Pelikane die schmale den und entlang des Wadi Araba bis zum Landverbindung der Levante, da sie größere Toten Meer der afrotropische Einfluss, in Wasserflächen aufgrund der fehlenden Ther- den höheren Lagen des Plateaus der irano- mik meiden. Besonders gute Aufwinde gibt es turanische Einfluss und im Osten und Süden entlang des Grabenbruches und dieser stellt in den Wüstenregionen der saharo-arabi- auch die bevorzugte Durchzugsroute für viele sche Einfluss. Diese zoogeografischen Ein- Arten dar. Daneben ist der Grabenbruch flüsse lassen sich beispielhaft an einigen Vo- auch eine wichtige Flugroute verschiedener 422 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Wasservögel, aufgrund der vorhandenen Was- serstellen am Jordan. Die meisten Singvögel überqueren Jordanien allerdings in einer brei- ten Front (EVANS 1994). Von diesen sind am häufigsten Mönchsgrasmücke Sylvia acncapilla und Klappergrasmücke Sylvia curruca, außer- dem Uferschwalbe Riparia riparia, Rauch- schwalbe Hvrundo rusaca, Schafstelze Motaäl- la flava und Neuntöter Lardus coüurio (WIT- TENBERG 1987). Von den Brutvogelarten Jordaniens sind die Marmelente und der Rötelfalke welt- weit, Gänsegeier, Fischuhu, Halsbandfran- kolin, Schieferfalke, Lannerfalke und Ein- ödgimpel (Abb. 2) regional gefährdet. Als nicht sicher nachgewiesene Brüter gelten die regional gefährdeten Arten Schmutz- geier, Ohrengeier und Bartgeier. Als Win- tergäste oder Durchzügler treten folgende inneren Wüsten. Einen weiteren Lebens- Abb. 2: Einodgin.^c. ^^rpodacus synoicus) weltweit gefährdete Arten auf, Moorente raum stellen Wüstenoasen und Feuchtgebie- Aythya nyroca, Kaiseradler, Schelladler te dar. Dazu kommt der Küstenabschnitt des Aquila clanga, als Durchzügler der Wachtel- Roten Meeres um Aqaba. könig und als Wintergast der Steppenkiebitz (SCHUSTER 1995). Wälder Habitate Reine Waldgebiete sind wie in allen Ländern des Nahen Ostens heute in Jorda- Durch seine geografische Lage, seine be- nien sehr selten und auf die Hochgebiete im trächtlichen Höhen- und Klimaunterschiede Norden beschränkt. Sie wurden in den letz- verfugt Jordanien über eine große Vielfalt an ten Jahrzehnten z. T. unter Schutz gestellt. Lebensräumen, die von Waldgemeinschaf- Der Dibbin Forest (5000 ha) ist ein Natio- ten im Nordwesten mit Brutbeständen von nalpark, das Gebiet Zubiya (1300 ha) in den der östlichen Unteren des Eichelhähers Jerash-Ajlun Bergen ein Naturreservat und Gamdus tflandarius atricapiüus, des Blut- das Yarmuktal (3000 ha) militärisches Sperr- spechts Dendroscopus syriacus, des Zaunkö- gebiet an der syrischen Grenze. Typische Be- nigs Troglodytes troglodytes und der Amsel wohner der Eichen- und Föhrenwälder im Turdus meruia, bis zu den Wüsten mit gerin- Norden sind Eichelhäher, Zaunkönig, Blau- geren Bestandsdichten von z. B. Wüstenrabe meise, Kohlmeise Farus major, Amsel, Ber- Comus ruficoüis, Wüstensteinschmätzer Oe- glaubsänger Phyttoscopus boneüi und Blut- nanthe ieserti und Wüstengimpel im Südos- specht, dessen Verbreitung mit dem Verlust ten des Landes reichen. Dabei findet sich die dieses Lebensraumes schon sehr stark ge- größte Diversität an Lebensräumen, oft mo- schrumpft ist. Brutpopulationen von Klap- saikartig und kleinflächig verzahnt auch hier pergrasmücke und Wintergoldhähnchen Re- in den Wadis und Schluchten entlang des gulus regulus wurden erst vor wenigen Jahren östlichen Randgebirges (WITTENBERG 1987). in den Föhrenwäldern entdeckt. In aufgelo- ANDREWS (1995) teilt Jordanien von ckerten, gebüschreichen Waldbeständen Westen nach Osten gemäß dem immer tro- brütet hier die Turteltaube Streptopelia turtur ckener und kontinentaler werdenden Klima in einer eigenen Unterart isabeUirui (SCHUS- in folgende Großlebensräume ein, den Jor- TER 1995). Auch der Baumfalke Fako subbu- dan - Wadi Araba Graben, den