Christiane Bender' Markus Luig Neue Produktionskonzepte und industrieller Wandel Studien zur Sozialwissenschaft Band 161 Christiane Bender· Markus Luig Neue Produktions konzepte und industrieller Wandel I ndustriesoziologische Analysen innovativer Organisationsmodelle Westdeutscher Verlag AAlillee RReecchhttee vvoorrbbeehhaalltteenn ©© 11999955 WWeessttddeeuuttsscchheerr VVeerrllaagg GGmmbbHH,, OOppllaaddeenn DDeerr WWeessttddeeuuttsscchhee VVeerrllaagg iisstt eeiinn UUnntteerrnneehhmmeenn ddeerr BBeerrtteellssmmaannnn FFaacchhiinnffoorrmmaattiioonn.. DDaass WWeerrkk eeiinnsscchhlliieeBßlliicchh aalllleerr sseeiinneerr TTeeiillee iisstt uurrhheebbeerrrreecchhttlliicchh ggee sscchhuüttzztt.. JJee ddee VVeerrwweerrttuunngg aauuBßeerrhhaallbb ddeerr eennggeenn GGrreennzzeenn ddeess UU rrhheebbeerr rreecchhttss ggeesseettzzeess iisstt oohhnnee ZZuussttiimmmmuunngg ddeess VVeerrllaaggss uunnzzuullaässssiigg uunndd ssttrraaffbbaarr.. DDaass ggiilltt iinnssbbeessoonnddeerree ffuürr VVeerrvviieellffaällttiigguunnggeenn,, DÜbbeerrsseettzzuunn ggeenn,, MMiikkrroovveerrffiillmmuunnggeenn uunndd ddiiee EEiinnssppeeiicchheerruunngg uunndd VVeerraarrbbeeiittuunngg iinn eelleekkttrroonniisscchheenn SSyysstteemmeenn.. UUmmsscchhllaaggggeessttaallttuunngg:: CChhrriissttiinnee HHuutthh,, WWiieessbbaaddeenn GGeeddrruucckktt aauuff ssaäuurreeffrreeiieemm PPaappiieerr ISBN 978-3-531-12716-3 ISBN 978-3-322-99695-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-99695-4 Vorwort In den Jahren 1991 und 1992 fuhrten wir mit UnterstUtzung des Bundesministeriums fOr Forschung und Technologie und der Uni versitat Augsburg eine Fallanalyse fiber fmnenspezifische Technik geneseprozesse in einem Untemehmen der Luft- und Raumfahrt industrie durch. Mittlerweile haben wir diese Untersuchung unter dem Titel "Soziale Orientierungsmuster der Technikgenese" publiziert. Wahrend der Forschungsarbeiten entstand das BedOrfnis, die Analyse technologischer Entwicldungen in einem umfassen deren Zusammenhang der Diskussion fiber Ziele und Inhalte der untemehmenspolitischen Konzepte einzuordnen, mit denen die Untemehmen auf die Krise reagieren. Wir fragten vor allem nach dem Beitrag, den diese Konzepte zum industriellen Strukturwandel und zur Genese neuen Wissens leisten. Welche Impulse zur Modemisierung der Organisation der Arbeit in Industrie und Betrieben werden gegeben? Zu diesen Fragestellungen forderte die Universitat Augsburg von 1992 bis 1993 ein AnschluBprojekt an unsere Technikgenese Studie. 1m Zentrum der Projektarbeit standen die soziookono mischen und technologischen Konsequenzen der bereits zu diesem Zeitpunkt weltweit eingeleiteten RestrukturierungsmaBnahmen der Untemehmen. Dabei ging es uns darum, empirische Analysen kon kreter industrieller Modemisierungs- und Innovationsprojekte mit grundsatzlichen theoretischen Ubedegungen zu verbinden. Von den Ergebnissen, die wir wahrend des geforderten Projekt zeitraums erzielten, haben wir 1993 nach unserem Wechsel an das Institut fur Soziologie der Universitat Heidelberg eine pUblikations- 6 Neue Produktionskonzepte und industrieller Wandel reife Auswahl vorgenommen, die wir in den hier zusammengefaBten Beitragen, die verschiedene Facetten der Projektthematik zum Ausdruck bringen, darstellen. Allen Texten ist eine rationalitats- und modernitatstheoretische Analyseperspektive gemeinsam. Das Rationalitats- und Moderni tatspotential wird daran bemessen, inwieweit die Konzepte in der Lage sind, den Anteil akteurgebundenen Wissens an den verobjek tivierten Strukturen der Produktion zu reflektieren und fur die Gestaltung der industriellen und betrieblichen Arbeitsorganisation einzubeziehen. Diese Analyseperspektive konkretisiert sich in Fra gen nach den latenten und manifesten sozialen Orientierungsmu stern, denen soziale Akteure folgen, die an dem durch die Umset zung der Konzepte eingeleiteten soziookonomischen Struktur wandel auf unterschiedliche Weise interessiert sind und deren soziale Positionierung sich innerhalb des betrieblichen Herrschafts gefuges aufgrund der betrieblichen Restrukturierung verandert. Breiten Raurn nimmt vor allem die Beschaftigung mit den "Neuen Produktionskonzepten" im Zusammenbang der Verwendung neuer Technologien ein. Dabei wird die Frage diskutiert: Werden die neuen System- und ProzeBtechnologien zur Substitution von menschlicher Arbeit verwendet oder erfordert deren optimale Nut zung die Praxiskompetenz und das an alltagliche Beobachtungen gebundene Erfahrungswissen der Produktionsintelligenz? F okus der Kontroverse ist die Idee eines Scientific Management, aufgrund von wissenschaftlich fundierten neuen Konzepten betriebliche Prozesse technisch zu steuern und zu kontrollieren. Foiglich geht es auch urn den Taylorismus und dessen Ansatz einer technik-vermittelten Beherrschung von Arbeit sowie urn eine Kritik des Taylorismus, die Vorwort 7 in der