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Organismus als Zellenstaat: Rudolf Virchows Körper-Staat-Metapher zwischen Medizin und Politik PDF

165 Pages·2012·1.665 MB·German
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Kathrin Sander Organismus als Zellenstaat Neuere Medizin- und Wissenschaftsgeschichte. Quellen und Studien herausgegeben von Prof. Dr. Wolfgang U. Eckart Band 28 Kathrin Sander Organismus als Zellenstaat Rudolf Virchows Körper-Staat-Metapher zwischen Medizin und Politik Centaurus Verlag & Media UG Über die Autorin: Kathrin Sander, geb. 1982, studierte Germanistik und Geschichte in Heidelberg, Rennes und Berlin mit Magister in Heidelberg (2007). 2004 nahm sie ein Studium der Humanmedizin in Homburg/Saar sowie in Heidelberg auf. Derzeit arbeitet sie als Assistenzärztin an der Thoraxklinik Heidelberg. Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier. ISBN 978-3-86226-098-0 ISBN 978-3-86226-976-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-86226-976-1 ISSN 0949-2739 Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Über- setzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages re- produziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. © Centaurus Verlag & Media KG, Freiburg 2012 www.centaurus-verlag.de Umschlaggestaltung: Jasmin Morgenthaler, Visuelle Kommunikation Satz: Vorlage der Autorin Meinen Eltern Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich bei all jenen bedanken, die zur Entstehung dieser Arbeit beigetragen haben. Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Eckart für die Überlassung des The- mas, seinen fachkundigen Rat und die sehr guten Möglichkeiten der Bearbeitung. Des Weiteren möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr. Wolgast für die Begleitung bei der Entstehung der ereignisgeschichtlichen Kapitel bedanken. Außerdem danke ich Frau Veith aus der Institutsbibliothek für Geschichte der Medizin in Heidelberg, die immer ein geduldiger und kompetenter Ansprechpart- ner bei der Literaturrecherche war. Nicht zuletzt möchte ich meinen Eltern Rosemarie und Johannes Pill wie auch meinem Bruder Andreas für ihre stetige Unterstützung und Förderung ein großes Dankeschön aussprechen. Vor allem danke ich meinem Ehemann Axel, dessen Kritik und Unterstützung für mich immer von großer Bedeutung sein werden. 7 Inhaltsverzeichnis Einleitung...............................................................................................................11 I. Politisches Engagement und Profilierung als Wissenschaftler.....................19 1. Grundzüge der politischen Tätigkeit Virchows..................................................19 1.1. Die Revolution von 1848 und ihre Folgen für Virchows politische Zielsetzungen.........................................................................................19 1.2. Virchow als Kontrahent Bismarcks im Verfassungskonflikt.................26 1.3. Virchows politisches Profil im neuen Reich..........................................35 2. Wissenschaftliche Karriere.................................................................................40 2.1. Stationen in Virchows akademischer Laufbahn.....................................40 2.2. Etablierung der pathologischen Anatomie als naturwissenschaftliche Disziplin.................................................................................................44 2.3. Die Theorie des Materialismus und die Zellularpathologie...................48 II. Rückblick: Politisch-organologische Metaphorik........................................56 1. Grundzüge der Analogiebildung zwischen Körper und Staat............................56 1.1. Die Gesellschaft als Organismus............................................................56 1.2. Pathologie des Staatskörpers..................................................................59 1.3. Diagnose und Therapie...........................................................................61 2. Abriss zur Geschichte des Organismusvergleichs..............................................63 2.1. Politisch-organologische Metaphorik in philosophischen Texten der Antike.....................................................................................................63 2.2.Corpus als Metapher für politisch-gesellschaftliche Einheiten im Mittelalter...............................................................................................66 2.3. Soziobiologische Metaphern in Geschichtstheorien der Neuzeit...........70 2.4. Mechanismus und Organismus im 18. Jahrhundert...............................74 2.5. Der Organismusbegriff in der Naturwissenschaft des 