Dieter Hassenpflug Sozialokologie Dieter Hassenpflug Sozialokologie Ein Paradigma Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Hassenpflug, Dieter: Sozialokologie: ein Paradigma / Dieter Hassenpflug. - Opladen: Westdt. VerI., 1993 ISBN 978-3-531-12503-9 ISBN 978-3-322-94247-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-94247-0 Aile Rechte vorbehalten © 1993 Springer Fachmedien Wiesbaden Urspriinglich erschienen bei Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen 1993 Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge schutzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des U rheber rechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fur VervieWiltigungen, Ubersetzun gen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in e!ektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Burkle, Darmstadt Umschlagbild: Gabriele Jahnke: Ohne Tite! (1992) Gedruckt auf saurefreiem Papier ISBN 978-3-531-12503-9 Inbalt VORWORT 7 GRUNDLAGEN Einleitung ............................................... 11 Das Fachgebiet ............................................ 19 Der Gegenstand ....................................... 19 Sozialokologie als transdiszipliniire Wissenschaft ................ 26 Hwnanokologische Grundlagen ............................... 39 Okosystem ........................................... 39 Soziosysteme ......................................... 45 Modell eines Agrar-Soziosystems ........................... 55 Anthropologische Bestimmungsfaktoren ...................... 61 KonzeptioneUe Grundbegriffe ................................. 67 Kultur und Natur ............ " ......................... 67 Bild und Gegenhild ..................................... 69 Vielfalt ............................................. 70 Kontextbezogenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Wechselwirkung ....................................... 72 Naturzustiinde und natiirliche Kategorien ...................... 74 Naturzustiinde und natiirliche Kategorien (Tabellen) .............. 77 HIsTORISCHE SoZIALOKOLOGIE Die natiirlichen Kategorien in der Geschichte ..................... 81 Uber den Umgang mit Geschichte ........................... 81 Land und Stadt ........................................ 84 Der Oikos ........................................... 91 Der dyadische Naturzustand ............................... 96 Der agricole Naturzustand ............................... 104 Der fahricole Naturzustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Der agricole Naturzustand .................................. 119 Die LandlStadt-Indifferenz ............................... 119 Das Land/Stadt-Integral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Die Land/Stadt-Differenz ................................ 132 6 Inhalt Der agricole Naturzustand (Fortsetzung) Typologie des agricolen Naturzustands (Tabelle) ............... 144 Der fabricole Naturzustand .................................. 147 Protoindustrialisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 Absolute Industrialisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 Reflexive Industrialisierung .............................. 158 Weltverbrauch an Primarenergie (Diagramm) ................. 166 KRmSCHE SoZIALOKOLOGIE Land/Stadt-Verhiiltnisse in der industrieUen Moderne .............. 167 Die formale Verstiidterung ............................... 167 Die absolute Verstiidterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 Die reflexive Verstiidterung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 Land/Stadt-Verhliltnisse in der industriellen Moderne (Tabelle) ..... 