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Nomaden, Flaneure, Vagabunden: Wissensformen und Denkstile der Gegenwart PDF

263 Pages·2006·14.583 MB·German
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JJ Ti.B-Gebhardt ual5041-3 09.08.2006 12/ Uhr Seite 1 Winfried Gebhardt Ronald Hitzler (Hrsg.) Nomaden, Flaneure, Vagabunden JJ Ti.B-Gebhardt ual5041-3 09.08.2006 12/ Uhr Seite 2 Eriebniswelten Band 10 Herausgegeben von Winfried Gebhardt Ronald Hitzler Franz Liebl JJ Ti.B-Gebhardt ual5041-3 09.08.2006 12/ Uhr Seite 3 Winfried Gebhardt Ronald Hitzler (Hrsg.) Nomaden, Flaneure, Vagabunden Wissensformen und Denkstile der Gegenwart III VSVERLAG FUR SOZIALWISSENSCHAFTEN JJ Ti.B-Gebhardt ual5041-3 09.08.2006 12/ Uhr Seite 4 Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothel< verzeichnet diese Publil<ation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet iJber <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. 1. Auflage September 2006 Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag fiJr Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006 Lektorat: Frank Engelhardt Der VS Verlag fiJr Sozialwissenschaften ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Telle ist urheberrechtlich geschutzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fiJr Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden durften. Umschlaggestaltung: KunkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung: Krips b.v, Meppel Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN-10 3-531-15041-3 ISBN-13 978-3-531-15041-3 Inhaltsverzeichnis Winfried Gebhardt, Ronald Hitzler und Bernt Schnettler Unterwegs-Sein - zur Einleitung 9 I. Unstete Intellektuelle Stefan Muller-Doohm Theodor W. Adomo und Jtirgen Habermas - zwei Spielarten des offentlichen Intellektuellen. Soziologische Betrachtungen zum Wandel einer Sozialfigur der Modeme 23 Paula-Irene Villa Fremd sein - schlau sein? Soziologische Uberlegungen zur Nomadin 37 Sabine Boomers „It's a No-mad Nomad World": Bruce Chatwin als Protagonist okzidentaler Mobilitatslust 51 II. Multiple Identitaten Ronald Hitzler Vagabundierende Geister. Skeptizismus, Irrsinn und Narretei als Irritationen der Wirklichkeit 67 Matthias Junge Identifikation durch mimetische Imagination und die Bedeutung von Ahnlichkeit fur die Vergesellschaftung 84 Michael R. Miiller Entweder - Oder? Uber Praktiken der Selbststilisierung und den postmodemen Mythos vom fragmentierten Selbst 100 ..-^; ^^ Inhaltsverzeichnis III. Verwischende Grenzen Markus Schroer Mobilitat ohne Grenzen? Vom Dasein als Nomade imd der Zukunft der Sesshaftigkeit 115 Matthias Klemm und Michael Popp Nomaden wider Willen: Der Expatriate als Handlungstypus zwischen Alltagswelt und objektiver Zweckbestimmung 126 Jurgen Zinnecker Grenzganger. Denkfigur und Lebensweise der (Post)Modeme? 140 IV. Mediale Schau-Spiele Nicole Hoffmann Von mobilen Logbtichem und vermeintlichen Ja-Sagem. Das Internet als Ort mobiler Wissenskonstruktion und -subversion 159 Jo Reichertz Der Nomade als medial geschulter Darsteller vermeintlicher Aufrichtigkeit? Uberlegungen im Anschluss an Zygmunt Bauman und Richard Sennett 171 Frederik S. Potzsch und Bernt Schnettler Btirokraten des Wissens? ,Denkstile' computerunterstutzter visueller Prasentationen 186 V. Sinn-Sucher Hans-Georg Soeffner Symbolischer Synkretismus. Von den Niederungen der Unwissenden zu den heiligen Bergen. Anmerkungen zu Traditionskulissen der Lebensreformbewegung und der Esoterik 205 Gerhard Mayer und Michael Schetsche Schamanen - Wanderer zwischen den Welten? 216 Winfried Gebhardt Kein Pilger mehr, noch kein Flaneur. Der „Wanderer" als Prototyp spatmodemer Religiositat 22 8 Martin Engelbrecht Formen des virtuos-religiosen Unterwegsseins in Zeiten der Globalisierung... 244 Peter Gross Paradise lost... Vom Pilger zum Wanderer 256 Angaben zu den Autoren 267 Unterwegs-Sein - zur Einleitung Winfried Gebhardt, Ronald Hitzler und Bernt Schnettler 1 Auf der Suche nach Metaphern „Panta rhei" - „alles flieBt" - das dem griechischen Philosophen Heraklit zuge- sprochene Verdikt iiber das Wesen der Natur scheint nicht wenigen der vielen post-, spat- Oder reflexivmodemen Gegenwartsdiagnostiker das einzig noch aus- sagekraftige Signum unser Zeit zu sein. Alles flieBe, alles sei in Bewegung; das Feste und Starre lose sich auf; das unhinterfragbar Geltende werde fragil; das bisher sozial Gebundene befreie sich aus seinen institutionellen Fesseln; Sicher- heit und Gewissheit schwanden in einem akzelerierenden Werterelativismus. Kurzum: Das modeme Subjekt