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Neue Beobachtungen zu Eiablage- und Raupennahrungspflanzen von Tagfalterarten in Baden-Württemberg (Lepidoptera, Rhopalocera) PDF

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©Ges. zur Förderung d. Erforschung von Insektenwanderungen e.V. München, download unter www.zobodat.at Atalanta (Mai 1999) 29(1/4): 245-254, Würzburg, ISSN 0171-0079 Neue Beobachtungen zu Eiablage- und Raupennahrungspflanzen von Tagfalterarten in Baden-Württemberg (Lepidoptera, Rhopalocera) von Gabriel Hermann eingegangen am 31.X.1998 Zusammenfassung: Die Eiablage- und Raupennahrungspflanzen der in Baden-Württemberg vorkommenden Tagfalterarten sind dem damaligen Kenntnisstand entsprechend zu­ sammenfassend bei Ebert & Rennwald (1991) dokumentiert. Seit 1992 wurden von 21 Arten insgesamt 29 für dieses Bundesland bislang nicht gemeldete Eiablage- bzw. Raupennahrungs­ pflanzen durch Freilandfunde des Verfassers belegt. Diese werden aufgeführt, mit Literatur­ angaben aus anderen Regionen verglichen und hinsichtlich der Bedeutung der Pflanzen dis­ kutiert. Abstract: The oviposition- and larval food plants of the butterflies occuring in Baden- Württemberg have been documented by Ebert & Rennwald (1991). For 21 butterfly species further 29 plant species used for egg-laying or as larval food could be recorded by the author during field observations since 1992. The records are listed, compared with other sources and discussed according to the importance of the plants. 1. Einleitung Die einheimischen Tagfalter zählen zu den am besten erforschten Insektentaxa. Von kaum ei­ ner anderen phytophagen Tiergruppe liegen umfassendere Kenntnisse der Eiablage- und Lar­ vennahrungspflanzen vor. Trotzdem besteht auch zu diesem Themenkomplex durchaus noch Forschungsbedarf. So sind die auf Freilandfunden basierenden Listen der regelmäßig oder sporadisch als Raupennahrung genutzten Pflanzenarten noch keineswegs vollständig. Insbe­ sondere betrifft dies die poly- und oligophagen Tagfalterarten, deren Wirtspflanzenspektrum sicherlich breiter ist, als bislang dokumentiert. Für das Bundesland Baden-Württemberg haben Ebert & Rennwald (1991) die bis dato vorlie­ genden Angaben zusammengefaßt und einer kritischen Würdigung unterzogen. Seitdem wur­ de das Wissen zur Ökologie der Präimaginalstadien einzelner Arten durch verschiedene Publi­ kationen erweitert (z. B. Hermann, 1994; Hermann & Steiner, 1997, 1998). In der vorliegenden Arbeit werden weitere, bislang unveröffentlichte Ergebnisse mehrjähriger Freilandbeobach­ tungen mitgeteilt, soweit sie die Angaben bei Ebert & Rennwald (1991) ergänzen. 2. Untersuchungsgebiete und Methoden Der Größteil der Beobachtungen stammt aus verschiedenen Gebieten im Landkreis Böblin­ gen südwestlich von Stuttgart. Dort werden vom Verfasser seit längerem flächendeckende 245 ©Ges. zur Förderung d. Erforschung von Insektenwanderungen e.V. München, download unter www.zobodat.at Bestandsaufnahmen der Tagfalterfauna durchgeführt (Naturräume: Obere Gäue, Schönbuch und Glemswald). Weitere relevante Beobachtungen fielen im Rahmen beruflicher und privater Erhebungen in Untersuchungsgebieten der Südlichen Oberrheinebene, des Unteren Neckar­ tals, des Albvorlandes, des Oberen Donautals, des Hegaus und Oberschwabens an. Angewandte Methoden waren die Beobachtung eiablegender Weibchen sowie gezielte Ei- und Raupensuche (vgl. Hermann, 1998). Bei Raupenfunden an bislang nicht als Freilandnahrung bekannten Pflanzenarten wurde i. d . R. geprüft, ob die Fundpflanze auch tatsächlich befressen wird (direkte Fraßbeobachtung, Nachweis arttypischer Fraßspuren in unmittelbarer Nähe der gefundenen Raupe). Bei Freiland-Eifunden des Artkomplexes Colias hyale/alfacariensis an Hufeisenklee (Hippocrepis comosa) wurden Ablagestellen unauffällig markiert und 10-14 Tage später gezielt nach den dann sicher bestimmbaren Raupen abgesucht. Die Nomenklatur der Tagfalter richtet sich nach Reinhardt (1995), die der Pflanzen nach Sebald et al. (1990-1998). 