19. Jahrhunderts.....................................................................................77 2.6. Organologische Metaphern im politischen Sprachgebrauch des 19. Jahrhunderts.....................................................................................81 9 3. Exkurs: Einzelne Vertreter der Körper-Staat-Metaphorik..................................83 3.1. Die Lehrfabel des Menenius Agrippa....................................................83 3.2. Das organologische Staatsmodell bei Johannes von Salisbury..............86 3.3. Der Leviathan als artificial man bei Thomas Hobbes............................86 III. Zellularpathologie: Biologische und politische Inhalte..............................94 1. Einordnung in den wissenschaftsgeschichtlichen Kontext.................................94 2. Struktur und Organisation der Zelle.................................................................100 3. Zellularpathologie als Grundlage des Virchowschen Krankheitsbegriffs........105 4. Virchows Konzeptionen der Krankheitsursachen.............................................111 5. Der Organismus als „eine Art von gesellschaftlicher Einrichtung“.................115 5.1. Die Zelle als Individuum......................................................................115 5.2.Autonomie und Subordination121 5.3.Gemeinschaft, Gesellschaft, Zellenstaat..............................................125 5.4. Von Staatsbürgern und Müttern: Krankheit als „Leben unter veränderten Bedingungen“ .................................................................129 5.5. Die Grenzen der Autonomie: Krankheit als parasitäre Lebensform.....132 6. Virchows Kritik am Begriff Staatsorganismus................................................135 IV. Schlussbetrachtungen..................................................................................139 V. Zusammenfassung.........................................................................................152 VI. Literatur- und Quellenverzeichnis..............................................................157 10 Einleitung Von Carl Posner, Freund und Biograph Rudolf Virchows, stammt folgendes Zitat aus dem Jahr 1921: „So zahlreich sind die Strahlen, die von dem Ingenium Virchows ausgehen, daß kein Einzelner imstande ist, sie sämtlich aufzufangen, ge- schweige denn zu analysieren. Wer seine Verdienste um die allgemeine Pathologie, die Hygiene und die Anthropologie erschöpfend schildern wollte, müßte geradezu die Geschichte dieser Fächer seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts schreiben.“1 Der Zeitgenosse des großen Gelehrten beschreibt die Situation treffend, mit der sich der Virchow-Biograph bei seiner Aufgabe unweigerlich konfrontiert sieht: So gilt Virchow nicht nur als einer der berühmtesten Pathologen, als fürsorglicher Arzt und sozialmedizinischer Erneuerer, der die kausale Beziehung zwischen ärmlichen Lebensbedingungen und Krankheit erkannt hat. Er gab der Medizin durch seine Zellularpathologie ein neues morphologisches Fundament und vertrat als linkslibe- raler Politiker und Stadtreformer soziale Standpunkte. Nicht zuletzt zählt eine be- trächtliche Sammlung anthropologischer und archäologischer Studien in den Wir- kungskreis des Berliner Universalgelehrten.2 Über seine Leistungen in diesem Fachbereich und darüber hinaus schreibt Richard Eickhoff: „Auch hier verfolgte er den ihm eigenen Gang vom Kleinen und Einzelnen zum Großen und Allgemeinen. Aber auch hier muß man es als sein Hauptverdienst bezeichnen, daß er die Anthro- pologie vor verfrühten und übereilten Allgemeinschlüssen bewahrte und sie auf dem Wege vorsichtiger methodischer Forschung erhielt.“3 In seiner berühmten Zellularpathologie zeichnet Virchow ein Bild des menschli- chen Organismus als Idealstaat, in dem die einzelnen Bürger als freie und auto- nome Individuen existieren. Als Anhänger eines gemäßigten Liberalismus bemüht er sich, die Selbstbestimmung des Einzelnen mit dessen Abhängigkeit von anderen Teilen des Gesellschaftsgefüges in Einklang zu bringen. Es handele sich demnach um einen „freie[n] Staat gleichberechtigter […] Einzelwesen“, deren wechselsei- tige Beziehungen sich auf der Basis eines „solidarischen Bedürftigkeits-Verhält- 1 Posner, Carl: Rudolf Virchow, in: Meister der Heilkunde Bd.1, hrsg. v. M. Neuburger, Wien u.a. 1921, S. 9f. 2 Vgl. Goerke, Heinz: Berliner Ärzte. Virchow, Graefe, Koch, Leyden, Bergmann, Bier, Heubner, Moll, Stoeckel, Berlin ²1983, S. 25f. 3 Eickhoff, Richard: Politische Profile. Erinnerungen aus vier Jahrzehnten an Eugen Richter, Carl Schurz und Virchow, Werner Siemens und Bassermann, Fürst Bülow, Hohenlohe u. a., Dresden 1927, S. 96. 11

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