daran an- teo als Brutvogel, Schlangenadler Ciraietus schließenden steilen Abbruch der Hochlän- gallkus als Sommergast und der Sperber Ac- der zum Graben (Grabenrand), die Hoch- cipiter nisus als Wintergast können hier beob- länder östlich des Grabenbruches, und die achtet werden (ANDREWS 1995). Die Heide- 423 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at lerche Luüula arborea überwintert hier in ge- merle Monticola solitarius, und Rötelschwal- ringer Zahl. Weitere Brutvögel sind Mittel- be Hirundo daurica vorkommen. meersteinschmätzer Oenanthe hispanica, Das Jordantal ist eine der Hauptdurch- Samtkopfgrasmücke Sylvia melanocephala zugsrouten für viele Greifvögel, für Weiß- und Brillengrasmücke Sylvia conspiciüata. In storch Ciconia dconia mit bis zu 5000 Indivi- Zubiya brütet der Rötelfalke Falco nawnanni, duen, Rosapelikan Pelecanus onocrotalus und eine weltweit gefährdete Vogelart. Die Strei- Schwarzstorch Ciconia nigra. Mehrere Arten fenohreule Otus brucei und der Weißkehl- überwintern hier in größerer Zahl. Zu er- sänger Irarda gutturalis können hier beobach- wähnen wären Kuhreiher Bubulcus ibis und tet werden. Nur einige dieser Arten konnten Rohrdommel Botawrus steüans. ihre Verbreitung bis in die offenen Eichen-, Wacholder- und Pistazienbestände im Süden Offenen Boden zur Nahrungsaufnahme ausdehnen. Zwei Beispiele hierfür sind der benötigt auch der Mittelmeersteinschmät- Zederngirlitz, der hier ein isoliertes Vorkom- zer, der in Gegenden mit einzelnen Büschen men aufweist und die Kohlmeise. brütet, im Winter aber wegzieht. Ebenfalls sommerbrütend kommt als echt ostmediter- ranes Faunenlement die Kappenammer En\' Mediterrane beriza melanocephala vor, vornehmlich in Zwergstrauchformationen und Obstgärten und Weißdorngebüschen ent- Kulturland lang steiniger Wadis, aber auch in Eichen- wäldern. Auch die Aaskrähe Corvus corone Charakteristisch für Gebüschlebensräu- comix, die bewaldetes Gebiet bevorzugt, me ist eine Reihe von Grasmückenarten wie kann auch urbane Lebensräume nützen. die circummediterran verbreitete Samtkopf- grasmücke und die in noch offenere Lebens- Wiedehopf Upupa epops und Steinkauz räume vordringende Brillengrasmücke. Als Athene noctua sind hier häufig. Letzterer ist Extremform besiedelt die in Jordanien selte- der typische Brutvogel in den Ruinen und ne Wüstengrasmücke Sylvia nana Zwerg- an archäologischen Stätten und erreicht da- sträucher in den Wadis der Wüsten. Auch durch eine Verbreitung weit über diesen Le- die Streifenprinie Prinia gracilis besiedelt na- bensraum hinaus in die östlichen Steppen- türliche und kultivierte Strauchgesellschaf- und Wüstengebiete. Eine ähnlich weite Ver- ten und kommt bis in die Südtürkei vor. breitung zeigt auch der Turmfalke Falco tin- nunculus. Als Wintergäste finden sich hier Das mediterrane Kulturland stellt einen die Grauammer Miliaria calandra, die Heide- uneinheitlichen Lebensraumtyp dar, der lerche und die Feldlerche Alauda arvensis. vereinzelte Baumbestände ebenso aufweist wie steppenartige Anbau- und Weideflä- Das Vorkommen der Kalanderlerche chen. Charakteristisch sind hier verschie- Melanocorypha calandra und der Haubenler- denste Finkenarten wie Grünfink Carduelis che Galerida cristata in der offenen Kultur- chloris, Stieglitz Carduelis carduelis, und Blut-landschaft zeigt bereits die Nähe zur Vogel- hänfling Carduelis cannabina, die alle ent- fauna der Steppengebiete. Besonders letzte- lang des Randgebirges bis nach Petra vor- re erreicht eine sehr weite Verbreitung im kommen. Der Rotkopfwürger Lanius senator Agrarland und um Siedlungen. als Brutvogel und der Raubwürger Lanius ex- cubitor als Standvogel benötigen sowohl Steppengebiete Bäume als Aussichtswarten und Brutplätze und offene Flächen für den Beutefang. Sie Die Steppengebiete Jordaniens haben in sind daher