View metadata, citation and similar papers at core.ac.uk brought to you by CORE provided by OTHES DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit „Sexualität alter Menschen im Pflegeheim“ Verfasserin Ulrike Füreder Angestrebter akademischer Grad Magistra der Philosophie (Mag.phil.) Wien, 2010 Studienkennzahl: A 057 122 Studienrichtung: IDS Pflegewissenschaft Betreuerin: Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Seidl Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst, andere als die angegebenen Quellen/Hilfsmittel nicht benutzt und die den benutzten Quellen wörtlich und inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Wien, Oktober 2010 2 Danke Mein besonderer Dank gilt meiner Diplomarbeitsbetreuerin Fr. Prof. Dr. Elisabeth Seidl für die geduldige Unterstützung und umfassende Beratung bei meiner Arbeit. Ganz herzlich möchte ich mich auch bei meinen InterviewpartnerInnen bedanken, die mir offen und aufrichtig über ihre Erfahrungen mit der Sexualität alter Menschen berichteten. Ich bedanke mich für die Gesprächsbereitschaft, das gezeigte Interesse und ihre Zeit! Meiner Studienkollegin, Fr. Monika Lackner-Seidel, möchte ich aufrichtig danken für den fachlichen Austausch während der gesamten Studienzeit und die Freundschaft, die daraus entstanden ist. Bei meiner Mutter und in Erinnerung an meinen Vater bedanke ich mich sehr herzlich dafür, dass sie mich schon als Kind gelehrt haben, neugierig auf Neues zu sein und mir so die Freude am Lernen bewahrt haben. Mein größter Dank gilt aber meiner Familie, meinem Mann Sepp und meinen drei Töchtern Christine, Katharina und Irene. Ohne die großartige Unterstützung, besonders von Sepp und Katharina, wäre für mich dieses Studium nicht möglich gewesen. 3 Inhaltsverzeichnis 1. Kurzfassung .................................................................................................... 5 2. Abstract ........................................................................................................... 6 3. Einführung ...................................................................................................... 8 I. THEORETISCHER TEIL ........................................................................... 11 4. Alter und Sexualität – Grundlegendes zur Problematik .......................... 11 4. 1 Begriffsbestimmungen und Abgrenzungen ......................................... 11 4. 1. 1 Definitionen des Begriffes „Alter“ ............................................................ 13 4. 1. 2 Definition des Begriffes „Alterssexualität“ ............................................... 15 4. 2. Die Bedeutung von Sexualität im mittleren und höheren Alter ....... 16 4. 3 Sexualität – Einflussfaktor auf Wohlbefinden und Lebensqualität .. 19 4. 3. 1 Dimension sexueller Zufriedenheit ........................................................... 20 4. 3. 2 Emotionale Qualität der Paarbeziehung .................................................... 21 4. 3. 3 Auswirkungen sexueller Aktivität auf Lebenszufriedenheit und Lebensqualität ............................................................................................ 23 4. 4 Einfluss der sexuellen Biografie älterer Menschen ............................. 24 4. 4. 1 Keine oder unzureichende Aufklärung über Körper und Sexualität ......... 25 4. 4. 2 Religiöse und moralische Einschränkungen .............................................. 26 4. 4. 3 Sexuelle Gewalterfahrung ......................................................................... 28 4. 5 Homosexualität im Alter ....................................................................... 30 4. 5. 1 Definition des Begriffes „Homosexualität“ ............................................. 31 4. 5. 2 Historischer Einfluss auf das Leben Homosexueller im Alter ................. 31 1 4. 6 Gelebte Sexualität................................................................................... 33 4. 6. 1 Auswirkungen emotionaler Probleme und belastender Situationen auf das Sexualleben ......................................................................................... 34 4. 6. 2 Masturbation .............................................................................................. 35 5. Beeinflussung von sexuellem Erleben im sozialen Kontext ...................... 37 5. 1 Genderspezifische Unterschiede ........................................................... 37 5. 1. 1 Altersbedingte Veränderungen bei der Frau ............................................. 38 5. 1. 2 Altersbedingte Veränderungen beim Mann .............................................. 39 5. 2 Kulturspezifische Unterschiede ............................................................ 40 5. 3 Lebensweltspezifische und partnerschaftliche Einflussfaktoren ...... 42 5. 3. 1 Langjährige Partnerschaften ...................................................................... 43 5. 3. 2 Sexualität im Alter ohne Partner ............................................................... 45 5. 3. 3 Neue Liebe und Partnerschaft im Alter ..................................................... 46 5. 4 Gesundheitsspezifische Aspekte ............................................................... 47 5. 4. 1 Diabetes mellitus ....................................................................................... 48 5. 4. 2 Harninkontinenz ........................................................................................ 49 5. 4. 3 Depressive Verstimmungen ...................................................................... 50 5. 4. 4 Sexualität und Krebserkrankung ............................................................... 51 5. 4. 5 Sexualität und Demenz .............................................................................. 52 6. Sexualität alter Menschen im Alten- und Pflegeheim .............................. 