3. Ergebnisse 3.1. Übersicht Zwischen 1992 und 1998 wurden von 21 Tagfalterarten Eier oder Raupen an Pflanzen gefun­ den, die nach Ebert & Rennwald (1991) bis dato nicht als Eiablage- oder Raupennahrungs­ pflanzen für Baden-Württemberg nachgewiesen waren. Von 8 Arten wurden zwei, von den übrigen 13 Arten wurde eine »neue* Ablage- bzw. Raupennahrungspflanze(n) festgestellt (vgl. Tab. 1). Tab. 1: Im Freiland festgestellte Eiablage- und Raupennahrungspflanzen, die laut Ebert & Rennwald (1991) nicht für Baden-Württemberg nachgewiesen waren. Arten und Ernährungs- »neue* Eiablage-/ Ort und Jahr der Stadium/ Nutzung der festgestell­ typ (ET) Raupennahrungs­ Freilandbeob­ Art der ten Pflanze gemäß Lite­ pflanzen für Ba­ achtungen (z. T. Beobach­ raturangaben aus ande­ den-Württemberg Auswahl) tung ren (Bundes-) Ländern Iphiclides podalirius Prunus avium Ostelsheim: E (Abi.) Kinkler (1991) (ET: o) 1996 Prunus cerasus Grafenau- E, L (fr.) Kinkler (1991) Dätzingen: 1993 Leptidea sinapis/reali Lotus uliginosus Böblingen: E (Abi.) ? (ET: o) 1998 Colias hyale * Hippocrepis z. B. Aidlingen- L (fr ) W eidemann (1995) (ET: o) comosa Deufringen: 1998 Colias alfacariensis * Coronilla varia z. B. Müllheim- L (fr.) SBN (1987) (ET: m/o) Grissheim: 1997 246 ©Ges. zur Förderung d. Erforschung von Insektenwanderungen e.V. München, download unter www.zobodat.at Arten und Ernährungs­ „neue" Eiablage-/ Ort und Jahr der Stadium/ Nutzung der festgestell­ typ (ET) Raupennahrungs­ Freilondbeob- Art der ten Pflanze gemäß Lite­ pflanzen für Ba­ achtungen (z.T. Beobach­ raturangaben aus ande­ den-Württemberg Auswahl) tung ren (Bundes-) Ländern Colias crocea Hippocrepis z. B. Grafenau- E (Abi.), Weidemann (1995) (ET: o) comosa Döffingen: E, L (fr.) 1994, Sindel- fingen-Darms- heim: 1998 Apa tura iris Populas trémula Herrenberg- L Friedrich (1977) (ET: o) Mönchberq: (überw.) 1995 Argynnis aglaja Viola hirta z. B. Weil der L (fr.) Weidemann (1995) (ET: o) Stadt: 1992, Aidlingen: 1998, Engen: 1994 Issoria lathonia Viola hirta Grafenau- E (Abi.) SBN (1987)1 (ET: o) Dätzingen: 1994, 1998 Boloria setene Viola reichen- Ehninqen: E (Abi.) ? (ET: o) bachiana 1995 Boloria euphrosyne Viola reichen- z. B. Böblingen- E (Abi.) SBN (1987)2, Henrik- (ET: o) bachiana Dagersheim: sen & Kreutzer (1982)3 1998 Coenonympha hero Calamagrostis Naturraum E (Abi.) ? (ET: o) epigejos Albvorland4: 1998 Carex brizoides Naturraum E (Abi.) ? Albvorland: 1998 Coenonympha arca- Festuca ovina Ostelsheim: L (fr.) ? nia (ET: o) agg- 1997 Carex brizoides Sindelfingen: E (Abi.) ? 1998 Callophrys rubi Rhamnus Ostelsheim: E SBN (1987) (ET: p) catharticus 1994 Lotus Grafenau-Dät­ E (Abi.), SBN (1987)5 corniculatus zingen: 1993, E, L (fr.) 1994, 1998 1 Angabe bezieht sich offenbar nicht auf eigene Freilandfunde („Die Literatur nennt Viola hirta."). 2 Angabe bezieht sich offenbar nicht auf eigene Freilandfunde („Als Futterpflanzen werden V. rei- chenbachiana genannt."). 3 Angabe bezieht sich auf die Sammelart Viola silvática. 4 Auf genauere Fundortangabe wird aus Artenschutzgründen verzichtet. Das Vorkommen ist dem lan­ desweiten Artenschutzprogramm gemeldet. 