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Polyommatus (Agrodiaetus) urmiaensis sp. n. aus Nordwestiran (Lepidoptera: Lycaenidae) PDF

5 Pages·2003·0.5 MB·German
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Nachr. entomol. Ver. Apollo, N. F. 24 (1/2): 1–5 (2003) 1 Polyommatus (Agrodiaetus) urmiaensis sp. n. aus Nordwestiran (Lepidoptera: Lycaenidae) Klaus G. Schurian und Wolfgang ten Hagen Dr. Klaus G. Schurian, Am Mannstein 13, D-65779 Kelkheim am Taunus, Deutschland; E-Mail: [email protected] Dr. Wolfgang ten Hagen, Frühlingstraße 1, D-63853 Mömlingen, Deutschland; E-Mail: [email protected] Zusammenfassung: Polyommatus (Agrodiaetus) urmiaensis Polyommatus (Agrodiaetus) urmiaensis sp. n. sp. n. aus Nordwestiran wird beschrieben. Die neue Art Holotypus ♂ (Abb. 1, 2): Iran, Azarbaygan-e Garbi, vic. Sal- unterscheidet sich vor allem auf der Unterseite durch eine mas, ca. 60 km nördlich Orumiyeh, 1700–1800 m, 11. vii. klar strukturierte Anlage der Ozellen und den schmalen, 1999, leg. et in coll. Schurian. Der Holotypus wird dem scharf begrenzten weißen Strich von den übrigen in Iran Senckenberg-Museum, Frankfurt am Main, zur Verfügung fliegenden braunen Agrodiaetus-Arten. Im Gegensatz zu den gestellt (SMFL-Nr. 4213). meisten anderen Hochsommer-Tagfalterarten, die aufgrund der sommerlichen Trockenperiode in Iran in größerer Höhe Paratypen (zusammen 28 ♂♂, 9 ♀♀): 3 ♂♂, 2 ♀♀, gleiche fliegen, da dort eine Vielfalt ökologischer Nischen gegeben Daten wie der Holotypus, leg. et coll. Schurian; 4 ♂♂, 1 ♀, ist, befindet sich das Habitat von P. (A.) urmiaensis sp. n. auf gleiche Daten wie der Holotypus, leg et coll. ten Hagen; nur 1700 m im ariden Bereich in der Nähe des Urmiasees. 17 ♂♂, 4 ♀♀, Iran, Azarbaygan-e Garbi, vic. Salmas, ca. 60 km nördlich Orumiyeh, 1700–1800 m, 14. vii. 2002, leg. et coll. Schurian; 4 ♂♂, 2 ♀♀, gleiche Daten, leg. et coll. Polyommatus (Agrodiaetus) urmiaensis sp. n. from north- ten Hagen. — Einge Paratypen werden in den Sammlungen western Iran (Lepidoptera: Lycaenidae) Carbonell, Eckweiler, Hofmann, Naderi, Rose und Weiss Abstract: Polyommatus (Agrodiaetus) urmiaensis sp. n. deponiert. (holotype ♂ in Senckenberg-Museum, Frankfurt am Main, Derivatio nominis: Die neue Art wurde nach dem Urmiasee Germany) from northwestern Iran is described. The new im Nordwesten Irans, dem Fundort der neubeschriebenen species can be distinguished from the other brown Agro- Art, benannt. diaetus species of Iran by the clearly structured arrangement of the ocelli and the narrow, sharply marked white streak on Beschreibung ♂♂ the underside. In contrary to most Iranian butterflies flying in mid-summer, which are usually found at high elevations, Größe ♂: Vorderflügellänge 16,8–17,3 mm (Holotypus where the diversity of climate opens a wide array of ecologi- 17,0 mm). cal niches, the habitat of P. (A.) urmiaensis sp. n. is found at an altitude of only 1700 m above sea level in arid areas in the Oberseite (Abb. 1, 3): Einfarbig dunkelbraun, ähnlich vicinity of Lake Urmia. derjenigen von Polyommatus (Agrodiaetus) demavendi (Pfeiffer, 1938). Die Fransen sind zum Flügelrand hin Einleitung dunkler, nach außen zu heller. Das Androkonienfeld ist sehr deutlich angelegt. Es wirkt nicht so aufgerauht wie Hohe Gebirgsmassive sind oftmals Lebensräume