53 6. 1 Rollenerwartung an Pflegepersonen in der Altenpflege .................... 54 6. 2 Sexualität der BewohnerInnen im Kontext professioneller Tätigkeit ................................................................................................... 57 6. 2. 1 Berührung persönlicher Grenzen ............................................................... 58 6. 2. 2 Sexuelle Bedürfnisse der BewohnerInnen ................................................ 59 6. 3 Sexualität in Abhängigkeit von der Struktur des Altenheimes ......... 60 2 II. EMPIRISCHER TEIL................................................................................ 62 7. Die empirische Auseinandersetzung mit der Forschungsfrage ............... 62 7. 1 Methodologie .......................................................................................... 63 7. 1. 1 Grundprinzipien qualitativer Forschung nach Mayer ............................... 63 7. 1. 2 Gütekriterien qualitativer Forschung ......................................................... 64 7. 1. 3 Erhebungsmethoden qualitativer Forschung ............................................. 65 7. 1. 4 Ethische Überlegungen .............................................................................. 66 7. 2 Datenerhebung im Forschungsprojekt ................................................ 68 7. 2. 1 Auswahl der Methode ............................................................................... 68 7. 2. 2 Beschreibung der InterviewpartnerInnen .................................................. 68 7. 2. 3 Durchführung der Interviews .................................................................... 68 7. 2. 4 Unterstützung durch einen Interviewleitfaden .......................................... 69 7. 3 Datenauswertung.................................................................................... 70 7. 3. 1 Ablaufmodell zusammenfassender Inhaltsanalyse nach Mayring ............ 71 7. 3. 2 Darstellung der Transkripte ....................................................................... 71 7. 4 Ergebnisse ............................................................................................... 72 7. 4. 1 Sexuelle Bedürfnisse ................................................................................. 74 7. 4. 1. 1 Sexuelles Interesse ................................................................................ 76 7. 4. 1. 2 Nähe und Berührung ............................................................................. 77 7. 4. 1. 3 Kohabitation .......................................................................................... 78 7. 4. 1. 4 Masturbation .......................................................................................... 79 7. 4. 1. 5 Prostitution ............................................................................................ 81 7. 4. 1. 6 Pornografie ............................................................................................ 82 7. 4. 1. 7 Sexuelle Befriedigung mit Unterstützung von Pflegepersonen ............ 84 7. 4. 2 Gesellschaftliche Normen ......................................................................... 85 5. 4. 2. 1 Heimliche Sexualität ............................................................................. 85 7. 4. 2. 2 Moralische Einschränkungen ................................................................ 87 7. 4. 3 Pflegealltag und Sexualität ........................................................................ 88 3 7. 4. 3. 1 Körperkontakt als Normalität ................................................................ 89 7. 4. 3. 2 Sensibilität im Umgang mit körperlicher Nähe ..................................... 90 7. 4. 3. 3 Abhängigkeitsverhältnis PflegerInnen – BewohnerInnen ..................... 91 7. 4. 3. 4 Sexuelle Belästigung ............................................................................. 93 7. 4. 3. 5 Partnerschaften im Altenheim ............................................................... 96 7. 4. 4 Physische und kognitive Einschränkungen ............................................... 98 7. 4. 4 .1 Sexuelle Abstinenz als Folge körperlicher Gebrechen .......................... 98 7. 4. 4. 2 Demenzbedingte Regression ................................................................. 99 7. 4. 5 Fachliche Kompetenz des Pflegepersonals ............................................. 100 7. 4. 5. 1 Theoretische Ausbildung ..................................................................... 100 7. 4. 5. 2 Wissen über beeinflussende Medikamente ......................................... 104 7. 4. 6 Soziale Kompetenz des Pflegepersonals ................................................. 105 7. 4. 6. 1 Nähe und Distanz ................................................................................ 105 7. 4. 6. 2 Respekt und Höflichkeit ...................................................................... 108 7. 4. 6. 3 Persönliche Involviertheit .................................................................... 110 7. 4. 7 Einflussnehmende äußere Faktoren auf die Sexualität von HeimbewohnerInnen ............................................................................... 111 7. 4. 7. 1 Beeinflussung durch die Institution Heim ........................................... 111 7. 4. 7. 2 Beeinflussung durch MitbewohnerInnen ............................................ 113 7. 4. 7. 3 Beeinflussung im Zusammenhang mit der finanziellen Situation ....... 113 7. 4. 7. 4 Beeinflussung durch das Unverständnis der Angehörigen .................. 114 7. 4. 8 Verbesserungs- und Lösungsstrategien ................................................... 115 7. 4. 8. 1 Selbsthilfe im Team ............................................................................. 115 7. 4. 8. 