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Vom biographischen Sinn des Studierens: Die Herausbildung fachlicher Identität im Studium der Biologie PDF

526 Pages·2000·14.837 MB·German
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Robert Kreitz Vom biographischen Sinn des Studierens Biographie und Gesellschaft Herausgegeben von Wemer Fuchs-Heinritz, Martin Kohli, Fritz Schütze Band 27 Robert Kreitz Vom biographischen Sinn des Studierens Die Herausbildung fachlicher Identität im Studium der Biologie Leske + Budrich, Opladen 2000 Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich ISBN 978-3-8100-2900-3 ISBN 978-3-322-94992-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-94992-9 © 2000 Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verla ges unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfaltigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhalt Einleitung ........................................................................................................................ 9 1. Das Vorhaben ........................................................................................................ 9 2. Der wissenschaftliche Kontext ......................................................................... 11 2.1 Das Habituskonzept in der Hochschulsozialisationsforschung .................. 12 2.2 Forschungen über Identität und Biographien von Studenten ..................... 19 2.3 Zwischenergebnis -der Aufbau der Untersuchung ...................................... 22 3. Wie die vorliegende Arbeit entstanden ist -Danksagung ............................ 24 Kapitell Theoretische und methodische Vorüberlegungen. .......................................... 27 1. Von der Wissenschaft zur Lebenswelt und zurück ....................................... 27 1.1 Die transzendental-phänomenologische Fundierung der Wissenschaft in der Lebenswelt ................................................................. 29 1.2 Die "mundane" Analyse der Lebenswelt: Ihre Strukturen und ihr Verhältnis zur Wissenschaft ................................................................ 35 1.3 Begriffe einer Wissenschaft von der Lebenswelt vom Standpunkt einer Pragmatik des Alltags ................................................................................ 43 2. Versuch über das Problem der Identität ......................................................... 56 2.1 Der Begriff der Identität bei G. H. Mead und J. Habermas ........................ 58 2.2 Die Gegenposition: Selbstbewußtsein als nicht-reflexives Wissen ............. 66 2.3 Subjektivität, Selbsterkenntnis und die Konstitution einer Sphäre der Intersubjektivität ........................................................................................... 73 2.4 Die Sphäre der Intersubjektivität und das Problem der Identität.. ............. 77 3. Methodische Überlegungen zum narrativen Interview ................................ 82 3.1 Zur Wissenschaftstheorie des "Methodischen Konstruktivismus" ............ 83 3.2 Ansätze für eine methodische Rekonstruktion des Verfahrens des narrativen Interviews ................................................................................... 88 3.3 Anstelle eines Glossars ....................................................................................... 99 Kapitel 2 Das Studium als Lebens sinn? ............................................................................... 101 1. Zum Einstieg ...................................................................................................... 101 2. "Biologie ist irgendwie mein Leben" -Das Interview mit Andrea ........... 106 2.1 Einleitung ............................................................................................................ 106 2.2 Analytische Beschreibung des Interviews mit Andrea ................................ 107 2.3 Methodische Zwischenbemerkung: Von der kontingenten Lebensgeschichte zur Rekonstruktion ihrer "inneren Logik" ................... 122 5 2.4 "\nalytische Rekonstruktion von Andreas Lebensgeschichte .................... 124 2.5 Zusammenfassung: Die Gesamtgestalt von Andreas Lebensgeschichte ....................................................................... 135 3. "Biologie ist mein Leben, aber es gibt wichtigere Sachen" -Das Interview mit Achim .............................................................................. 139 3.1 Einleitung ............................................................................................................ 139 3.2 Analytische Beschreibung des Interviews mit Achim ................................. 140 3.3 Analytische Rekonstruktion von Achims Lebensgeschichte ..................... 