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Zippammern (Emberiza cia) im Rheingau PDF

7 Pages·1999·0.32 MB·
by  HauschIngo
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Jb. nass. Ver. Naturkde. 120 S. 105-1 11 Wiesbaden 1999 Zippammern (Emberiza cia) im Rheingau Zippammer, Bestandsentwicklung, Lebensraumveränderungen, Rheingau K U r z f a s s U n g : Das einzige hessische Vorkommen der Zippammer (Ernberizu cia) befindet sich am Mittelrhein zwischen Rüdesheim und der Grenze zu Rheinland-Pfalz. Die Art wird vorgestellt und ihre Biologie beschrieben (Lebensraum, Verhalten, Brutbiologie). Im Gegensatz zur weiten Verbrei- tung der Art in der Paläarktis insgesamt ist ihr Vorkommen in Mitteleuropa - am Randes des Verbrei- tungsgebietes - inselartig auf wenige Gebiete beschränkt. Im Rheingau wird die Zahl der besetzten Brutreviere seit 1983 in zweijährigem Turnus erfasst. 1983 wurden 54 Reviere gezählt. Nach einem Rückgang um 22 % stabilisierte sich der Bestand bei rund 44 Paaren. 1999 wurde überraschender- weise ein Anstieg auf 53 besetzte Reviere festgestellt. Das Problem der Erhaltung der Habitatstruktu- ren für die Zippammer im Hinblick auf die zunehmende Verbuschung der felsdurchsetzten Steilhän- ge wird diskutiert. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ................................................... 105 2 Biologie der Zippammer ....................................... 105 3 Verbreitung ................................................. 107 4 Lebensraum ................................................. 108 5 Population im Rheingau ....................................... 108 6 Literaturverzeichnis ........................................... 11 1 1 Einleitung Eine Vogelart, die selbst Naturinteressierte oft nicht kennen, hat ihr einziges hes- sisches Vorkommen in unserer näheren Heimat, im Rheingau. Es handelt sich um die Zippammer (Emberiza cia), die bgi uns in Hessen ausschließlich die steilen, felsdurchsetzten Weinbergslagen zwischen Rüdesheim und der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz besiedelt. Die Zippammer stellt nicht nur für Hessen, sondern - für Mitteleuropa überhaupt eine ornithologische Kostbarkeit dar, die es ver- - dient, hier einmal näher vorgestellt zu werden. 2 Biologie der Zippammer Die Zippammer gehört zur Familie der Ammernvögel und zwar zur Gattung der eigentlichen Ammern (Emberiza), die in Europa mit 11 Arten vertreten sind. Die Goldammer, ein naher Verwandter und für 1999 als „Vogel des Jahres" vom Na- turschutzbund Deutschland auserkoren, ist die bei uns häufigste und bekannteste Ammernart und kommt auch im Verbreitungsgebiet der Zippammer in deren un- mittelbarer Nachbarschaft vor. Größe und Gestalt der Zippammer (Körperlänge 16 cm) stimmen mit dem Erscheinungsbild der Goldammer nahezu überein; die Zippammer wirkt allerdings im Vergleich etwas langschwänziger. Während jedoch die Goldammer - insbesondere das Männchen - durch goldgel- ben Kopf, Hals, Brust und Unterseite auffällig gekennzeichnet ist, weist die Zipp- ammer eine ganz andere Gefiederfärbung auf. Kopf, Kehle und Brustansatz sind aschgrau. Unverkennbar ist die markant gestreifte Kopfzeichnung, die durch zwei schwarze Scheitelstreifen, einen Zügel- bzw. Augenstreifen und einen Bart- streifen gebildet wird, der in seiner Verlängerung die Ohrdecken unten begrenzt. Brust, Unterseite und Flanken sind zimtfarben, der Rücken ist kastanienbraun mit dunkler Längsstreifung mit einem ungestreiften, ebenfalls kastanienbraunen Bür- zel. Die Schwanzaußenkanten sind weiß. Die Weibchen unterscheiden sich in ihrem Aussehen nicht wesentlich von den Männchen. Lediglich