2 Fremdhilfe durch Supervision ............................................................. 117 7. 4. 8. 3 Unterstützung durch den Arzt ............................................................. 118 7. 4. 8. 4 Intensive Auseinandersetzung in Theorie und Praxis ......................... 119 8. Resümee und Ausblick ............................................................................... 121 9. Bibliographie ............................................................................................... 128 4 1. Kurzfassung Die Problemstellung der vorliegenden Diplomarbeitarbeit bezieht sich auf das nach wie vor gesellschaftliche Tabuthema der Sexualität alter Menschen in Pflegeheimen. Das Bedürfnis nach Liebe und Sexualität ist eine Problematik, mit der sich sowohl Angehörige als auch Pflegende auseinandersetzen müssen. In der nachfolgenden Arbeit werden die verschiedenen Aspekte und Sichtweisen dieser Thematik erfasst. Das Hauptaugenmerk wird bewusst auf die Situation der Pflegenden gelegt. Die Arbeit beschreibt die wesentlichen theoretischen Erkenntnisse rund um das Thema „Sexualität alter Menschen“ und beleuchtet im empirischen Teil die Situation aus pflegerischer Sicht. Im theoretischen Teil werden wesentliche Begriffe definiert, die für das Verständnis der Thematik vonnöten sind. Weiters wird auf die verschiedenen möglichen Einflussfaktoren eingegangen. Einzelne Kapitel widmen sich dabei beispielsweise gender- und lebensweltspezifischen bzw. kulturellen Unterschieden, sozialen Komponenten oder Fragen in Bezug auf Homosexualität im Alter. Auch der Einfluss des Gesundheitszustandes und der Biografie auf die Sexualität wird thematisiert. Ein letzter Abschnitt beschäftigt sich mit der Sexualität von alten Menschen im Kontext professioneller Pflegetätigkeit. Im empirischen Teil der Arbeit wurden sechs Pflegepersonen (vier Frauen, zwei Männer) aus zwei verschiedenen Pflegeheimen befragt, von denen vier als SozialfachbetreuerInnen und zwei als diplomiertes Fachpersonal tätig sind. Die Auswahl der Befragten wurde dahingehend gewählt, dass zum einen mehr Frauen und zum anderen mehr SozialfachbetreuerInnen in diesem Bereich beschäftigt sind. Die Personen wurden mittels semistrukturierten Interviews befragt und die Ergebnisse dann in Anlehnung an Mayring ausgewertet. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass sexuelle Bedürfnisse alter Menschen in Pflegeheimen sehr wohl vorhanden sind und auch zu Belastungen sowohl auf Seiten des Pflegepersonals als auch auf Seiten der Angehörigen und der Betroffenen selbst führen können. Das Entgegenkommen der Pflegepersonen und ihre Zusammenarbeit mit den Angehörigen und deren Verständnis ermöglichen den BewohnerInnen nicht nur sexuelles Erleben als natürliches und zum Leben gehöriges Bedürfnis, sondern sind auch ein wichtiger Bestandteil von allgemeinem Wohlbefinden. Die theoretische Ausbildung in den 5 Krankenpflegeschulen in Hinsicht auf die untersuchte Problematik ist defizitär und verbesserungsbedürftig und zeigt den Bedarf an Information und adäquaten Schulungsinhalten. Es hat sich gezeigt, dass Sexualität im Alter für manche Personen in diesem Bereich (Betroffene, Pflegende, Angehörige) nach wie vor ein Tabuthema ist. 2. Abstract This thesis‘ problem presentation describes the still existing taboo subject of elderly people’s sexuality in residential care homes. The need for love and sexuality is a problem that needs to be faced not only by care workers but also by the residents‘ relatives. Furthermore, the paper describes the different aspects and viewpoints concerning this subject. The focus is deliberately on the specific situation of care workers. Besides, it describes the fundamental theoretical findings concerning the subject of “elderly people‘s sexuality“ and approaches the subject’s difficulty from a nursing point of view in its empirical section. Basic and important terms which are neccessary for the topic’s understandung are described in the theoretical section. Besides, it reacts to different possible factors of influence. Therefore, particular chapters describe for example gender- and lifespecific as well as cultural differences, social components or questions referring to homsexuality of elderlies. The influence of a person’s state of health and biography on their sexuality is also thematised. The last section puts the sexuality of elderly people in context with professional care taking The empirical section of the thesis desricibes the diligent interview of six care attendants (four women, two men) working in different nursing homes with four of them working as social caretakers and two of them as qualified professionals. The selection of interviewees has not only been based on the fact that the majority of care attendants are female but also on the superior number of social caretakers working in this area of expertise. The interviews were done using semi-structured questioning techniques leading up to an interpretation referring to Mayring. 6 The study’s score shows that sexual needs of elderly people in nursing homes are definitely present and could lead to a possible burden for all parties involved. Not only the understanding of care attendants and the nursing home residents‘ relatives but also their cooperation allows the residents to expierience sexuality as a natural need and therefore makes it a part of person’s general wellbeing. The theoretically oriented education in nursing schools is in view of the evaluated difficulty deficient and also shows areas of improvement. Besides, there’s also a need for more information and suitable emphasis in education and trainings. Morever, it shows that the subject of sexuality in an advanced age is still a taboo for some people involved in caring (elderly people, care attendants, residents‘ relatives). 7
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