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Nicht nur in den Alpen zu Hause: Nachweis der Alpinen Gebirgsschrecke , Miramella alpina (Kollar, 1833) (Acrididae) im Nationalpark Bayerischer Wald PDF

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ARTICULATA 2020 35: 129–131 FAUNISTIK Nicht nur in den Alpen zu Hause: Nachweis der Alpinen Gebirgsschrecke, Miramella alpina (Kollar, 1833) (Acrididae) im Nationalpark Bayerischer Wald Jakob Andreä Abstract With detection of the Green Mountain Grasshopper (Miramella alpina) in July 2020 another Grasshopper species could be recorded for the Bavarian Forest National Park. It is the first Bavarian population outside the Alps and the Alpine foothills. They were found in a fen called "Klosterfilz" at about 750 meters above sea level in the Lower Bavarian district Freyung-Grafenau. Although an acute threat is un- likely, the distribution of Miramella alpina should be examined in order to evaluate the current status of this population. Zusammenfassung Mit der Alpinen Gebirgsschrecke (Miramella alpina) konnte im Juli 2020 eine wei- tere Heuschreckenart für den Nationalpark Bayerischer Wald dokumentiert wer- den. Hierbei handelt es sich es sich um die einzige bayerische Population dieser Art außerhalb der Alpen bzw. des Alpenvorlands. Gefunden wurden die Tiere im sogenannten "Klosterfilz", einem auf einer Höhe von etwa 750 m ü. NN gelegenen Niedermoor im niederbayerischen Landkreis Freyung-Grafenau. Obwohl eine akute Gefährdung momentan nicht anzunehmen ist, sollte die genaue Verbreitung untersucht werden, um den Zustand der Population besser beurteilen zu können. Aufgrund seines relativ kühlen Klimas gehört der Bayerischer Wald aus orthopte- rologischer Sicht nicht zu den besonders artenreichen Regionen in Deutschland (FISCHER et al. 2016). Für das Gebiet des Nationalparks Bayerischer Wald konnten bisher nur 22 Heuschreckenarten nachgewiesen werden (Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald, 2011). Die 2011 nur im Vorfeld des Nationalparks nachgewie- sene Große Goldschrecke (Chrysochraon dispar) hat mittlerweile viele der feuch- teren Flächen besiedelt (eig. Beob. und C. Heibl, 2016-2020). Gerade diese Be- dingungen eignen sich allerdings optimal für die Alpine Gebirgsschrecke (Mira- mella alpina Kollar 1833), welche in Bayern außerhalb der Alpen hauptsächlich Habitate besiedelt, die sich durch ein "ausgesprochen kühles Lokalklima in Ver- bindung mit hoher Luftfeuchtigkeit" auszeichnen (MUTH & ENGELSCHALL 2003). Im Rahmen der Datenerhebung für meine Masterarbeit konnte ich im Juli 2020 die erste Population der Alpinen Gebirgsschrecke für den Nationalpark und damit für den Naturraum Hinterer Bayerischer Wald dokumentieren. Hierbei handelt es sich außerdem um die einzige bayerische Population außerhalb der Alpen bzw. des Alpenvorlands (MUTH & ENGELSCHALL 2003). Bis zu diesem Zeitpunkt war aus dem ARTICULATA 35 [31.12.2020] 129 Gebiet des Nationalparks Bayerischer Wald nur der Zufallsfund eines Einzeltiers aus dem Jahr 2014 bekannt (Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald 2015). Die beiden nächsten bekannten Nachweise stammen aus dem gut 100 Kilometer ent- fernten Karlstift in Niederösterreich bzw. dem Bezirk Salzburg-Umgebung in etwa 120 Kilometer Entfernung (Daten abgerufen von Observation.org, 2020). Gefunden wurden die Heuschrecken am 03. Juli 2020 im sogenannten "Klosterfilz" nordwestlich des Ortes Siebenellen im niederbayerischen Landkreis Freyung-Gra- fenau. Dieser Niedermoorkomplex liegt im Kerngebiet des Nationalparks auf einer Höhe von etwa 750 m ü. NN. Im bayernweiten Vergleich handelt es sich hierbei um ein relativ tief liegendes Vorkommen. Aufgrund des hohen Grundwasserspie- gels im Niedermoor und der Lage in einer Kaltluftsenke weist die Fläche allerdings vermutlich ein vergleichsweise kühles Lokalklima auf. Andere Populationen in Bayern befinden sich auf einer Höhe zwischen 600 und 2180 m ü. NN, wobei die Populationsdichte zwischen 1400 und 1700 m ü. NN am höchsten ist (MUTH & EN- GELSCHALL 2003). In fast alle Richtungen wird die Fläche von Wald begrenzt, wobei Korridore zu angrenzenden Grünlandflächen bestehen. Hinsichtlich der Bodenfeuchte und folg- lich auch der Vegetation ist das Gebiet ein heterogenes Grünlandmosaik. Entlang einer leichten Neigung zeichnet sich ein Nährstoff- und