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Neue Landschaftsgeographie: Ein Überblick PDF

47 Pages·2018·1.272 MB·German
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Olaf Kühne · Florian Weber Corinna Jenal Neue Landschafts- geographie Ein Überblick essentials essentials liefern aktuelles Wissen in konzentrierter Form. Die Essenz dessen, worauf es als „State-of-the-Art“ in der gegenwärtigen Fachdiskussion oder in der Praxis ankommt. essentials informieren schnell, unkompliziert und verständlich • als Einführung in ein aktuelles Thema aus Ihrem Fachgebiet • als Einstieg in ein für Sie noch unbekanntes Themenfeld • als Einblick, um zum Thema mitreden zu können Die Bücher in elektronischer und gedruckter Form bringen das Expertenwissen von Springer-Fachautoren kompakt zur Darstellung. Sie sind besonders für die Nutzung als eBook auf Tablet-PCs, eBook-Readern und Smartphones geeignet. essentials: Wissensbausteine aus den Wirtschafts-, Sozial- und Geisteswissenschaf- ten, aus Technik und Naturwissenschaften sowie aus Medizin, Psychologie und Gesundheitsberufen. Von renommierten Autoren aller Springer-Verlagsmarken. Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/13088 Olaf Kühne · Florian Weber · Corinna Jenal Neue Landschaftsgeographie Ein Überblick Olaf Kühne Corinna Jenal Tübingen, Deutschland Tübingen, Deutschland Florian Weber Tübingen, Deutschland ISSN 2197-6708 ISSN 2197-6716 (electronic) essentials ISBN 978-3-658-20839-4 ISBN 978-3-658-20840-0 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-20840-0 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Was Sie in diesem essential finden können • Eine Einführung in wesentliche Grundzüge der Landschaftsgeographie, von den Anfängen bis hin zu neuen Ansätzen. • Eine kurze Darstellung der Begriffsgeschichte von ,Landschaft‘ und wissen- schaftlichen Forschungsperspektiven (Essentialismus, Positivismus und Konst- ruktivismus). • Eine Ausdifferenzierung konstruktivistischer Perspektiven mit einem Schwer- punkt auf sozialkonstruktivistischen, diskurstheoretischen und radikalkonst- ruktivistischen Zugängen. • Eine skizzenhafte Verdeutlichung anhand von Fallbeispielen einschließlich angewandter Forschungsmethoden. • Die Erläuterung der Relevanz einer ,neuen Landschaftsgeographie‘ und wei- terer, potenzieller Forschungsschwerpunkte. V Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung: Vom Kern der Geographie über das Tabu zu einer ‚neuen Landschaftsgeographie‘ .................... 1 2 Der Begriff ‚Landschaft‘ sowie essentialistisch und positivistisch orientierte Zugänge .......................... 5 2.1 Ein kurzer Überblick über den Begriff ‚Landschaft‘ ............. 5 2.2 Vom Zentrum ins Abseits: Zur Tabuisierung der Landschaftsgeographie als essentialistische Forschung und positivistische Raumanalysen als Substituenten ........................................ 7 2.3 ‚Landschaft‘ jenseits der Geographie ........................ 9 3 Perspektiven einer ‚neuen Landschaftsgeographie‘ ............... 11 3.1 Die Rückkehr von ‚Landschaft‘ in die Geographie .............. 11 3.2 Sozialkonstruktivistische Landschaftsforschung ................ 15 3.3 Diskurstheoretische Landschaftsforschung .................... 21 3.4 Radikalkonstruktivistisch-systemtheoretische Forschungsperspektive .................................... 25 4 Die Notwendigkeit einer ‚neuen Landschaftsgeographie‘ – ein Fazit ............................. 29 Literatur ...................................................... 33 VII 1 Einleitung: Vom Kern der Geographie über das Tabu zu einer ‚neuen Landschaftsgeographie‘ ‚Landschaft‘ ist im deutschsprachigen Raum ein Begriff und damit verbunden ein Konzept, das häufig in unterschiedlichen Kontexten auf vielfältige Weise genutzt wird: Am Wochenende geht es ‚raus‘ in die ‚schöne Landschaft‘. ‚Kulturlandschaf- ten‘ werden ‚Naturlandschaften‘ gegenübergestellt. ‚Altindustrielandschaften‘ oder ‚Almenlandschaften‘ werden in Wert gesetzt. ‚Neue Energielandschaften‘ führen durch die Errichtung von Biogas-, Windkraft- und Fotovoltaikanlagen zu Diskussi- onen. ‚Stadtlandschaften‘ werden erkundet (als Visualisierung Abb. 1.1). Im über- tragenen Sinne werden ‚Forschungslandschaften‘ ausgelotet. Fast durchgehend ergeben sich geographisch-raumbezogene Verknüpfungen, womit sich der Gedanke aufdrängt, dass gerade die Geographie in der wissenschaftlichen Befassung mit ‚Landschaft‘ zu deren Erforschung beiträgt. Dem ist aber nur teilweise so: Zwar bildete ‚Landschaft‘ in der deutschsprachigen Geographie ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert „das Codewort ihres Kern-Paradigmas und ihres Zugangs zur Welt“ (Hard 2002, S. 172), doch wurde sie ab Ende der 1960er Jahre aus der Human- beziehungsweise Anthropogeographie weitgehend verdrängt (Kühne 2014c, S. 68; Weichhart 2008, S. 68). Mit der so genannten ‚quantitativen Revolution‘ wurde die