176 Natiirliche Kategorien im Spannungsfeld von Soziokultur und Raum (Tabelle) ....................... 177 ReprasentatioDSzusammenhiinge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 Hinfiihrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 Das Haus ........................................... 180 Das Dorf ........................................... 190 Die Stadt ........................................... 197 Repdisentationszusammenhiinge (Tabelle) .................... 204 SozialOkologische Fallstudie ................................. 205 Das Beispiel Schnellbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 Planungsdaten der NBS in Hessen (Diagramme) . . . . . . . . . . . . . . . . 213 SCHLU8BEMERKUNG ....................................... 215 BmLIOGRAPlllE .......................................... 219 GLOSSAR ............................................. 223 SACHREGISTER ........................................... 231 Vorwort Die vorliegende Schrift bietet eine Einfiihrung in eine kritische, d.h. in eine histo risch orientierte, fachiihergreifend konzipierte und dialektisch strukturierte Sozial okologie. Ausgehend von der Annahme, daB die Kulturgeschichte zugleich menschliche Naturgeschichte ist, versteht sie sich als eine Lehre von den Naturzu standen in Geschichte und Gegenwart. Ihr Gegenstand ist die Stadt, der dem Menschen eigentUmliche Naturzustand, und die mit seiner Existenz untrennbar verbundene Beziehung zwischen Stadt und Land, von Stadtleben und Landleben. Die Stadt ist immer schon, mit Joseph Beuys gesprochen, eine "soziale Plastik" . Sie stiftet, so meine ich, einen interdisziplinaren Gegenstand par excellence. Ihr Verstandnis verlangt folglich nach fachiibergreifenden bzw. querschnittsorientier ten Zugangsweisen. Die bier vorgelegte Sozialokologie versucht, diesem Anspruch zu geniigen, indem sie einerseits den engen, konstruktivistischen Zusammenhang von Objekt und Methode in den Fachwissenschaften zugunsten einer integrativen, organischen Methodik autbricht ohne andererseits in groBformatigen Universalis mus oder in ganzheitliche Beliebigkeit zu verfallen. Das Ergebnis ist eine "Anti Disziplinen-Disziplin" mit Namen "Sozialokologie", eine Wissenschaft, die Perspektiven fur Spezialisierungspfade jenseits von fachwissenschaftlicher Diffe renzierung erOffnet. Das Buch ist an Lehrende und Studierende der unterschiedlichsten Fachrichtungen gerichtet, besonders an Interessentinnen und Interessenten aus den Geistes-, Kultur und Sozialwissenschaften. Es wendet sich dariiber hinaus jedoch auch an Arcbitek ten, Stadt-bzw. Landschaftsplaner und bildende Kiinstler, denen angesichts der Krise der Urbanitat in einer zunehmend verstadterten Welt eine nicht hoch genug einzuschiitzende Rolle bei der Gestaltung der privaten und offentlichen Raume unserer Land-und Stadtschaften zufaIlt. Die kritische Sozialokologie m6chte vermitteln, daB Land und Stadt primiir sozio kulturelle Begriffe sind und insofern allererst auf bistorische und ungleichzeitige, vergangene und gegenwiirtige, verschiittete und nach wie vor existierende Lebens formen verweisen. Sie will verdeutlichen, daB riiumliche und soziokulturelle Aspekte ihres Gegenstands auseinanderzuhalten sind und keineswegs zwingend iibereinstimmen miissen: Als raumliche Phiinomene -als Soziotope und Soziosyste me -konnen Stadt und Land also jeweils Stiidtisches und Landliches umschlieBen. Sie will iiberdies die Vielscbichtigkeit ruralen und urbanen Lebens darstellen und zeigen, daB die Elemente derselben gleichzeitig sowohl in VerhaItnissen der Koexi