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Romanisierung und Verbrüderung: Das Vereinswesen im römischen Reich PDF

356 Pages·2021·2.231 MB·German
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Benedikt Eckhardt Romanisierung und Verbrüderung KLIO Beiträge zur Alten Geschichte Beihefte. Neue Folge Herausgegeben von Hartwin Brandt und Martin Jehne unter Mitarbeit von Manfred Clauss, Peter Funke, Hans-Joachim Gehrke und Christian Mann Band 34 Benedikt Eckhardt Romanisierung und Verbrüderung Das Vereinswesen im römischen Reich ISBN 978-3-11-075186-4 e-ISBN (PDF) 978-3-11-075218-2 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-075222-9 ISSN 1438-7689 Library of Congress Control Number: 2021938648 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com Vorwort DiehiervorgelegteArbeitwurdeimSommersemester2020anderUniversitätBremen als Habilitationsschrift zur Erlangung der venia legendi in Alter Geschichte ange- nommen. Mein erster Dankgiltdenen,die dies möglichgemacht haben: zuallererst TassiloSchmitt,derimZusammenspielmitderFachbereichsverwaltungindenersten Monaten der COVID 19-Epidemie ein Online-Habilitationskolloquium auf die Beine gestellthat,dasdamalsNeulandwar;sodannMichaelSommerundKonradVössing für die weiteren Gutachten; schließlich den weiteren Kommissionsmitgliedern. Den Herausgebern derKlio-BeiheftedankeichfürdiePublikationdesBandesanpromi- nenterStelle. JedesBuchhatseineGeschichte.Siezuerzählenwäremüßig,wenninihrnicht PersonenundInstitutionenvorkämen,diedieseArbeitdirektoderindirektbeeinflusst haben.DieerstenIdeengehenaufmeineZeitimMünsteranerExzellenzcluster„Re- ligionundPolitik“zurück,woichderjahrelangenZusammenarbeitmitClemensLe- onhard besondersvielverdanke. Eine vorläufige, noch sehr theoretische Skizze des Argumentationsgangs entstand 2012 am Centre for Advanced Studies in Sofia; im Rückblick auf diesen (2014 publizierten) Text stelle ich fest, dass der damalige For- schungsaufenthalt wohl prägend gewesen ist. Mindestens ebenso wichtig erscheint mir im Rückblick die Zusammenarbeit mit Vincent Gabrielsen und seinem Team an der Datenbank des Copenhagen Associations Project: auch hier habe ich Dank für zahlreicheAnregungenundDiskussionenzusagen.DieArbeithättedanninmeinen BremerJahrenfertigwerdensollen,dochwarauchimmerandereszutun;vorallem aberhatdasRingenumeineangemesseneDarstellungsformdenFortgangerheblich verzögert.DassdamalsineinerauchpersönlichnichtimmerleichtenZeitimmerhin runddieHälftedesTextesentstand,liegtanderUnterstützungdurchTassiloSchmitt, aber auch an den Bremer Freunden und Kollegen – gedankt sei Jan Ulrich Büttner, Marko Müller, Esther Sahle, Stefanie Walther und der „Ehrenbremerin“ Anna Reth- schulte,nichtzuletztaberauchmeinenBremerHilfskräftenClaireRostalskiundNiels Foege. Die andere Hälfte dessen,was hier nun zu lesen ist, entstand dann erst in Edinburgh.WasderTextderhervorragendenArbeitskulturimDepartmentofClassics verdankt, mag trotz der deutschen Abfassungssprache gelegentlich erkennbar sein. GewidmtseidasBuchmeinerPartnerin,dieesschonlängsteinmallesenwollte. Dunbar,April2021 https://doi.org/10.1515/9783110752182-001 Inhalt  Romanisierung und Verbrüderung 1 . Romanisierung? Verbrüderung? 