an diesen Lebensraum gut ange- Bezug auf die Vogelfauna Ubergangscharak- passt. Der Raubwürger ist einer der am häu- ter. Nur wenige typische Steppenvogelarten figsten zu beobachteten Vogelarten des Jor- lassen sich ausmachen. Diese Eigenart der dantals. Nach ANDREWS (1995) nutzt er Steppengebiete nicht nur Jordaniens, son- auch die semiariden Teile des Grabenbruchs dern der gesamten Westpalaearktis (SCHUS- mit vereinzelten Bäumen oder Sträuchern. TER 1995) wird außerhalb der Brutperiode Er findet sich daher auch an den steinigeren durch Arten, die aus angrenzenden Gebie- Hängen des Grabenrandes, wo auch Blau- ten einwandern, noch verstärkt. Die an of- 424 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at fene Landschaften angepassten Arten Ka- landerlerche, Turmfalke und Steinkauz sind hier häufige Brutvogelarten. ANDREWS (1995) vermutet den Triel Bwrhmus oedkne- mus als Sommerbrüter. Eine echte Steppen- art ist der Isabellsteinschmätzer, der in Jor- danien in den Sharra-Bergen zwischen Shaubak und Ras en-Naqb vorkommt und dort auch die Südgrenze seines Brutareals er- reicht. Womöglich tritt ein weiterer typi- scher Steppenbewohner, der weltweit ge- fährdete Steppenkiebitz, als Wintergast hier auf. Auch für die ebenfalls gefährdeten Ar- ten Kragentrappe Chiamydotis undulata, Kai- seradler Aqiäla heliaca und den Mornellre- genpfeifer Charadrius morineüus wird ein Wintervorkommen vermutet. Das Chukarhuhn Alectoris chukar ist in den offenen Gebieten des Grabenrandab- bruches an felsigen Hängen der Steppenzo- am weitesten verbreitete Art der ebenen Abb. 3: Steinlerche (Arnrnawdnes deserti) Hammadaregionen und Wüstenläuferlerche ne häufig zu finden, kann aber nicht als ei- Alaemon alaudipes. Wüstensteinschmätzer gentlicher Vertreter der Steppenfauna gel- und Schwarzrückensteinschmätzer Oenanthe ten, da es auch in den felsigen Wüstenge- lugens, ebenfalls mit einer schwarzen Mor- bieten vorkommt (ANDREWS 1995). phe in der Basaltwüste, kommen in allen Wüstengebieten Jordaniens vor, Saharast- Wüstengebiete einschmätzer Oenanthe leucopyga (Abb. 4) Die Wüsten im Osten und im Süden des in den südlichen, Fahlbürzelsteinschmätzer Landes zeigen, von wenigen Ausnahmen Oenanthe moesta in den östlichen Wüsten- abgesehen, avifaunistisch ein doch recht gebieten. einheitliches Bild. Charakteristische Wüs- An weiteren charakteristischen Arten tenbewohner sind bodenlebende Arten. Der sind zu nennen der Wüstenrabe, Adlerbus- Anteil an Sommerbrütern ist gering, selten sard Buteo rufinus, Wüstengimpel und Wüs- Abb. 4: Saharasteinschmätzer treten der Pharaonenziegenmelker Capri- tenprinie Scotocerca inquieta. Turmfalke nnJ {Oenanthe leucopyga) mulgus aegyptius und der Schieferfalke Fako concolor als solche auf. Wüsten zeigen auf- grund ihrer geringen Produktivität von al- len Lebensräumen den höchsten Anteil an Standvögeln (YOM-TOV 1988). Der Renn- vogel Cursorius cursor, ein typisches Wüs- tenelement, scheint nach neuester Ansicht (ANDREWS 1995) aber auch ein brütender Zugvogel und kein Standvogel zu sein. In besonders hoher Artenzahl sind Ler- chen und Steinschmätzer vertreten. Typi- sche Arten dieser Gattungen in Wüsten sind die Sandlerche Ammomanes rincturus, Steinlerche Ammomanes deserti (Abb. 3) mit einer schwarz gefärbten Unterart annae in der Basaltwüste, Knackerlerche Rampho- carys cfotbey, eine Besonderheit der öst- lichen jordanischen Wüste, Saharaohren- lerche Eremophila büopba, die häufigste und 425 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Wüstengebieten um Azraq, manchmal in derartigen Individuenzahlen, dass seine Eier zu Zehntausenden von den Beduinen ge- sammelt werden können. Ähnlich wie beim Tropfenflughuhn Pterocles senegaJIus, das ein Vorkommen in der östlichen Wüste und im Wadi Araba aufweist, ist sein Status als Standvogel für