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Spezialisierung im Journalismus PDF

229 Pages·2009·1.268 MB·German
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Beatrice Dernbach · Thorsten Quandt (Hrsg.) Spezialisierung im Journalismus Beatrice Dernbach Thorsten Quandt (Hrsg.) Spezialisierung im Journalismus Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. 1. Auflage 2009 Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2009 Lektorat: Barbara Emig-Roller VS Verlag für Sozialwissenschaften ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes istohneZustimmungdes Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbeson - dere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Ein- speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung: Krips b.v., Meppel Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-531-16255-3 Inhalt Vorwort……………………………………………………………………….....9 Beatrice Dernbach & Thorsten Quandt Spezialisierung im Journalismus: (K)Ein Thema für Wissenschaft und Praxis?!.........................................................................................................11 Siegfried Weischenberg Nischendasein oder Nichtsein? Fragezeichen zu Thesen über Spezialisierung und Entdifferenzierung im Journalismus (Keynote)..…………...…………….23 I Theoretische (Neu-) Bestimmungen Beatrice Dernbach Generalisierung und Spezialisierung systemtheoretisch betrachtet: keine Frage von Entweder – Oder……………………………………………...37 Manfred Rühl Journalismuswissen – kommunikationswissenschaftlich rekonstruiert Thesen zur Spezialisierung des Journalismus………………………………….49 Margreth Lünenborg Spezialisierung und Entdifferenzierung im Journalismus Eine theoretische Systematisierung…………………………………………….59 Alexander Görke Untergang oder Neuschöpfung des Journalismus? Theorie-Perspektiven und Theorie-Probleme der Hybridisierungsdebatte..…...73 6 Inhalt II Beobachtungen aus der anwendungsorientierten Forschung Daniel Nölleke Die Konstruktion von Expertentum im Journalismus………………………….97 Andreas Eickelkamp Das Konstrukt Nutzwert und wie es vom Rezipienten erkannt wird…………111 Urs Dahinden & Vinzenz Wyss Spezialisierung im Journalismus: Allgemeiner Trend? Herausforderungen durch das Thema Religion……………………………….123 Annette Leßmöllmann Wissenschaftsjournalisten – der Nische entwachsen und dennoch Spezialisten…………………………………..……………………………….137 Christoph Moss Den „einen“ Wirtschaftsjournalismus gibt es nicht – Spezialisierung vom crossmedialen Alleskönner bis zum Konjunkturexperten ……………………147 Stefan Korol Spezialisierung im Journalismus: Technikjournalismus………………..…….157 III Spezialisierung aus der Sicht der Praxis Hilke Segbers Verbrauchernachrichten vom Ticker: Der dpa-Themendienst………………..165 Jürgen Kuri Die Mühen der Ebene Fachjournalismus am Beispiel des Computermagazins c't…………………...175 Silke Liebig-Braunholz „Mehrwert für den Rezipienten“ – Journalismus, der Kompetenz vermittelt.……………………………………………………………………..187 Heiko Hornung „Wild und Hund“ – Spezialisierung seit einem guten Jahrhundert…………...197 Inhalt 7 Torsten Schäfer Umweltmacht Europa? Wissenschaftliche Befunde und praktische Erfahrungen zur journalistischen Behandlung europäischer Umweltpolitik…...............................................................................................207 IV Spezialisierung und die Folgen für das Berufsfeld Ulrike Röttger, Joachim Preusse und Jana Schmitt Kommunikationsberufe im Wandel Ausgewählte Ergebnisse einer berufsfeldübergreifenden Studie ……….……221 Eva Nowak Spezialisierung in der Journalistenausbildung Eine Analyse der Kompetenzbereiche in spezialisierten und nicht- spezialisierten Studiengängen…………………….………………….…...