Erhard Kunz SJ GOTT FINDEN IN ALLEN DINGEN Frankfurt am Main 2001 Auf dem Umschlag: Das Siegel, das Ignatius als Generaloberer benutzte. Druckvorlage: P. Knauer mit WordPerfect 5.1 Druck: Wydawnictwo WAM ul. Kopernika 26 31-501 Kraków, Polen tel.: 0048 (12) 429 18 88, fax: 0048 (12) 429 50 03 e-mail: [email protected] « Il faut s’abandonner à l’Amour, dans la nuit, sans plus. » André Hayen 5 Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 An Stelle einer Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Überlegungen zur Gotteserkenntnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Die drei Weisen der Demut in den Exerzitien des hl. Ignatius von Loyola . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Wie kann Gott vom Glaubenden erfahren werden? . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Was sollen wir predigen? Überlegungen zur gegenwärtigen Situation der christlichen Verkündigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Das Bewusstsein der Gegenwart Gottes als Problem heutiger Spiritualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Wider die Resignation Ostern als Tag neuer Hoffnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Erlösung – Wovon und wozu ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Eucharistie – Ursprung von Kommunikation und Gemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 Gott und Mensch in Begegnung – Zum Wandel theologischer Modelle in 60 Jahren systematischer Theologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 Für eine Kultur der Versöhnung Aspekte einer christlichen Versöhnungslehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 6 Inhalt Maria von Magdala – Jesus, den Boten der Liebe Gottes, finden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 »Bewegt von Gottes Liebe« Theologische Aspekte der ignatianischen Exerzitien und Merkmale jesuitischer Vorgehensweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 »Simul in actione contemplativus« ein wesentliches Merkmal ignatianischer Spiritualität . . . . . . . . . . . . . . 191 Muße – Weg zum Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 Ist das Sprechen von Gottes Allmacht noch zeitgemäß? . . . . . . . . . . . . . 203 Kundschafter des Glaubens Predigt im Requiem für Pater Georg Mühlenbrock SJ . . . . . . . . . . . . . . 213 »Furcht ist nicht in der Liebe« (1 Joh 4,18) oder: Darf ein Christ Angst haben? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 Einig – und immer noch getrennt? Theologische Hintergründe des Konsenses zur Rechtfertigungslehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 »Wandle vor mir und sei ganz!« Die evangelischen Räte Dreifaltiges Leben in Einheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 Ignatianische Spiritualität in ihrer anthropologischen Durchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 7 Vorwort Dieser Band, in dem Artikel von mir aus mehr als drei Jahrzehnten zusammen- gestellt sind, verdankt sein Entstehen vor allem der Initiative und dem Einsatz vonSchwesterGiselaHappOSB.SiehatdieTextegesammeltunderneutabge- schrieben; sie hat die nötigen Voraussetzungen für den Druck besorgt und es erreicht, dass ich schließlich meine Zustimmung zur erneuten Veröffentlichung gegebenhabe.SehrherzlichdankeichSchwesterGiselafürIhrBemühen.Auch P. Peter Knauer SJ danke ich sehr. Er hat die Texte formatiert, sie – auch nach den Regeln der neuen Rechtschreibung – vereinheitlicht und dem Ganzen eine ansprechende Gestalt gegeben. Pater Krystian Sowa SJ hat dankenswerterweise die Verbindung zur Druckerei in Krakau hergestellt. Der Satz, der dem Band als Motto vorangestellt ist, stammt von André Hay- en,der1964/65währendmeinesTertiatesinBelgienunserInstruktorwar.Kurz vor seinem Tod 1988 sprach er mit einem Mitbruder über die Hingabe Jesu am Kreuz. Im Hinblick darauf sagte er: »Es gilt, sich der Liebe hinzugeben, in der Nacht, nichts weiter. Dieses Vertrauen in der Nacht anzunehmen – das fällt den Christen so schwer.