stenz als auch des Konfliktes zueinander stehen konnen und insgesamt das nuancen reiche kulturelle Muster eines Gegen-, Neben- und Miteinanders von mythologi schen, organisch-werkzeuglichen und reduktionistisch-industriellen (maschinellen) Elementen des Naturumgangs bilden. Diese Schrift schlagt vor, die Stadt als Vergegenstiindlichung der biirgerlichen 8 Vorwort Gesellschaft zu begreifen, als Produkt ihrer geschichtlicher Selbsterzeugung und Selbstdarstellung. Vor diesem Hintergrund wird z.B. das AusmaB erkennbar, in dem das Gesicht der modemen Stadt durch den Vorrang des kurzfristigen, eigen niitzigen Kalkiils gegeniiber der zukunftsfahigen, sozialen und okologischen Funktion gepragt ist. Ebenso zeigt sich, wie sehr das Kontinuum des Smdtischen geformt ist durch einen bloB quantifIzierenden Umgang mit der Ressource "Zeit" und wie wenig sich die Inanspruchnahme der Ressource "Sinn" - qualitative, asthetische Zeiterfilliung -in ibm ausdriickt. Der Sozialokologie geht es urn die Verwirklichung neuartiger und inspirierender Biindnisse zwischen Tradition und Modeme, von Okologie und Hochtechnologie, von Mitweltlichkeit und Professionalitlit, von Regionalitlit und Globalitlit. Dazu ist die Ausbildung eines kritischen Verhliltnisses zur eigenen Wahrnehmung erforder lich. Diese sollte in der Lage sein, das universalistische Selbstbild der industriellen Modeme ebenso zu hinterfragen wie jenen einliugigen Historismus, der die Krafte der Vergangenheit abzuspalten und exklusiv zu handhaben pflegt. Die kritische Sozialokologie rat zu einem offenen, sensiblen und interessegeleiteten Umgang mit der Vergangenheit, welche nicht vergeht, sondem - unterhalb einer immer noch viel zu diinnen Schicht von Aufklarung - in geradezu parodistischen Formen fortexistiert. Ich denke da z.B. an die zahllosen autofahrenden Oikodespo ten, die mit ihren Kultgegenstlinden die StraBen verstopfen und den Stadtbewohnem den Raum zum Spielen und Fianieren, zur MuSe und alltaglichen Geselligkeit ebenso nehmen wie die Luft zum Atmen. Der Mensch bewahrt auch in der hoch formalisierten, verwalteten Stadtwelt seine ganz alte mythologisierende, vorplatoni sche Neigung, Bilder umstandslos fiir Realitlit zu nehmen. Man betrachte etwa die groteske Ikone jener hochgestelzten "Off-road-Automobile", jener mit Breitreifen, iiberdimensionierten StoBfcingern, vergitterten Scheinwerfern, Allradantrieb etc. ausgestatteten Industrieprodukte, die eine Wildnis zitieren, die es in West- und Mitteleuropa schon lange nicht mehr gibt. Statt fantasieloser Produkte materialisier ter Verdrangung und protziger Platzhalter einer zur Umwelt niedergedriickten Natur sind Interventionen vonnoten, die der geschundenen Mitwelt ihre Lebendig keit, ihren Eigensinn und ihre Wiirde zuriickgeben. Sozialokologische Bildung ist nicht gleichgiiltig gegeniiber den Mitteln, die zu ihrer Entfaltung beitragen konnen, und den Orten, wo sie sich ereignen soil. Sie stellt besondere Anforderungen an die Alltagspraxis der Hochschule. Bildungsmaschinen fordistischer Art mit formalistischen Lehr- und Lernhierarchien, fachlicher Eng fiihrung, fehlender Durchlassigkeit und zwanghaft disziplinarer Arbeitsteilung, mit 9 Vorwort starren Studienzeitvorgaben, frontalen Belehrungen und der Bevorzugung quantita tiver Anhaufung von Wissenspartikeln sind dazu nicht geeignet. Denn diese Ein richtungen sind auBerstande, eine Atmosphare zu bieten, die Inspiration, Intuition, Imagination und Intensitiit freisetzt und bef6rdert. Das sozial6kologische Ideal einer zeitgemaBen Bildungseinrichtung ist die "lernen de Organisation", ausgestattet mit der