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Teufel und Engel PDF

65 Pages·2005·2.219 MB·German
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Kurt Röttgers | Teufel und Engel Unauthenticated Download Date | 10/28/16 8:21 PM 2005-08-05 13-41-33 --- Projekt: T300.pantarei.bdg.engel und teufel / Dokument: FAX ID 015a91242895132|(S. 1 ) T00_01 schmutztitel.p 91242895236 Bibliothek dialektischer Grundbegriffe Bisher erschienene Bände Christoph Hubig | Mittel Renate Wahsner | Naturwissenschaft Werner Rügemer | arm und reich Michael Weingarten | Leben (bio-ethisch) Jörg Zimmer | Metapher Hans Heinz Holz | Widerspiegelung Volker Schürmann | Muße Angelica Nuzzo | System Michael Weingarten | Wahrnehmen Thomas Metscher | Mimesis Jörg Zimmer | Reflexion Hermann Klenner | Recht und Unrecht Michael Weingarten | Sterben (bio-ethisch) Andreas Arndt | Unmittelbarkeit Roger Behrens | Kulturindustrie In Vorbereitung Gerhard Stuby/Norman Paech | Völkerrecht Michael Weingarten | Tod (bio-ethisch) Andreas Arndt/Jure Zovko | Ironie Jörg Zimmer | Schein Christian Schulte | Jetztzeit Jutta Weber/Volker Schürmann | ich und wir Thomas Metscher | Literatur Sahra Wagenknecht | Kapital Unauthenticated Download Date | 10/28/16 8:21 PM 2005-08-05 13-41-33 --- Projekt: T300.pantarei.bdg.engel und teufel / Dokument: FAX ID 015a91242895132|(S. 2 ) T00_02 Liste der Bände.p 91242895436 Edition panta rei |π(cid:2)ντα (cid:6)ει(cid:9) Forum für dialektisches Denken Bibliothek dialektischer Grundbegriffe herausgegeben von Andreas Hüllinghorst Band 16 | Kurt Röttgers | Teufel und Engel Unauthenticated Download Date | 10/28/16 8:21 PM 2005-08-05 13-41-34 --- Projekt: T300.pantarei.bdg.engel und teufel / Dokument: FAX ID 015a91242895132|(S. 3 ) T00_03 innentitel.p 91242895588 DieBibliothekdialektischerGrundbegriffeisteineEinführungs- reihe in verschiedene Ansätze dialektischen Philosophierens. Weitere Informationen zur Reihe insgesamt als auch zu Auto- ren und einzelnen Bänden erhalten Sie auf der Internetseite www.transcript-verlag.de/main/prg_pan_edi.htm. Dort haben Sie auch die Möglichkeit, Fragen, die Ihnen bei der Lektüre kommen, an den Herausgeber bzw. an den jeweiligen Autor zu stellen. DieBibliothekdialektischerGrundbegriffekannauchabonniert werden.BittewendenSiesichandenVerlag.JederBandkostet dann nur noch 5,50 € (plus Porto). Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Da- ten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. © 2005 transcript Verlag, Bielefeld Die Verwertung der Texte und Bilder ist ohne Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Das gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen. Lektorat und Satz: Andreas Hüllinghorst, Bielefeld Druck: Majuskel Medienproduktion GmbH, Wetzlar ISBN 3-89942-300-3 Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier mit chlorfrei ge- bleichtem Zellstoff. Unauthenticated Download Date | 10/28/16 8:21 PM 2005-08-05 13-41-35 --- Projekt: T300.pantarei.bdg.engel und teufel / Dokument: FAX ID 015a91242895132|(S. 4 ) T00_04 impressum.p 91242895732 Inhalt 6 | Methodisches zu Satanologie und Angelologie 8 | Die Einheit Gottes und die Vielheit der Teufel 9 | Mytho-Genealogie des Teufels 15 | Epistemologie des Teufels 16 | Freiheit und Fall 19 | »Sollte der Teufel erlöst werden?