ebook img

Publizistikwissenschaft erneuern : Was wir über öffentliche Kommunikation wissen und was wir wissen können PDF

41 Pages·2016·1.177 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Publizistikwissenschaft erneuern : Was wir über öffentliche Kommunikation wissen und was wir wissen können

essentials Essentials liefern aktuelles Wissen in konzentrierter Form. Die Essenz dessen, wo- rauf es als „State-of-the-Art“ in der gegenwärtigen Fachdiskussion oder in der Pra- xis ankommt, komplett mit Zusammenfassung und aktuellen Literaturhinweisen. Essentials informieren schnell, unkompliziert und verständlich • als Einführung in ein aktuelles Thema aus Ihrem Fachgebiet • als Einstieg in ein für Sie noch unbekanntes Themenfeld • als Einblick, um zum Thema mitreden zu können. Die Bücher in elektronischer und gedruckter Form bringen das Expertenwissen von Springer-Fachautoren kompakt zur Darstellung. Sie sind besonders für die Nutzung als eBook auf Tablet-PCs, eBook-Readern und Smartphones geeignet. Essentials: Wissensbausteine aus Wirtschaft und Gesellschaft, Medizin, Psycho- logie und Gesundheitsberufen, Technik und Naturwissenschaften. Von renommier- ten Autoren der Verlagsmarken Springer Gabler, Springer VS, Springer Medizin, Springer Spektrum, Springer Vieweg und Springer Psychologie. Manfred Rühl Publizistikwissenschaft erneuern Was wir über öffentliche Kommunikation wissen und was wir wissen können Manfred Rühl Nürnberg Deutschland ISSN 2197-6708 ISSN 2197-6716 (electronic) essentials ISBN 978-3-658-12839-5 ISBN 978-3-658-12840-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-12840-1 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustim- mung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Fachmedien Wiesbaden ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com) Vorwort Für das Wort Publizistik gibt es viele Kontinuitäten (Rühl 1999a). Eine eingeführte Lehrbuchliteratur beschreibt und klassifiziert Publizistiktheorien von gestern. Eine zukunftsorientierte publizistikwissenschaftliche Forschungsliteratur ist nicht in Sicht (Rühl 1999b). Die großen Nachschlagewerke Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland (Brunner et al. 1972–1997) und Historisches Wörterbuch der Philosophie (Ritter et al. 1971–2007) kennen kein Stichwort Publizistik. Als in den 1960er Jahren Kieslich (1963a), Prakke (1963), Dröge und Lerg (1965), Maletzke (1967), Koszyk (1968) und Rühl (1969b) begannen, die „deutsche“ Publizistikwissenschaft mit der „amerikanischen“ Com- munications aus inkongruenten Perspektiven zu vergleichen, wurden die Begriffe Publizistik und Kommunikation für gleichsinnig gehalten (Lerg 1970, S. 11). An der Universität Erlangen-Nürnberg kam ein kommunikationswissenschaftlicher Lehr- und Forschungsbetrieb in Gang (Ronneberger 1970, 1971; Rühl 2015, S. 18 ff.), an den Traditionsinstituten in Berlin, München und Münster war man dabei, Publizis- tikwissenschaft bzw. Zeitungswissenschaft zu de-ideologisieren. An der Annenberg School for Communication der University of Pennsylva- nia in Philadelphia bemühte sich anfangs der 1970er Jahre eine communications community, das bewahrte Wissen aus Makro- und Mikrosoziologie, Erregungspsy- chologie, Medienpädagogik, Sozial- und Kulturanthropologie, Radio-, Film- und Fernsehforschung, mithilfe der Sozialkybernetik, kommunikationswissenschaft- lich umzubauen (Rühl 2006, S. 351 ff.; 1971). Heute kann gelten: „(Re)concep- tualising communication, talking or writing of communication, that is, communi- cation of communication, is