Differenzierung von ‚Raum‘ anhand messbarer Kriterien in den Mittelpunkt des For- schungsinteresses gerückt. Gleichzeitig verkam die Begriffsnutzung ‚Landschaft‘ zum „Synonym für Un- und Vorwissenschaftlichkeit, Theoriedefizite, geringe Pro- blemorientierung und gesellschaftliche Irrelevanz“ (Schenk 2013, S. 30). Bis dahin etablierte Zugänge wurden „als empirisch nicht belegbar, methodologisch kaum begründbar und unschwer ideologisierbar“ (Kühne 2014c, S. 70) kritisiert. Aus heu- tiger Sicht wird dieser Umbruch stark an den Geographentag in Kiel im Jahr 1969 geknüpft, bei dem die Abkehr von ‚Landschaft‘ handstreichartig in die Wege geleitet wurde. Bis heute, nach Jahren intensiver Auseinandersetzungen und teilweise per- sönlicher Kränkungen unter Geograph*innen, wirkt der Geographentag nach – und © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018 1 O. Kühne et al., Neue Landschaftsgeographie, essentials, https://doi.org/10.1007/978-3-658-20840-0_1 2 1 Einleitung Abb. 1.1 ‚Landschafts‘-Collage. (Quelle: Eigene Aufnahmen) wirft gleichzeitig auch seine Schatten voraus, wenn im Jahr 2019 der Kongress für Geographie fünfzig Jahre später erneut in Kiel stattfinden wird. Das Springer- essential verfolgt vor diesem Hintergrund zunächst das Ziel, überblicksartig aus zeitlicher Distanz den Wandel für junge Geograph*innen nachvollziehbarer zu machen. Erleichtert wird ein solches Unterfangen sicherlich dadurch, dass wir alle drei als Autor*innen keine persönlichen Verbindungen zu den Ereignissen um 1969 haben, weder unmittelbar (der älteste von uns ist 1973 geboren), noch fami- liär oder in anderer Weise biografisch. Doch das ‚Jubiläum‘ des Kieler Geographentages im Jahr 2019 ist letztlich nur ein Anlass, diese Zusammenschau zu verfassen. Der eigentliche Grund hierfür ist ein anderer: In den letzten Jahrzehnten wurden wissenschaftliche Perspektiven auf 1 Einleitung 3 ‚Landschaft‘ entwickelt, die mit der ‚klassischen‘ oder ‚tradierten‘ Landschaftsgeo- graphie wenig gemein haben. So wurden zunehmend konstruktivistische Zugänge aufgegriffen und weiterentwickelt: seit den 1980er Jahren in den englischsprachi- gen raumbezogenen Wissenschaften (hier insbesondere Cosgrove 1985, 1993; Cosgrove und Daniels 1988; Greider und Garkovich 1994), seit den 2000er Jah- ren auch im deutschsprachigen Raum (etwa Aschenbrand 2017; Bruns und Kühne 2013; Fontaine 2017b; Gailing und Leibenath 2012, 2015; Haber 2001; Hokema 2013; Kaufmann 2005; Kühne 2006a, 2008b; Micheel 2012; Schwarzer 2014; Stemmer 2016; Stotten 2013; Weber 2016b; Wojtkiewicz 2015; Wojtkiewicz und Heiland 2012). Diese ‚neue Landschaftsgeographie‘ fragt nicht mehr nach dem ‚Wesen von Landschaft‘ oder einer quantifizierbaren ‚Vermessung von Landschaft‘, sondern – vereinfacht ausgedrückt – wie ‚Landschaft‘ in gesellschaftlichen Praxen sozial hergestellt, damit konstruiert und sozial wirksam wird. Auffällig ist, dass ent- sprechende konstruktivistische Perspektiven in der Geographie aus benachbarten Wissenschaftsdisziplinen heraus entwickelt wurden, eigens der Soziologie, der Phi- losophie und den Planungswissenschaften (hier insbesondere der Landschaftspla- nung und der Raumplanung), in der deutschsprachigen Geographie bislang jedoch eher verhalten Wirkung zeigten. Mit dem essential wird vor diesem Hintergrund gerade auch das Ziel verfolgt, aufzuzeigen, warum die Befassung mit ‚Landschaft‘ aus unterschiedlichen Perspektiven konstruktivistischer Forschung heraus für die deutschsprachige Geographie ertragreich sein kann und was sich hiermit gewinn- bringend untersuchen lässt. In Abgrenzung von ‚traditionellen‘ Zugängen wird so auch die Bezeichnung ‚Neue Landschaftsgeographie‘ genutzt. Zunächst wird im Folgenden (Kap. 2) kurz auf die Geschichte von ‚Land- schaft‘ geschaut, bevor essentialistische und positivistische Grundperspektiven der Landschaftsforschung knapp dargestellt und miteinander verglichen werden. Im Anschluss daran (Kap. 3) wird in Abgrenzung von der ‚traditionellen‘ oder ‚klassischen Landschaftsgeographie‘ die Entwicklung einer ‚neuen Landschafts- geographie‘ skizziert. Hier rücken sozialkonstruktivistische, diskurstheoretische und radikalkonstruktivistische Zugänge in den Fokus, die beispielhaft im Hin- blick auf die Analyseperspektive und das methodische Instrumentarium beleuch- tet werden. Die Angabe weiterführender Literatur soll jeweils eine tiefer gehende Auseinandersetzung vereinfachen. Im Fazit (Kap. 4) werden schließlich Möglich- keiten, aber auch Grenzen der veränderten Forschungsausrichtung aufgezeigt. Die vorliegende Publikation versteht sich entsprechend auch als Plädoyer, das Thema ‚Landschaft‘ – aus konstruktivistischen Perspektiven – in der deutschsprachigen Human-/Anthropogeographie neu zu verankern, indem die Zugangsschwelle und Berührungsängste durch den komprimierten Überblick herabgesenkt werden.

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