1 . Organisation und Gesellschaft – Verein und Staat 4 . Antike Vereine als Organisationen 8 . Eine neue Geschichte des Vereinswesens 14  Die Ordnung der Vereine 17 . Von den Anfängen biszur späten Republik 18 . Die Entwicklungen der Kaiserzeit 23 . Vom Wert der Unsicherheit 35  Die nützlichen Vereine im Westen 36 . Fabri, Centonarii, Dendrophori 37 . Andere Berufsvereine 46 . Veteranen und Juden 53 . Kaiserkult 56 . Ein Sonderfall? Die cultores von Lanuvium 63 . Utilitas und Anerkennung: ein Muster 67  Privates Vereinswesen: Grenzziehungen 70 . Haushaltsvereine und Privatgründungen 70 . Priesterschaften und „Kultvereine“ 72 . Drei bekannte Fälle 79 . Arca und res publica: auf der Suche nach Unterscheidungskriterien 88 . Institutionalisierter Isomorphismus 99  Ubique res publica? Römische Vereine im Osten 102 . Das Vereinsrecht im Osten 103 . Terminologische Annäherungen 113 . Interne Strukturen 127 . Im Osten nichts Neues? 136  Der Rat, das Volk – und die Vereine? 139 . Berufsvereine 140 . Junge Männer 149 . Alte Männer 158 . Politikē koinōnia 167 VIII Inhalt  Organisierte Vergangenheiten 171 . Der Westen und Afrika 173 . Griechenland und Makedonien 179 . Thrakien und der Schwarzmeerraum 192 . Kleinasien 201 . Die Levante 217 . Ägypten 227 . Vereine und ihre Geschichte 241  Translokale Organisationen 243 . Der Staat der Schauspieler und Athleten 244 . Die neuen Kulte 255 . Corpus und ekklēsia: Das Christentum 262 . Entgrenzungen 277  Christianisierung und Verstaatlichung 281 Bibliographie 289 Orte 326 Namen und Sachen 330 Quellen 333 1 Romanisierung und Verbrüderung Gebotenwird in den folgenden Kapiteln eine Strukturgeschichte des Vereinswesens unter römischer Herrschaft. Sie ist nicht chronologisch aufgebaut, sondern fragt systematisch danach,wie sich das Vereinswesen unter römischer Herrschaft entwi- ckelte, welchen Beitrag Vereine zur Aufrechterhaltung der römischen Herrschaft leisteten, und ob sie subversive Potentiale entfalteten, die die römische Herrschaft gefährdenkonnten.WemdiesalsInformationgenügt,deroderdieisteingeladen,die Lektüre im nächsten Kapitel zu beginnen, wo die Ordnung der Vereine nach dem römischen Recht besprochen wird.Wer dagegen wissen will, warum man eine Ge- schichte des Vereinswesens unter römischer Herrschaft überhaupt schreiben sollte undaufwelchenmethodischenVoraussetzungensieberuht,findetdazuimFolgen- den einige Hinweise. Den Anfang machen dabei die beiden titelgebenden Begriffe. 1.1 Romanisierung? Verbrüderung? Romanisierung– was frühereinmal eine als selbstverständlich hingenommene Tat- sache war, die man erforschen konnte, führt heute vielerorts zu einer reflexhaften Abwehrhaltung.¹ Über diesen Reflex ist bereits viel reflektiert worden. „Whatever happened to the Romanisation debate?“, hat Miguel John Versluys in einem 2014 publizierten Aufsatz gefragt, um dann das neue Modell einer „Romanisierung 2.0“ vorzustellen, in dem Rom gar nicht mehr vorkommt.Was man traditionell die „rö- mischeWelt“oderdasTerritoriumdes„römischenReiches“genannthat,wirdhierals „onesingleculturalcontainer“gesehen,derkeineweiterenUnterscheidungenmehr zulässt.² Im Hintergrund steht natürlich der Trend zur Einführung der Globalisie- rungstheorie in die Altertumswissenschaften.³ Dieser mag seinerseits auf verschie- denenEbenen analytischeVorteilebieten.InKaufgenommenwirdaberdabei,dass ein rombefreiter Romanisierungsbegriff für die traditionell mit dem Wort verbunde- nenhistorischenFragenweitgehendnutzlosist. Dass so etwas überhaupt vorgeschlagen wird, ist Ausweis einer tiefgreifenden Skepsis gegenüber herkömmlichen Modellen von Romanisierung. Sie lässt sich in zahllosenjüngerenArbeitengreifen,dienachalternativenBegriffensuchenunddabei oft auch danach streben, den Einfluss Roms auf die kulturellen und sozialen Gege-  GernzitiertwirdAlcock2001,227:„IadmitthatIhavecometodetesttheword‘Romanization’“; sieheauchMattingly2010,40:„Iamnotawareofotherareasofthestudyofimperialismthatclingso tenaciouslytointerpretativemodelsdesignedinthejingoisticempiredaysofthelatenineteenthand earlytwentiethcenturies“.BekanntlichfandschonSyme1988,64denBegriff„uglyandvulgar“.  