Robert Vollmer Rechnungslegung auf informationseffizienten Kapitalmärkten GABLER EDITION WISSENSCHAFT Robert Vollmer Rechnungslegung auf informationseffizienten Kapitalmärkten Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Hannes Streim GABLER EDITION WISSENSCHAFT Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Dissertation Ruhr-Universität Bochum, 2008 1. Auflage 2008 Alle Rechte vorbehalten © Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr.Th.Gabler | GWVFachverlage GmbH, Wiesbaden 2008 Lektorat: Frauke Schindler /Nicole Schweitzer Der Gabler Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.gabler.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbe- sondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. indiesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8349-1055-4 V Geleitwort Bei auf öffentlichen Märkten gehandelten Unternehmensanteilen ist für die Konzipierung „infor- mativer“ Rechnungslegungsvorschriften Wissen darüber erforderlich, wie öffentlich verfügbare Informationen auf diesen Märkten verarbeitet werden und über diesen Transmissionsmecha- nismus in die Marktpreise einfließen. Die Eigenschaft von Kapitalmärkten zur Informationsver- arbeitung wird in der Kapitalmarkttheorie mit dem Konzept der Informationseffizienz analysiert. Auf im halbstrengen Sinne informationseffizienten Kapitalmärkten sind öffentlich verfügbare Rechnungslegungsinformationen für den einzelnen Investor wertlos, da sie unverzüglich in den Wertpapierpreisen reflektiert werden und insoweit nicht zur Erzielung von Überrenditen ausge- nutzt werden können. Die Gültigkeit der halbstrengen Informationseffizienzthese war zumindest bis in die Neunziger Jahre weitgehend herrschende Meinung. In jüngerer Zeit sind hingegen insbesondere aufgrund empirischer Forschungsergebnisse verstärkt Zweifel an der Gültigkeit der Effizienzthese laut geworden. Vor diesem Hintergrund weist der Verfasser überzeugend nach, dass Rechnungslegung zum Zwecke der Allokationseffizienz auch auf Kapitalmärkten, die durch mittelstrenge Informations- effizienz gekennzeichnet sind, notwendig ist. Wichtig ist zudem die Einsicht, dass unterschiedli- che Grade der Informationseffizienz von Kapitalmärkten auch unterschiedliche Implikationen für eine informative Rechnungslegung besitzen. Schließlich zeigt der Verfasser in einer präzisen Analyse, dass die IFRS-Rechnungslegung noch Verbesserungspotenziale bezüglich des Akti- vierungs- und Passivierungsumfangs sowie der Bewertungskonzeption aufweist. Die Arbeit verdeutlicht insofern zum einen die grundlegenden Schwierigkeiten, die mit der Kon- zipierung einer informativen Rechnungslegung einhergehen, und zeigt zum anderen auf, dass es auch der IFRS-Rechnungslegung bislang nicht gelungen ist, diese Schwierigkeiten zu über- winden. Insofern legt der Verfasser eine Dissertation von hohem wissenschaftlichem Wert vor, die eine Fülle theoretisch fundierter und stringent abgeleiteter neuer Erkenntnisse liefert und sich damit wohltuend von den häufig in der Literatur anzutreffenden pauschalen Beiträgen im Hinblick auf informative Rechnungslegung abhebt. Ich wünsche der Arbeit die verdiente Aufmerksamkeit im Schrifttum. Prof. Dr. Hannes Streim VII Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Februar 2008 von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum als Dissertation angenommen. An dieser Stelle möchte ich die Gele- genheit nutzen, um denjenigen Personen zu danken, die mich bei der Entstehung und Vollen- dung der Arbeit unterstützt haben. An erster Stelle gebührt der Dank meinem akademischen Lehrer und Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Hannes Streim, für die wissenschaftliche Betreuung während der Entstehung der Arbeit so- wie für seine stets positiven und motivierenden Worte. Für einen externen Doktoranden ist es ein großes Privileg, einen Betreuer zu finden, dessen Beistand über einen so langen Zeitraum wie selbstverständlich ist. Sein persönliches Charisma und seine unnachahmlich optimistische Ausstrahlung haben nicht nur während des Studiums in erheblichem Maße dazu beigetragen, meine Begeisterung für sein Fach zu wecken, sondern auch am Gelingen dieser Arbeit wesent- lichen Anteil. Schließlich wäre ohne die Klarheit seines Forschungsansatzes und dessen kon- sequente Vermittlung schon in den Lehrveranstaltungen des Grundstudiums eine Fertigstellung der Arbeit bereits zwei Jahre nach Ende des Studiums nicht möglich gewesen. Herrn Prof. Dr. Bernhard Pellens danke ich für die freundliche Bereitschaft, die Aufgabe des Zweitgutachters zu übernehmen, und Herrn Prof. Dr. Hans Dirrigl für die ebenso freundliche Bereitschaft, den Vorsitz in der Disputation zu führen. Meinen Vorgesetzten bei der PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungs- gesellschaft, Essen, danke ich für ihre Kooperationsbereitschaft und ihre zeitliche Flexibilität im Hinblick auf meine Disposition, durch die es mir möglich wurde, die praktische Tätigkeit mit ei- ner Promotion zu verbinden. Der mit Abstand größte Dank jedoch gebührt meinen Eltern. Durch ihre bedingungslose und uneingeschränkte Unterstützung haben sie es verstanden, ihren Kindern alle Wege zu ebnen. Daher sei ihnen die Arbeit gewidmet. Robert