Wohngemeinschaften für Senioren und Menschen mit Behinderung David Thiele Wohngemeinschaften für Senioren und Men- schen mit Behinderung Gründung, Hintergründe, Wege David Thiele Nordkirchen, Deutschland ISBN 978-3-658-11774-0 ISBN 978-3-658-11775-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-11775-7 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbi- bliogra(cid:191) e; detaillierte bibliogra(cid:191) sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikrover(cid:191) lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 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Lektorat: Dr. Andreas Beierwaltes, Daniel Hawig Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Inhalt 1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 Allgemeine Grundlagen einer Wohngemeinschaft ! . . . . . . . 9 2.1 Zielgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.2 Aufnahmekriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.3 Ausschlusskriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.4 Aufnahme eines potenziellen Nutzers . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.5 Assessments . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.5.1 Mini Mental State Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.5.2 Demenz Behave AD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.6 Ziele und Leitlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2.7 Welche Wohnform möchten Sie wählen ? A: Selbstverantwortet nach § 24 Abs. 2 WTG oder B: anbieterverantwortet nach § 24 Abs. 3 WTG . . . . . . . . 22 2.8 Worum geht es bei der Gründung einer Wohngemeinschaft für Senioren und Menschen mit Behinderung wirklich ? . . . . . . 29 2.9 Welche Fragen bewegen den verantwortlichen Organisator wirklich ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 2.10 Das Ziel ! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.11 Miete vs. Eigentum ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 2.12 Was bringt den Praktiker vor Ort, der die Herausforderung hat, eine solche Wohngemeinschaft ins Leben zu rufen wirklich weiter ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 2.13 Wo befinden sich die Fallstricke, die eine solche Planung unter Umständen erheblich erschweren können oder sogar zu Fall bringen ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 VI Inhalt 2.14 Welche Kommunikationswege muss man einhalten und beachten ? (Zulassungsbehörden, Kostenträger etc.) . . . . . . . . . . . . . 39 2.15 Kritische Selbstreflexion: Was kann ich wirklich richtig gut ? Was sollte ich outsourcen ? Peter Prinzip ! . . . . . . . . . . . . . 40 2.16 Welche Synergieeffekte gibt es ? Welche sollte ich nutzen ? . . . . 42 2.17 Mitwirkung und Mitbestimmung der Nutzerinnen und Nutzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 2.18 Weitere Abrechnungsmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . 47 3 Gesetzliche Grundlagen. Juristische Einschätzungen. Kostenträger. Welche Gesetze sind direkt relevant ? Wen muss ich anrufen, um mehr zu erfahren ? . . . . . . . . . . 51 3.1 Heimrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 3.2 Sozialgesetzbuch XI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 3.3 Zweite Verordnung über zwingende Arbeitsbedingungen für die Pflegebranche (Zweite Pflegearbeitsbedingungenverordnung – 2. PflegeArbbV) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 3.4 Sozialgesetzbuch V . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 3.5 „Gesetz zur Regelung von Verträgen über Wohnraum mit Pflege- oder Betreuungsleistungen“ (Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz – WBVG) . . . . . . . . . . . . . . . . 100 3.6 Bürgerliches-Gesetz-Buch (BGB) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 3.7 Verträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 3.7.1 Betreuungsvertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 3.7.2 Mietvertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 3.7.3 Wohngemeinschafts-Vereinbarung . . . . . . . . . . . . . . . . 126 3.7.4 Pflegevertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 3.8 Welche Kostenträger kommen für eine Wohngemeinschaft in Frage ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 3.9 Investitionskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 3.10 Meldepflichten Berufsgenossenschaft, IK-Nummer und mehr . . . 142 4 Planungsphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 4.1 Welcher Zeithorizont ist der richtige ? Planungsphase zu Beginn ! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 5 Konzept einer Wohngemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . 155 5.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 5.2 Ziel- und Programmplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 5.3 Organisations- und Projektplanung . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Inhalt VII 5.4 Kapazitäts- und Belegungsplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 5.5 Leistungsplan/Umsatzkalkulation . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 5.6 Stellen- und Personalplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 5.7 Planung der Investitionen und der Instandhaltung . . . . . . . . 158 5.8 Aufwand- und Ertragsplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 5.9 Marketingplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 5.10 Ergebnisplan/Wirtschaftsplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 5.11 Risikoplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 5.12 Mustergliederung Konzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 6 Wirtschaftliche Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 6.1 Wie erkenne ich die Minimalanforderungen, die einen wirtschaftlichen Betrieb möglich machen ? . . . . . . . 165 6.2 Wie kalkuliere ich die Kosten einer Wohngemeinschaft ? . . . . . . 166 6.2.1 Vereinbarung Betreuungsleistungen nach § 75 SGB XII . . . . . . 166 6.2.2 Vereinbarung Unterkunftskosten nach § 75 SGB XII . . . . . . . . 174 6.3 Wie ermittelt man den Tagessatz/Monatspauschale ? . . . . . . . 180 6.4 Das persönliche Budget. Wie poole ich Leistungen § 17 Abs. 2 – 6 SGB IX und nach § 36 Abs. 1 Satz 6, § 89 Abs. 3 Satz 2 SGB XI ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 6.5 Wen wollen Sie ansprechen ? Oder anders: Wer ist Ihr Klientel ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 6.6 Fallmanagement als Unterstützung zur optimalen Kombination von Leistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 6.7 Kooperationen richtig angehen ! . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 7 Bauplanung einer Wohngemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . 193 7.1 Welche Anforderungen muss der Architekt mitbringen ? . . . . . . 193 7.2 Worauf muss ich vor der Bauplanung achten ? . . . . . . . . . . . 194 7.3 Worauf muss ich während der Bauplanung achten ? . . . . . . . . 198 7.4 Was muss ich im Umgang mit der DIN EN 18040 beachten ? . . . . 201 7.5 Öffentliche Förderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 8 Personaleinsatzplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 8.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 8.2 Aufgaben/Kompetenzen und Verantwortlichkeiten . . . . . . . . 211 8.3 Wie kalkuliere ich das Personal ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 8.4 Personaleinsatzplanung: Wie viel Personal braucht man für die einzelnen Phasen der Gründung ? . . . . . . . . . . . . . 219 8.5 Musterstellenbeschreibung Pflegefachkraft . . . . . . . . . . . . 220 VIII Inhalt 9 Hygienemanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 9.1 Hygienekonzept kurz und bündig . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 9.2 Haustiere in der Wohngemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . 226 10 Ausstattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 10.1 Ausstattung einer Wohngemeinschaft. Was ist sinnvoll ? Was ist notwendig ? . . . . . . . . . . . . . . . 227 11 Qualitätsmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 11.1 Welche Minimalanforderungen sind für ein gutes Qualitätsmanagement ausreichend ? Dokumentationspflichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 11.2 Mustergliederung eines Qualitätsmanagementhandbuches . . . . 240 11.3 Dokumentationspflichten am Beispiel von NRW . . . . . . . . . . 241 12 Hauswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 12.1 Hauswirtschaft aber wie ? Welcher Betrag ist sinnvoll ? . . . . . . . 