what we communication scholars do“ (Krippendorff 1996, S. 311). Auf die Publizistikwissenschaft ausgerichtet wäre hinzuzufügen: „Öffentlichkeit und öffentliche Meinung gibt es nur als historisch erfahrene und künftig erwartbare Konzeptionen, die zu sozialen, politischen, wirtschaftlichen und anderen Zusammenhängen, kurz: zu besonderen Gesellschaften ins Verhältnis zu setzen sind“ (Ronneberger und Rühl 1992, S. 193). V VI Vorwort 1969–1970 Faculty and staff From the top: Dolf Zillmann, Manfred Rühl, Karoly Varga, Charles Wright, Charles Hoban, Bob Scholte, Sol Worth, Vernon Wattenburger, Ilona Gerbner, Hiram Hay- den, Ray Birdwhistell, Larry Gross, Joyce Wattenberger, Mary Anne, Klaus Krip- pendorff, George Gerbner, Eleanor Maloney, Kiki Shiller, James Gray, Alexandra Grilikhes, and Robert Shayon Nürnberg, im November 2015 Manfred Rühl Inhaltsverzeichnis 1 Kommunizieren und Publizieren für eine sich selbst zivilisierende Bürgergesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1 Christian Thomasius über Mensch, Kommunikation, Gesellschaft und individuelle Freiheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Kaspar Stieler unterscheidet Kommunizieren von Publizieren und fordert das Zeitunglesen zur Förderung der Privatklugheit des Politicus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2 Industriegesellschaft – Verfassungsstaat – freiheitliche Publizistik . . . 7 2.1 A lbert Schäffle entdeckt Publizistisches in freiheitlichen Sozialitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.2 Karl Bücher unterscheidet Presse, Journalismus, Werbung und Propaganda in der sich differenzierenden Gesellschaft . . . . . . 14 3 Habermas kontra Luhmann und die Abklärung von Kommunikation/Gesellschafts-Verhältnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 3.1 Jürgen Habermas: Radikaldemokratische Verständigung durch kommunikatives Handeln vernunftrationaler Subjekte . . . . . . . . . . 19 3.2 Niklas Luhmann: Explorationen weltgesellschaftlicher Kommunikationssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 4 Probleme beim Wiedereintreten in die Publizistikwissenschaft . . . . . 27 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 VII Kommunizieren und Publizieren 1 für eine sich selbst zivilisierende Bürgergesellschaft Wie identifiziert man öffentliche Kommunikation in Relation zur Gesellschaft? (Rühl 1980, S. 228 ff.) Europäische Aufklärer, sämtlich vernunftbegabte Subjekte, hielten Ausschau nach sachlichen, sozialen und zeitlichen Dimensionen gesell- schaftlichen Publizierens (Rühl 1999a, 2006). Immanuel Kants (1968, S. 53) Leit- motiv: „Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“, sollte die Aufklärung als Wissenschaft vom Menschen auf den Weg bringen, aus- gerichtet auf sozialethische Maximen des Gemeinwohls. Wissen galt Aufklärern als sicher. Jeder sollte Wissen besitzen können. Mithilfe der Vernunft sollte eine gerechtere Gesellschaft möglich werden. Dafür hatte die Wissenschaft nicht nur verstreute Tatsachen zu sammeln, sie sollte vielmehr von moralischem Nutzen sein, sollte Menschen erhellen, aus ihnen Selbstdenker machen. Bei der Rekons- truktion unterschiedlicher Kommunikationsformen argumentierten französische und englische Aufklärer seit dem 17. Jahrhundert in ihren Landessprachen (Porter 1991). Seit dem 18. Jahrhundert geht aus dem Lutherdeutsch – mit vielen erkennt- nis- und methodentheoretischen Brüchen – eine uneinheitliche Wissenschaftsspra- che hervor. 