Inhalt Vorbemerkung Vorwort: Ich, Gianni Sander »Titty Twister« Aus der Hölle Kiloweise Speed Betriebsunfall Hingerichtet »Miami« Gefährdung der öffentlichen Sicherheit Auf der Flucht Australien Aruba Lehrte Nutten rasieren »Château« Im Knast Argentinien Ein neuer Knast Saunaclub »Tropicana« Der Dreck von St. Pauli Die Macht auf dem Kiez Mein Club Versicherungsschaden Rotlichtkrieg Ausbluten Auf der Todesliste der Hells Angels Türken-Musa In der Höhle des Löwen Eskalation Der Mörder auf meinem Beifahrersitz Wer im Krieg ist, kann keine Geschäfte machen Locke Satudarah Gremium Bosporus West Staatsmacht Ein Blut Patchover Nachwort Chronologie Hamburger Rotlichtkrieg Chronologie Rockerkrieg NRW Glossar Die Autoren BIBLIOGRAFISCHE INFORMATION DER DEUTSCHEN NATIONALBIBLIOTHEK: DIE DEUTSCHE NATIONALBIBLIOTHEK VERZEICHNET DIESE PUBLIKATION IN DER DEUTSCHEN NATIONALBIBLIOGRAFIE; DETAILLIERTE BIBLIOGRAFISCHE DATEN SIND IM INTERNET ÜBER HTTP://D-NB.DE ABRUFBAR. Für Fragen und Anregungen: [email protected] Originalausgabe 1. Auflage 2013 © 2013 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH, Nymphenburger Straße 86 D-80636 München Tel.: 089 651285-0 Fax: 089 652096 Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Redaktion: Caroline Kazianka Umschlaggestaltung: Maria Wittek Umschlagabbildung: Martin Kath E-Book- Umsetzung: Georg Stadler, München ISBN Print 978-3-86883-283-9 ISBN E-Book (PDF) 978-3-86413-288-9 ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86413-289-6 Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter www.rivaverlag.de Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.muenchner- verlagsgruppe.de VORBEMERKUNG Einzelne Namen und Orte in diesem Buch wurden verändert, um Persönlichkeitsrechte zu schützen. Außerdem wurden Details der Schilderungen geändert oder weggelassen, um Informanten vor einer Verfolgung durch Ermittlungsbehörden zu bewahren. VORWORT: ICH, GIANNI SANDER »Jahrelang war Ruhe im Rotlichtmilieu. Doch jetzt bahnt sich offenbar ein neuer Krieg unter Zuhältern an.« BILD, 20.9.2007, »Scharfe Schüsse im Saunaclub« Ich kenne einen der Männer, Marcel M., im Hamburger Rotlichtmilieu hat er sich den Namen »Knochenbrecher-Marcel« erarbeitet. Er ist Kickboxer, verdient sein Geld mit Inkasso. Wer Marcel nicht bezahlt, dessen Sicherheit ist sehr schnell nicht mehr gewährleistet. Vor ein paar Jahren war er in der Boulevardpresse, da er nach einem Autorennen einen Kontrahenten abgestochen hatte. Der Richter nahm ihm später allerdings Notwehr ab. Jetzt steht er vor mir, in der Tür von meinem Büro im Saunaclub »Tropicana«. Schmächtig im Vergleich zu mir mit meinen knapp 1,90 Metern und 133 Kilogramm Muskeln. Zur Unterstützung hat er drei Männer mitgebracht – und einen Revolver. In mir steigt die Wut hoch. Ich bin nicht wütend auf Marcel: Er lebt nun mal von dieser Art von Aufträgen. Aber ich ärgere mich über die Respektlosigkeit seiner Auftraggeber. Ich bin Gianni Sander. Ich habe Millionen mit Drogen verdient, bin durch die harte Schule als Straßenzuhälter auf der Reeperbahn gegangen, habe Edelbordelle geleitet und den Saunaclub in Hamburg-Wandsbek hochgezogen. Und sie schicken mir einen dahergelaufenen Inkasso-Schläger. Und der bedroht mich in MEINEM Club mit einer Waffe. »Marcel, was soll die Scheiße?«, frage ich. Statt einer Antwort holt Marcel aus, schlägt mir die Faust ins Gesicht. Meine Nase knackt. Es wird also ernst werden. Dann setzt er die Waffe auf meinen Schädel. Ich ducke mich weg, es knallt, die Kugel streift meinen Hinterkopf. Ich sehe nichts mehr, weil Blut über mein Gesicht strömt, und durch den Knall bin ich taub. Ich springe auf, es geht so schnell, dass die vier Männer zu verdattert sind, um zu reagieren. Vielleicht, weil ich nicht tot bin. Diese Sekunden der Verwirrung retten mir das Leben. Ich dränge die Männer durch den Türrahmen, drücke die Tür zu und stemme mich von innen dagegen. Wenn sie es ernst meinen, das weiß ich natürlich, sind die ganz fix wieder drinnen. Ich schmecke das Blut in meinen Mundwinkeln. Der zweite Schuss fällt. Die Kugel durchschlägt die Tür in Kniehöhe und verletzt meine Freundin, die in einer Ecke des Büros kauert und schreit, am Schienbein. Ich kann sie nicht hören, seit dem ersten Schuss pfeift es nur noch in meinen Ohren, aber