sei auf sich selbst zuriickgeworfen und stehe ein- sam und verloren vor dem Scherbenhaufen seiner neuerworbenen Multioptiona- Htat, aus dessen Bestandteilen heraus es auf der Suche nach neuem Halt und in synkretistischem Furor standig neue artifizielle Erlebniswelten und technologie- zentrierte „Schone-Neue-Welt"-Visionen bastele. Wem dies als eine zu drastische bzw. zu karikierende Darstellung gegen- wartiger intellektueller Diskurse erscheint, der schaue in die Literatur. Nicht nur bei soziologischen, philosophischen oder theologischen Gegenwartsanalytikem, auch in den Kultur- und Medienwissenschaften (hier ganz besonders), in den Feuilletons der groBen Zeitungen und in den Selbstzeugnissen eines sich immer noch als Avantgarde definierenden Kunst- und Kulturbetriebs wimmelt es nur so von - einmal eher negativ, einmal eher positiv konnotierten - Adjektiven wie ,fluide', ,hybrid', ,multiper, ,optional', ,flexiber usw., um sowohl den Zustand gesellschaftlicher Organisation als auch die Befindlichkeit des post-, spat- oder reflexivmodemen Subjekts angemessen zu charakterisieren. ,Hybride Subjekte', ,Existenzbastler', ,sinnsuchende Chamaleons', ,Grenzganger' und ,multiple Identitaten' bevolkem eine sich zunehmend ,individualisierende' und ,versze- nende' Gegenwartsgesellschaft. In Kultur und Religion dominieren das , cultural hacking', das ,cross-over', die ,bricolage' und der ,Synkretismus' den Diskurs. Und die Okonomie feiert nicht nur die weltweite Mobilitat des Kapitals sondem fordert sie auch von ihrem (Fuhrungs-)Personal: Der heimatlose ,global player', der von Ort zu Ort ziehende ,expatriate', der Karriere-Kosmopolit entwickeln Q 10 Winfried Gebhardt, Ronald Hitzler und Bemt Schnettler sich nicht nur zu Symbolfiguren okonomischen Erfolgs, sondem zu Prototypen einer ,neuen', neoliberal verbramten Weltordnung. Solche ,Diagnosen' fokussieren offenkundig bestimmte charakteristische Kennzeichen der Gegenwartsgesellschaft und ihrer Kultur. Aber: Beschreiben sie das entstehende Neue auch mit den richtigen Begriffen, oder bleiben sie Gefan- gene in tiberholten Theorien, Deutungsmustem und Metaphem? Augenschein- lich ist, um Max Weber zu paraphrasieren, das Licht der groBen Kulturprobleme wieder einmal weitergezogen. Aber hat sich die Wissenschaft tatsachlich, wie von Weber am Ende seines ,Objektivitatsaufsatzes' erhofft, schon geriistet dafiir, „ihren Standort und ihren Begriffsapparat zu wechseln und aus der Hohe des Gedankens auf den Strom des Geschehens" zu blicken? Und falls Ja', dann stellt sich wiederum die Frage, ob wirklich alles ,fluide', ,hybrid', ,multiper und ,optional' wird, oder ob wir nur noch nicht so weit sind, neu entstehende soziale, psychische und personale Ordnungsmuster zu entdecken und begrifflich zu fas- sen? Vor dem Hintergrund solcher Fragen und angeregt zum einen durch Zyg- munt Baumans beruhmten Essay iiber „Flaneure, Spieler und Touristen", zum anderen aber auch durch den eher assoziativ als systematisch gewonnenen Ein- druck, der typische Stil zumindest eines GroBteils zeitgenossischen Denkens changiere ,irgendwie' zwischen theoretischer Strenge und asthetischer Inspirati on, und mithin eigne ihm etwas grundlegend - oder eben gerade grundlos - Nichtsassiges, Umherschweifendes, Nichtgebundenes, ist der Plan entstanden, einige zentrale ,Metaphem' aus dem Repertoire sozial- und kulturwissenschaftli- cher Gegenwartsbeschreibungen auf ihre Aussagekraft und Tragfahigkeit hin zu tiberprufen. Wir haben uns dabei bewusst fiir die drei personalen Bewegungsme- taphem des „Nomaden", des „Vagabunden" und des „Flaneurs" entschieden: nicht nur, weil alle drei - und hier insbesondere der Benjaminsche Flaneur - ver- starkt durch die wissenschaftliche Literatur ,wandem', sondem auch, weil im all- taglichen Sprachgebrauch zunehmend Begriffe wie der des „Talkshow-Noma- den", der mit den immer gleichen Statements durch die immer gleichen Unter- haltungssendungen zieht, wie der der „vagabundierenden Religiositat", die sich aus dem unerschopflichen spirituellen Reservoir, das die Glaubens- und Glau- bigkeitsgeschichten bereitstellen, synkretistisch bedient, oder wie der des „intel- lektuellen Kultur(betriebs)flaneurs", der, um der provozierenden Pointe willen, vor keinem „historischen Giftschrank" halt macht, zunehmend den Ton angeben. Der Eindruck drangt sich also auf, das spat-, post- oder reflexivmodeme Subjekt sei geneigt, sich in diesen ,Sozialfiguren' wiederzuerkennen oder - mehr noch - sich mit ihnen zu identifizieren.

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