sind Kopfzeich- nung und Zimtfärbung bei den weiblichen Tieren nicht so kräftig ausgeprägt. Er- gänzend wird auf die einschlägigen Vogelbestimmungsbücher verwiesen (z. B. HEINZELF,I TTER& PARSLOW19 96; JONSSON19 92). Der Gesang der Zippammer besteht aus nicht sehr laut vorgetragenen zwit- schernden Tönen und kann leicht mit dem der Heckenbraunelle verwechselt wer- den. Die Stimmfühlungslaute, mit denen die Zippammern untereinander Kontakt halten, sind kurze, hohe Rufe, die sich wie „ziU,, ,zieb'o der ,,ziep" anhören. Der bei Erregung oder Gefahr ausgestoßene Warnruf ,,zip" hat der Zippammer ihren deutschen Namen eingebracht. Umfangreiche Kenntnisse über die Lebensweise der Zippammer verdanken wir vor allem den intensiven Untersuchungen von SCHUPHA(N1 9 72), der viele Jahre lang Zippammern zwischen Aßmannshausen und Rüdesheim farbig beringt (was z. T. auch heute noch geschieht) und ihr Verhalten studiert hat. Die in unserem Ge- biet lebenden Zippammern sind überwiegend Zugvögel, ein Teil der Population bleibt aber auch im Umfeld des Brutgebietes. Es können also auch im Winter Zippammern bei uns angetroffen werden einzeln oder in Trupps bis zu 10 Indi- - viduen. Die Zugrichtung weist nach Südwesten, wie 5 Fernfunde aus der von SCHUPHA(N19 72) beringten Population zeigen. Die Funde reichen vom Kreis Bit- burg, über Luxemburg, Mittelfrankreich bis nach Biarritz. Die Zugvögel kehren bis spätestens Mitte März wieder in ihr Brutgebiet zurück. Der Gesang wird hauptsächlich im MärzIAnfang April vorgetragen. Als Sing- warten werden gerne markante Geländestrukturen genutzt, um das Brutrevier ab- zugrenzen. Die Vögel führen eine monogame Saisonehe, wobei die Bindung der Partner durch ihre Reviertreue begünstigt wird. Nach den Feststellungen von SCHUPHAN(1 972) erfolgt der Nestbau ab Mitte April (Schwerpunkt 15.04.-25.04.). Die Nester werden vornehmlich am Boden angelegt, oft in einer von Pflanzen umgebenen Erdvertiefung im Schutz des'letzten Rebstocks einer Zippammern (Emberiza cia) im Rheingau Weinbergszeile vor der angrenzenden Stützmauer. Bei der Zweitbrut, wenn die Weinreben belaubt sind, erfolgt der Nestbau auch niedrig über dem Boden (bis zu 1 m) in den Quirlen der Weinstöcke. Die Eiablage für die erste Brut lässt sich auf den Zeitraum der letzten Aprildekade bis Anfang Mai datieren. Das Gelege ent- hält im Regelfall4 Eier. Die Brutdauer beträgt etwa 14 Tage, die Nestlingszeit 10 Tage. Die Jungvögel werden nach dem Verlassen des Nests noch rund 3 Wochen von den Altvögeln gefüttert. Zweitbruten werden nach erfolgreicher Erstbrut re- gelmäßig mit Schwerpunkt im Juni durchgeführt. Nach der Brutzeit, von August bis in den November hinein streifen die Zippammern in kleinen Trupps im Um- feld des Brutgebietes umher. Ihre Nahrung findet die Zippammer vornehmlich am Boden, bei Störungen flie- gen die Vögel auf und suchen Schutz in benachbarten Bäumen oder Sträuchern. Die Zippammern ernähren sich zum großen Teil von Gras- und Kräutersamen, aber auch von anderen pflanzlichen Bestandteilen. Es werden jedoch auch Insek- ten vom Boden aufgenommen oder in einem kurzen Verfolgungsflug in der Luft ergriffen. Die Jungvögel werden ausschließlich mit tierischer Nahrung versorgt. Kleinschmetterlinge und ihre Larven (z. B. der Eichenwickler) spielen dabei eine große Rolle. Zum Nahrungsspektrum gehören aber auch Käfer, Heuschrecken, Fliegen, Blattläuse, Spinnen und Schnecken. 3 Verbreitung Die Zippammer ist - anders als ihr begrenztes Vorkommen in Mitteleuropa er- scheinen lassen mag - eine in anderen Teilen der Paläarktis durchaus verbreitete Vogelart. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Nordwestafrika über die ibe- rische Halbinsel, Süd- und Mittelfrankreich, den Alpenraum, Italien, die Balkan- länder, die Türkei, Iran, Afghanistan, Pakistan, Nordindien bis an die Hänge des Himalaja. Die Gebirgszüge in Vorder-, Mittel- und Zentralasien bis ins südliche Sibirien etwa auf der Höhe des Baikalsees bilden die Nordgrenze der Verbrei- tungszone, die sich somit durch die mediterrane, gemäßigte und Steppenzone im Bereich felsiger bis gebirgiger Regionen mit trocken-warmem Sommerklima zieht. In Mitteleuropa erreicht die Zippammer die Nordwestgrenze ihrer Verbreitung. Entsprechend unbeständig ist dort langfristig gesehen die Populationsentwick- lung der meist isolierten Vorkommen. Klimatisch begünstigte Regionen vom französischen Jura, über die Schweiz (vor allem Wallis und Südschweiz), Oster- reich und die ungarischen Mittelgebirge zeigen die Hauptverbreitungslinie in Mitteleuropa auf. In Deutschland hat die Zippammer nur wenige Vorkommen, die meist inselartig isoliert liegen und deren Fortbestand gebietsweise nicht gesichert ist. In folgenden Gebieten ist (bzw. war) sie anzutreffen: Schwarzwald in Rhein- seitentälern; Südpfalz; mittleres Maintallunterfranken; Porphyr-Steinbrüche im westlichen Odenwald sowie als Schwerpunkt das Mittelrhein-Gebiet (GLUTZV ON BLOTZHEI&M B AUER1 997). Unsere hessische Zippammerpopulation ist Teil des Vorkommens, das sich im rheinland-pfälzischen Mittelrheintal fortsetzt und die Seitentäler von Nahe, Mosel und Ahr mit einschließt. Aus dem unteren Lahntal, das noch bis in die 70er-Jahre einige Brutpaare beherbergte, ist die Zippammer leider verschwunden (BRAUN19 99). In Hessen sind nur wenige Beobachtungen der Zippammer außerhalb des Brut- gebiets dokumentiert. Die von BERCK(1 995) zitierten 4 Daten beziehen sich in 3 Fällen auf den Monat März (bei Marburg, Südseite des AltkönigITaunus und Er- felden, Kreis Groß-Gerau). Eine Beobachtung - nahe Frankfurt am Main - er- folgte im November. Eine weitere Märzbeobachtung (1 Weibchen) gelang mir am 24.03.1996 an einem mit Büschen durchsetzten Wiesenhang östlich von Engen- hahn (Rheingau-Taunus-Kreis). Vor allem bei den Märzdaten bleibt unklar, ob es sich hier noch um umherstreifende ,,ÜberwintererCh' andelte oder um Zugvögel, die ihr Brutgebiet verfehlt haben oder erst mit Verspätung erreichen. 4 Lebensraum Den Lebensraum der Zippammer gibt deren englischer Name „Rock bunting" (= Felsenammer) treffend wieder. Während in dem weiten Verbreitungsgebiet der Zippammer eine große Vielzahl von Habitatmöglichkeiten gegeben ist, werden in Deutschland insbesondere folgende Biotope besiedelt: lückige, kurzrasige Vieh- weiden mit Blockschutt, Kahlschlag- und Aufforstungsflächen mit Steinblöcken und Felsen und vor allem - wie im Bereich des Rheintals - mit Felsen durchsetz- te Weinbergslandschaften. Weinbau allein ist allerdings nicht die entscheidende Voraussetzung für die Exis- tenz der Zippammer, denn in den ausgedehnten Rebflächen des Rheingaus östlich von Rüdesheim sucht man sie vergebens. Mittelbar gibt es aber doch Zusammen- hänge mit dem Weinbau. Zum einen korreliert der Weinbau mit günstigen klima- tischen Verhältnissen, zum anderen bewirkt die Bewirtschaftung der Weinbergs- lagen ein Offenhalten dieser Flächen (d. h. keine oder nur schüttere Bodenvege- tation). Um den Ansprüchen der Zippammer gerecht zu werden, müssen die Weinbergsflächen stark der Sonne ausgesetzt (süd- bis westexponierte Hänge) und außerdem durch Buschgruppen und Felspartien aufgelockert sein. 5 Population im Rheingau Angesichts des sehr begrenzten und für Hessen einzigen Vorkommens der Zipp- ammer im Rheingau ist die Erfassung des Bestandes