Versluys2014,1,12fürdieZitate.  SiehedafürnurPitts/Versluys2015. https://doi.org/10.1515/9783110752182-002 2 1 RomanisierungundVerbrüderung benheitenindenProvinzenzuminimieren.⁴Vielesdavonwarzweifellosheilsam.Der Romanisierungsbegriff ist hochproblematisch, wenn man damit eine von Rom be- wusstundsystematischverfolgteKultur-,Rechts-undSozialpolitikverbindet.Abertut das heute tatsächlich noch jemand? Zahlreiche Arbeiten haben gezeigt, dass das RömischwerdenderProvinzbevölkerungenwesentlichauflokaleAkteureundderen eigeneInteressenundMöglichkeitenzurückgeführtwerdenkann.⁵EsgibtkeinZurück zu „Romanisierung“ als einem von oben nach unten von einer zentralen Autorität durchorganisierten Prozess. Aber dass der Übergang einer Region in die römische HerrschafteinenUnterschiedmachte,dasssichrechtlicheVerfahren,politischeVer- fassungen, Modelle sozialer Ordnung und kulturelle Erwartungen änderten – das kann man zumindest dann nicht bestreiten,wenn man an der Erklärung von histo- rischen Abläufen ernsthaft interessiert ist. „Romanisierung“ bleibt ein geeigneter Begriff,umdaszubündeln–geradeweileroffenlässt,werdennnunromanisiert,und mitwelcherIntentionerodersiedastut.⁶ Eine naheliegende Konsequenz aus dieser Debatte sind, wie angedeutet, kom- plexeRegionalstudien.Versluysistindesdarinrechtzugeben,dasssichdieimBegriff enthaltene Forschungsfrage letztlich auf das ganze Reich richtet. Auch hier gibt es inzwischenanspruchsvolleModelle,diezwardenRomanisierungsbegriffnichtmehr verwenden, aber wesentliche Elemente der Debatte aufgreifen. So spricht Clifford Andovon„imperialidentities“,diesichinderKaiserzeitüberallimrömischenReich auflokaler und regionaler Ebene ausgebildet hätten.Indem Rom ebengerade nicht daraufdrängte,dassallesrömischzuseinhabe,sondernimGegenteildieBewahrung undsogarNeuerfindungvonLokaltraditionenförderte(„celebrationofthelocal“),sei es den Provinzbewohnern möglich gewesen, römische Normen und Werte von sich aus in lokale Kontexte einzubauen und so an der Ordnungdes Reiches teilzuhaben („embeddingofthelocalintheimperial“).⁷DieFragenachderLegitimitätdesReiches habesichsoaufdieFragenachderLegitimitätlokalerInstitutionenverschoben,also etwa auf lokale Vereine und Stadträte, Epheben und alte Männer, Rituale und Ge- richtshöfe.⁸AndocharakterisiertdiesoentstandeneOrdnungwiefolgt:  KnapperÜberblickbeiMerryweather/Prag2002;ausführlicherLeRoux2004;siehedarüberhinaus etwaWebster2001(für„Kreolisierung“),Sartre2007(keineRomanisierunginKleinasien);Revell2009 (fürdenFokusaufsLokale).  AusgangspunktistdabeimeistdieArbeitvonWoolf1998;sieheetwaauchHäussler2013.  AuchdiesorgfältigabwägendeDiskussionbeiAlföldy2005endetmitderBeibehaltungdes–m.E. gleichbedeutenden–Begriffs„Romanisation“;sieheauchMann2011,16–23.Esistebenkeineswegs so,dassderBegriffansich„impliestheexecutionofadeliberatepolicy“(Syme1988,64),oderdasser automatischdazuverleitet,„totakeafundamentallypro-Romanandtop-downview“(Mattingly2010, 39).  DieZitateausAndo2010,18,45.  DieseBeispielebeiAndo2010,20.

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