« 22 | Postmoderne Teufel 25 | Engel: Vermittlung und Unmittelbarkeit 27 | Der Engel als Mittler 31 | Was ›wissen‹ Engel? Können Engel denken? 33 | Wie verführt man einen Engel? 36 | Inkarnation 42 | Das Verschwinden der Engel 45 | Engel und Teufel der Postmoderne 49 | Weiterführende Literatur Unauthenticated Download Date | 10/28/16 8:22 PM 2005-08-05 13-41-35 --- Projekt: T300.pantarei.bdg.engel und teufel / Dokument: FAX ID 015a91242895132|(S. 5 ) T00_05 inhalt.p 91242895812 Methodisches zu Satanologie und Angelologie | Im Hinblick auf Teufel, Engel oder dergleichen Figuren kann die philoso- phisch interessierende Frage heute nicht mehr sein, ob es sie ›gibt‹ oder welchen Sinn man der Wendung ›es gibt x‹ beilegen müsste,damitmansagenkönnte,esgebesie.Interessantallein bleibtderKonditionalis:›Angenommenesgäbesie,wasfürKon- sequenzenhättedasfürdieWelt-undHandlungsorientierungen in temporaler, in sozialer und in symbolisch-normativer Hin- sicht?‹1 Die ontologische Frage nach ihrem Sein ist ebenso ob- solet geworden wie die physiologische nach ihrer Natur und ih- rem Aussehen. Teufel und Engel ImÜbrigenhabenwirunsdarangewöhnenmüssen,dassvie- als Konstrukte les ernst genommen und ernsthaft behandelt werden darf, von dem das ›es gibt …‹ nicht auf gesichertem Wissen beruht, son- dern wobei es sich um hypothetische Konstrukte handelt. Dass das ›Tief Hildegard‹ uns Regen bringen werde, ist eine solche hypothetische Unterstellung. ›Das Tief‹ ›gibt es‹ gar nicht. Es gibt Messwerte für Luftdruck (selbst ein theoretisches Konst- rukt), es gibt über Zeiten und Orte differierende solcher Mess- werte,undesgibtempirischgutbestätigteKorrelationensolcher Messwertdifferenzen mit Niederschlagswahrscheinlichkeiten. Aber ›es gibt‹ hier niemanden oder etwas, schon gar nicht mit einemweiblichenVornamen,deretwastutoderbringt;dennoch monierenwirnichtständigdieMeteorologen,diesoreden.Was für›TiefHildegard‹ gilt,giltauchfürTeufelundEngel. Gewisse Strukturzusammenhänge werden zweckmäßigerweise mit einem Namen belegt. Nicht immer führt der Weg vom Mythos zum Lo- gos,sondernvermutlichebensooft,undkompensatorischdazu, vomLogoszumMythos,dennfrüher,alsesHochsundTiefsnoch nicht gab, dieRegen›brachten‹, daregneteesschlichtausden Wolken.WirwollenimFolgendenvomTeufelundEngelwievon dem›TiefHildegard‹alseinemKonstruktfürgewissestrukturelle Zusammenhänge reden, und wir werden zuschauen, was Teufel undEngelanrichten,bzw.wirwerdenihrOperierenbeschreiben. Oderandersgesagt:Wirwerdenfragen,wassichändertinunse- 1 | Die Sozialphilosophie des kommunikativen Textes (siehe unten Fn. 3)siehtdenTextindreiDimensionenentfaltet:inZeit(Vergangenheit/Zu- kunft),inAnderer(innererundäußererAnderer)undinDiskurs(Symboli- sches/Normatives). 6 Brought to you by | Cambridge University Library Authenticated Download Date | 10/28/16 6:49 PM 2005-08-05 13-41-36 --- Projekt: T300.pantarei.bdg.engel und teufel / Dokument: FAX ID 015a91242895132|(S. 6- 49) T01_01 text.p 91242895916 renWissenssystemenundunserenNormensystemen,wennTeufel und Engel zugelassen werden. In diesem Sinne eines Konstruktes stellt der revolutionäre Kantianer Johann Benjamin Erhard (1766–1826) in seiner Apo- logie des Teufels von 1795 fest: »Der Begriff eines Teufels läßt sich aber gar nicht aus der Erfahrung nehmen […].