und seiner weiteren Ent- wicklung von besonderem Interesse. Mitglieder des Arbeitskreises Wiesba- denRheingau-Taunus der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Natur- schutz e. V. (HGON) führen deshalb seit 1983 im zweijährigen Turnus flächen- Zippammern (Emberiza cia) im Rheingau deckend Zählungen des hessischen Zippammerbestandes zwischen Rüdesheim und der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz durch. Bereits 1976 und 1979 hatten FLEHMIuGn d GOERLIC(H19 83) eine Erfassung des Brutbestandes zwischen Rü- desheim und Aßmannshausen vorgenommen, die jeweils rund 30 Paare ergab. Die Zählung erfolgt im wesentlichen durch Kartierung der singenden (revierhal- tenden) Männchen; weitere Anzeichen oder Nachweise eines Brutreviers wie z. B. Nestbau, futtertragende Altvögel oder die Feststellung von Jungvögeln wer- den selbstverständlich ebenfalls registriert. Die Erfassung bzw. Bestätigung be- setzter Reviere erfolgt durch mehrfache Begehung des potentiellen Brutareals in der Zeit von Mitte April bis Ende Juni. In den einzelnen Erfassungsperioden wurden folgende Revierzahlen festgestellt: 1983 = 54 1985 = 43 1987 = 46 1989=42 1991=43 1993 = 44 1995 = 44 1997 = 44 1999 = 53 Es hat sich gezeigt, dass sich der Bestand nach einem Rückgang um 22 % zwi- schen 1983 und 1989 auf einem Niveau von rund 44 Paaren stabilisiert hat. Dabei ist das Verteilungsmuster der Verbreitung im wesentlichen gleich geblieben, was durch die vorgegebene Habitatsituation zu erklären ist. Der Hauptschwerpunkt der Besiedlung liegt zwischen Rüdesheim und dem Bacharacher Kopf nordwest- lich von Aßmannshausen, dann folgt der Bereich um den Taleinschnitt des Bo- dentals (gegenüber der Ortschaft Trechtingshausen) und schließlich gibt es noch rund 10 Reviere bei Lorch und Lorchhausen. Die Zählung 1999 brachte mit 53 Revieren ein überraschendes, außergewöhnlich gutes Ergebnis. Zum Teil waren alte verwaiste Reviere wieder besetzt. Worauf dieser kurzfristige Bestandsanstieg zurückzuführen ist, bleibt unklar. Gute Brut- erfolge in den Vorjahren in Verbindung mit einem hohen Erfassungsgrad bei der diesjährigen Zählung mögen eine Erklärung sein. Der Bestandsrückgang nach 1983 ist offensichtlich auf eine teilweise Verände- rung der Habitatstrukturen zurückzuführen, die zur Aufgabe früherer Brutplätze geführt hat. Es handelt sich vor allem um solche Steillagen, in denen der Weinbau aufgegeben wurde. Dort setzt im Laufe weniger Jahre eine zunehmende Verbu- schung ein, die die offenen Flächen verschwinden lässt; selbst Felspartien werden teilweise überwuchert bzw. durch die Vegetation eingeengt. Auch dort, wo sich zum Teil noch offene Flächen befinden (ehemalige Gärten oder Hangwiesen) wird durch die Verbrachung die Bodenvegetation so dicht, dass die für die Zipp- ammer erforderlichen nur spärlich oder gar nicht bewachsenen Areale nicht mehr ausreichend zur Verfügung stehen. Dies wird ganz besonderes deutlich in dem Bereich zwischen Lorchhausen und der Landesgrenze, wo sich die Zahl der Re- viere von ursprünglich 6 auf 1-2 reduziert hat. ~hnlichesg ilt für andere Teilge- biete gleichermaßen. Selbst wenn noch einige wenige Brutpaare etwa in den un- zugänglichen felsigen Steillagen oberhalb der Rheinuferstraße bzw. der Bahn- strecke bei den Zählungen übersehen worden sein sollten, sind die Folgen der Biotopveränderung durch Verbuschung bzw. teilweise sogar Ubergang in Nie- derwald offenkundig. Die Auswirkungen zeigen sich deutlich in der Veränderung der Vogelwelt: Wo Bäume und Büsche zunehmen, löst die Goldammer die Zipp- ammer ab; zu starke Verbuschung vertreibt den Neuntöter; Dorngrasmücke und Fitislaubsänger