160 3.4 Zusammenfassung: Die Gesamtgestalt von Achims Lebensgeschichte ........................................................................ 173 4. Biographische Disposition und Studienmilieu - Andrea und Achim im Gespräch .................................................................................. 176 Kapitel 3 Drei Studienmilieus der Biologie in Meiseningen ......................................... 181 1. Die Arbeitsgruppe Tierökologie von Prof. Gumpholz .............................. 181 1.1 "Ursprünglich wollt' ich Tiermedizin studieren" -das Interview mit Carola ................................................................................ 182 1.2 "Es war immer die Idee bei mir, zu verbessern das gesamte Verhalten" -das Interview mit Sven .............................................................. 196 1.3 Ökologische Freilandforschung und die Kultivierung persönlich-informeller Umgangsformen ....................................................... 201 2. Das Studienmilieu der Mikrobiologie in Meiseningen ................................ 208 2.1 "Das was ich suche, müßte man eigentlich an 'ner Fachhochschule anbieten" -das Interview mit Thomas .......................................................... 209 2.2 "Professor Hartmann könnte jede Vorlesung halten hier am Fachbereich" -das Interview mit Markus ...................................... 218 2.3 "Irgendwie man geht so den Dingen auf den Grund" -das Interview mit Stefanie ............................................................................. 223 2.4 Funktionale Strukturen zur Gewinnung "sicheren" Wissens -das Studienmilieu der 11ikrobiologie ........................................................... 230 3. Die Arbeitsgruppe Pflanzenphysiologie von Prof. Kirchner .................... 238 3.1 "Was mich fasziniert, ist, was so in uns los ist, was da alles funktioniert" -das Interview mit Berndt ...................................................... 239 3.2 "Diese Physiologen, die reden nur über ihre Versuche, sind aber die supernettesten Menschen der Welt" -das Interview mit Sabine ........ 251 3.3 ,,11ir hing's so zum Hals raus, mit meinen Schwestern verglichen zu werden" -das Interview mit Ariane ...................................... 263 3.4 "Wie Natur funktioniert, das hat mich immer am meisten fasziniert" -das Interview mit Birgit... ........................................................... 275 3.5 Die Kultivierung kooperativer Umgangsformen in der Arbeitsgruppe von Prof. Kirchner ...................................................... 283 6 4. Zusammenfassung: Mechanismen der Integration in die Sinnwelt der Biologie ............................................................................ 288 Kapitel 4 Das Studium der Biologie in den neuen Ländern am Beispiel von Müntzenburg ............................................................................. 293 1. Der institutionelle Rahmen von Bildungsverläufen in der DDR ............. 293 2. Die Arbeitsgruppe Tierökologie von Prof. Brandler .................................. 294 2.1 Phänomenale Naturerfahrung als Sinnquelle des Biologiestudiums -das Interview mit Rüdiger ............................................................................. 296 2.2 Identitätsverlust im Transformationsprozeß -das Interview mit Daniel ............................................................................... 315 2.3 Kontinuierliches Hineinwachsen in die Biologie -das Interview mit Wieland ............................................................................. 334 2.4 Das Studienmilieu der Arbeitsgruppe Tierökologie .................................... 353 3. Über Fremde und Grenzgänger -eine methodische Zwischenbetrachtung ....................................................................................... 364 4. Weitere Interviews in den neuen Ländern mit Studierenden anderer Fachgebiete .......................................................................................... 370 4.1 "Es ist nicht so, daß ich schon immer Biologie studier'n wollte" -Das Interview mit Michaela .......................................................................... 370 4.2 "Ich bin dankbar dafür, daß wir so gute Lehrer hatten" -das Interview mit Maria ................................................................................. 378 4.3 Fachliche Differenzierung im Studium der Chemie .................................... 382 5. Besonderheiten der Interviews in Müntzenburg ......................................... 388 KapitelS Erweiterung des empirischen Vergleichs ......................................................... 391 1. Ortswechsel: die Pflanzenphysiologie und die Biochemie der Pflanzen in Siebelheim ............................................................................... 