Vollmer IX Inhaltsverzeichnis Geleitwort.......................................................................................................................V Vorwort.........................................................................................................................VII Abbildungsverzeichnis.............................................................................................XXI Abkürzungsverzeichnis..........................................................................................XXIII Symbolverzeichnis.................................................................................................XXVII 1 Problemstellung und Gang der Untersuchung....................................................1 2 Zwecke und Konzeptionen der Rechnungslegung..............................................6 2.1 Rechnungslegung aus Gründen der Effizienz...............................................................7 2.1.1 Das ökonomische Effizienzkriterium.......................................................................7 2.1.2 Konkretisierung des Effizienzkriteriums im Zusammenhang mit der Rechnungslegung............................................................9 2.1.3 Effizienz in der neoklassischen Theorie...............................................................11 2.1.4 Effizienz in den neo-institutionalistischen Theorien..............................................12 2.1.4.1 Überblick über die Forschungsansätze der neo-institutionalistischen Theorien..........................................................13 2.1.4.2 Die Agency-Theorie als Teilbereich der neo-institutionalistischen Theorien..........................................................15 2.1.5 Anwendung der Agency-Theorie im Kontext der Rechnungslegung.........................................................................19 2.1.5.1 Fremdkapitalgeberrisiken..............................................................................21 2.1.5.2 Eigenkapitalgeberrisiken...............................................................................23 2.1.5.3 Erklärungsansatz für die Existenz einer Institution Rechnungslegung................................................................25 X 2.2 Rechnungslegung aus Gründen der Gerechtigkeit......................................................26 2.3 Zweckmäßige Konzeption der Rechnungslegung.......................................................27 2.3.1 Informationsbedarf der Kapitalgeber....................................................................30 2.3.2 Allgemeine Anforderungen an informationsorientierte Rechnungslegungssysteme im Hinblick auf die Entscheidungsnützlichkeit aus Kapitalgebersicht.................................................30 2.3.3 Gewinnermittlung zur Informationsvermittlung.....................................................33 2.3.3.1 Grundlegendes zu Gewinnermittlung und Gewinnermittlung zur Informationsvermittlung..............................................33 2.3.3.2 Der ökonomische Gewinn.............................................................................34 2.3.3.3 Der informative Gewinn auf Accrual-Basis....................................................35 2.3.3.4 Informative Bilanz..........................................................................................37 2.3.4 Sonstige Informationsvermittlung.........................................................................38 2.4 Zusammenfassung......................................................................................................39 3 Das Konzept der Informationseffizienz des Kapitalmarktes.............................40 3.1 Der Kapitalmarkt in der Volkswirtschaft.......................................................................41 3.2 Begriffe der Kapitalmarkteffizienz................................................................................42 3.3 Definitionen der Informationseffizienz..........................................................................43 3.3.1 Die Definition der Informationseffizienz nach Fama (1970)..................................43 3.3.2 Die Definition der Informationseffizienz nach Fama (1976)..................................45 3.3.3 Die Definition der Informationseffizienz nach Beaver (1981)................................47 3.3.4 Die Definition der Informationseffizienz nach Latham (1986)...............................48 3.4 Grade der Informationseffizienz...................................................................................49 3.5 Das Informationseffizienzkonzept im Licht der theoretischen Diskussion...................51 3.5.1 Theoretische Argumente für die Informationseffizienz des Kapitalmarkts............52 3.5.1.1 Die klassischen Prämissen nach Fama.........................................................52 3.5.1.2 Arbitrage rationaler Kapitalmarktteilnehmer und Reichtumsverlagerungen zwischen Investoren.............................................53 3.5.1.3 Die Modelle von Grossman und Verrecchia..................................................54 XI 3.5.2 Theoretische Argumente für Skepsis gegenüber der Informationseffizienz des Kapitalmarkts.........................................................55 