245 13 Schlusswort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255 Über den Autor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 1 Einführung Dieses Buch ist anders ! Ich, der Autor, habe mich entschieden, eine echte Arbeitshilfe zu entwickeln. Natürlich erhebe ich nicht den Anspruch der Vollständigkeit. Ich bin genauso Mensch wie alle anderen. Ich mache Fehler, ich übersehe Dinge und möchte Sie auffordern, selber kritisch zu denken und sein Projekt zu beobachten. Das Le- sen bzw. Durcharbeiten dieses Buches ersetzt nicht den eigenen logischen Men- schenverstand. Die Rechtsprechung schreitet mit so großen Schritten voran, dass eine Vollständigkeit mit Erscheinen dieses Buches nur bedingt gewährleistet wer- den kann. Wie jeder Profi, so werden auch sicher Sie die für Sie relevanten Ge- setze und die ihm anhängenden Rechtsprechungen der bekannten Sozialgerich- te, Arbeitsgerichte usw. beobachten und verfolgen. Ähnlich verhält es sich mit dem Vor anschreiten der Gesetzgebung. Sie ist dynamisch und wachsend. Ob das immer gut ist, mag jeder für sich beurteilen. Jede Kommune legt geltendes Recht anders aus. Mal strenger, mal toleranter. Oft orientiert sich diese Schwankung an dem Bedarf in der Region und den Anbietern und deren Leistungen bzw. deren Qualität. Egal was Sie planen ! Egal was Sie vorhaben ! Der längste Weg beginnt bekannt- lich mit dem ersten Schritt ! Der erste Schritt ist, sich Gedanken über die Idee, die Vision und die Vorstellungen zu einem Projekt zu machen. Dafür sind viele Schrit- te und viele Gedanken notwendig. Dabei nicht den Überblick zu verlieren und den roten Faden für sich ganz persönlich zu finden, ist die Aufgabe einer solchen Arbeitshilfe (Bücher). Hier ist es nun. Am Anfang eines gemeinsamen Weges, hin zu einer funktionierenden Wohngemeinschaft ! Wann funktioniert denn eine Wohngemeinschaft ?: „Wenn sie voll ist ?“ „Wenn sie Gewinn abwirft ?“ Ja und nein ! Sie funktioniert, wenn sie ihre Funktion als Glied in ihrer Wert- schöpfungskette optimal erfüllt. Wie Sie dabei ihre Wertschöpfungskette definie- © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 D. Thiele, Wohngemeinschaften für Senioren und Menschen mit Behinderung, DOI 10.1007/978-3-658-11775-7_1 2 Einführung ren, bleibt Ihnen überlassen. Ich beleuchte hier an dieser Stelle nur mögliche Wege und Optionen, wie eine solche Wertschöpfungskette funktionieren kann, nicht muss. Der Gesetzgeber sieht eine Wohngemeinschaft immer in Verbindung mit mindestens einem zugelassenen Pflegedienst. Somit habe ich hier bereits zwei wesentliche Glieder dieser Wertschöpfungs- kette. Dieses Buch soll Hilfe und Unterstützung sein. Es soll Sie nicht davon abhal- ten, es anders zu machen, neue Wege zu beschreiten oder das Konzept Wohn- gemeinschaft neu zu erfinden. Egal wie, man braucht einen roten Faden, eine Hilfe durch den Dschungel der Vorschriften und ein „Achtung“ vor Fallstricken, die überall in großer Zahl lauern. Wir können nicht alle sehen, nicht jeder Fallstrick tritt bei jedem auf. Die, die un- ter anderem mir begegnet sind, habe ich aufgeschrieben und hoffe, dass Sie davor bewahrt bleiben. Sie wissen, dass Netzwerke ein wesentlicher Bestandteil der praktischen Ar- beit sind. Diese Netzwerke, richtig bedient, bieten auch einen gewissen Schutz vor Fehlern oder falschen Wegen. Sie sollten Sie nutzen und die daraus resultierenden Erfahrungen aktiv in Ihre Überlegungen und Planungen involvieren. Fragen Sie Kollegen, sprechen Sie andere Wohngemeinschaftsbetreiber (nicht die Konkur- renz (cid:45)) an. Erkundigen Sie sich gezielt nach positiven und vor allem negativen Erfahrungen während der Gründungsphase. Was würde der Betreiber wieder so machen und was auf keinen Fall ? Aber Vorsicht: „Viele Köche verderben den Brei !“ Dieses Buch verzichtet auf sämtliche ausführlichen studienhaften Ausführun- gen, die Sie sich in anderen bereits verfassten Werken erarbeiten können, wenn Sie das wollen und die Zeit dafür finden. Hier geht es um Schritt-für-Schritt-Fak- ten, für ein klares Ziel. Wo notwendig, verweise ich auf vertiefende Literatur, Ge- setze, Regeln, Verordnungen, Standards etc., und ich zitiere diese auch. Sie haben nur dieses eine Ziel: Eröffnung einer Wohngemeinschaft. Wie Sie pflegen, was Sie dabei beachten müssen, was für Menschen dann am Ende darin wohnen, wie Sie dieses so vielschichtige Zusammenwohnen gestalten, kann viel- leicht Gegenstand eines weiteren Buches werden. Hier jedoch nicht ! Aus diesem Grund soll dieses Werk kurz, knapp und prägnant bleiben. Eine Arbeitshilfe für die Tasche, nicht für den Bücherschrank. Wenn die Wohngemein- schaft fertig ist, dann darf diese Arbeitshilfe ruhig „zerflattert“ sein. Das ist ein gutes Zeichen ! Die demographischen Veränderungen, die auf die bundesdeutsche Bevölke- rung in allen Bereichen Einfluss nehmen, werden als bekannt vorausgesetzt und nicht weiter ausführlich vorangestellt. Dennoch ist ein kurzer Abriss notwendig, der das Buch argumentativ unterstützt.
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