…..227 Die Autorinnen und Autoren………………………………………………….239 Vorwort Das Thema ‚Spezialisierung im Journalismus’ wurde 2006 bei der Jahrestagung der DGPuK-Fachgruppe Journalistik und Journalismusforschung in Münster auf die Agenda künftiger Tagungsthemen gesetzt und rückte bei der Fachgruppen- sitzung anlässlich der Bamberger DGPuK-Jahrestagung im Mai 2007 dann auf den ersten Platz. Im Februar 2008 also sollte ein Treffen der Fachgruppe erstmalig an einer Fachhochschule stattfinden und – wie es für eine Hochschule dieser Art typisch ist – wissenschaftliche Reflexion mit praktischer Anwendung verbinden. Die Reaktion auf den Call for Papers allerdings machte deutlich, dass die Wissenschaft oder vielmehr der Großteil der Journalistik-Wissenschaftler zu dem Thema wenig sagen konnte oder wollte. Von zehn eingereichten Abstracts blieben nach dem Review-Verfahren acht übrig. Zu wenige, um damit eine eineinhalbtägige Konferenz zu bestreiten. In weiser Voraussicht hatten die Fachgruppen-Mitglieder den Tagungsorganisatoren aber die Möglichkeit eröff- net, weitere Fenster mit eingeladenen Gästen zu gestalten. Die Tagungsdrama- turgie setzte hinter die theoretisch-wissenschaftliche Analyse zuerst einen Block mit stärker anwendungsorientierten Wissenschaftler-Beiträgen und schließlich die Berichte einiger Praktiker. Im scharfen Kontrast zu den wenigen Einreichungen auf den Call war das Publikumsinteresse extrem hoch – über 80 Interessenten meldeten sich zur Tagung an. Teilnehmer und Organisatoren zeigten sich dann auch aufgrund der Vielfalt und der Dynamik der Tagung sehr zufrieden. Aber auch nach Veranstaltungs- ende war noch nicht entschieden, ob das Vorgetragene beziehungsweise Gehörte „zwischen zwei Buchdeckeln“ publiziert wird. Der Eindruck, zu viele unverbundene Mosaiksteine vorliegen zu haben, verschwand zwar nicht, wurde aber in Gesprächen vor allem mit der Lektorin des Verlags für Sozialwissen- schaften, Barbara Emig-Roller, ins Positive gewendet: Warum nicht dieses Buch als den Anfang einer Diskussion betrachten? Weshalb nicht einen Anfang wagen und auf Anschlusskommunikation hoffen? Ein solches Buch herauszugeben, ist und bleibt eine große Herausforderung. Nicht allein deshalb, weil die Referenten gebeten werden müssen, das Vorgetra- gene zu verschriftlichen, oder weil weitere Autoren dazu gewonnen werden 10 Vorwort sollten. Sondern vor allem, weil Herausgeber keinerlei Mittel haben, um die allein für Anerkennung und Ehre schreibenden Autoren zu motivieren, den Zeitplan (bei gleichzeitig vielen anderen Verpflichtungen) einzuhalten. Umso befriedigender ist es, wenn die Herausgeber – wie in diesem Falle – als letzten Text das Vorwort ‚just in time’ schreiben und sich bei ‚ihren’ Autoren für die hervorragende Zusammenarbeit bedanken können! Es liegt nun ein Band vor, der gleich einem Kaleidoskop Beiträge versam- melt, die sich beim Lesen zu einem immer neuen Muster ordnen. Es ist eine Momentaufnahme wissenschaftlich-theoretischer Diskussion und wirft Spotlights auf beobachtbare Praxis. Es ist weniger ein Lehr- denn ein Lesebuch. In Form gebracht hat es Katharina Meischen, eine Studentin des Inter- nationalen Studiengangs Fachjournalistik der Hochschule Bremen; sie hat mit viel Engagement und Geduld schnell und zuverlässig die Beiträge layoutet. Bremen und Stuttgart, im Februar 2009 Die Herausgeber Spezialisierung im Journalismus – (k)ein Thema für Wissenschaft und Praxis?! Beatrice Dernbach und Thorsten Quandt Spezialisierung ist kein neues Thema für den Journalismus, aber ein bis dato nur selten bearbeitetes in der Journalistik. Das Phänomen wird häufig als Gegensatz und/oder als Parallelität zur Generalisierung betrachtet, primär dann wenn es um die Ausdifferenzierung des Medienmarktes, vor allem im Gattungssegment der Zeitschriften, um die Inhalte von Massenmedien und um die Kompetenzen von Journalisten geht. In zeitlicher Hinsicht ist Spezialisierung keine neue Erfin- dung, sondern taucht schon mit der Entwicklung der Massenpresse im 19. Jahrhundert auf. Sie ist synchron und diachron zu beobachten. Sie ist sichtbar in der Verspartung der massenmedialen Angebote, allen voran in der Vielzahl der Zeitschriftentypen und -titel. Neben den Illustrierten, den Familien- und Frauen- zeitschriften erschienen im 19. Jahrhundert zahlreiche kulturpolitische Revuen und wissenschaftliche Publikationen aller Art (vgl. Pürer/Raabe 2007: 69ff.). Im 21. Jahrhundert ist der Markt der Publikums-, Fach-, Kunden-, Verbands- und sonstigen