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Vom ersten Tag an anders - das weibliche und das männliche Gehirn PDF

339 Pages·2016·4.87 MB·German
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Simon Baron-Cohen Vom ersten Tag an anders Das weibliche und das männliche Gehirn Aus dem Englischen von Maren Klostermann Walter Verlag Inhalt 7 Dank 1 Weibliches und männliches Gehirn 11 2 Junge trifft Mädchen ... 28 3 Was ist Empathie? 39 4 Das weibliche Gehirn: Nachweise für ein besonderes Empathievermögen 50 5 Was ist Systematisieren? 93 6 Das männliche Gehirn: Nachweise für ein besonderes Systematisierungsvermögen 102 7 Kultur 122 8 Biologie ! 135 9 Die Evolution des männlichen und des weiblichen Gehirns 164 10 Autismus: Die Extremform des männlichen Gehirns 184 11 Ein Mathematikprofessor 212 12 Die Extremform des weiblichen Gehirns: Zurück in die Zukunft 231 Anhang 1 »Die Sprache der Augen« 253 2 Der Empathie-Quotient (EQ) 267 3 Der Systematisierungs-Quotient (SQ) 273 4 Der Autismus-Spektrum-Quotient (AQ) 280 Liste der Abbildungen 285 Anmerkungen 286 Bibliografie 296 Register 326 5 Zum Gedenken an Robert Greenblatt (1906-1987) (Augusta Georgia Medical School), der Endokrinologie mit Menschlichkeit verband und Donald Cohen (1940-2001) (Yale Child Study Center), der den Autismus erforschte und sich für Kinder in Not einsetzte Dank Bridget Lindley hat als Erste an meine Theorie geglaubt, dass es grundlegende mentale Unterschiede zwischen Mann und Frau gibt und dass eine Extremform des männlichen Gehirns eine Erklärung für den Autismus liefern könnte. Sie hat mich unter- stützt, als ich mich auf dieses politisch gefährliche Terrain begab - und das schon Anfang der Neunziger jähre, als man kaum zu den- ken wagte, dass so etwas wie psychische Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen könnten. Wie viele andere auch bemerkte Bridget diese Unterschiede im Alltagsleben und über- zeugte mich schließlich, dass die Mehrheit der Leser inzwischen aufgeschlossen genug sei, um sich objektiv mit den Nachweisen auseinander zu setzen. Viele Menschen haben mir dabei geholfen, meine Gedanken für dieses Buch zu entwickeln. Dazu gehören meine begabten studen- tischen Mitarbeiter der letzten Jahre: Chris Ashwin, Anna Ba'tkti, Livia Colle, Jennifer Connellan, Jaime Craig, Ofer Golan, Rick Griffin, Jessica Hammer, John Herrington, Therese Joliffe, Rebecca Knickmeyer, Johnny Lawson und Svetlana Lutchmaya. Ferner die Mitglieder meines geschätzten Forschungsteams: Carrie Allison, Matthew Belmonte, Jacqueline Hill, Rosa Hoekstra, Karen McGinty, Catherine Moreno, Jennifer Richler, Fiona Scott, Carol Stott und Sally Wheelwright. Sally bin ich zu ganz besonderem Dank ver- pflichtet, auch wenn dieser Hinweis sie vielleicht in Verlegenheit bringt. Sally und ich haben erstmals 1996 zusammengearbeitet, und sie war von den Fragen, die in diesem Buch behandelt werden, genauso fasziniert wie ich. Wir haben eine lange und ungeheuer produktive Zusammenarbeit erlebt, und ein Großteil der For- schungsarbeit, die diesem Buch zu Grunde liegt, wäre ohne sie nicht möglich gewesen. Einige Kollegen und Freunde haben mich ebenfalls nach Kräf- ten unterstützt: Patrick Bolton, Kirsten Callesen, Lynn Clernance, 7 Peter Fonagy, Ian Goodyer, Ami Klin, Chantal Martin, Amitta Shah, Luca Surian, Helen Tager-Flusberg und Esther Tripp. Meine Klinik- Kollegen Janine Robinson, Emma Weisblatt und Marc Wöodbury- Smith haben mir bei meinen Bemühungen um ein besseres Ver- ständnis des Asperger-Syndroms