1.1 Christian Thomasius über Mensch, Kommunikation, Gesellschaft und individuelle Freiheit Hauptanliegen des Juristen, Philosophen, Gesellschaftspolitikers und Universitäts- reformers Christian Thomasius (1655–1728) war es, Menschen durch Kommu- nikation in der bürgerlichen Gesellschaft moralisch zu erneuern. In seinem 1692 erschienenen Buch Einleitung zur SittenLehre entwirft Thomasius (1995, S. 89, H. i. O.) eine Theorie wechselseitiger Abhängigkeit von Mensch, Kommunikation und Gesellschaft: © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 1 M. Rühl, Publizistikwissenschaft erneuern, essentials, DOI 10.1007/978-3-658-12840-1_1 2 1 Kommunizieren und Publizieren für eine sich selbst … […] der Mensch wäre ohne menschliche Gesellschaft nichts […] Ein Mensch müsste verderben/wenn sich andere Menschen nicht seiner annähmen […] Was wären ihm die Gedanken nütze/wenn keine andere Menschen wären? […] Die Gedanken sind eine innerliche Rede. Wozu brauchte er diese innerliche Rede/wenn niemand wäre, mit dem er seine Gedanken communiciren solte? Thomasius revoltiert gegen den autoritativ-scholastischen Lehrkanon der kur- sächsischen Universität Leipzig, wo Schulwissen in lateinischer Sprache gelehrt wurde. Thomasius bevorzugt das Selbstdenken in Wissenschaft und Alltag. Er charakterisiert Gelehrtheit mithilfe von Logik, Metaphysik und Erkenntnistheorie, im Unterschied zur Gelahrtheit, dem vernunftbasierten praktischen Lernen alltäg- licher Verrichtungen. Jeder könne über beide Formen verfügen. […] auch ein unstudierter Mann/er möge nun ein Soldat/Kauffmann/Hauß-Wirth/ja gar ein Handwerks-Mann oder Bauer/oder eine Weibes-Persohn seyn/wenn sie nur die Praejudicia von sich legen wollen/noch viel bessere Dinge in Vortragungen der Weißheit werden thun können/als ich oder ein anderer. (Thomasius 1998, Vorrede, H. i. O.) Ein halbes Jahrhundert vor Adam Smith denkt Christian Thomasius die Ökono- mie als Eigenheit. Den Zustand der deutschen Universitäten findet er beklagens- wert. Er konzipiert ein Teutsch Programma. Am 31. Oktober 1687, dem Refor- mationstag, hält Thomasius eine Privatvorlesung in deutscher Sprache unter dem Titel Discours Welcher Gestalt man denen Frantzosen in gemeinem Leben und Wandel nachahmen solle? Die deutsche Sprache ist für Thomasius eine wichtige Voraussetzung zur Neukonzeption von Lehrinhalten, zumal in Vorlesungen über die „Mängel der aristotelischen Ethik“ (1688), die „Mängel der heutigen Akade- mien“ (1688) oder „Wie ein junger Mensch zu informieren sei“ (1689). Thomasius doziert in eleganter Kleidung, nicht mehr im Talar. Zeitungskenntnisse waren Be- standteile seiner Kollegien (Rühl 1999a, S. 91 f.). Zwischen Januar 1688 und April 1690 ediert Thomasius die Monats-Gespräche (Kurztitel), die erste deutschspra- chige, gelehrt unterhaltende Wissenschaftszeitschrift, in der religiöse, naturrecht- liche, staatsgeschichtliche, literarische und philosophische Fragen diskutiert, vor allem philosophisch-wissenschaftliche Bücher rezensiert werden. Gesellschafts- politisch kämpft Thomasius gegen Vorurteile, Intoleranz, Aberglaube, Ketzerver- folgung, Anwendung der Folter und Hexenjagd. Sein ständiger Konflikt mit der protestantischen Orthodoxie an der Universität Leipzig (Schröder 1999; Bloch 1953) erreicht am 10. März 1690 einen Höhepunkt. Thomasius trifft das Lehr- und Schreibverbot. Er übersiedelt ins brandenburg-preußische Halle, wo er mitwirkt an der Gründung einer neuen Universität. Christian Thomasius präsentiert 1701 eine Schrift über „die neue Erfindung einer wohlgegründeten und für das gemeine

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.