3.5.2.1 Verfehlen der Informationseffizienz aufgrund von heterogener Information der Marktteilnehmer...............................................55 3.5.2.2 Verfehlen der Informationseffizienz aufgrund von Informationskosten – Das Informationsparadoxon........................................56 3.5.2.3 Verfehlen der Informationseffizienz durch streng rationale Erwartungsbildung der Kapitalmarktteilnehmer.............................................57 3.5.2.4 Verfehlen der Informationseffizienz durch Noise in den Kursen und unvollkommene Arbitragemöglichkeiten auf realen Kapitalmärkten..............................................................................59 3.6 Das Informationseffizienzkonzept als Gegenstand empirischer Forschung................62 3.6.1 Empirische Untersuchungen zur schwachen Informationseffizienz der Kapitalmärkte................................................................63 3.6.1.1 Filterregeln.....................................................................................................64 3.6.1.2 Autokorrelation der Renditen.........................................................................66 3.6.1.3 „Runs“-Tests..................................................................................................70 3.6.1.4 Kalenderzeitliche Anomalien und Bewertungsanomalien..............................71 3.6.1.4.1 Der Turn-of-the-Year- bzw. Januareffekt..................................................71 3.6.1.4.2 Der Day-of-the-Week- bzw. Montagseffekt...............................................73 3.6.1.4.3 Der Firm-Size- bzw. Kleinfirmeneffekt.......................................................75 3.6.1.4.4 Der Buchwert-Marktwert-Effekt.................................................................76 3.6.2 Empirische Untersuchungen zur mittelstrengen Informationseffizienz der Kapitalmärkte................................................................77 3.6.2.1 Die Vorgehensweise bei Ereignisstudien......................................................77 3.6.2.2 Die Reaktion des Kapitalmarkts auf Gewinnveröffentlichungen....................79 3.6.2.3 Die Reaktion des Kapitalmarkts auf Aktiensplits...........................................83 3.6.2.4 Die Verarbeitung von unterschiedlichen und im Zeitablauf veränderten Rechnungslegungsmethoden der Unternehmen durch den Kapitalmarkt.....................................................84 3.6.2.5 Der „post-earnings-announcement drift“........................................................87 XII 3.6.3 Empirische Untersuchungen zur strengen Informationseffizienz der Kapitalmärkte................................................................90 3.6.4 Zur generellen empirischen Testbarkeit der Informationseffizienz.......................91 3.7 Zusammenfassung und weitere Vorgehensweise.......................................................92 4 Konsequenzen der Informationseffizienz für die Konzeption informativer Rechnungslegungsvorschriften.....................................................95 4.1 Grundlegendes zum Informationsnutzen der Rechnungslegung aus gesamtgesellschaftlicher und individueller Sicht...................................................95 4.1.1 Gesamtgesellschaftliche Sicht..............................................................................96 4.1.2 Individuelle Sicht...................................................................................................97 4.1.3 Informationsökonomie und Rechnungslegung.....................................................97 4.1.3.1 Informationsökonomische Ergebnisse zum privaten Nutzen von Informationssystemen...................................................98 4.1.3.2 Die informationsökonomische These des gesellschaftlichen Unwerts öffentlicher Informationen..............................................................100 4.2 Der Zusammenhang zwischen Informationseffizienz und Allokationseffizienz..........101 4.3 Anforderungen an die Konzeption einer informationsorientierten Rechnungslegung bei schwacher Informationseffizienz............................................105 4.3.1 Gesamtgesellschaftliche Sicht............................................................................105 4.3.2 Individuelle Sicht.................................................................................................105 4.4 Anforderungen an die Konzeption einer informationsorientierten Rechnungslegung bei mittelstrenger Informationseffizienz.......................................106 4.4.1 Gesamtgesellschaftliche Sicht............................................................................106 4.4.2 Individuelle Sicht.................................................................................................107 4.4.3 Weitere Implikationen mittelstrenger Informationseffizienz für die Konzeption informativer Rechnungslegung.............................................109 4.4.3.1 „Substance over form“ sowie Art und Umfang der Berichtsinstrumente......109 4.4.3.2 Konkurrenz der Informationsquellen............................................................110 4.4.3.3 Basisschutz der Anleger..............................................................................112