« Ich widme diesen Band meinem Bruder Toni, der 1952 im Alter von 11 Jahren gestorben ist und am heutigen Tag 60 Jahre alt geworden wäre. Frankfurt am Main, den 6. August 2001. Erhard Kunz SJ 9 An Stelle einer Einleitung: »Nah ist und schwer zu fassen der Gott.« Aus dem »Klassenbuch 45« Als Werner Schmidt im Juli des vergangenen Jahres einlud, zu unserem Klas- sentreffen in Boppard eine »Festschrift« zusammenzustellen, gefiel mir dieser Vorschlag sehr gut. Auch seine Anregung, daß jede und jeder etwas schreiben solle, »was er in unserem Kreise einmal sagen möchte«, sprach mich sofort an, und spontan dachte ich: Jetzt ist die Gelegenheit, das zu tun, was ich immer schon vorhatte, nämlich kurz und knapp in wenigen Sätzen zu sagen, wer Gott ist. (Auf eine solche Idee kann natürlich nur ein Theologe kommen.) Die Tatsa- che,daßichdannmonatelangunfähigwar,diesewenigenSätzeniederzuschrei- hen, zeigt, dass es ein vermessenes Vorhaben war. Seit Jahrzehnten beschäftige ich mich mit der Gottesfrage (sie ist für mich immer noch die spannendste Fra- ge). Seit 1969 halte ich regelmäßig Vorlesungen zum Thema »Die Lehre von Gott und seiner Offenbarung«. Sicher hätte ich im Sinne eines Lexikonartikels schnell einige Sätze über »Gott« hinschreiben können. Aber es sollte ja kein Lexikonartikel sein, sondern persönliche Worte. Warum ist mir dies bis heute nicht möglich gewesen? Vor kurzem stieß ich auf einen Satz aus Friedrich Höl- derlins Gedicht »Patmos«, der vielleicht eine Erklärung gibt: »Nah ist und schwer zu fassen der Gott.« Die ›Macht‹, die es möglich macht, dass in unseren Herzen die Sehnsucht nach Liebe, Wahrheit und Gerechtigkeit entsteht; der wir es verdanken, wenn wir einander gut sein und einander vergeben können und wenn wir Kraft zu Vertrauen und Hoffnung finden – diese ›Ermöglichungs- macht‹, die wir Gott nennen, ist verborgen in unserem Tun gegenwärtig. Sie ist uns »innerlicher als unser eigenes Innerstes selbst« (Augustinus). »In ihr leben wir, bewegen wir uns und sind wir« (Apostelgeschichte 17,28). »Nichts ist so fern von Gott, dass es ihn nicht in sich hätte« (Thomas von Aquin). Weil Gott uns so nahe ist, können wir ihn nicht distanziert vor uns stellen, um ihn zu be- schreibenundzubestimmen.Deshalbisternichtzufassen.AlleWorteüberihn versagen,klingenso schnellhohlundleer.Wennmansieniedergeschriebenhat, wirken sie wie erstarrt und sind der lebendigen Wirklichkeit, die man doch aussagen wollte, ganz unangemessen. Wenn dies aber so ist (jedenfalls empfinde ich es oft so), was bleibt dann einem Theologen, dessen Beruf es doch ist, ständig von Gott zu reden, übrig? 10 An Stelle einer Einleitung Vor allem wohl dies: Er kann die Menschen, die aus der göttlichen ›Ermögli- chungsmacht‹ gelebt haben und in denen diese überzeugend zur Auswirkung gekommen ist, ins Gedächtnis rufen und auf sie als Bilder und Zeugen Gottes hinweisen. Wenn ich an unsere gemeinsame Klassengeschichte denke, fällt mir als eine solche Zeugin Gottes sofort unsere verehrte Klassenlehrerin Frau Marga Seis ein. Die Erinnerung an sie kann uns mehr von Gott sagen, als wenn es mir ge- lungenwäre,endlicheinmalinwenigenSätzenauszudrücken,werdennGottist. Erste Veröffentlichung: Jahresbericht 1997 des Mons-Tabor-Gymnasium in Montabaur, 22–23.
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