391 1.1 "Dann fand ich halt das ziemlich schwachsinnig sich so'n Gott auszudenken" -das Interview mit Vera ........................................................ 392 1.2 "Natur ist einfach knallhart" -das Interview mit Jens ................................ 403 1.3 "Ich hab' dann ethische Probleme gehabt, mit dieser ganzen Schnippelei an Tieren" -das Interview mit Georg ...................................... 412 1.4 Die Pflanzenphysiologie in Siebelheim und in Meiseningen - Ansätze für einen Vergleich ......................................................................... 420 2. Weitere Kontrastfalle zum Thema Studium und Biographie .................. .423 2.1 "Ich will mal was machen, wo ich irgendwie sehe, daß es einen Zweck hat" -das Interview mit Marion ............................................. 423 2.2 "Die Mutter soll da bleiben, wo der Pfeffer wächst" -das Interview mit Christine ........................................................................... 427 7 2.3 "Ich denke, es braucht 'ne Reihe schlechter Eigenschaften, um Professor zu werden in Deutschland" -das Interview mit Manuela ....... 431 Kapitel 6 Fachliche Identität, Biographie und Gesellschaft, der Versuch einer theoretischen Deutung ........................................................ 443 1. Einleitung ............................................................................................................ 443 2. Die soziale und biographische Rahmung der Entwicklung fachlicher Identität ............................................................................................ 445 2.1 Universitäres Studium und die Idee der Universität ................................... 446 2.2 Fachliche Identitätsbildung und Adoleszenz ................................................ 450 2.3 Zur Generationslage der von mir interviewten Biologiestudenten .......... 458 2.4 Zur Stellung des Fachs Biologie im Bildungswesen .................................... 464 3. Zu den Rahmenbedingungen der Entwicklung fachlicher Identität in den neuen Bundesländern ........................................................................... 466 3.1 Das Nebeneinander zweier Orientierungs systeme im Alltagsleben in der DDR ......................................................................................................... 466 3.2 Der Einfluß des sozialistischen Orientierungs systems auf die Gestaltung der Lebenswelt und auf die biographischen Planungen junger Erwachsener. ...................................................................... 472 3.3 Berufsbiographische Entwürfe der Studierenden aus den neuen Bundesländern ........................................................................ 479 3.4 Zur Verarbeitung des gesellschaftlichen Umbruchs seit 1989 .................. 480 4. Vom biographischen Sinn des Biologiestudiums ........................................ 483 4.1 Krisis-Erfahrung, Biographie und fachliche Identität.. ............................... 483 4.2 Voraussetzungen der Übertragbarkeit der Erlebnisse mit belebter Natur auf Identitätsfragen ......................................................... 485 4.3 Die Stufen der Herausbildung fachlicher Identität im Biologiestudium ................................................................................................. 489 4.4 Die theoretische Variation fachlicher Identität im Biologiestudium ........ 502 4.5 Fachliche Identität und die Theorie des Habitus ......................................... 514 5. Schluß .................................................................................................................. 518 Literaturverzeichnis .................................................................................................. 521 8 Einleitung 1. Das Vorhaben Ach, hätte er doch nicht Philosophie, Juristerei und Medizin und dann auch noch Theologie studiert, jener berühmte, aber gescheiterte Student! Wäre er doch, anstelle in einem dunklen Keller Geister zu beschwören, hinausgegangen in Wald und Feld, in die Frische eines sonnigen Sommertages! Nicht der schwarzen Magie wäre er verfallen, sondern dem bunten Treiben der Natur, dem Geträller der Vögel, dem Plätschern eines Bachs, dem Rascheln der Blätter. Müßte nicht so einer, der dem tiefsten aller Geheimnisse nachstellt, am Ende eines Tages voll ausgedehnter Streifzüge und intimer Beobachtungen das Gefühl haben, seinem Ziel näher gekommen zu sein? Gewiß doch, zumindest für diesen einen Tag wäre seine Unrast gestillt und der Zwiespalt in seinem Herzen geheilt worden. Aber, zu seiner Zeit waren Natur und menschliche Erkenntnis noch nicht füreinander bestimmt. Erst im vorigen Jahrhundert gingen Logos