«2 Wie bei Immanuel Kant (1724–1804) der Begriff der Freiheit, so bei Er- hardderBegriffdesTeufels:EssindBegriffe,dieimBereichder theoretischen Philosophie zwar als möglich, als denkbar, aber nicht als real behauptet werden können. TeufelundEngelmüssenindenStrukturendeskommunika- Teufel im Text tiven Textes3 oder an seinen Rändern, insbesondere der symbo- lisch-normativenDimension,auffindbarsein.InderTatistesei- ne geläufige Beobachtung, die für viele Szenen der Bibel, der MärchenbücherundvergleichbarerTextegilt:Manredetmitdem Teufel, d.h., man begibt sich mit ihm in einen gemeinsamen Text,manverhandeltmitihmundschließtWettenundPaktemit ihm ab. Offenbar hat er eine gewisse Verlässlichkeit und ist Ar- gumentengegenüberaufgeschlossen:Eristeinerwiewirundwir können ihn verstehen. Das Erstaunlichste der Teufelsebenbild- lichkeit des Menschen ist die Gemeinsamkeit des Lachenkön- nens; kein monotheistischer Gott und kein Tier kann lachen, abersehrwohlTeufelundMenschen.BeiGoethesagtderTeufel zuGott:»MeinPathosbrächtedichgewißzumLachen,hättstdu dir nicht das Lachen abgewöhnt.«4 Aber dennoch ergibt sich ein überaus widersprüchliches Bild, wenn wir alle erhältlichen InformationenüberdenTeufeloderdenEngelzusammentragen. Das Bild und die Bilder sprechenstetsmehrausalsderBegriff, unddahergibteseinesoreicheBildlichkeitderEngelundTeu- fel. Darin sind sie absolut unterschieden von Gott, der sich in seiner Offenbarung eindeutig kundgetan und die Bildlichkeit über sich untersagt hat, die immer zu Mehrdeutigkeit einlädt. 2 | Johann Benjamin Erhard: »Apologie des Teufels« [1795], in: ders., DasRechtdesVolkeszueinerRevolutionundandereSchriften,hg.v.H.G. Haasis, München 1970, S. 109–134, hier S. 110 3 | Zum Forschungsprogramm einer Sozialphilosophie des kommunika- tivenTextessieheKurtRöttgers:KategorienderSozialphilosophie,Magde- burg 2002. 4 | JohannWolfgangGoethe:Faust,hg.v.E.Trunz,Sonderbd.d.Ham- burger Ausgabe, Bd. III, Hamburg 1963, S. 17 7 Brought to you by | Cambridge University Library Authenticated Download Date | 10/28/16 6:49 PM 2005-08-05 13-41-36 --- Projekt: T300.pantarei.bdg.engel und teufel / Dokument: FAX ID 015a91242895132|(S. 6- 49) T01_01 text.p 91242895916 DieEinheitGottesunddieVielheitderTeufel | Zwischender IdeederEinheitderWeltalsunverzichtbaremRahmenderOrien- tierungimWissenundimHandelnsowiederVielheitderErfah- rungenundEreignissehatesstetsdenBedarfaneinerVermitt- lung gegeben. In den religiösen und den mythologischen Welt- bilderntrittzwischendieEineWeltordnung(Kosmos)mitseiner VielheitvonExistenzenoderdenEinen,dieWeltordnendenGott unddieVielheitdersublunarenWeseneinereichabgestufteSka- la von Vermittlungsinstanzen: die Halbgötter, die Gottessöhne, die Engel, die Heiligen, die Stellvertreter Gottes auf Erden usw. Tatsächlich aber lösen diese Mischwesen oder Zweiweltenwesen dasVermittlungsproblemzwischenbeidenWeltennichtwirklich, weildieSpannungvonEinheitundVielheitzwangsläufiganih- nen selbst wiederkehrt. Aber wenn sie auch das Problem nicht lösen,sohelfensiedoch,dasProblemzumarkieren.Dennesist wedermöglich,dieEinheitalssolche,alsoohnedieVielheit,zu denken, noch ist es möglich, sich den Vielheiten auszuliefern, Probleme ohneaufzuhörenzudenken.Wirbegegneninnicht-polytheisti- der