Gegenkonzeption der Humanisierung der Arbeitswelt geau Bert wurde. Die Visionen des Taylorismus und der vollautomati sierten Fabrik mit dem Konzept der Unterordnung der menschlichen Arbeit unter die Technik scheitert nicht zuletzt an dem Deftzit, die Abhangigkeit der industriellen Produktion mit ihren immer kom plexer konfigurierten Technologien von einer engagierten humanen Produktionsintelligenz zu reflektieren. Aber auch die Selbst verwirklichungsaspekte und Gruppendynamiken, die die Human Relations-Bewegung im Rahmen neuer Produktionskonzepte fUr die Produktionsintelligenz einforderte, begriindeten als solche keine strukturell gefestigten Partizipationsgewinne, sondem liellen sich -wie schon die Resultate und Konsequenzen der Hawthorne-Studie andeuten - instrumentell nutzen. 1m Mittelpunkt der vorliegenden Texte werden die industriellen und betrieblichen Umbruche behan delt, auf die die "Neuen Produktionskonzepte" Einflu.B nehmen. Erortert werden dabei die Konsequenzen fUr die Gestaltung der Arbeit, der Technikgenese, der Transformation von erfahrungs gesattigtem und wissenschaftlichem Wissen, der sozialen Bezie hungen und des soziokulturellen Wandels. Der erste Beitrag (Bender/Gram) gibt einen Uberblick fiber die Konzepte zur Steuerung industrieller und betrieblicher Prozesse, die seit den achtziger Ja hren unter der Perspektive der Modernisierung von Industrie und Betrieb auf der Grundlage industriesoziologischer und betriebswirtschaftlicher Modelle (Computer Integrated Manufacturing, Lean Management und Business Reengineering) diskutiert werden. Die These des Beitrags, daB diese Konzepte weit gehend den Grundannahmen des Taylorismus verhaftet bleiben, wird vor allem anhand der Analyse der Bedeutung der Gruppen arbeit belegt. 8 Neue Produktionskonzepte und industrieller Wandel Die Bedingungen der Gruppenarbeit in japanischen Betrieben stehen im Mittelpunkt des zweiten Beitrags (Luig). Dabei werden die theoretischen Grundlagen der gangigen kulturalistischen und betriebswirtschaftlichen Deutungen, die zu einer positiven Bewer tung der Gruppenarbeit gelangen, in Zweifel gezogen. Der dritte Beitrag (Bender/GraBI) behandelt die frrmenspezifische Urnsetzung eines untemehmenspolitischen Innovationskonzepts, welches die Realisierung eines mit japanischer Untemehmenskultur identifIzierten Ideals, kostensparend zu produzieren und innovative Ideen freizusetzen, versprach. Das Festhalten an uberkommenen Konsolidierungskonsensen der Produktentwicklung erweist sich als ein entscheidendes Hemmnis, Innovationen im Bereich der Arbeits organisation und der Produktideen zu erzielen. Welche Bedeutung hat das wissenschaftliche Wissen innerhalb des soziookonomischen Wandels und der technologischen Modernisierung? Am Beispiel der Mathematik wird im vierten Beitrag (Bender), unter Berucksichtigung einer geistesgeschichtlichen Rekonstruk tion, die strukturbildende und erfahrungsstiftende Funktion des wis senschaftlichen Wissens herausgearbeitet und ein Zusarnmenhang zur Diskussion uber die "Neuen Produktionskonzepte" hergestellt. Der funfte Beitrag (Kehrwald) beschaftigt sich mit der Genese und Anwendung von Expertensystemen unter der Fragestellung, wel chen Beitrag Expertensyseme zur Rationalisierung und Modernisie rung industrieller Prozesse leisten. Es werden kommunikative Pha sen der Objektivierung akteurbezogener interpretatorischer Wissensbestande rekonstruiert. Vorwort 9 In unserem sechsten Beitrag (BenderlLuig) wird ein neu entwickel tes Projekt vorgestellt, welches die Modernisierungs- und Ratio nalisierungsgrenzen der "Neuen Produktionskonzepte" reflektiert und eine erweiterte kommunikationstheoretische Analyseperspek tive fur die Bestimmung innovativer Potentiale in Untemehmen herausarbeitet. Die Durchfuhrung dieses Projekts wird yom For schungsministerium des Landes Baden-WUrttemberg gefordert. Wir mochten abschlieBend allen Akteuren danken, die bereit waren, mit uns zusammenzuarbeiten und die uns Einblick in die betrieb liche Praxis gewahrten. Die Veroffentlichung des Bandes verbinden wir mit der Erinnerung an Horst Reimann, der uns bei der Durch fiihrung des Projekts unterstiitzte und den wir als Gesprachspartner sehr vermissen. Heidelberg, im Februar 1995 Christiane Bender Markus Luig Inhaltsverzeichnis Vorwort 5 Neue Produktionskonzepte. Uber Computer Integrated Manufacturing, Lean Management und Business Reengineering zu einem Humanzentrierten Produktionskonzept? Christiane Bender, Hans GraB! 18 1. Die Bedeutung des Begriffs "Neue Produktionskonzepte" 18 2. Computer Integrated Manufacturing (CIM) 20 3. Lean Management und Lean Production 23 4. Transformation des Gruppenarbeitskonzepts in ein tayloristisches Programm 27 5. Business Reengineering oder der Kampf gegen die Betriebsblindheit des Managements 34 6. Humanzentrierte Produktionskonzepte 42
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