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Was passiert beim Schulessen?: Ethnographische Einblicke in den profanen Verpflegungsalltag von Bildungsinstitutionen PDF

288 Pages·2019·2.283 MB·German
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Lotte Rose Rhea Seehaus Hrsg. Was passiert beim Schulessen? Ethnographische Einblicke in den profanen Verpflegungsalltag von Bildungsinstitutionen Was passiert beim Schulessen? Lotte Rose · Rhea Seehaus (Hrsg.) Was passiert beim Schulessen? Ethnographische Einblicke in den profanen Verpflegungsalltag von Bildungsinstitutionen Hrsg. Lotte Rose Rhea Seehaus Frankfurt University of Applied Sciences Gender- und Frauenforschungszentrum Frankfurt am Main, Deutschland der Hessischen Hochschulen (gFFZ) Frankfurt am Main, Deutschland ISBN 978-3-658-07303-9 ISBN 978-3-658-07304-6 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-07304-6 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Inhalt Eine Ethnografie zum Schulessen: Motive und Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Lotte Rose und Rhea Seehaus Stumme Akteure des Schulessens I: Die Schulspeise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Rhea Seehaus und Lotte Rose Stumme Akteure des Schulessens II: Raumarchitektur und Möbel . . . . . . . . . 51 Rhea Seehaus und Lotte Rose Der soziale Raum des Schulessens: Gemeinschaft, Parzellierung und das Ringen um einen Sitzplatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Nora Adio-Zimmermann, Lotte Rose, Katharina Schneider und Rhea Seehaus Das Mittagessen als Spielarena . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Lotte Rose und Rhea Seehaus Das Tischgespräch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 Rhea Seehaus und Lotte Rose Unfrieden beim Schulessen . Konflikte als Ereignisse der Verhandlung sozialer (Geschlechter- und Generationen-)Ordnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 Lotte Rose und Nora Adio-Zimmermann Schulessen zwischen Gesundheitsanliegen und Praxisalltag . . . . . . . . . . . . . . 229 Rhea Seehaus und Tina Gillenberg V VI Inhalt Institutionelle Verpflegungssituationen als Orte kindlicher ‚Bildungsarbeit‘ . Ein vergleichender Blick auf Schule und Kindergarten . . . . 265 Marc Schulz Verzeichnis der Autorinnen und Autoren Nora Adio-Zimmermann Absolventin des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit (B .A .) und des Masterstudien- gangs Forschung in der Sozialen Arbeit (M .A .) an der Frankfurt University of Applied Sciences (FRA-UAS), mehrjährige wissenschaftliche Tätigkeit in einem Forschungsprojekt zum Essen in stationären Jugendhilfeeinrichtungen an der Frankfurt UAS, aktuell Mitarbeiterin in einem ambulanten Sozialdienst für seelisch behinderte Menschen und Menschen in bedrohten Wohnsituationen . Tina Gillenberg Diplom-Sozialarbeiterin und Absolventin des Masterstudiengangs Forschung in der Sozialen Arbeit (M .A .) an der Frankfurt University of Applied Sciences, nach dem Studium Jugendbildungsreferentin beim Bezirksjugendwerk der AWO Hessen-Süd e .V ., seit 2017 Sozialarbeiterin im Verein zur Förderung der Bewährungshilfe in Hessen e .V . in Limburg . Lotte Rose Diplom-Pädagogin, Dr . phil, Professorin an der Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit, Leitung des Gender- und Frauenforschungszentrums der Hessischen Hochschulen (gFFZ), aktuelle Ar- beits- und Forschungsschwerpunkte: Genderforschung, Elternschaft, Fat Studies, Pädagogik des Essens . Katharina Schneider Dr . phil ., Studium der Kunstpädagogik, Kunstgeschichte und Psychologie an der Goethe Universität Frankfurt am Main; akademische Rätin an der Pädagogi- schen Hochschule Ludwigsburg am Institut für Kunst, Musik & Sport, Abteilung Kunst, Bachelorstudiengang Frühkindliche Bildung und Erziehung; Arbeits- und VII VIII Autorinnen und Autoren Forschungsschwerpunkte: Ethnografie der Kindheit, Spielforschung, ästhetische Bildung, ästhetische Erfahrung . Rhea Seehaus Diplom-Pädagogin, Dr . phil, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Gender- und Frauen forschungszentrum der Hessischen Hochschulen (gFFZ) . Arbeitsschwer- punkte: Mutterschaftsforschung, Elternschaftsforschung, Forschung zur Kinder- ernährung, Ethnografie . Marc Schulz Professor für Soziologie der frühen Kindheit und Familie an der Technischen Hochschule Köln, Schwerpunkte: Kindheits-, Familien- und Jugendforschung; Bildungs- und Institutionenforschung und qualitative Sozialforschung . Eine Ethnografie zum Schulessen: Motive und Verfahren Lotte Rose und Rhea Seehaus Der vorliegende Band versammelt Beiträge zum Alltag des Schulessens, die