5 „Unter Zuchtbedingungen konnte auf Hornklee gewechselt werden" 247 ©Ges. zur Förderung d. Erforschung von Insektenwanderungen e.V. München, download unter www.zobodat.at Arten und Ernährungs- „neue" Eiablage-/ Ort und Jahr der Stadium/ Nutzung der festgestell­ typ (ET) Raupennahrungs­ Freilandbeob­ Art der ten Pflanze gemäß Lite­ pflanzen für Ba­ achtungen (z.T. Beobach­ raturangaben aus ande­ den-Württemberg Auswahl) tung ren (Bundes-) Ländern Thecla betulae Prunus padus Filderstadt- E Urbahn & Urbahn (ET: o) Harthausen: (1939) 1996, Aichtal- Neuenhaus: 1998 Lycaena phlaeas Rumex crispus Weinsberg- E» L (fr.) Hasselbach zit. in Wei­ (ET: o) Grantschen: demann (1995) 1993 Celostrino arqiolus Lotus uliginosus Ehningen: 1997 E (Abi.) ? (ET: p) Plebeius argus Onobrychis Hechingen: E,L(fr.) SBN (1987)6 (ET: p) viciifolia 1997 Calluna Bad Wurzach: E (Abi.) Weidemann (1995), vulgaris 1994 Henriksen & Kreutzer (1982) Poiyommatus agestis Geranium Holzgerlingen- E. L (fr.) ? (ET: o) palustre Mauren: 1998 Geranium Gomarinqen: E» L (fr.) ? sylvaticum 1996 Poiyommatus icarus Onobrychis Sindelfingen- L (fr.) SBN (1987) (ET: o) viciifolia Darmsheim: 1998 Erynnis tages Hippocrepis z. B. Aidlingen- E. L (fr.) Weidemann (1995) (ET: o) comosa Deufringen: 1993, Weiss- ach-Flacht: 1997, Geisin­ gen: 1998 Lotus uliginosus Friedrichsha­ E, L (fr.) ? fen: 1998 Pyrgus malvae Rubusidaeus z. B. Hildrizhau­ E. L (fr.) 7 (ET: o) sen: 1998 Rubus caesius Sindelfingen- E (Abi.) 7 Darmsheim: 1997 Spalte 1: ET (Ernährungstyp der Art): m = monophag (an eine einzige Raupennahrungspflanze gebunden) o = oligophag (an wenige, miteinander verwandte Raupennahrungspflanzen gebunden) p = polyphag (als Raupe an unterschiedlichen, z.T. nicht miteinander verwandten Pflanzenar­ ten lebend) 6 „In Frassversuchen wurde Esparsette angenommen" 248 ©Ges. zur Förderung d. Erforschung von Insektenwanderungen e.V. München, download unter www.zobodat.at Spalte 2: Pflanzenart fettgedruckte Arten: In Baden-Württemberg zumindest regional regelmäßige oder sogar ausschließliche Nutzung durch die betreffende Tagfalterart anzunehmen Spalte 4: Stadium/Art der Beobachtung E (Abi.): Eiablagebeobachtung E: Eifund L (fr.): Raupenfund; Pflanze wurde im Freiland befressen L (überw.): Fund einer an der Pflanze überwinternden Raupe * Artbestimmung anhand von Raupen abgesichert 3.2. Anmerkungen zu den einzelnen Beobachtungen Iphiclides podalihus (Linnaeus, 1758) an Prunus avium L. und P. cerasus L: Die Eiablage an Prunus avium erfolgte - für mitteleuropäische Populationen äußerst unge­ wöhnlich - an einer nordexponierten Bahnböschung im Kronenbereich eines Bäumchens in ca. 6 m Höhe. Ob sich die Raupe dort auch entwickelte, konnte nicht geklärt werden. An P. cerasus fanden sich Eier und Raupen - dem bekannten Ablageschema durchaus entsprechend - an verwilderten Jungpflanzen über offenem Bahnschotter. Leptidea sinapis/reali (Linnaeus, 1758/Reissinger, 1989) an Lotus uliginosus Schkuhr: Die Eiablage wurde Mitte Juli an einem untypisch trockenen Wuchsort der Pflanze beobachtet (Calluna vulgaris-relcher, bodensaurer Magerrasen mit Pedicularis sylvatica). Das Ei wurde an einen sterilen Jungtrieb zwischen trockener Streu geheftet. Obwohl nicht überprüft, ist kaum zu bezweifeln, daß Sumpfhornklee (Lotus uliginosus) auch eine Raupennahrungspflanze des Artkomplexes Leptidea sinapis/reali darstellt. Der nahe verwandte Gewöhnliche Hornklee (Lo­ tus corniculatus) ist durch zahlreiche Beobachtungen als Nährpflanze belegt. Colias hyale (Linnaeus, 1758) an Hippocrepis comosa L: In den Muschelkalkgebieten der Oberen Gäue wird diese Pflanze von C. hyale regelmäßig genutzt, wie durch wiederholte Raupenfunde nachgewiesen werden konnte. Auf einem Mager­ rasen bei Grafenau-Döffingen wurden im März 1998 an einer H. comosa-Pflanze sowohl 2 hal­ berwachsene Raupen von C. hyale wie auch eine ausgewachsene von C. alfacariensis ge­ funden. Colias alfacariensis Ribbe, 1905 an Coronilla varia L: In der südlichen Oberrheinebene wurden im September 1997 zahlreiche Co//as-Eier und -Rau­ pen an kümmerlichen Coronilla var/a-Pflanzen über Kies gefunden. 