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Nimm mich! PDF

230 Pages·2011·0.74 MB·German
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1 Cherry Adair Nimm mich! Roman Aus dem Amerikanischen von Tess Martin MIRA® TASCHENBUCH 2 MIRA® TASCHENBÜCHER erscheinen in der Cora Verlag GmbH & Co. KG, Valentinskamp 24, 20350 Hamburg Copyright © 2009 by MIRA Taschenbuch in der CORA Verlag GmbH & Co. KG Titel der nordamerikanischen Originalausgabe: Take Me Copyright © 2002 by Cherry Wilkinson erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln Redaktion: Ivonne Senn Titelabbildung: Corbis GmbH, Düsseldorf Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling ISBN (eBook, PDF) 978-3-86278-021-1 ISBN (eBook, EPUB) 978-3-86278-020-4 www.mira-taschenbuch.de eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmund www.readbox.net 3 PROLOG „Heiraten Sie mich!“ „Wie bitte?“ Mit zusammengekniffenen Augen sah Jessie Adams zu dem Mann hinüber, der an einem der hinteren Ti- sche des Restaurants saß. Er hatte sie gerufen, noch bevor er seinen ersten Kaffee ausgetrunken hatte. Sie bildete sich doch tatsächlich ein, er hätte sie um ihre Hand gebeten. Heiraten Sie mich? Ach du liebe Güte! Regen prasselte auf den dunklen Parkplatz, auf dem nur sein tiefergelegter silberner Sportwagen stand. In seinem dunklen Haar und auf seinem schwarzen Wollmantel glitzer- ten Wassertropfen. Das Neonschild vor dem beschlagenen Fenster blitzte kurz auf und erleuchtete sein Gesicht. Himmel, was für ein gut aussehender Mann! Und was für eine willkommene Abwechslung. Es war ein furchtbarer Tag gewesen. Eine furchtbare Woche. Ein furchtbarer Monat. Jes- sie seufzte. Auch das wird vorübergehen. Zumindest hatte sie das irgendwo gelesen und hoffte inständig, dass es stimmte. Ganz kurz gab sie sich der Vorstellung hin, dass ihr Traumprinz gekommen war, um sie kurzerhand zu entführen. Dass er ihr tatsächlich einen Heiratsantrag gemacht hatte. Bei ihrem Pech in letzter Zeit war es jedoch wahrscheinlicher, dass er ihr noch ihre letzten zwanzig Kröten abknöpfen und die Kasse leer räumen würde. Verstohlen betrachtete sie ihn noch einmal von Kopf bis Fuß. „Nun?“, fragte er. „Was nun?“ Jessie versuchte, nicht zu eifrig zu klingen. Er roch so gut, am liebsten hätte sie sich an ihn geschmiegt, die Augen geschlossen und einfach nur eingeatmet. „Werden Sie mich heiraten?“ Bleib ruhig, mein Herz. „Ist heute Donnerstag?“ 4 „Freitag.“ „Tut mir leid, ich heirate fremde Männer nur donnerstags.“ Sie füllte Kaffee nach. „Da müssen Sie schon bis nächste Wo- che warten.“ „Nächste Woche ist es zu spät.“ Sein müder Blick ruhte auf ihrem Gesicht, wanderte dann über ihre flache Brust zu ihren dünnen Beinen und wieder nach oben. „Was zum Teufel ha- ben Sie mit Ihrer Frisur angestellt?“ Verlegen fasste Jessie sich in die orangefarbenen, struppi- gen Haare. „Frisch gefärbt.“ Weil sie gehofft hatte, dass man als Blondine mehr Spaß am Leben hatte. Super Idee! „Was immer Sie damit bezwecken wollten …“ Hat nicht funktioniert. „Mir gefällt es“, entgegnete sie schnippisch. Sie spürte ei- nen Druck auf der Brust. Er war ein Unbekannter. Warum interessierte es sie, was er von ihrer Frisur hielt? „Trinken Sie aus. Wir schließen in zwanzig Minuten.