Einheit schen Religionen und Mythologien daher immer wieder einer meistinsichinhomogenenGruppevonMittel-undMischwesen. Selbst der konsequenteste religiöse Monotheismus, der Islam, kommtnichtganzohnesolcheWesenaus.DieGründedafürsind auchziemlicheinfachplausibelzumachen.DieEinheit,diesich selbst weiß, ist schon zweierlei: die Einheit und das Wissen der Einheit. Aber das Wissen von der Zwangsläufigkeit dieser Ent- zweiungistschoneindrittesundistderKernderDialektikvon WeltundWissen,vonEinheitundVielheit.DerDritteistalsoder Zerstörer der Einheit; oder sagen wir jetzt besser und mit einer gewissenunvermeidlichenpathetischenEmphase:EristderZer- störerdesHeils,denndasEineistjazugleichdasGanzeunddas Heile.DerDritteistindieserFunktionalsDazwischen-Tretender der Dia-bolos, der Teufel. Also weil der monotheistische Gott nicht vorstellbar ist als einer, der nichts weiß und nichts will – immerhin ist er ja der Schöpfungsverantwortliche – gibt es den Teufel.DerTeufelbeobachtetGott,wieersichbeobachtenlässt, underwilldieAbweichungvonderSchöpfungsidentitätvonWil- len und Gewolltem.5 5 | Das Problem, die Paradoxien der Einheit und der Beobachtung von Einheiteinerseits,der Figurdes Dritten,derdazwischentrittandererseits zusammenzudenken,wirdvonSloterdijkgedanklichnichtbewältigt:Offen- 8 Brought to you by | Cambridge University Library Authenticated Download Date | 10/28/16 6:55 PM 2005-08-05 13-41-37 --- Projekt: T300.pantarei.bdg.engel und teufel / Dokument: FAX ID 015a91242895132|(S. 6- 49) T01_01 text.p 91242895916 Insofern könnte man in Zweifel geraten, ob der Teufel der ZweiteoderderDritteist.NachNiklasLuhmann(1927–1998)ist der Teufel derjenige, der die nicht-überbietbare Einheit, d.i. Gott, beobachten wollte und sich daher von ihm unterscheiden musste.6 Wenn man aber nicht einheitstheoretisch, sondern differenztheoretischdenkt,dannistdieEinigkeitdurchdieEin- heit der Differenz immer schon durch das Prinzip der Differenz gespalten.WennJahwesagt:»Ichbinder,derichbin.«,sofügt der Teufel hinzu: »Genau der bin ich nicht!«, und kann damit entweder Jahwe oder sich selbst oder beide zugleich meinen. BlaisePascal(1623–1662)sagte:»WürdederTeufeldieLeh- re,dieihnvernichtet,begünstigen,sowürdeer,wieJesusChris- tus sagt, mit sich uneins sein.«7 Ich frage: »Würde, müsste ihn das stören?« Ja, kann man sich überhaupt vorstellen, dass der Teufelsoordentlichist,stetsmitsicheinszuseinunddieLehre zu bekämpfen, die ihn zerstört? Wenn eines Tages alle guten Menschen Manichäer8 geworden sein sollten, der Teufel wird es niemals werden und damit die Menschen auch nicht wirklich, sondern nur in bigottem Schein. Mytho-GenealogiedesTeufels | DerTeufelistnicht–dasver- dient als Erstes festgehalten zu werden – der manichäische Wi- derpart des guten Gottes. Diese manichäische Polarisierung von Gut und Böse ist mythengeschichtlich ein abgeleitetes Resultat dieser zuvor entwickelten, sehr viel fundamentaleren Paradoxie barhaterkeinerleiBegriffvoneinerdialektischenTextanschlussregel,so- dasserfrohgemutverkündenkann:»[…]weilderTeufeldieIdeeverwirft, darumzubitten,imBundederZweiderDritteseinzudürfen.Sowäredas PrinzipAbstand,indemesdieÄußerlichkeiteinführt,dieeigentlicheTeu- felsdimension«(P.Sloterdijk:DerAnwaltdesTeufels,in:SozialeSysteme6 (2000), S. 3–38, hier S. 13. 