Jordanien jedoch nicht end- gültig gesichert (ANDREWS 1995). Eine Besonderheit der Wüste von Rum war ein Brutpaar des Kaffernadlers Aquila vevreauxii, der von seinem Verbreitungs- schwerpunkt in Afrika aus hier die Nord- grenze erreicht. Man nimmt heute 1-2 Paa- re dieser Art für Jordanien an. Hierher strahlen auch noch Arten des felsigen Le- bensraumes des Randgebirges ein wie Fahl- kau: Strix butleri, Hausammer, Einödgimpel Carpodacus synoicus (Abb. 2), Tristramstar Abb. 5: Tristramstar (Onychognathus Steinkauz sind hier ebenfalls weit verbreitet. Onychognathus tristmmii (Abb. 5), Wüsten- tristramii) Ein Vorkommen des Steinadlers Aquila chry- falke Falco pelegrinoides und Schieferfalke. saetos wurde erst kürzlich in den östlichen In den 1960er Jahren gab es hier noch ein Wüstengebieten entdeckt, eine weitere Ver- Brutvorkommen des Bartgeiers Gypaetus breitung, besonders entlang des Grabenran- barbatus. In den Wüstengebieten im Süd- des, wird vermutet. osten des Landes erreicht die Besiedelungs- dichte ihren tiefsten Wert (ANDREWS Das Arabische Wüstenhuhn Ammoper- 1995). dix heyi ersetzt mit zunehmender Aridität immer mehr das Chukarhuhn, allerdings ist Abbruch zum Graben und es in den östlichen Wüsten nur selten anzu- daran anschließende treffen, da es hügelige Gegenden bevorzugt Randgebirge (SCHUSTER 1995). Das Spießflughuhn Pterocles akhata brü- Der Graben sowie auch die angrenzen- Abb. 6: Jerichonektarvogel {Nectarinia osea) tet sporadisch in der Basaltwüste und in den den Grabenränder stellen in den Lebensräu- men Jordaniens eine Besonderheit insofern dar, dass hier durch die Vielfalt der Habita- te sowie durch die klimatischen Gegeben- heiten die unterschiedlichsten Ansprüche erfüllt werden können. Mediterrane und holarktische Waldarten konnten ihre Ver- breitung entlang des Höhenrückens und der dort noch bestehenden, wenn auch sehr of- fenen Wälder bis weit in den Süden ausdeh- nen. Andererseits dringen entlang des Wadi Araba-Jordangrabens einige Wüstenvögel, darunter die Wüstenlerche, Rennvogel und Arabisches Wüstenhuhn noch weiter nach Norden vor, als dies z. B. für Säugetiere der Fall ist (YOM-TOV 1988), und zwar bis zum südlichen Teil der Golanhöhen, etwa 130 km nördlich des Toten Meeres. Die Wüsten- fauna seat sich vor allem aus Arten zusam- 426 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at men, die entweder steinigen Untergrund ke, Rötelfalke, Wüstenfalke, Habichtsadler oder relativ bewachsene Wadis, die übli- Hieraaetus fasciatus und - heute schon sehr cherweise in einer steinigen, bergigen Wüs- selten - wahrscheinlich Gänsegeier Gypsful- te liegen, bevorzugen. Schieferfalke, Kap- vus und sichere Brutmöglichkeiten für eine pensteinschmätzer Oenanthe monacha und ganze Reihe anderer Arten, u.a. den Fahl- Fahlkauz sind eher in den steinigen und ge- segler Apus pattidus und den Alpensegler birgigen Regionen zu finden. Typische Ver- Apus melba, Steinsperling Petronia pecronia treter dieses Lebensraumes sind auch die und Steinschwalbe Ptyonoprogne fuligula Felsentaube Columbia livia, Hausammer und (ANDREWS 1995, WITTENBERG 1987). Schwarzschwanz (Abb. 1), während der Graudrossling Turdoides squamiceps (als afro- Jordantal - Wadi Araba Graben tropisches Faunenelement) und das Arabi- sche Wüstenhuhn eher in den Wadis, auch Der Norden dieses Grabenbruches ist im Wadi Araba vorkommen. dadurch charakterisiert, dass es hier die ein- zig ständig fließenden Flüsse mit einer oft- Andere afrotropische Arten wie der mals reichen Flussufervegetation oder, im Tristramstar (Abb. 5), der Schwarzschwanz Süden des Jordantales, Oasenvegetation, (Abb.l) und der Jerichonektarvogel Necta- gibt. Allerdings ist dies auch das einzige Ge- rinia osea (Abb. 6) erreichen die Grabenrän- biet in Jordanien, in dem intensiv Landwirt- der vom Wadi Araba aus. Letzterer