“ Diese Tatsache erin- nerte sie an viel dringlichere Probleme. Ihr blieben noch ge- nau vier Tage, bevor sie ihre Wohnung räumen musste, und bisher hatte sie noch nichts Bezahlbares gefunden. Natürlich würde sie auch nach Sacramento oder Tahoe ziehen. Wenn sie mehr als siebenundzwanzig Dollar auf der hohen Kante hätte. Wenn der Freund ihrer Mutter nicht ihr Auto geklaut hätte. Und wenn sie … „Sie sind einfach perfekt.“ Die aufregende Stimme des Mannes hielt sie davon ab, ganz schnell wieder hinter der Theke zu verschwinden. „Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen.“ Darauf könnte ich wetten. „Hören Sie, Kumpel, meine Füße tun weh, meine Schicht ist gleich zu Ende, und so gerne ich hier mit Ihnen sitzen und plaudern würde, ich muss noch die Küche aufräumen. Wenn es Ihnen also nichts ausmachen würde …“ „Lassen Sie mich doch erst mal ausreden …“ 5 Jessie stellte die Rechnung aus und knallte sie vor ihm auf den Tisch. „Wenn Sie noch mehr Kaffee wollen, bedienen Sie sich.“ In der makellosen Küche war nicht mehr viel zu tun. Von zwei Truckern abgesehen war sie den ganzen Abend über alleine gewesen, was bedeutete, dass sie so gut wie kein Trinkgeld bekommen hatte. Schnell räumte Jessie das wenige Geschirr in die Spülmaschine. Als sie sich wieder umdrehte, stand der Fremde in der Küchentür, die Hände in den Mantel- taschen vergraben, und beobachtete sie. Was dieser elegante Mann gerade vor sich sah, wusste sie nur zu genau. Sie war nicht gerade eine Schönheit. Viel zu dünn, und sollte sie irgendwann einmal Brüste bekommen, dann wahrscheinlich in einem Alter, in dem umgehend Hän- gebrüste daraus wurden. Sie hatte ihr verschandeltes Haar unordentlich auf dem Kopf zusammengesteckt, sodass es aus- sah wie ein Nest aus gelbem und orangefarbenem Stroh. Hübsch an ihr waren nur ihre Augen. Ein Truckfahrer hatte mal gesagt, sie sähen aus wie Kuhaugen. Sie war sich zwar nicht sicher, ob das als Kompliment durchging, aber zumin- dest hatte er sehr ernsthaft geklungen. „Wie alt sind Sie?“ „Junge, Junge, Sie sind vielleicht hartnäckig. Hat Ihnen noch nie zuvor jemand einen Korb gegeben?“ „Nicht besonders oft. Also, wie alt?“ Jessie legte den Kopf schief und betrachtete den Mann mit unverhohlener Neugier. Er sah reich aus, verzogen und daran gewöhnt, dass alle nach seiner Pfeife tanzten. Und er hatte schöne Hände. Lange, starke, gebräunte Finger mit sauberen, glänzenden Nägeln. Jessie achtete immer auf Hände. Automatisch versteckte sie ihre abgebissenen Fingernägel hinter dem Rücken. „Äh … fünfundzwanzig.“ Sein Lachen klang rau. „Netter Versuch, Honey.“ „Einundzwanzig.“ „Somit wäre eine Hochzeit also legal.“ 6 Als er auf sie zuschlenderte, machte Jessie einen Schritt nach hinten und prallte gegen den Kühlschrank. Die Chance, dass um diese Uhrzeit noch jemand hier auftauchte, war äu- ßerst gering. Keinem Menschen würde es auffallen, wenn der Kerl ihr etwas antat. Sie wich zurück, als er ihr Gesicht be- rührte. Hätte sie sich bloß das sarkastische „Was jetzt noch, Gott?!“ von letzter Woche gespart, nachdem ihr Auto gestoh- len worden war. Gott stand nicht auf Sarkasmus. Das hier war seine Rache. Sie seufzte. Aber vermutlich war dieser Typ immer noch besser, als vom Blitz erschlagen zu werden. „Perfekt.