sehr geholfen. Last, but not least danke ich meinen Mitarbeitern Ralph Adolphs, James Blair, Ed Bullmore, Carol Brayne, Andy Calder, Tony Charman, Livia Colle, Carol Gregory, Gerald Hackett, Melissa Hines, John Hodges, loan James, Mark Johnson, John Manning, Michelle O'Riordan, Robert Plomin, Peter Raggatt, Melissa Ruther- ford, Geoff Sanders, David Skuse, Valerie Stone, Steve Williams, Max Whitby, Andy Young und Martin Yuille. Viele der oben genannten Personen haben neue Fakten gesam- melt und Hypothesen überprüft. Von einigen dieser Entdeckungen wird in diesem Buch die Rede sein. Ich danke auch Consulting Psychologist Press für die Erlaubnis, den Test mit den eingebetteten Figuren in diesem Buch abzu- drucken (»Adult Embedded Figures Test«). Der »Augensprache«- Test (»Reading the Mind in the Eyes«-Test, Anhang 1) basiert auf Fotos aus kommerziellen Quellen. Der Test als solcher wird nur für Forschungszwecke benutzt und nicht für kommerzielle Zwecke vertrieben. Das Copyright für die einzelnen Fotos lässt sich bei diesen Fotofragmenten nicht zurückverfolgen. Meine Theorie, dass die Extremform des männlichen Gehirns ursächlich für den Autismus sein könnte, habe ich erstmals 1997 in einem kleinen Aufsatz formuliert. Ich zögerte, meine Thesen 1 öffentlich vorzustellen, bis die Organisation »Cure Autism Now« im März 2000 eine wissenschaftliche Tagung an der Rutgers Universi- ty veranstaltete. Die eingeladenen Vortragsredner sollten ihre pro- vokativsten Thesen vorstellen. Zu meiner Überraschung bedach- ten die Konferenzteilnehmer meine exzentrische Theorie nicht einfach mit einem höflichen Lächeln, sondern griffen sie begeis- tert auf und ermutigten mich, den Ansatz weiterzuverfolgen. Im März 2001 präsentierte ich die Theorie an den Institutes of Psy- chiatry and Cognitive Neuroscience in London. Die positiven Reaktionen, die ich dort insbesondere von Uta Frith erhielt, bestärkten mich in der Überzeugung, dass die Ideen nun reif für 8 ein größeres Publikum waren. Als meine Thesen auf einer Autis- mus-Konferenz (»Autism India«) in Chennai (Januar 2001) und in Madrid (Mai 2001) ähnlich positiv aufgenommen wurden, gewann ich den Eindruck, dass die zur Debatte stehenden Unterschiede in der Psychologie der Geschlechter etwas Universelles sind. Die 2 Resonanz bei weiteren Vorträgen, zum Beispiel im Rahmen des Child Psychiatry-Lehrprogramms in PriStina (Mai 2002) oder der Child Psychiatry Conference in Rom (Juni 2002), führte dazu, dass ich einen kurzen Aufsatz über dieses Thema für die Gemeinschaft der Kognitionswissenschaftler verfasste. Im vorliegenden Buch 3 erweitere ich diese frühe Veröffentlichungen für eine breitere Leserschaft. Die folgenden Institutionen haben meine Arbeit während der Fertigstellung dieses Buches finanziell unterstützt: Medical Research Council (UK), Cure Autism Now, Shirley Foundation, Corob Foundation, Three Guineas Trust, Gatsby Trust, Isaac Newton Trust, NHS Research and Development Fund, National Alliance for Autism Research und James S. McDonnell Foundation. Auch die folgenden Einrichtungen haben meine Arbeit geför- dert: Trinity College Cambridge und innerhalb der Cambridge University das Department of Experimental Psychology and Psychiatry, das Clinical School Department of Biochemistry, das Autism Research Centre, fMRI Brain Mapping Unit, Wolfson Brain Imaging Centre, Section of Developmental Psychiatry und das Rosie Maternity Hospital. Zu den Förderungsinstitutionen außer- halb der University gehörten: Cambridge Lifespan Asperger