besiedelt schaft betrieben wird. Daher löst Ackerland zwar keine Felsen, in ariden Klimaten kom- über weite Flächen die ursprüngliche Vege- men aber blühende Büsche, die er für seine tation ab. Die spezielle Brutvogelfauna der Ernährung benötigt, oft nur im Schatten en- Flussufervegetation des Jordans sowie ande- ger Felsschluchten vor, weshalb der Jericho- rer Feuchtgebiete des Jordantals (Oasen, nektarvogel (Abb. 6), ähnlich wie der Gelb- Shuna-Reservoir) schließt Spornkiebitz Ho- steißbülbül Pycnonotus xantopygos entfernt plopterus spinosus, Halsbandfrankolin Fran- von Siedlungen mit gebüschreichen Gärten cotinus francoUnus, den orientalischen oft nur in der Nähe von Felsen auftritt. Der Braunliest Halcyon smymensis, Graufischer Borstenrabe Corvus rhipidurus vertritt im sel- Ceryk rudis, Seidensänger Cettia cettia und ben Gebiet den sonst häufigen Wüstenra- Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaceus ein. ben, und erreicht hier dem oben genannten Vermutet wird ein Vorkommen des Stentor- Kaffernadler ähnlich, vom ostafrikanischen rohrsängers, Acrocephalus stentoreus bemer- Verbreitungsschwerpunkt aus, die nördliche kenswert durch seine afrotropische Haupt- Arealgrenze (SCHUSTER 1995). Entlang stei- verbreitung. Der Moabsperling Passer moab- niger grasbewachsener Steilhänge des öst- iticus (endemisch) brütet in losen Kolonien lichen Randgebirges tritt der Langschnabel- im Tamarix-Dickicht des Jordanufers und pieper Anthus similis, ein afrotropisches Fau- vereinzelt entlang des Toten Meeres. Als nenelement, auf. Besonderheit des Yarmouktales wäre hier Eine Besonderheit des südlichen Gra- der sehr seltene Fischuhu Ketupa xeyhnensis benrandes (um Petra) stellt der Einödgim- zu erwähnen. Wahrscheinlich ein Brutvo- pel (Abb. 2) dar, dessen Vorkommen hier gel, sicher aber ein (seltener) Zugvogel in weit von seinem Verbreitungsschwerpunkt den größeren Süßwasserfeuchtgebieten im in Zentralasien entfernt ist. Im nördlichen Jordantal ist die Marmelente Marmaronetta Teil des Grabenrandes ist ein seltener, aber angustirostris, eine weltweit gefährdete Vo- auffälliger Sommerbrüter an den steinigen gelart. Kuhreiher und Seidenreiher Egretta und trockenen Hängen der zum Jordan ent- garzetta kommen als nicht brütende Stand- wässernden Wadis die Blauracke Coracias vögel vor. Weidensperlinge Passer hispanio- lensis nisten in den höchsten Pappeln der garrulus. Jordanzuflüsse. Jerichonektarvogel (Abb. 6) Tief eingeschnittene Waditäler und und Gelbsteißbülbül, typischerweise in Ole- kluftreiche Schluchten bieten hier günstige andergebüschen, konnten sich bis hierhin thermische Verhältnisse für einige Greifvo- ausbreiten. Die trockeneren Stellen im Kul- gelarten - sowohl ziehende mit mindestens turland werden vom Weißflügelgimpel Rho- 250 000 Individuen jeden Frühling und dospiza obsoleta eingenommen. Herbst, als auch brütende, wie Schieferfal- 427 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at An den steinigeren Hängen des Graben- saisonal bedingten flachen See. Dazu kamen randes kann Blaumerle (nicht mehr im ei- einige artesische Brunnen mit angrenzenden gentlichen Jordantal), Samtkopf-Grasmü- Sumpfgebieten (CONDER 1981). Durch sei- cke, Rotkopfwürger, Raubwürger und Rötel- ne Zerstörung in den letzten Jahren bzw. schwalbe gefunden werden. Im Winter wer- schon Jahrzehnten hat es an Bedeutung für den diese Gebiete von nordeuropäischen die durchziehenden und überwinternden Arten wie Hausrotschwanz Phoenicurus och- Wasservögel verloren (ANDREWS 1991). ruros, Rotkehlchen Erithacus rubecula und Noch in den 1960er Jahren wurden bis zu Buchfink Fringiüa coelebs besucht Beutelm- 350 000 Individuen gezählt, hauptsächlich eisen Remit pendulinus überwintern in der Pfeifente Anas penelope, Krickente Anas dichten Vegetation des Jordanufers, Kiebitze