“ Er drehte ihr Kinn von einer Seite zur anderen, seine Hand fühlte sich warm auf ihrer Haut an. So nah roch er sogar noch besser. Jessie erschauerte. Instinktiv begriff sie, dass er keinerlei sexuelles Interesse an ihr hatte und ihr nichts antun würde. Ihr Herz klopfte also nicht so wild, weil sie Angst vor ihm hatte … zumindest nicht viel. „Was halten Sie davon, Kumpel? Ich gebe Ihnen zehn Se- kunden, um mich loszulassen, oder ich rufe die Polizei.“ Er ließ den Arm sinken, doch sie konnte seine sanfte, warme Berührung noch immer spüren. „Was wollen Sie von mir?“, fragte sie heiser. „Ich möchte, dass Sie mich heiraten. Jetzt. Heute Nacht. Wir fahren nach Tahoe, heiraten, und Sie sind rechtzeitig zu Ihrer nächsten Schicht wieder zurück.“ „Sie sind verrückt!“ „Ich bin verzweifelt“, entgegnete er grimmig. Wer ist das nicht? „Wieso ich?“ Jessie ging zurück ins hell beleuchtete Res- taurant. Er folgte ihr, nahm einen Becher vom Stapel hinter der Theke und setzte sich an einen Tisch am Fenster. Was um Himmels willen hat ein Mann wie er hier zu su- chen? Dieses Restaurant war nun wirklich nicht der passende Ort für ihn. Der einzige Grund, warum überhaupt gelegentlich ein Gast auftauchte, war, dass das Restaurant direkt an der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada lag. Der kleine La- 7 den sah genauso aus wie Millionen andere in diesem Land. Von einer Million Hintern abgewetzte rote Plastikstühle, braune Resopaltische mit Brandlöchern von Zigaretten und kitschige Weihnachtsbeleuchtung. Der Geruch von Fett und Essen hing in den Plastikpflanzen, die in staubigen Kübeln von der gelben Decke baumelten. Jessie versuchte, ihre Umgebung so gut es ging zu ignorie- ren. Manchmal sehnte sie sich geradezu körperlich nach Äs- thetik. Und nach Beständigkeit. Nach irgendetwas, das ihr verdammt noch mal nicht geklaut oder abgeschwatzt werden konnte. Sie hatte nichts gegen Arbeit, aber es wäre auch mal eine nette Abwechslung, nichts zu tun. Leider Gottes war sie nicht verrückt genug zu glauben, dass ein völlig Fremder zwei Tage vor Weihnachten in ein Restaurant marschierte und ihr all das zu Füßen legte. „Ich will es kurz machen.“ Der Fremde nahm die Kaffee- kanne, füllte beide Tassen und stellte die Kanne dann in die Mitte des Tisches, auf neutrales Gebiet. Wider besseres Wis- sen neugierig geworden, ließ Jessie sich ihm gegenüber auf den zerschlissenen Sitz fallen. „Es handelt sich um einen rein geschäftlichen Vorschlag.“ Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, das sofort wieder ordentlich auf seinen Platz fiel. „Die Situation ist Folgende: Mein Vater und sein Bruder hatten gemeinsam eine Firma. Mein Vater ist vor zehn Jahren gestorben und hat die Firma meinem Onkel Simon in der Absicht hinterlassen, dass ich eines Tages seine Hälfte erben soll. Ich habe mir die Hände wund gearbeitet, während mein Cousin Paul durch die Welt- geschichte gezogen ist und weiß der Teufel was getrieben hat. Diese Firma gehört zu fünfzig Prozent mir. Das habe ich mir verdient, verdammt noch mal. Jetzt möchte Simon sich zu- rückziehen, besteht aber darauf, dass Paul und ich sesshaft werden, weil er die Firma keinen ‘Playboys’, wie er uns 8 nennt, überlassen will. Also hat mein Onkel in seiner unendli- chen Weisheit beschlossen, dass Paul und ich heiraten sollen.“ Jessy beäugte ihn skeptisch. „Wirklich?“ Er nickte kurz. „Leider ja. Zu allem Überfluss soll der Ers- te, der heiratet, die Leitung der Firma übernehmen. Simon ist ganz besessen von dieser absurden Idee.