von bei anderen Arten, eher samtartig, weil die Androkonien Schmetterlingsarten, zumal wenn die niedrigen Lagen von der gleichen dunkelbraunen Farbe sind wie die ande- im Sommer arides Klima aufweisen, wie dies für weite ren Schuppen der Flügeloberseite. Ein Zellschlußfleck ist Teile Irans typisch ist. Daher wurden in letzter Zeit kaum wahrnehmbar. einige neue Bläulingsarten aus dem Mittleren Osten Unterseite (Abb. 2, 4): Grundfarbe dunkel kaffeebraun, beschrieben, die fast sämtlich in den schwer zugängli- deutlich dunkler als bei den Arten P. (A.) ripartii chen Hochlagen Persiens entdeckt wurden (siehe zum (Freyer, 1830), P. (A.) demavendi (Abb. 14), P. (A.) eri- Beispiel ten Hagen & Eckweiler 2001, Schurian & ten wanensis (Forster, 1960) (Abb. 8), P. (A.) khorasanensis Hagen 2001, Skala 2001, 2002). Die Vielfalt ökologi- (Carbonell, 2001) und P. (A.) ahmadi (Carbonell, 2001) scher Nischen nimmt mit der Höhe zu, wird jedoch — je (Abb. 13). Grundfarbe ohne die rostbraune Tendenz wie nach Breitenlage des untersuchten Gebietes — wieder bei P. (A.) alcestis (Zerny, 1932) und nicht graubraun geringer, wenn abnehmende Temperaturen die Dauer wie bei dem Taxon budashkini (Kolev & de Prins, 1995). der Vegetationsperiode limitieren. Manche Schmetter- Grundfarbe auf den Hinterflügeln einheitlich; auf den lingsart ist aber an niedere Lagen adaptiert, auch wenn Vorderflügeln basal etwas heller. Der rein weiße Wisch diese — vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet ist bei den vorliegenden Tieren sehr deutlich ausge- — weniger Ressourcen aufzuweisen scheinen (Carbonell prägt, scharf begrenzt, am distalen Ende nicht aufge- & Naderi 2000). fächert. Ozellen mittelgroß, schwarz, sehr prägnant weiß Wir fanden ein solches Habitat am Westufer des Urmia- umringt. Die postdiskale Ozellenreihe des Vorderflügels sees in der Provinz Azarbaygan-e Garbi. In der Nähe der stärker gebogen als bei ahmadi oder alcestis (vergleiche Stadt Salmas fingen wir zwei braune, sympatrisch vor- Carbonell 2001, Hesselbarth et al. 1995). Die unteren kommende Agrodiaetus-Arten, von denen wir die eine als Ozellen des Vorderflügels fehlen oft. Submarginale neu erachten: Halbmonde nicht oder nur schwach grau, unscharf auf © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main 2 3 den Hinterflügeln sichtbar. Auf den Vorderflügeln sind ist die Flügeloberseite heller braun als bei der neuen dunkle, keilförmige, verwaschene Schatten in der Sub- Art; die Grundfarbe der Unterseite ist rostbraun; die marginalregion erkennbar. Ozellenreihe der Vorderflügel ist schwächer gebogen; die Ozellen der Hinterflügel in der Regel viel kleiner. Die als Beschreibung ♀♀ Art beschriebene P. (A.) interjectus (de Lesse, 1960), von Lukhtanov & Dantchenko (2002a) kürzlich als Subspe- Größe ♀: Vorderflügellänge 16,2–16,3 mm. zies zu eriwanensis gestellt, weist eine stärkere Submar- Oberseite (Abb. 5): Grundfarbe einfarbig dunkelbraun, ginalzeichnung unterseits auf; der weiße Wisch ist im etwas dunkler als bei den ♂♂, Fransen wie bei letzteren. Gegensatz zu urmiaensis sp. n. oft breit aufgefächert. Im Die Adern treten auf der Oberseite etwas weniger deut- übrigen weisen wir auf die Bestimmungshilfen bei Carbo- lich hervor als bei den verglichenen Arten (siehe oben), nell (2001) und Hesselbarth et