crecca, Spießente Anas acuta und Blässhuhn Vanellus vaneüus im Agrarland. Fuiica atra. Im Winter 1978/79 waren es nur noch 2500 Individuen und im Winter Diese spezielle Brutvogelfauna ver- 1990/91 noch 100-200 Wasservögel. mischt sich, nach Süden fortschreitend, im- mer mehr mit der Wüstenfauna des Wadi Im Jahre 1989 versiegten auch die letz- Araba. Wüstenarten, die bis ins Jordantal ten ständig fließenden Quellen durch Ablei- vordringen, sind das Arabisches Wüsten- tung des Wassers in die größeren Städte huhn (YOM-Tov 1988) Schwarzschwanz (Amman und Irbid) und für lokale Agrar- (Abb. 1) und vereinzelt auch Graudroßling projekte. Das umgebende Sumpfland ver- Turdoides squamiceps. Ab dem Ostrand des wandelte sich in Ödland und nur in sehr re- Toten Meeres kommen vermehrt Graudroß- genreichen Wintern ist hier noch eine grö- ling - meist in der Nähe von Tamarix, Pal- ßere Menge an Schwimm- und Watvögeln men oder Akazien -, Tristramstar (Abb. 5), zu beobachten. Dennoch ist Azraq immer Borstenrabe und Saharasteinschmätzer noch von großer Bedeutung für überwin- (Abb. 4) vor. An der Mündung des Wadi ternde, oder durchziehende Wasservögel in Mujib erreichen Hausammer, Smaragdspint Jahren mit genug Niederschlägen. Im Win- Merops orientaUs und Einödgimpel (Abb. 2) ter 1991/92 konnten wieder ca. 20.000 Was- die Nordgrenze ihrer Verbreitung. Das um- servögel beobachtet werden. Die artesischen gebende, steinige Gelände scheint einer der Brunnen sind vor allem im trockenen besten Plätze Jordaniens zu sein, um den sel- Herbst von Bedeutung für durchziehende tenen Kappensteinschmätzer zu beobach- Greifvögel z. B. für Wespenbussard und ten. Wiesenweihe Circus pygargus. Insgesamt konnten in der Oase schon über 300 Vogel- Die Vogelfauna des Wadi Araba ist, ab- arten nachgewiesen werden. gesehen von den afrotropischen Arten, die Brutvögel, oft nur in wenigen Paaren hier die mit Akazien bewachsenen Wadis und nicht regelmäßig sind heute noch Was- besiedeln wie Akaziengrasmücke, Smaragd- serralle Rallus aquaticus, Flussregenpfeifer spint, Graudroßling, Schwarzschwanz (Abb. Charadrius dubius, Wüstenregenpfeifer Cha- 1), durch Wüstenarten gekennzeichnet, wie radrius leschenaultii, Spornkiebitz, Tropfen- Arabisches Wüstenhuhn, Sandlerche, Wüs- flughuhn, Zwergseeschwalbe Sterna tenläuferlerche und Einödlerche Eremalauda albifrons, Pharaonenziegenmelker, Knacker- dunni. Kronenflughuhn Pterocks coronatus lerche, Kurzzehenlerche CakmdreUa brachy- und Tropfenflughuhn sind hier möglicher- dacfyia, Stummellerche Calandrella ru/es- weise das ganze Jahr über anzutreffen. cens, Saharaohrenlerche und Wüstenstein- schmätzer. In diesen seltenen Fällen können Azraq und andere Stelzenläufer Himantopus himantopus, Säbel- Feuchtgebiete schnabler Recurvirostra avosetta und Rotflü- gel-Brachschwalbe Glareola praancola noch Azraq ist das einzige permanent wasser- hier brüten. An den Fischteichen bei Azraq führende natürliche Feuchtgebiet in der wurde 1990 noch ein Brutpaar der weltweit Wüste Jordaniens 85 km östlich von Am- gefährdeten Marmelente gefunden. man und eines der wenigen dieser Art auf der arabischen Halbinsel. Früher gab es ein Die Feuchtgebiete der östlichen Wüs- quellengespeistes Sumpfgebiet mit einem te(Azraq, Ghadir Burqu, AI Khirba as Sam- 428 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at ra) benützen vor allem Wasservögel wie und die Kläranlage in der Nähe der israeli- Knäkente Anas querquedula, Weißfiügelsee- schen Grenze. Diese erst vor wenigen Jah- schwalbe Chlidonias kucopterus und Watvö- ren errichtete Anlage hat sich zu einem Ge- gel wie Zwergstrandläufer Ccdidris minuta, heimtipp unter den Ornithologen entwi- Kampfläufer Philomachus pugnax mit 3000- ckelt. Durch die offenen Wasserflächen sind 5000 Individuen in Azraq im Frühling, hier vor allem Wasservögel