und Bios eine überaus glückliche und fruchtbare Verbindung ein. Heute, keine 150 Jahre nach Darwins Buch über die Entstehung der Arten, verstehen wir nicht nur unsere Verwandtschaftsbeziehungen mit anderen Lebewesen, sondern auch, nach wel chen Regeln die Evolution erfolgte. Wir verstehen nicht nur einen beständig wachsenden Teil der Vorgänge, die in Lebewesen stattfinden, nein, wir können sie bereits planmäßig beeinflussen. Mittlerweile können wir gezielt neue Arten von Lebewesen herstellen, und dabei die natürlichen Wege der Fortpflanzung durch technische ersetzen. So entstehen neuartige Lebewesen, bei denen nicht mehr entschieden werden kann, ob sie nun Geschöpfe der Natur oder Produkte menschlichen Schaffens sind. Sie sind beides. Und wir selber, sind nicht auch wir Menschen Geschöpfe der Natur? Kön nen nicht auch wir durch die Wissenschaft von der belebten Natur zu einem tieferen Verständnis unserer selbst gelangen? Lassen sich denn allein unsere unmittelbar körperlichen Regungen als biologische verstehen, nicht aber die Funktionsweise unseres Gehirns, also unseres Bewußtseins? Ist unser Erkennt nisvermögen denn etwa kein Ergebnis einer langwierigen Evolution? Unterlie gen die von uns entwickelten sozialen Regeln nicht auch einer genetischen De termination, die unserer Gattung, unserer Gruppe, unseren Genen einen Platz in der Welt sichert? Warum sollten wir daher nicht in naher Zukunft Hand an uns legen und zu unserem eigenen Vorteil der natürlichen Evolution nachhelfen? 9 Ich sage wir, und weiß doch: Ich verstehe von all dem so wenig wie die meisten meiner Mitmenschen. Ich weiß nur, daß solches teils bereits geschieht, teils in Reichweite, teils noch in weiter Feme ist und dennoch zum Horizont dessen gehört, worüber geredet und gestritten wird. Aber es gibt eine Gruppe von wissenschaftlich Gebildeten, die wirklich etwas davon verstehen, die die Kennt nisse und Techniken, soweit sie überhaupt verfügbar sind, beherrschen -diejeni gen, die Biologie studiert haben und die in den Labors als Biologen an den Pro blemen der belebten Natur arbeiten. In historisch kurzer Zeit hat die modeme Biologie riesige Fortschritte in Richtung einer völligen Entzauberung unserer natürlichen Lebensgrundlagen gemacht. Die Biologie gilt allgemein als die Schlüsseldisziplin unserer Zeit. Was sollte daher die Biologen daran hindern, das Werk der Evolution zu vervoll kommnen, die Natur (einschließlich unserer selbst) nach ihrem Bilde zu schaffen und somit das Werk der Erkenntnis zu vollenden, indem es in nützliche Anwen dungen überführt wird? Zur Beantwortung dieser Frage ist der Spieß daher gleichsam umzukehren: Anstelle, wie die Biologie es tut, nach der Logik in der belebten Natur zu fragen, ist die Frage zu stellen, welche "Logik" hinter dem Erkenntnisdrang der Biologen steht. Was treibt sie um? Was hält sie in ihrem "Innersten" zusammen? Nun braucht kein Faust-Motiv heutige Studentinnen und Studenten mehr zu leiten, wenn sie das Studium der Biologie aufnehmen wollen. Ein gutes Ab itur, Spaß am Biologieunterricht in der Schule, zumindest ein wenig Interesse an der Natur, vielleicht der Wunsch einen interessanten Beruf ausüben oder auch etwas Nützliches machen zu wollen, reichen dafür aus. Worin auch immer der Sinn des Studiums gesehen wird, im Erwerb fachlicher Kenntnisse, in der Vor bereitung auf einen Beruf, in der Möglichkeit zur Selbstverwirklichung oder in der Möglichkeit, den "Ernst des Lebens" noch ein wenig aufzuschieben, es gibt eine Reihe verhältnismäßig bescheidener und alltäglicher Motive für das Biolo giestudium und dieser Bescheidenheit folgt die vorliegende Untersuchung, die sich mit den gewohnlichen Lebensgeschichten gewohnlicher Biologiestudenten 1, also mit etwas Alltäglichem beschäftigt. Unterstellt, es gäbe sie noch (oder wieder), die von einem faustischen Er kenntnisdrang angetriebenen Studenten, so gibt es doch auch die anderen, die Naturschützer, die eifrigen Sammler und die stillen Beobachter der Natur. Ihnen kann wohl kaum ein Faust-Motiv unterstellt werden, wohl auch nicht der Schöp fungswille, eine neue Natur der alten an die Seite zu stellen. Was also treibt diese zur Biologie, woher rührt das Faust-Motiv bei jenen? Und was verbindet diese Aufmerksamen Leserinnen und Lesern wird sicherlich auffallen, daß der Text bei Kollektivbezeichnungen zwischen der additiven Nennung der männlichen lind der weiblichen Form und der männlichen Form changiert. Ich hoffe, daß an den Stellen, an denen die weibliche Form aus stilistischen Gründen nicht ergänzt wurde, der Kontext hinreichend klar ist, um sofort erkennen zu können, ob tatsächlich nur Männer oder Männer lind Frauen gemeint sind. 10

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