al. (1995) hin. wodurch die Oberseite wenig „strukturiert“ wirkt. Der Zellschlußfleck ist bei den ♀♀ gut sichtbar. Bei 2 ♀♀ sind Verbreitung und ökologische Ansprüche auf den Hinterflügeln orangefarbene Halbmonde ange- deutet. Die Gegend am Urmiasee erschien uns zunächst als für Bläulinge wenig attraktiv. Zum einen sahen wir nur eine Unterseite (Abb. 6): etwas dunkler als bei den ♂♂, der weitgehend verdorrte Graslandschaft, wie sie nach früh- weiße Wisch klar und prägnant, alle übrigen Merkmale sommerlicher Überweidung und Hitze im iranischen wie bei den ♂♂. Tiefland entsteht. Auf den ersten Blick konnte man keine für Lycaeniden geeignete Pflanzen aus der Familie Variationsbreite der Fabaceen wahrnehmen. Das Gelände war leicht nach Norden hin abfallend, steinig, Nektarpflanzen waren nur Die Variationsbreite der Typenserie ist — obwohl sie aus zwei unterschiedlichen Aufsammlungen besteht wenige zu sehen. Einige Weiden wuchsen in einer schma- — sowohl in Bezug auf die Größe als auch auf die Fär- len Rinne, die im Frühjahr wasserführend sein kann. Im bung und Anlage der Ozellen gering. Ein Teil der ♀♀ Schatten dieser Bäume suchten fast sämtliche Schmet- hat andeutungsweise orangefarbene Halbmonde auf der terlinge Schutz vor der sengenden Sonne. Im Bereich Hinterflügeloberseite, wie sie für viele Agrodiaetus-♀♀ rund um diese weit und breit einzigen Bäume fanden typisch sind. sich als Begleitarten der beiden braunen Agrodiaetus- Arten noch Aulocera circe (Fabricius, 1775) und Esper- arge climene (Esper, 1783) als Vertreter aus der Gruppe Differentialdiagnose der Nymphalidae: Satyrinae und folgende Lycaeniden: Am Typenfundort fliegt eine von urmiaensis sp. n. gut Polyommatus (Meleageria) daphnis ([Denis & Schiffer- unterscheidbare zweite Art aus der Gruppe der mono- müller], 1775), P. (M.) bellargus (Rottemburg, 1775), morphen Agrodiaetus-Arten. Bei dieser sind die Ozel- Polyommatus (Agrodiaetus) cyaneus (Staudinger, 1899), len der Unterseite deutlich größer, aber nicht so scharf P. (A.) elbursicus (Forster, 1956), Polyommatus (Aricia) begrenzt; der weiße Wisch fächert — besonders bei den agestis ([Denis & Schiffermüller], 1775), Plebejus (Vac- ♀♀ — auf; die Grundfarbe von Ober- und Unterseite ist ciniina) loewii (Zeller, 1847), Pl. (V.) eurypilus (Freyer, heller; die Submarginalflecke sind unterseits besser sicht- 1851) und Pl. (Plebejus) argus (Linnaeus, 1758) in jeweils bar, und der Androkonienfleck der ♂♂ wirkt makrosko- nur geringer Populationsdichte. pisch rauher als bei urmiaensis. Mikroskopisch sieht man, wie bei fast allen „braunen“ Agrodiaetus–Arten, gemischt Im Frühling dürfte der Lebensraum sicher ganz anders helle und dunkle Androkonien. Wir stellen diese zweite aussehen als zur Flugzeit von urmiaensis sp. n. im Juli (die Art mit einigem Vorbehalt zu eriwanensis (Abb. 7, 8). Bläulinge waren im Jahre 1999 in der ersten Julihälfte offenbar gerade erst geschlüpft). Die Falter waren nicht Die größte Ähnlichkeit von urmiaensis sp. n. — vor allem häufig; wir mußten sie damals einzeln aus vertrockneten bezüglich der Unterseite — besteht zu der in Griechen- Pflanzen aufscheuchen, doch war am frühen Vormittag land vorkommenden P. (A.) pelopi (Brown, 1976) (Abb. noch keine optimale Temperatur für die Flugaktivität der 9, 10), deren ♂♂ aber oberseits