ich sehe aus dem Augenwinkel ihren aufgerissenen Mund, ihre in Panik geweiteten Augen. Alles läuft wie in Zeitlupe ab. Meine Reise, denke ich, ist hier wohl zu Ende. Mein Blick wandert durch mein Büro, über das Lebkuchenherz, »Puff-Papi« steht darauf, meine Mädels haben es mir vom Hamburger DOM mitgebracht, dann schaue ich auf das Foto meines Sohnes. Er wohnt weit weg von Hamburg, in Frankfurt am Main, bei seiner Mutter. Ich überlege, wann ich ihn zum letzten Mal gesehen habe. Vielleicht zum allerletzten Mal? Doch dann hören die Tritte gegen die Tür plötzlich auf. Marcel und seine Männer fliehen offenbar aus dem Club. Kurz darauf hält ein Streifenwagen vor dem Haus. Ich weiß nicht, wie sie so schnell gekommen sind. Benommen taumele ich den Polizisten entgegen. Immer noch dieses Pfeifen in den Ohren. Die Beamten sperren den Club mit Flatterband ab, draußen warten schon Reporter, sie fotografieren mich, wie ich zum Rettungswagen gebracht werde. Die BILD schreibt am nächsten Tag: »Scharfe Schüsse im Saunaclub. Auf der Flucht: ein gefürchteter Knochenbrecher«. Die Hamburger Morgenpost titelt simpler: »Schießerei im Puff«. Aber keiner der Journalisten ahnt, was wirklich hinter dem Anschlag auf mein Leben steckt. In dieser Nacht sollte geklärt werden, wer die Macht im Hamburger Rotlichtmilieu hat. Wer im Millionengeschäft mit den Frauen und ihren Freiern das meiste Geld verdient. Bisher hatte in Hamburg eine seltsame, aber brutale Allianz das Sagen: Die Hells Angels und die albanische Mafia hatten das Milieu untereinander aufgeteilt. Dann bin ich, Gianni Sander, gekommen. Weil ich auch mein Stück vom Kuchen wollte. Aber die Hamburger, vor allem wenn sie schwere Maschinen fahren, mögen es nicht, wenn ihnen jemand von außen Konkurrenz macht. Schnell stand ich daher auf der Todesliste der Hells Angels und der Albaner. Nachdem sie Marcel in meinen Club geschickt hatten, versuchten sie noch drei Mal, mich umzubringen. Immerhin: Das nächste Mal schickten sie wenigstens einen Profi. Ein Jahr lang tobte der Krieg ums Rotlicht. Denn meine Leute und ich, wir wehrten uns. Es kam zu Schießereien auf offener Straße, verängstigte Bürger wurden Zeuge, wie sich verfeindete Zuhälter umzubringen versuchten. Die braven Hamburger konnten nicht mehr in den Puff gehen, ohne Angst zu haben, dass in der nächsten Sekunde die Tür auffliegt und ein Rollkommando hereinstürmt. Bald forderten Politiker ein hartes Durchgreifen. Die Polizei richtete die SoKo »Rotlicht« ein. Und ich war mittendrin. Mein Name ist Jan Sander. Nachdem ich in einem polnischen Puff namens »Miami« für Ruhe gesorgt hatte, bekam ich im Milieu den Spitznamen »Miami Gianni«. Ich werde euch in diesem Buch meine Lebensgeschichte erzählen. Ich träume oft von etwas, das ihr wahrscheinlich habt: von einer Familie und einem ruhigen Job, um ihr ein gutes Leben zu ermöglichen. Ich hatte nie einen ruhigen Job und ich hatte auch nie eine Familie. Weil ich mich für ein anderes Leben entschieden habe, meistens bewusst, aber auch, weil ich manchmal keine andere Möglichkeit hatte. Ich mag vieles an diesem Leben: Männer, die auf meine Kraft und meinen Einfluss vertrauen. Viel Geld. Partys mit den schönsten Frauen. Auf Koks zu ficken. Wahrscheinlich seid ihr auch schon Menschen begegnet, die euch nerven. Weil sie euch nicht respektieren, euch vorschreiben wollen, was ihr tun sollt, euch die Freiheit rauben. Das kann euer Boss sein oder ein Neider oder Männer, die an eure Frauen wollen. Vielleicht habt ihr dann schon einmal darüber nachgedacht, euch in aller Konsequenz dagegen aufzulehnen. Aber ihr macht es nicht. Wenn mich einer nicht respektiert hat, habe ich das gemacht, ohne lange zu überlegen. Oder gleich auf den Hurensohn geschossen. Aber ich weiß auch, wie hoch der Preis für dieses Leben ist. Wie es sich anfühlt, wenn ein Rivale einem eine Klinge in den Kiefer rammt. Wie es ist, sich unter falscher Identität verstecken zu müssen. Und ich weiß, wie man überlebt, wenn Hells Angels und Albaner nach einem suchen. Ich will euch erklären, warum ich in den Krieg ziehen musste. In einen Krieg, in dem ich viel verloren habe und ein paarmal sogar fast mein Leben. In einen Krieg, der immer noch nicht zu Ende ist. »TITTY TWISTER«
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