Zeitschriften nahezu unüberschaubar groß: Die Informations- gemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) führt statistisch über 900 Publikumszeitschriften und knapp 1200 Fachzeitschriften (vgl. www.ivw.de). In der Datenbank media-info, erstellt vom Bauer Mediaservice, ist sogar von 3500 Fachzeitschriften die Rede (www.media- info.net). Es existiert bis dato jedoch keine zuverlässige Übersicht über den gesamten Zeitschriftenmarkt, weder quantitativ noch qualitativ auf der Basis einer konsentierten und wissenschaftlich fundierten Definition des Gattungs- begriffs Zeitschrift und dessen Unterkategorien (Very) Special Interest- und Fachzeitschriften. Nicht nur in dieser Außendifferenzierung spiegelt sich Spezialisierung, sondern auch in einer Binnendifferenzierung der Medien. Klaus Meier zeigt, dass sich zwischen 1870 und 1900 in den sich erweiternden Redaktionen „ein ausgeprägtes, vorher unbekanntes Fachjournalistentum“ (2002:128) entwickelt. Er führt mehrere Beispiele an, von denen hier eines zitiert sei: „Auch der Sportteil brauchte Spezialisten: Als die Münchner Neuesten Nachrichten noch keinen Sportredakteur hatten, wurden die Vorschauen auf die 12 Beatrice Dernbach und Torsten Quandt Wochenendspiele aus Unkenntnis häufig in der Montagausgabe abgedruckt – vermutlich weil die Politikredakteure dachten, es handle sich um Spiel- ergebnisse. Aufgrund der häufigen Fehler wurde dann ein eigener Sport- redakteur eingestellt.“ (ebd.) Neben der Sportredaktion wurden das Lokale und das Vermischte, die Politik-, die Wirtschafts- und die Feuilletonredaktionen als Hauptressorts ausgebaut; sie existieren so heute noch. Im Laufe der Jahrzehnte setzte sich die weitere redaktionelle Differenzierung fort, für die Meier (2002: 135) drei Modelle herausarbeitet: „Interne Differenzierungen der Ressorts werden ab den 60er Jahren angestrebt, zusätzliche Ressorts kommen vermehrt in den 70er und 80er Jahren hinzu, und neue Modelle werden in den 90er Jahren diskutiert und getestet.“ Allerdings verdrängen diese Modelle sich nicht, sondern existieren bis heute nebeneinander. So unterteilt sich das Politikressort in Innen- und Außenpolitik, der Sportteil unterscheidet in internationale und regionale Sportereignisse, zum Kulturteil oder in Form einer eigenständigen Redaktion kommen beispielsweise in den 1990er Jahren Medienredaktionen, die in den 2000er Jahren wieder verschwinden. In diesem Band soll es nicht darum gehen, Spezialisierung zu eng zu fassen, indem sie beispielsweise nur als Struktur begriffen und empirisch nur auf die Medienmärkte bezogen wird. Vielmehr ging und geht es um die Heraus- forderung, Spezialisierung aus wissenschaftlich-theoretischer, empirischer und praktischer Perspektive zu beschreiben, zu verstehen und zu diskutieren. Der Kommunikationswissenschaftler und Journalismusforscher Siegfried Weischenberg durchschreitet in rasantem Tempo alle drei Ebenen, und macht sich dabei grundlegende Gedanken über die Existenz des Journalismus: Kann dieser nur in den thematischen Nischen dieser Gesellschaft (über)leben? Der Autor sieht den Public Service Journalism, der sich über Analyse und Recherche legitimiert und der wesentlich ist für die Willensbildung in Demokratien, in ernsthafter Gefahr. Für bedrohlich hält er Entgrenzungen, die terminologisch zum Beispiel durch Begriffe wie ‚Fachjournalismus’ aufgefangen würden, womit aber möglicherweise nur die ‚Versöhnung’ zwischen Journalismus und Public Relations verschleiert oder legitimiert werden solle. Als problematisch betrachtet Weischenberg auch das, was sich im Internet und insbesondere in Weblogs entwickelt. Angesichts „blinder Flecken des professionellen Jour- nalismus“ sei die Herausforderung durch eine neue Art der „Gegenöffent- lichkeit“ durchaus positiv zu bewerten. Was genau allerdings passiere, sei kommunikations-wissenschaftlich noch nicht definiert – und damit bleibe umstritten, ob hier etwas entstehe, was funktional mit dem „uns vertrauten Journalismus“ konkurrieren oder ihn gar ersetzen könne.

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