noch dunkler als die Falter erreicht. Anders stellten sich die Verhältnisse im Tiere vom Urmiasee sind. Jahre 2002 dar: in der Mittagshitze hatten sich offenbar Von Polyommatus demavendi (Abb. 14), khorasanensis, sämtliche Schmetterlinge der näheren Umgebung auf ahmadi (Abb. 13) und admetus (Esper, [1783]) kann die oben erwähnten Schattenplätze unter den Weiden- urmiaensis sp. n. leicht durch die nahezu vollständige bäumen zurückgezogen, so daß es relativ leicht war, die Reduktion der Submarginalzeichnung und den scharf Falter zu fangen. begrenzten weißen Wisch der Flügelunterseite unter- schieden werden. Das Taxon lorestanus (Eckweiler, Der Typenfundort am Urmiasee ist bisher die einzige 1997) (Abb. 15) (siehe Diskussion) zeigt auf der mehr Stelle, von der die neue Art bekannt ist, doch ist anzu- grauen Unterseite wesentlich kleinere Ozellen; der nehmen, daß sie in niederen Lagen Nordwestirans auch weiße Wisch fehlt fast immer. Bei alcestis (Abb. 11, 12) an anderen Orten auftritt. © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main 2 3 1 3 5 2 4 6 7 9 11 8 10 12 13 14 15 Tafel: Abb. 1–6: Polyommatus (Agrodiaetus) urmiaensis sp. n., Iran, Azarbaygan-e Garbi, 62 km N Orumiyeh, Salmas, 1700–1800 m, 11. vii. 1999. Abb. 1: Holotypus, ♂, leg. Schurian, coll. SMFL, Oberseite. Abb. 2: dto., Unterseite. Abb. 3: Paratypus, ♂, leg. et coll. Schurian, Oberseite. Abb. 4: dto., Unterseite. Abb. 5: Paratypus, ♀, leg. et coll. ten Hagen, Oberseite. Abb. 6: dto., Unterseite. Abb. 7: Polyommatus (Agrodiaetus) eriwanensis, ♂, Iran, Azarbaygan-e Garbi, 62 km N Orumiyeh, Salmas, 1700–1800 m, 11. vii. 1999, leg. et coll. Schurian, Oberseite. Abb. 8: dto., Unterseite. Abb. 9: Polyommatus (Agrodiaetus) pelopi, ♂, Griechenland, Peloponnes, Prov. Achaia, Aroania Ori, Umgeb. Kalavrita, 28. vi. 1990, leg. Wolf, coll. Schurian, Oberseite. Abb. 10: dto., Unterseite. Abb. 11: Polyommatus (Agrodiaetus) alcestis, ♂, Syrien, Damaskus, Bloudan, 1600–1800 m, 30. vi. 1996, leg. ten Hagen, coll. Schurian, Oberseite. Abb. 12: dto., Unterseite. Abb. 13: Polyommatus (Agrodiaetus) ahmadi, ♂, Paratypus, Iran, Zanjan, N Qazvin, Alulak, 1600–1800 m, 26. vii. 1998, leg. et coll. F. Carbonell, Unterseite. Abb. 14: Polyommatus (Agrodiaetus) demavendi demavendi, ♂, Iran, Mazanderan, zentr. Elburs, 12–15 km W Baladeh, 2500 m, 7. vii. 2001, leg. et coll. ten Hagen, Unterseite. Abb. 15: Polyommatus (Agrodiaetus) demavendi lorestanus, ♂, Iran, Kordestan, Paß NE Baneh, 1900–2100 m, 11./12. vii. 1999, leg. et coll. ten Hagen, Unterseite. © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main 4 5 Diskussion weit heterogener. Bilden lorestanus und demavendi zwei getrennte Arten mit syntopen Vorkommen in Nordwest- Die monomorphen, „braunen“ Arten des Subgenus iran, oder gibt es hier klinale Übergangspopulationen Agrodiaetus lassen sich oft nur schwer voneinander dif- zwischen zwei Subspezies (lorestanus im Zagros; dema- ferenzieren. Daher haben wir lange gezögert, den bereits vendi im Elburs, Talysch)? Vergleicht man demavendi bekannten Arten einen weiteren Namen hinzuzufügen, aus der Provinz Semnan (sehr große Ozellen auf der insbesondere da der Typenfundort von urmiaensis sp. n. graubraunen Unterseite, kräftige Submarginalflecke, mit in der Überlappungszone der Verbreitung anatolischer, aber