dagegen gewinnen Lebensraum hinzu und sind auffallend stark vertreten. Andererseits haben die massiven Eingriffe in die Weinbergslandschaft in den 60er- und 70er-Jahren durch die Flurbereinigung wie z. B. in Rüdesheim und Lorch, die aus der Sicht des Naturschutzes sicher folgenschwer waren, ent- gegen allen Befürchtungen offensichtlich auf die Zippammer keinen nachteiligen Einfluss ausgeübt. Dies kann durch die bereits beschriebenen Habitatansprüche der Zippammer erklärt werden. Im Flurbereinigungsgebiet blieben die markanten Felspartien im wesentlichen erhalten. Sie bilden zusammen mit den dortigen Buschgruppen inselartige Strukturelemente in den Weinanbauflächen; die hohen Stützmauern wirken möglicherweise zusätzlich als „Felsenersatz". Für die Zipp- ammer ergibt sich daraus das notwendige Mosaik aus Fels, Buschwerk und frei- en, wenig bewachsenen Flächen, wo sie überleben kann. Allerdings sind auch die flurbereinigten Weinbergsflächen für die Zippammer und andere Vogelarten nicht frei von Problemen; diese entstehen vor allem durch die intensive Bewirtschaf- tung (Störungen bei der Bearbeitung, Spritzmitteleinsatz). Fast unlösbar erscheint das Problem der Erhaltung bzw. Wiedergewinnung der Lebensräume der Zippammer in den verbuschenden Steillagen. Pflegemaßnah- men müssten permanent erfolgen, wenn sie die Verbuschung auf längere Sicht aufhalten sollen. Dies erfordert jedoch einen Finanzaufwand, der kaum zu er- bringen sein wird. Die einzige sinnvolle Lösung wäre eine Reaktivierung des Steillagenweinbaus, möglichst mit ökologischer Bewirtschaftung, wie sie U. a. von einigen Winzern in Lorch praktiziert wird. Ohne staatliche Fördermittel wäre eine solche Lösung aber illusorisch. Ob angesichts der Situation des Weinbaus in- nerhalb der EU und der Subventionslage insgesamt der Steillagenweinbau in Zu- kunft überhaupt noch eine Chance hat, ist allerdings äußerst fraglich. Auch wenn die Stabilität einer Population am Rande ihres Verbreitungsgebietes immer besonderen Unwägbarkeiten ausgesetzt ist, bleibt doch zu hoffen, dass die Zippammer ihren Vorposten im Mittelrheingebiet auch in Zukunft dauerhaft hal- ten kann. Klimaveränderungen beispielsweise oder andere großräumig auf den Bestand wirkende Faktoren wird man bei uns im Brutgebiet kaum beeinflussen können. Die Erhaltung der Rahmenbedingungen im Lebensraum der Zippammer im Rheingau durch Biotopsicherung und eine verträgliche Wirtschaftsweise da- gegen ist eine unverzichtbare Mindestforderung aus der Sicht des Natur- und Ar- tenschutzes, für deren Erfüllung wir hier vor Ort eine besondere Verantwortung tragen - als „Gastgeberu für eine Vogelart, die sonst in Deutschland nur an weni- gen Stellen zu finden ist. Zippammern (Emberiza cia) im Rheingau 6 Literaturverzeichnis BERCKK, .-H. (1995): Zippammer - Enzheriza cia. - In: Hess. Ces. Ornithologie U.N aturschutz (Hrsg.) (1995): Avifauna von Hessen. - Echzell. BRAUNM,. : mündliche Äußerung. 1999; Nassau. FLEHMIBG., & GOERLICHH.,- P.: mündliche Äu~erung1. 983; Wiesbaden. GLUTZVO N BLOTZHEIMU., N. & BAUERK,. M. (Hrsg.) (1997): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. - Bd. 14/III, Passeriformes (5. Teil): 1966 S.; Wiesbaden. HEINZELH,. , FITTERR, . & PARSLOWJ. ,( 1996): Pareys Vogelbuch. - 7. Aufl.: 384 S.; Berlin. JONSSONL., (1992): Die Vögel Europas und des Mittelmeerraumes. - 559 S.; Stuttgart. SCHUPHA1N.: Z, ur Biologie und Populationsdynamik der Zippammer (Emheriza C. ciu). Mainz, Uni- versität, Fachbereich Biologie, Dip1.-Arb., 132 s., 1972. INCOH AUSCH Edisonstr. 15 65 199 Wiesbaden Manuskripteingang: 29.06.1999

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