hydrologischer Gradient in der Vegetation ab. Dieser reicht von Feuchtwiesen und Borstgrasrasen in höher gelegenen Bereichen des Niedermoores über Seggenriede und andere Nieder- moorgesellschaften, bis hin zu wasserführenden Gräben (wiedervernässte Drift- kanäle). Kleinflächig sind auch Hochstauden und Seegras-Seggenbestände aus- gebildet. Die Fläche wird schon seit mehreren Jahrzehnten weder gemäht noch beweidet. Trotzdem gibt es kaum Sukzessionsgehölze, da durch das kühle Klima und die wassergesättigten Böden die Vegetationsentwicklung relativ langsam ab- läuft. Insgesamt konnten ohne gezielte Su- che etwa 30-40 Exemplare von Mira- mella alpina gefunden werden. Die meisten davon in der Pflanzengesell- schaft des Caricetum fuscae (Braun- seggen-Sumpf). Hier hielten sie sich bevorzugt in Gruppen von zwei bis drei Tieren auf der sonnenexponierten Blatt- oberseite des Gemeinen Hohlzahns (Galeopsis tetrahit) auf. Dies steht in Übereinstimmung mit FISCHER & WACH- TER (1991), die ebenfalls beobachteten, dass großblättrige Pflanzen häufig als Sitzplatz genutzt werden. Einzelne Tiere konnten auch in mehr als einem Meter Höhe auf der Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre) angetroffen werden. 130 [31.12.2020] ARTICULATA 35 Im gleichen Gebiet kamen außerdem Omocestus viridulus (Bunter Grashüpfer), Euthystira brachyptera (Kleine Goldschrecke) und Chrysochraon dispar (Große Goldschrecke) in hoher Dichte vor. Interessanterweise gelang im Jahr 2002 in un- mittelbarer Nähe auch der erste Nachweis der seltenen Gewöhnlichen Gebirgs- schrecke (Podisma pedestris) im Bayerischen Wald (MERKEL-WALLNER 2003). Bei einer erneuten Begehung am 28. August 2020 konnte trotz intensiver Suche kein einziges Exemplar der Alpinen Gebirgsschrecke mehr gefunden werden. Dies ist verwunderlich, da der Zeitraum für das Auftreten der Imagines bis Mitte Oktober angegeben wird, wobei das Maximum zwischen Mitte Juli und Mitte September liegen soll (MUTH & ENGELSCHALL 2003). Da die Fläche im Kerngebiet des Natio- nalparks liegt, ist eine akute Gefährdung momentan nicht anzunehmen. Mittelfris- tig könnte die Lebensraumveränderung durch die fortschreitende Sukzession je- doch negative Auswirkungen auf die Art haben. Dem könnte durch die Wiederein- führung einer sporadischen, extensiven Grünlandnutzung entgegengewirkt wer- den. Um den Zustand der Population besser bewerten zu können, sollte außerdem die genaue Verbreitung der Art im Klosterfilz und den angrenzenden Flächen un- tersucht werden. Für Hilfe bei der Recherche von Hintergrundinformationen bedanke ich mich bei Cornelia Straubinger aus dem Sachgebiet Naturschutz und Forschung der Natio- nalparkverwaltung Bayerischer Wald. Verfasser: Jakob Andreä Masterstudium Biodiversität und Ökologie, Universität Bayreuth Herrnholzweg 22 95447 Bayreuth Literatur Data obtained from Observation.org (2020): Green Mountain Grasshopper - Miramella alpina (Kollar, 1833). https://eur.observation.org/soort/maps/2300?from=1900-01-01&to=date&count _ex=0&only_valid=0&grid=10000&kwart=0&st=&second_specie=. Abgerufen am 10.12.2020. FISCHER, B. & WACHTER, M. (1991): Vegetation und Heuschrecken der subalpinen Stufe: Pflan- zensoziologische und biozönologische Studien auf der Schynigen Platte (Berner Ober- land). – Lizentiatsarbeit, Universität Bern. FISCHER, J., STEINLECHNER, D., ZEHM, A., PONIATOWSKI, D., FARTMANN, T., BECKMANN, A., & STETTMER, C. (2016): Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols. – Bestimmen, Beobachten, Schützen. Quelle and Meyer, Wiebelsheim; 367 S. MERKEL-WALLNER, G. (2003): Nachweis der Gewöhnlichen Gebirgsschrecke, Podisma pedest- ris (Linnaeus, 1758), im Nationalpark Bayerischer Wald. – Articulata 18 (2): 251-252. MUTH, M. & ENGELSCHALL, R. (2013): Alpine Gebirgsschrecke Miramella alpina (Kollar, 1833). – In: SCHLUMPRECHT, H. & WAEBER, G: Heuschrecken in Bayern. – Ulmer, Stuttgart: 191- 193. Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald (2011): Biologische Vielfalt im Nationalpark Bayeri- scher Wald. – Sonderband der Wissenschaftlichen Schriftenreihe des Nationalparks Bayerischer Wald, Grafenau; 226 S. Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald (2015): Jahresbericht 2014. – Grafenau; 48 S. ARTICULATA 35 [31.12.2020] 131 132 [31.12.2020] ARTICULATA 35

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