auch oft völlig ohne weißen Strich) mit lorestanus iranischer und kaukasisch-armenischer Arten liegt. aus der Provinz Esfahan (fast zeichnungslose Unterseite Außerdem haben Lukhtanov & Dantchenko (2002b) mit rötlichbrauner Grundfarbe), neigt man eher zur kürzlich mit einer gewissen Berechtigung darauf hin- Ansicht, daß es sich um zwei distinkte Arten handelt. gewiesen, daß die Beschreibung neuer Arten allein Die von de Lesse (1960) für demavendi und lorestanus aufgrund morphologischer Merkmale das Risiko eines (als demavendi aus Sanandaj/Kordestan) angegebenen Synonyms in sich birgt. Chromosomenzahlen zwischen n = 67 und n = 74 lassen Die Autoren haben daher — zur Vermeidung allein sub- mehrere taxonomische Interpretationen zu. Dagegen ist jektiver „Intuition“ und „taxonomischen Gefühls“ (Lukh- die kürzlich, im wesentlichen wegen der Chromosomen- tanov & Dantchenko 2002b) — das neue Taxon unter zahl (n = 84), abgetrennte khorasanensis habituell kaum anderen auch einem der beiden genannten russischen von demavendi zu unterscheiden. Chromosomenuntersu- Kollegen vorgelegt, der aufgrund des charakteristischen chungen der Populationen des östlichen Elburs wären Phänotyps spontan, aber genauso „intuitiv“ von einer hier hilfreich. neuen Art sprach. Auch bei alcestis ist die Situation in Iran nicht absolut Der Ansicht der beiden russischen Kollegen, der Karyo- klar. De Lesse (1960) fand bei iranischen Faltern eine typ innerhalb einer Art sei stabil, kann nur bedingt zuge- konstant niedrigere (n = 19) Chromosomenzahl als bei stimmt werden. So ist bereits seit den grundlegenden Populationen aus dem Libanon oder der Türkei. Auch Untersuchungen von de Lesse (1960, 1969) bekannt, morphologisch finden sich geringe Unterschiede: die daß zum Beispiel Polyommatus (Meleageria) coridon Ozellen der Flügelunterseite sind meist kleiner, die (Poda, 1761) eine Chromosomenzahl von 87 (im Westen Ozellenreihe der Vorderflügel ist stärker gebogen als bei Europas und Italien) bis 92 (im ehemaligen Jugoslawien) typischen Tieren aus dem Libanon. Die alcestis-Popula- aufweist. Außerdem lassen sich unter Laborbedingungen tion aus Ostanatolien und Iran wurde kürzlich als eigene zum Beispiel Polyommatus (Melegeria) coridon mit einer Subspezies karacetinae (siehe Lukhtanov & Dantchenko Chromosomenzahl von n = 88 und P. (M.) hispana (Her- 2002b) beschrieben. rich-Schäffer, 1852) (n = 84) ohne Einschränkung der Fertilität bis zur F -Generation züchten (Beuret 1955, Über die Verbreitung von eriwanensis in Iran ist den 2 Schurian 1989). Autoren sehr wenig bekannt. Es liegen uns nur die Falter vor, die wir zusammen mit urmiaensis gefangen haben Trotz intensiver Bemühungen unter anderem von de und vorläufig zu dieser Art rechnen. P. (A.) eriwanen- Lesse (1960), Hesselbarth et al. (1995), Eckweiler sis ist aber aus dem angrenzenden Armenien und dem (1997), Lukhtanov et al. (1998), Carbonell (2001) und aserbaidschanischen Talysch beschrieben (Tuzov 2000). Lukhtanov & Dantchenko (2002a) ist die Phylogenie Auch von ahmadi ist das Verbreitungsgebiet bisher nur und Taxonomie der monomorphen Agrodiaetus-Arten sehr vage bestimmt: Provinzen Zanjan, Azarbaygan-e noch nicht hinreichend geklärt. Auch die Verbreitung Garbi und Azarbaygan-e Sharqi (Carbonell 2001). der Arten besonders in der