und Watvögel zu Bruchwasserläufer Tringa glareola, aber auch sehen, dazu kommen Meeresvögel des be- Greifvögel als Rastplätze. Weltweit gefähr- nachbarten Roten Meeres. Greifvögel und dete Arten wie Kaiseradler und Wachtelkö- Singvögel nutzen diesen Ort gerne als Rast- nig Crex crex können beim Durchzug beob- platz. achtet werden. Die Brutvogelfauna setzt sich aus den Am östlichen Rand der Basaltwüste gibt Arten der umliegenden Wüsten wie Fahl- es noch einen durch Quellen gespeisten grö- kauz, Kappensteinschmätzer, Akaziengras- ßeren See Ghadir Burqu. Dieser trocknet mücke, Tristramstar (Abb. 5) und Grau- zwar manchmal aus, aber viele Wasservögel drossling zusammen. Dazu kommen zwei und mehrere Greifvogelarten nutzen ihn im durch Menschen eingeführte Arten, die in- Herbst und Winter. Das „Burqu Wildlife Re- dische Glanzkrähe Corvus splendens, die ver- serve" wird momentan eingerichtet und ist mutlich mit Schiffen entlang der arabischen bereits als IBA für Jordanien ausgewiesen. Küste Aqaba erreicht hat, und der Hals- Wiederansiedlungsprojekte für den Strauß bandsittich Psittacula krameri, der aus Heim- einige Gazellenarten Gazella spp. und der haltung entflogen oder freigelassen wurde. Oryxantilope sind geplant. Mögliche Brutvögel in den umliegenden Bergen sind Schieferfalke, Lannerfalke Fal- Das Umland beherbergt noch eine rela- co biarmicus und Einödgimpel (Abb. 2). tiv intakte Wüstenavifauna. Neben Stein- adler und Adlerbussard brüten hier Arabi- Wesentlich häufiger als Arten der ansäs- sches Wüstenhuhn, Kragentrappe, Rennvo- sigen Fauna werden jedoch Durchzügler und gel, Sandlerche, Steinlerche (Abb. 3), Küstenvögel gesehen. Im Frühjahr ziehen an Wüstenläuferlerche, Knackerlerche, Saha- die 50.000 Greifvögel durch, vor allem Fal- raohrenlerche, Schwarzrückensteinschmät- kenbussard und Kurzfangsperber. In größerer zer und Saharasteinschmätzer (Abb. 4). Zahl ziehen auch Nachtreiher Nycacorax nycticorax, Graureiher Ardea änerea, Fluss- Zu einem Teil wird der Verlust der Oase seeschwalbe Stema hirundo und Weißflügel- von Azraq als Rastplatz für von durch den seeschwalbe durch. Die häufigsten Singvö- Menschen geschaffenen offenen Wasserstel- gel sind Klappergrasmücke, Mönchsgrasmü- len, wie z. B. Fischteichen, Staubecken oder cke und Ortolan Emberiza hortulana. Kläranlagen ausgeglichen. Ein gutes Beispiel für letztere wäre Khirba as Samra in der Nä- Küstenvögel treten meist nur in kleine- he von Zarqa am Rande der Wüste. Bis zu ren Gruppen auf. Häufiger beobachtet wer- 6000 Weißstörche rasten jeden Herbst hier den können Lachmöwe Larus ridibundus, He- auf dem Durchzug, dazu kommen größere ringsmöwe Larusfuscus (v.a. im Frühling als Trupps von Knäkente, Zwergstrandläufer, Durchzügler) und ein weltweit gefährdeter Bruchwasserläufer, Weißflügelseeschwalbe Endemit des Roten Meeres, die Weißaugen- und Grauortolan Emberiza caesia. möwe Larus leucophthalmus. Seltener treten Dunkler Sturmtaucher Puffinus griseus, Aqaba Umgebung Weißbauchtölpel Sula leucogaster, Raubmö- wen Stercorarius sp. Weißwangen-Seeschwal- und Rotes Meer be Stema repressa und Zügelseeschwalbe Ster- Zu den Feuchtgebieten Jordaniens ge- na anaethetus auf. Der Küstenreiher Egretta hört in gewisser Weise auch der wenige Ki- guiaris ist ein nicht brütender Standvogel. lometer lange Streifen an der Küste des Ro- ten Meeres südöstlich von Aqaba. Wichtig als Rastplatz, vor allem für Singvögel, sind die Gärten und Parks der Stadt mit ihrem z. T. noch traditionellen Bewässerungssystem 429 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Menschlicher Einfluss stärksten betroffen sind in einem ariden Kli- ma die Gewässer. Das Verschwinden des Die Gebiete des Nahen Ostens sind seit Fischuhus ist wahrscheinlich zu einem Teil Jahrtausenden von Menschen bewohnt. diesem Faktor zuzuschreiben. Auch