Fiihigkeit zur Nachdenklichkeit, Streitkultur und Selbstveranderung. Diese wiirde sich auf die Suche nach lebbaren Antworten auf jene Fragen machen, die sich heute nur zu oft in den perspektivlosen Formen der Desintegration, Vereinsamung und Flucht in die universelle Drogenwelt des Megakonsums artikulieren k6nnen. Ein solcher Bildungsort ware -als ein offener, lebendiger, repressionsfreier und asthetischer Lebens-und Erfahrungsraum - charakterisiert durch eine 'Jehlerjreundliche" Ausbildung. Sie wiirde selbstandi ges, eigenverantwortliches und kooperatives Handeln erm6glichen und ermutigen, wtirde Probehandeln gestatten, Transferleistungen honorieren, und zugleich Verbindlichkeit, Hilfestellung und Ansprechbarkeit gewiihrleisten. Ihr Produkt waren Menschen, deren instrumentellen Fahigkeiten in eine Ethik sozial6kologi schen Handelns eingebettet sind, die also nicht nur tiber Funktionskompetenz, sondern zugleich tiber die viel kostbarere Bedeutungskompetenz verfiigen. Die hier vorgelegte kritische Sozial6kologie versteht sich als Beitrag zur F6rderung von Pers6nlichkeiten, die den falligen Umbau der Industriegesellschaft auf kreative Weise in die Hand nehmen k6nnen, die also zur Mitarbeit an dem gro8en gesell schaftlichen Kunstwerk einer sozial6kologischen "Plastik" befahigt sind. Bei der Gestaltung des Buches wurden formal unkonventionelle Wege beschritten. So verfiigt jede Seite tiber eine breite Textspalte und eine schmale Orientierungs spalte. Der Leserin und dem Leser wird empfohlen, sich zum Einstieg zunachst die Orientierungsspalte anzuschauen. Ais weitere Hilfsmittel werden ein umfangrei ches Literaturverzeichnis, ein Glossar und ein Sachregister angeboten. Ich bedanke mich an dieser Stelle bei Manfred Miiller yom Westdeutschen Verlag fUr seine Untersttitzung, dem Verlag C.H.Beck, Mtinchen und dem Campus Verlag, Fankfurt/M. fiir die Abdruckgenehmigung der Abbildungen. Mein beson derer Dank giltjedoch der Ktinstlerin Gabriele Jahnke, die nicht nur das beeindruk kende Titelbild schuf, sondern mir mit Ideen, Kritik und Rat bei der Verfassung des Textes zur Seite stand. Kassel, im August 1993 Dieter Hassenpflug GRUNDLAGEN 11 Einleitung Als Lehre von den Naturzustiinden ist die Sozial6kologie, wie k6nnte es anders sein, ein Pliidoyer fUr Vielfalt der gesellschaft- lichen Naturbeziehungen, fUr Pluralitiit der Arbeitsweisen, des Naturwissens und der Technik, mittels derer Natur kulturalisiert '1 t , SozjQ/jjkologie wird. Vielfalt bedeutet aber nicht Beliebigkeit, sondem in der p1iidieT1 fUr Konsequenz die soziale und 6kologische Neubewertung dessen, Vielfalt lTUinschlicher Naturbetiehungen. was Selbstverwirklichung, Fortschritt und Wohlstand zukiinftig sein sollen. Der gegenwiirtig vorherrschende 6konomische, technologische und industrielle Universalismus ist ein Abonnement auf die ZerstOrung des Planeten. Er bindet Selbstverwirklichung an abstrakt-suchtartigen Konsum, Fortschritt an partiku1aristisches Machenk6nnen und Wo hlstand an sinnentleerte quantitative '1 Zeit-, Wert- oder GeldmaBe (wie z.B. das Sozialprodukt). So SozjQ/jjkologie \.." bieret In!oTITUJ- sind aile Antworten auf die populiire Frage nach der Vers6hn- tionen fUr eine kulJu- barkeit von Okonomie und Okologie oder von Industrie und reUe Neubestimmung von Selbstverwirkli- Natur schon deshalb ungeniigend, weil bereits die Frage mit der chung, FOT1Schrilt falschen Wirklichkeit des industriellen Universalismus kon- und Wohlstand. taminiert ist. Der sozia16kologisch aufgekliirte Blick enthiillt jedoch, daB es in Wahrheit die Industrie ebensowenig gibt wie die Okonomie oder die