Türkei, vor allem jedoch in Iran ist noch nicht vollständig verstanden. Während die Die in der vorliegenden Arbeit vorgestellte neue Spezies Artenzahl im südlichen Zagros (nur lorestanus) und in hat die größte Ähnlichkeit mit der aus Südgriechenland Nordostiran (nur khorasanensis) eher gering ist, trifft auf Artniveau beschriebenen P. (A.) pelopi Brown, 1976. man in Nordwestiran in vielen Biotopen auf 2 oder auch Während Eckweiler & Häuser (1997) pelopi als Unterart 3 Arten gleichzeitig in je nach Fundort durchaus wech- zu ripartii stellen, betrachten Hesselbarth et al. (1995) selnden Artenkombinationen. (Wir halten Polyommatus pelopi als Synonym von ripartii. Gleichzeitig betonen (Agrodiaetus) ardschira (Brandt, 1938) trotz der brau- Hesselbarth et al. (1995), daß es keine gesicherten nen Oberseite der ♂♂, wie auch Eckweiler & Häuser Nachweise von ripartii in Südostanatolien östlich des 1997, für eine Art, die phylogenetisch eher einer anderen Vansees, wohl aber in Nordostanatolien und Armenien Agrodiaetus-Artengruppe zuzurechnen ist.) (auch Tuzov 2000) gibt. Obwohl urmiaensis sp. n. habitu- Völlig ungeklärt ist aus Sicht der Autoren die taxonomi- ell gut von anatolischen, armenisch-kaukasischen, aber sche Stellung von lorestanus. Während das Taxon im mitt- auch mittelasiatischen ripartii (Abb. bei Tuzov 2000, leren und südlichen Zagros habituell gut abgegrenzt und Tshikolovets 2000) zu trennen ist, halten wir es nicht innerhalb der Populationen recht homogen ist, sind die für ausgeschlossen, daß urmiaensis sp. n. der Verwandt- Populationen in den Provinzen Kordestan und Zangan schaft von ripartii zuzurechnen ist. © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main 4 Nachr. entomol. Ver. Apollo, N. F. 24 (1/2): 5–6 (2003) 5 Danksagung Länder. — Bocholt (Selbstverlag S. Wagener), 1–2: 1354 S., 3: 843 S. A. V. Dantchenko, Moskau, und F. Carbonell, Saint- Lukhtanov, V. A., & Dantchenko, A. V. (2002a): Principles of Ouen-l’Aumône, danken wir für fruchtbare Diskussio- highly ordered metaphase I bivalent arrangement in sper- nen, letzterem auch für die Überlassung von Paratypen matocytes of Agrodiaetus (Lepidoptera). — Chromosome von P. (A.) ahmadi. Bei P. J. Hofmann, Limeshain, Prof. Research 10: 5–20. Dr. K. Rose, Mainz, und Dr. W. Eckweiler, Frankfurt am ———, & ——— (2002b): Descriptions of new taxa of the genus Agro- Main, bedanken wir uns für ihre Meinung zum Thema diaetus Hübner, [1822] based on karyotype investigation. sowie für die Einsicht in ihre Sammlungen. — Atalanta, Marktleuthen, 33 (1/2): 81–107. ———, Kandul, N. P., de Prins, W. O., & van der Poorten, D. Literatur (1998): Karyology of species of Polyommatus (Agrodiaetus) from Turkey: new data and their taxonomic consequences Beuret, H. (1955): Eine neue Hybride der Gattung Lysandra (Hem- (Lepidoptera: Lycaenidae). — Holarctic Lepidoptera 5: 1–8. ming) (Lep., Lycaenidae). — Mitteilungen der Entomologi- schen Gesellschaft Basel, N.F. 5 (1): 1–4. Skala, P. (2001): New taxa of the subgenus Agrodiaetus Hübner, 1822 from Iran: Polyommatus (Agrodiaetus) faramarzii sp. Carbonell, F. (2001): Contribution à la connaissance du genre Agrodiaetus Hübner (1822), A. ahmadi et A. khorasanensis n., P. (A.) shahrami sp. n., and P. (A.) pfeifferi astyages ssp. nouvelle espèces dans le Nord de l’Iran (Lepidoptera: Lycae- n. (Lepidoptera: Lycaenidae). — Nachrichten des Entomo- nidae). — Linneana Belgica, Beersel, 18 (2): 105–110. logischen Vereins Apollo, Frankfurt am Main, N.F. 22 (2): 101–108. ———, & Naderi, A. R. (2000): Contribution à la connaissance du genre Agrodiaetus Hübner (1822), A. arasbarani nouvelle ——— (2002): A new species of the subgenus Neolysandra from espèce dans le nord-ouest de l’Iran (Lepidoptera: Lycaeni- Iran (Lepidoptera: Lycaenidae). — Linneana Belgica 18 (5): dae). — Linneana Belgica, Beersel 16 (5): 218–220. 255–261. de Lesse, H. (1960a): Spéciation et variation chromosomique chez Schurian, K. G. (1989): Revision der Lysandra-Gruppe des Genus les Lépidoptères Rhopalocères. — Annales des Sciences Natu- Polyommatus Latr. (Lepidoptera: Lycaenidae). — Neue Ento- relles, Zoologie, Paris 12 (2): 1–223. mologische Nachrichten, Marktleuthen, 24: 1–181. ——— (1960b): Les nombres de chromosomes dans la classification ———, & ten Hagen, W. 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(2000): The butterflies of Uzbekistan. — Kiev, tus Hübner, 1822, a subgenus of Polyommatus Latreille, Brno (Konvoj), 400 S., 43 Farbtaf. 1804 (Lepidoptera: Lycaenidae). — Nachrichten des Ento- Tuzov, V. K. (Hrsg.) (2000): Guide to the butterflies of Russia and mologischen Vereins Apollo, Frankfurt am Main, Suppl. 16: adjacent territories (Lepidoptera, Rhopalocera). Vol. 2. 113–166. — Sofia, Moskau (Pensoft), 580 S. Hesselbarth, G., van Oorschot, H., & Wagener, S. (1995): Die Tag- falter der Türkei unter Berücksichtigung der angrenzenden Eingang: 10. ii. 2003 Buchbesprechung V. H. Resh & R. T. Cardé (Hrsg.) (2003): Encyclopedia of insects. — Verlagsort nicht wirklich feststellbar (globales Firmengeflecht: Academic Press, Elsevier etc., gedruckt in China). xxix + 1266 Seiten (Gewicht knapp 3,5 kg), ca. 29 cm × 23 cm, Kunstledereinband mit farbig bedrucktem Papierumschlag, Text in Englisch, viele Abbildungen (Fotos, Grafiken; farbig und schwarzweiß) im Text, ISBN 0-12-586990-8, Preis 64,95 £ (= ca. 95 , je nach Umrechnungskurs). Bestellungen über den (Fach-)Buchhandel. Im April 2003 erschien dieses (nicht nur nach der reinen Masse) Engineering“, „House Fly“, „Mosquitoes“, „Vibrational Communi- sehr gewichtige lexikalische Werk in englischer Sprache. Ca. 264 cation“ oder „Wings“ (um nur einige Begriffe zu nennen) im Lexi- wissenschaftliche Autoren aus 17 verschiedenen Ländern haben kon auftauchen. Schon aus dem allerersten Begriff („Acari — see mit ca. 271 kurzen oder längeren Beiträgen ihre Kenntnisse zu Mites; Ticks“) kann man entnehmen, daß die Herausgeber es mit verschiedenen Stichwörtern (von „Acari“ bis „Zygentoma“) dar- den Insekten nicht ganz konsequent gehandhabt haben; auch die gestellt, wobei außer den systematischen Begriffen (meist auf Chelicerata sind mit mehreren Stichwörtern miterfaßt worden Ordnungsebene) auch Sachbegriffe wie „Anatomy“, „Beekeeping“, — in der (schlechten) Tradition, bei der Beinanzahl das mit den 6 „Biodiversity“, „Caterpillars“, „Food, Insects as“ [sic], „Genetic oder 8 halt nicht so streng zu unterscheiden ... © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main, Juni 2003 ISSN 0723-9912 © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main

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