“ „Und wo liegt das Problem? Ein gut aussehender reicher Typ wie Sie kann doch unter endlos vielen Frauen wählen.“ „Ich habe jemanden gefragt“, gestand er zögernd. „Sie hat Ja gesagt – zu meinem Cousin.“ Jessie spielte gedankenverloren mit ihrem Kaffeebecher. „Autsch. Aber es muss doch eine andere geben, die Sie …“ „Die beiden werden morgen Mittag in San Francisco heira- ten, also muss ich mich beeilen. Wenn Sie mein Angebot an- nehmen, wäre das für uns beide von Vorteil. Sie bekämen ihre finanzielle Unabhängigkeit und könnten tun und lassen, was immer Sie wollen. Und ich … ich möchte keine wirkliche Ehefrau haben, sondern benötige nur eine auf dem Papier. Jetzt. Heute Nacht.“ Er betrachtete das Namensschild über ihren winzigen Brüs- ten. „Heiraten Sie mich, Vera. Ich werde Ihnen jeden Monat bis an Ihr Lebensende Geld überweisen. Himmel, wenn Sie wollen, kaufe ich Ihnen sogar dieses verdammte Restaurant.“ Jessie unterdrückte ein hysterisches Kichern. Das Namens- schild war noch von ihrer Vorgängerin, weil es ihr egal war, wie die Gäste sie nannten. „Ich will dieses Restaurant nicht.“ Sie brauchte ihn nur anzusehen, und ihr dummes Herz schlug Purzelbäume. „Aber verstehen Sie denn nicht? Diese Firma bedeutet mir einfach alles.“ Seine Augen funkelten wild entschlossen. „Sie haben doch bestimmt auch schon mal irgendetwas im Leben ganz dringend gewollt?“ Er beugte sich nach vorne. „Wenn Sie das für mich tun, werde ich Ihnen jeden Wunsch erfüllen. Das verspreche ich.“ „Wirklich jeden?“ 9 „Jeden.“ Begehren auf den ersten Blick. Das war es, was sie für die- sen Mann empfand, und sie konnte es nicht leugnen. Aber wie hätte es auch anders sein können? Er war unverschämt attrak- tiv, stark, erfolgreich, wohlhabend, und – was am Gefähr- lichsten war – er brauchte sie. Die Anziehung war jedoch ganz offensichtlich nicht gegenseitig. Wie auch immer, Cin- derella hatte sich auch nicht beschwert, als ihr Prinz sie aus der Küche scheuchte. „Woher soll ich wissen, dass Sie sich auch daran halten?“ O bitte, lass es ihm ernst sein! „Das ist die Visitenkarte meines Anwalts. Rufen Sie ihn an, lassen Sie sich bestätigen, wer ich bin, fragen Sie ihn nach dem Ultimatum meines Onkels.“ Jessie nahm die Karte. Sie war durchgedreht, völlig ver- rückt, sie musste den Verstand verloren haben, seinen Vor- schlag überhaupt zu erwägen … Andererseits, was hatte sie schon zu verlieren? Sie griff nach dem Telefon, das er ihr hinhielt, und hatte schon angefangen zu wählen, bevor ihr einfiel zu fragen: „Wie heißen Sie?“ „Joshua Falcon.“ Der Mann am anderen Ende der Leitung war nicht gerade begeistert, dass ihn eine Irre mitten in der Nacht anrief. Jessie stotterte trotzdem genug Fragen herunter, um herauszufinden, dass Joshua Falcon der war, der er vorgab zu sein – und rei- cher als Krösus persönlich. Der Anwalt wollte mit Mr. Falcon sprechen. Und zwar so- fort. Jessie reichte ihm den Hörer, rutschte zurück und lausch- te interessiert. Ohne sie aus den Augen zu lassen, sagte er: „Du kannst verdammt noch mal davon ausgehen, dass ich es ernst meine.“ Er hörte eine Weile zu. „In einem Restaurant an der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada.“ Er kniff die Augen zu- sammen. „Warum sollte sie nicht? Vermutlich verdient sie 10

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