Technologie. Wir haben es immer schon mit einer Vielfalt von Okonomien und Produktionsweisen, von Rationalitiiten des Naturumgangs zu tun, und es ist die Aufgabe der Sozial6kologie, diesen -bisher latenten, verdriingten und {1 bekampften -Pluralismus sichtbar zu machen und als ein Poten- f!ie Gegenwart tial zur Bewiiltigung der Zukunft zu erschlieBen . ... ' 1St charak- terisieT1 durch einen Bisher gibt es keine einfiihrende Schrift zu einer kritischen, d.h. iatenren und unbe- soziokulturellen, historischen und dialektischen Sozial6kologie wujJten Pluralismus bzw. zu einer naturtheoretisch informierten Soziologie der Stadt im Umgang miJ Na- und der Land/Stadt-Beziehungen. Der wichtigste Grund dafUr tur. ist, daB die Sozialwissenschaften gerade erst beginnen, unter dem Eindruck des sich auf dramatische Weise desintegrierenden Zustands der Bio-bzw. Anthroposphiire ihren "Soziozentris- mus" zu iiberwinden und einen 6kologischen Blickwinkel zu integrieren. Kritische Sozialwissenschaftler haben in der Vergangenheit das 12 Einieitung Gebiet der N atur nur allzu gern -unter Verweis auf die Vernunft wissenschaftlicher Arbeitsteilung und im Vertrauen auf eine vermeintlich apriorische Problemlosungskompetenz von Wis- {,1 Biirger1iche senschaft und Technik -den Natur-und Technikdisziplinen • GeseUschaft iiberlassen und postuliert, einzig das Gebiet des Sozialen und und Slailt sind zwei Gesellschaftlichen sei fUr emanzipatorische Absichten, fUr Seiten desselben Gegenstands. Die moralisch-praktisches Handeln also, erreichbar. Wie nur allzu Geschichte jener ist gut bekannt, konnte sich diese Sichtweise zu der absurden "real- auch die Geschichte sozialistischen" Annahme versteigen, daB biirgerliche Gesell- dieser. schaft und Stadtleben zwei getrennte Welten seien, wobei man jene abschaffen miisse, urn diese -gegen die vermeintliche "Idiotie des Landlebens" -entfesseln zu konnen. Konservative, naturalistisch denkende Sozialwissenschaftler haben demgegeniiber in der Kultur der modernen GroBstadt eine {,1 Die Theorie zivilisatorische Sackgasse erblickt, den Siindenfall, ein Krebs- • derGeseU- geschwiir, eine Megamaschine, die den iiblen Geruch der MaB- schaft schenk! den sozialen Verhiiltnissen losigkeit, Selbstvergotterung, Dekadenz und Naturverlassenheit besondere Beachtung, urn sich verbreitet. Da helfe nur noch der Ausstieg aus Industrie die Theorie tier Slailt und Stadt, urn in landlicher Idylle die Ruhe eines autarken, hingegen den Natur- selbstbestimmten, iiberschaubaren und sittamen Lebens zu verhiiltnissen. tinden. Angesichts der z.T. desastrosen Erfahrungen, die dieses Jahr- hundert mit stadtverherrlichenden und agrarromantischen Uni- versalismen gemacht hat, neigen manche Stadtsoziologen dazu, dem ideologisch verminten Gelande gleichsam durch einen {,1 RadiIull kon- "tinalen Rettungssprung" in die Empirie zu entkommen. Land • servative (na- turaJistische) und und Stadt werden dann nur noch raumtypisch betrachtet: als radikal progressive bloBe Naturausschnitte, als ahistorische Oko- oder Soziosyste- (industria/istische) me. Dem Konfliktfeld des Verhliltnisses von Natur und Kultur Jdeologien reijJen wird dadurch zu entrinnen versucht, daB man beides miteinander GeseUschaft und Slailt auseinander. vollstandig kurzschlieBt -und dam it glaubt ad acta legen zu konnen. Verloren geht dabei die Einsicht, daB Land und Stadt allererst soziokulturelle Begriffe sind, also auf Lebensformen und Lebensstile verweisen. Bine bloB raumtypische Unterschei- dung von Landleben und Stadtleben ist unflihig, zwischen Be- griff und Wirklichkeit von Land und Stadt zu unter-