Syn- drome Service (CLASS), Lifespan NHS Trust (jetzt Cambridgeshire and Peterborough NHS Mental Health Trust), National Autistic Society (UK) und deren Zweigstelle in Cambridge, Umbrella. Einige Menschen haben mir den großen Gefallen erwiesen, die- ses Buch im Manuskriptstadium zu lesen, und mir wertvolle An- regungen gegeben: Helena Cronin, Rick Griffin, Rosa Hoekstra, Johnny Lawson, Esther Tripp, Sally Wheelwright, Geoff Sanders und Rebecca Knickmeyer. Diesen freundlichen Kritikern bin ich zu besonderem Dank verpflichtet. Dank auch an Richard Borcherds, der einer Aufnahme des Materials in Kapitel 11 großzügig zu- gestimmt hat. Für die herausragende Unterstützung bei allen 9 Sekretariatsaufgaben danke ich Alison Cläre, Paula Naimi und Jennifer Hannah. Meine Agenten John Brockman und Katinka Matson haben sich in wunderbarer Weise für dieses Buch eingesetzt. Stefan McGrath und Amanda Cooke, meine Herausgeber bei Penguin (UK) und bei Basic Books (USA), haben mir wertvolle Anregungen für die letzte Überarbeitung der Entwürfe gegeben. Helen Guthrie und Maria- teresa Boffo bei Penguin fügten alles zusammen, und meine Lekto- rin Caroline Pretty hat mir mit Engelsgeduld dabei geholfen, meine Worte in eine verständliche Sprache zu bringen. Ihnen allen bin ich zu großem Dank verpflichtet. Meine Eltern ebenso wie meine Brüder und Schwestern Dan, Ash, Liz und Suzie haben schließlich für einen Großteil der guten Laune gesorgt, die jeder Autor braucht, um den Schreibprozess fortzusetzen. Auch meine Kinder Sam, Kate und Robin haben einen wertvollen Beitrag zu diesem Buch geleistet, manchmal ohne sich dessen bewusst zu sein. Euch allen gilt mein tief emp- fundener Dank. 1 Weibliches und männliches Gehirn Wer Theorien über grundlegende Unterschiede im Denken und Bewusstsein von Mann und Frau aufstellt, begibt sich zweifellos auf gefährliches Terrain. Ich könnte mich dem heiklen Thema vor- sichtig annähern, aber Ihnen ist es bestimmt lieber, wenn ich ohne Umschweife zum Kern der Sache komme. Deshalb hier meine Theorie: Das weibliche Gehirn ist so »verdrahtet«, dass es überwiegend auf Empathie ausgerichtet ist Das männliche Gehirn ist so »verdrah- tet«, dass es überwiegend auf das Begreifen und den Aufbau von Systemen ausgerichtet ist. Mit dem Rest dieses Buches gelingt es mir hoffentlich, Sie davon zu überzeugen, dass es eine wachsende Anzahl von Belegen für diese Theorie gibt. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass manche Leserinnen schon auf der ersten Seite beunruhigt reagieren. Liefert diese Theorie vielleicht nur Wasser auf die Mühlen einiger Reaktionäre, die nicht wollen, dass sich an der gesellschaftlichen Diskriminie- rung der Frau etwas ändert? Diese Befürchtungen kann ich ver- mutlich erst zerstreuen, wenn ich Sie davon überzeugt habe, dass man diese Theorie progressiv, zum Vorteil der Frauen nutzen kann. Genauso gut kann ich mir vorstellen, dass manche Leserinnen durchaus bereit sind, mir auf halbem Wege zu folgen und das eins- tige Tabuthema mentaler Unterschiede zwischen Mann und Frau zu erforschen. Doch wenn wir dann auf die eigentlichen Ursachen dieser geschlechtsspezifischen Unterschiede stoßen, entdecken diese Leserinnen möglicherweise Dinge, die sie lieber nicht sehen möchten. Einige hoffen vielleicht, dass die Unterschiede aus- schließlich ein Produkt der Erfahrung sind. Doch was ist, wenn die Abweichungen auch einige angeborene physiologische Faktoren ii widerspiegeln? Und falls es tatsächlich grundlegende Unterschie- de im Denken von Mann und