die Ab- Durch Beweidung, Ackerbau und Abhol- nahme der Populationsgrößen von Hals- zung der Wälder haben sie schon immer die bandfrankolin und Bienenfresser entlang Landschaft geprägt. Dies hatte und hat seine des Jordan und seiner Zuflüsse lässt sich teil- Auswirkungen auf die Avifauna der Region. weise auf die Zerstörung ihrer bevorzugten Eines der jüngsten Beispiele ist die anthro- Habitate zurückführen. Der Blauwangen- pogene Zerstörung der Oase von Azraq, aber spint Merops superaliosus, der früher in Az- auch die Jagd, eine Ausdehnung der Anbau- raq brütete, ist nur mehr ein seltener Zugvo- flächen und eine Veränderung der landwirt- gel (ANDREWS 1995). schaftlichen Praxis, mit sekundärer Vergif- tung vieler insektenfressender Vögel durch Andererseits profitieren einige wenige Insektenvernichtungskampagnen, haben im Arten von der Tätigkeit des Menschen. Die 20. Jahrhundert die Bestände vieler Arten z. Bedeutung angelegter Wasserstellen für die T. enorm reduziert. Fast alle jagdbaren Hüh- Zugvogelfauna wurde schon erwähnt. Der nervögel und viele Greifvogelarten haben Weißflügelgimpel konnte seine Verbreitung im Bestand drastisch abgenommen. Beispie- durch landwirtschaftliche Projekte in den le dafür sind das Chukarhuhn, das Arabi- Wüstengebieten ausdehnen, der Jericho- sches Wüstenhuhn, sowie der Schmutzgeier nektarvogel (Abb. 6), dessen Präsenz einst Neophron percnopterus, Gänsegeier, Ha- auf die Verbreitung von Loranthus acaciae bichtsadler und Steinadler. im Wadi Araba angewiesen war, konnte bis in die Obstgärten des Mediterrangebietes Der Arabische Strauß wurde durch Jagd eindringen. und eine Vergiftungskampagne gegen die Wanderheuschrecke völlig ausgerottet. Das Im Gefolge menschlicher Siedlungen letzte lebende Exemplar wurde in Jordanien etablierten sich kommensale Arten, wie z. 1932 gesehen und von 1966 existiert noch B. der Haussperling, die nicht selten in Kon- ein Bericht eines sterbenden Tieres aus dem kurrenz zu ansässigen Arten wie den Stein- Wadi el-Hasa (JENNINGS 1986). Auch die sperling treten. Glanzkrähe und Halsband- einst häufige Kragentrappe wurde zu einem sittich wurden zweifellos, absichtlich oder extrem seltenen Vogel, dessen Status als unabsichtlich, durch den Menschen einge- Brutvogel nicht mehr gesichert ist. Vergif- führt. tungsaktionen beeinflussen nicht nur die so- genannten Schädlinge, sondern auch deren Zusammenfassung Räuber. In Israel wurden die Bestände von 39 Greifvogelarten, die dort noch vor der Im folgenden Beitrag wurde versucht, Benutzung von Pestiziden vorkamen, alle dem Leser einen Überblick der in Jordanien außer zwei, nämlich Schlangenadler und zu beobachtenden Vogelarten in Bezug auf Baumfalke, in ihren Beständen reduziert ihren Status und ihr Vorkommen in den oder sind überhaupt verschwunden (MEN- verschiedenen Lebensräumen zu geben. Auf DELSSOHN & LESHEM 1983). Grund seiner biogeografischen Lage, der unterschiedlichen Topografie und großer Habitatzerstörung und Umweltver- Klimaunterschiede, und damit zusammen- schmutzung hinterließen ebenfalls tiefe hängend unterschiedlicher Niederschlags- Spuren. Dichte Föhrenplantagen, wie in mengen, verfügt Jordanien über eine Viel- Aufforstungsprojekten üblich, sind ökolo- zahl verschiedenster Lebensräume. Die Avi- gisch gesehen Ödland und nur wenige Ar- fauna ist erst in den letzten Jahren genauer ten können dort leben. Durch die Ausdeh- untersucht worden, wodurch sich die An- nung dieser Wälder wurden sicher die Be- zahl der bis heute nachgewiesenen Arten stände von Greifvogelarten wie Gänsegeier, deutlich erhöht hat und nun bei 411 nach Adlerbussard, Lannerfalke und Schmutz- der neuesten Liste liegt (siehe Tab. 1). Jor- geier beeinflusst. danien liegt an einem Schnittpunkt ver- Von der Umweltverschmutzung am schiedenster biogeografischer Einflüsse und 430