alle im Rahmen eines Forschungsprojektes entstanden sind, das die ethnografische Erfassung, Dokumentation und Analyse der Praxisvollzüge der Schulverpflegung zum Ziel hatte . Alle Autor_innen waren an der Feldforschung in Schulen und/ oder an der anschließenden Auswertung der Daten beteiligt, wenn auch mit je- weils eigenen empirischen und theoretischen Schwerpunktsetzungen . Die Texte sind als eigenständig-abgeschlossene Beiträge konzipiert und damit für sich allein lesbar und verstehbar . Die Studie wurde unter dem Titel „Doing Gender und Doing Diversity beim Schulessen“ an der Frankfurt University of Applied Sciences durchgeführt und vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst von 2011 bis 2013 finanziert . Die ethnografische Feldforschung wurde durchgeführt von den wissenschaft- lichen Mitarbeiterinnen Rhea Seehaus (Frankfurt University of Applied Sciences) und Katharina Schneider (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg) und den Studierenden des Master-Studiengangs „Forschung in der Sozialen Arbeit“ der Frankfurt University of Applied Sciences . Es waren dies: Nora Adio-Zimmermann, Tina Gillenberg, Stefanie Grehl, Cliff Keller und Natalie Sadounie . An der Datensortierung und -interpretation waren neben den genannten Personen Lotte Rose (Frankfurt University of Applied Sciences) und Marc Schulz (Technische Hochschule Köln) beteiligt . Simone Strecker (Frankfurt University of Applied Sciences) hat mit ihren geduldigen und kompetenten Korrekturarbeiten am Ende dafür gesorgt, dass die Forschungsergebnisse publiziert werden konnten . Teilergebnisse der Studie wurden an verschiedenen Stellen bereits publiziert (Rose 2012; Rose/Seehaus 2014, 2016, 2017; Rose/Seehaus/Schneider 2016; Seehaus 2014; Seehaus/Gillenberg 2016) . 1 © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 L. Rose und R. Seehaus (Hrsg.), Was passiert beim Schulessen?, https://doi.org/10.1007/978-3-658-07304-6_1 2 Lotte Rose und Rhea Seehaus Der Band versteht sich als ethnografische Reportage zum sozialen Raum des Schulessens . Anliegen ist, von dem zu erzählen, was dort passiert und bislang angesichts der stark normativ aufgeladenen Diskurse zum Schulessen eher verbor- gen bleibt – vielleicht auch nicht gesehen werden will von jenen, die das Feld des Schulessens bislang ‚fachlich‘ besetzen . Während intensiv diskutiert wird, wie das Schulessen sein soll, wird wenig registriert, wie es tatsächlich ist – wie das quirlige soziale Leben dort aussieht, was dort außer dem Essensverzehr für Schülerinnen und Schüler passiert, wie Schülerinnen und Schüler sich den schulischen Essens- raum aneignen und wie sie ihn eigensinnig ‚umleben‘ . Zu alledem liefern die hier versammelten Beiträge systematisierte Einblicke . Verpflegung als neues Thema des Schulalltags und der Wissenschaften Die Essensversorgung von Kindern in der Schule, die lange Zeit in Westdeutsch- land auf Krisen- und Hungerzeiten beschränkt war, wird gegenwärtig mit der Verlängerung der täglichen Schulzeiten zunehmend zum Alltagsphänomen . Für immer mehr Kinder und Jugendliche tritt an die Stelle der häuslich-familialen Mittagsverpflegung die schulische . Die jüngste bundesweite Studie zur Qualität des Schulessens spricht davon, dass etwas weniger als 50 % der Schülerinnen und Schüler in der Schule essen, wobei es sowohl schulspezifische Unterschiede – in Grundschulen liegt die Beteiligung bei etwa 80 % – als auch regionale Unterschie- de gibt – in den ostdeutschen Bundesländern ist die Beteiligung höher als in den westlichen (BMEL 2014, S . 7) . Bezeichnend bei dieser Entwicklung ist der prinzipiell reaktive Charakter der Institutionalisierung des Schulessens . Junge Menschen haben nicht begonnen, in der Schule zu essen, weil Gesellschaft oder auch sie selbst dies ab einem bestimmten Zeitpunkt für besser als die private Versorgung befunden haben, sondern schlicht aus pragmatischen Gründen . Weil junge Menschen heute bis in den Nachmittag in der Schule sind und von daher nicht mehr mittags zu Hause essen können, erhalten sie jetzt ihr Mittagessen von und in der Schule . Die Einführung des Schul- essens ist also nicht gewolltes Ergebnis offensiver Reformen, sondern die bloße und unvermeidliche ‚Nebenwirkung‘ bildungspolitischer Umbrüche . Vor diesem Hintergrund hat die öffentliche Beschäftigung mit dem Schulessen denn auch vor allem den Charakter des ‚Nachjustierens‘ einer unter enormem Handlungsdruck relativ ‚wildwüchsig‘ gewachsenen, häufig auf das bloße ‚funktionieren-müssen‘ konzentrierten Verpflegungspraxis .

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