6 | Siehe Niklas Luhmann: Die Wissenschaft der Gesellschaft, Frank- furt/Main 1990, S. 492; K. Röttgers: Kategorien der Sozialphilosophie, a.a.O. (Fn. 3), S. 251ff. 7 | Blaise Pascal: Über die Religion und über einige andere Gegenstän- de(Pensées),übersetztu.hg.v.E.Wasmuth,Heidelberg1946,S. 391(Nr. 820) 8 | Manichäismus ist eine vom Perser Mani (216–276) begründete strengdualistischeReligionundgiltübertragenfürjedesstrengdualisti- sche System von Weltorientierung. 9 Brought to you by | Cambridge University Library Authenticated Download Date | 10/28/16 6:55 PM 2005-08-05 13-41-37 --- Projekt: T300.pantarei.bdg.engel und teufel / Dokument: FAX ID 015a91242895132|(S. 6- 49) T01_01 text.p 91242895916 Insofern könnte man in Zweifel geraten, ob der Teufel der ZweiteoderderDritteist.NachNiklasLuhmann(1927–1998)ist der Teufel derjenige, der die nicht-überbietbare Einheit, d.i. Gott, beobachten wollte und sich daher von ihm unterscheiden musste.6 Wenn man aber nicht einheitstheoretisch, sondern differenztheoretischdenkt,dannistdieEinigkeitdurchdieEin- heit der Differenz immer schon durch das Prinzip der Differenz gespalten.WennJahwesagt:»Ichbinder,derichbin.«,sofügt der Teufel hinzu: »Genau der bin ich nicht!«, und kann damit entweder Jahwe oder sich selbst oder beide zugleich meinen. BlaisePascal(1623–1662)sagte:»WürdederTeufeldieLeh- re,dieihnvernichtet,begünstigen,sowürdeer,wieJesusChris- tus sagt, mit sich uneins sein.«7 Ich frage: »Würde, müsste ihn das stören?« Ja, kann man sich überhaupt vorstellen, dass der Teufelsoordentlichist,stetsmitsicheinszuseinunddieLehre zu bekämpfen, die ihn zerstört? Wenn eines Tages alle guten Menschen Manichäer8 geworden sein sollten, der Teufel wird es niemals werden und damit die Menschen auch nicht wirklich, sondern nur in bigottem Schein. Mytho-GenealogiedesTeufels | DerTeufelistnicht–dasver- dient als Erstes festgehalten zu werden – der manichäische Wi- derpart des guten Gottes. Diese manichäische Polarisierung von Gut und Böse ist mythengeschichtlich ein abgeleitetes Resultat dieser zuvor entwickelten, sehr viel fundamentaleren Paradoxie barhaterkeinerleiBegriffvoneinerdialektischenTextanschlussregel,so- dasserfrohgemutverkündenkann:»[…]weilderTeufeldieIdeeverwirft, darumzubitten,imBundederZweiderDritteseinzudürfen.Sowäredas PrinzipAbstand,indemesdieÄußerlichkeiteinführt,dieeigentlicheTeu- felsdimension«(P.Sloterdijk:DerAnwaltdesTeufels,in:SozialeSysteme6 (2000), S. 3–38, hier S. 13. 6 | Siehe Niklas Luhmann: Die Wissenschaft der Gesellschaft, Frank- furt/Main 1990, S. 492; K. Röttgers: Kategorien der Sozialphilosophie, a.a.O. (Fn. 3), S. 251ff. 7 | Blaise Pascal: Über die Religion und über einige andere Gegenstän- de(Pensées),übersetztu.hg.v.E.Wasmuth,Heidelberg1946,S. 391(Nr. 820) 8 | Manichäismus ist eine vom Perser Mani (216–276) begründete strengdualistischeReligionundgiltübertragenfürjedesstrengdualisti- sche System von Weltorientierung. 9 Brought to you by | Cambridge University Library Authenticated Download Date | 10/28/16 7:00 PM 2005-08-05 13-41-37 --- Projekt: T300.pantarei.bdg.engel und teufel / Dokument: FAX ID 015a91242895132|(S. 6- 49) T01_01 text.p 91242895916

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