Frau gibt, sind diese Unterschiede modifizierbar? Oder sollten wir uns vielleicht sogar über solche Unterschiede freuen, statt sie zu fürchten? Fragen wie diese möchte ich in diesem Buch erforschen. Doch zunächst möchte ich noch etwas ausführlicher auf die beiden zen- tralen Behauptungen der Theorie eingehen. Das weibliche Gehirn: Empathie Unter Empathie versteht man das Vermögen, die Gefühle und Gedanken eines anderen Menschen zu erkennen und darauf mit angemessenen eigenen Gefühlen zu reagieren. Empathie oder Ein- fühlungsvermögen bedeutet nicht nur, dass man kühl berechnet, was eine andere Person denkt oder fühlt (es hat nichts mit dem zu tun, was manchmal als »Gedankenlesen« bezeichnet wird). Das können auch Psychopathen. Bei der Empathie geht es darum, dass man eine angemessene emotionale Reaktion im eigenen Innern spürt, die durch die Emotion der anderen Person ausgelöst wird. Wer sich in einen anderen Menschen einfühlt, will ihn verstehen, sein Verhalten vorhersagen und eine emotionale Verbindung zu ihm herstellen. Angenommen, Sie erkennen, dass eine Freundin von Ihnen Kummer hat, aber es lässt Sie kalt. Es ist Ihnen gleichgültig, Sie haben Wichtigeres zu tun oder empfinden sogar eine gewisse Schadenfreude. Das ist keine Empathie. Stellen Sie sich jetzt vor, Sie erkennen das Unglück Ihrer Freundin nicht nur, sondern füh- len sich automatisch selbst betroffen, leiden mit und verspüren den Wunsch, ihr sofort zu helfen - das ist Empathie. Empathie heißt, dass man Gefühle erkennt und darauf reagiert, und das gilt für alle Emotionen oder jede innere Verfassung, nicht nur für so offenkundige Gefühlszustände wie Kummer. Empathie entsteht aus dem natürlichen Wunsch, sich um andere zu kümmern. Wie dieses Bedürfnis entsteht, ist relativ umstritten, und wir verschie- ben die Erörterung dieser Frage auf Kapitel 7 und 8. In diesem Buch soll untersucht werden, welche Nachweise 12 dafür vorliegen, dass Frauen - im Durchschnitt - ein stärkeres Ein- fühlungsvermögen entwickeln als Männer. Man beachte, dass ich hier keineswegs von allen Frauen rede, sondern nur von der Durchschnittsfrau verglichen mit dem Durchschnittsmann. Empathie ist eine Fähigkeit (oder Gruppe von Fähigkeiten), und wie für jede andere Fähigkeit, ob sportliches, mathematisches oder musikalisches Talent, gilt auch für das Einfühlungsvermögen, dass wir alle in unterschiedlichem Maße damit ausgestattet sind. Genauso wie wir darüber nachdenken können, weshalb jemand in diesen anderen Bereichen besonders talentiert, durchschnittlich begabt oder auch behindert ist, so können wir auch über individu- elle Unterschiede beim Einfühlungsvermögen nachdenken. Man könnte die Empathie sogar als ein Merkmal wie die Körpergröße auffassen, weil sie genau wie diese bei allen Menschen unter- schiedlich ist. Und genauso wie man die Körpergröße eines Men- schen messen kann, kann man auch die Unterschiede im Einfüh- lungsvermögen messen. In Kapitel 4 stelle ich einige Methoden vor, die zur Messung solcher Unterschiede benutzt werden. Abbildung 1: Die normale Verteilung von Empathiefähigkeiten In Abbildung 1 ist dieser Gedanke grafisch dargestellt. Die meisten Leute fallen in den mittleren Bereich des potenziellen Spektrums. Doch die Ausläufer dieser glockenförmigen Kurve zeigen, dass manche Menschen erheblich weniger Empathie besitzen (am lin- ken Verteilungsrand), während andere (am rechten Verteilungs- rand) besonders reich mit dieser Gabe gesegnet sind. Im weiteren 13

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