6 Raupen waren bereits im 4. Kleid und damit anhand ihrer Zeichnung zweifelsfrei als C. alfacariensis determinierbar. Colias crocea (Fourcroy, 1785) an Hippocrepis comosa L.: Im „Invasionsjahr" 1994 wurden auf Halbtrockenrasen der Oberen Gäue auch an dieser Pflan­ ze mehrmals Eiablagen beobachtet und später daran fressende Jungraupen gefunden. Eine weitere Raupe wurde im August 1998 an Hufeisenklee gefunden. 249 ©Ges. zur Förderung d. Erforschung von Insektenwanderungen e.V. München, download unter www.zobodat.at Apatura ins (Linnaeus, 1758) an Populus tremula L: Der Raupenfund gelang an einem relativ luftfeucht und halbschattig stehenden Busch. Da im näheren Umfeld keine anderen Salicaceae vorkamen, ist davon auszugehen, daß die Raupe bis zur Überwinterung an P. tremula gefressen hatte. Eine Verwechslung mit A. ilia ist auszu­ schließen (winterliche Grünfärbung, fehlende Gabelung der Kopfhörner). Argynnis aglaja (Linnaeus, 1758) an Viola hirta L.: In den Muschelkalkgebieten der Oberen Gäue ist V. hirta an allen Flugstellen des Falters das häufigste, zumeist sogar das einzige Veilchengewächs. Die Raupen finden sich dort regelmä­ ßig ab April an der Basis oder im unmittelbaren Umfeld gut besonnter Pflanzen. Issoria lathonia (Linnaeus, 1758) an Viola hirta L.: Eiablagen wurden 1994 und 1998 jeweils Mitte September auf einem frisch gemähten, lü- ckigen Halbtrockenrasen beobachtet. Alle Eier wurden an die Unterseiten kleiner bis winziger, junger Blättchen gelegt. Falterbeobachtungen auf Halbtrockenrasen sind in den Oberen Gäu­ en nicht selten. Sie sind jedoch nicht zwingend als Indiz für eine Nutzung als Entwicklungshabi­ tat zu werten, da in der Umgebung oft auch Äcker mit Viola arvensis vorhanden und die Falter nicht standorttreu sind. Boloria selene ([Denis & Schiffermüller], 1775) an Viola reichenbachiana Jordan ex Bor.: Die Eiablage erfolgte Mitte Juni in einer wechselfeuchten, vergrasten Schlagflur an einen dür­ ren Grashalm unmittelbar neben einer eher kleinwüchsigen V reichenbachiana-Pflanze. Im Naturraum Schönbuch und Glemswald fehlen die bei Ebert & Rennwald (1991) genannten bzw. vermuteten Ablagepflanzen Viola hirta, V. palustris und V canina fast allen dem Verfas­ ser bekannten Flugstellen. Dort sicher festgestellte Veilchenarten sind Viola reichenbachiana und V riviniana. Boloria euphrosyne (Linnaeus, 1758) an Viola reichenbachiana Jordan ex Bor.: Eiablagen wurden im Naturraum Schönbuch und Glemswald stets nur an oder im unmittelba­ ren Umfeld von Viola reichenbachiana-Pf\anzen sowie nicht sicher bestimmbaren, z.T. winzi­ gen Jungpflanzen des Artkomplexes V. reichenbachiana/riviniana beobachtet. Typisch sind dort Eiablagen auf Schlagfluren an besonnten, eher trockenen und lückig bewachsenen Stellen mit Laub- oder Nadelstreu. Die bei Ebert & Rennwald (1991) genannten Raupennahrungs­ pflanzen Viola hirta und V odorata fehlen fast allen dem Verfasser bekannten Flugstellen im Landkreis Böblingen. Coenonympha hero (Linnaeus, 1761) an Calamagrostis epigejos (L.) und Carex brizoides L: Die im Naturraum Albvorland beobachteten Eiablagen erfolgten an dürre Halme der genann­ ten Grasarten oder an Moos in deren unmittelbarem Umfeld (Einzelheiten vgl. Steiner & Her­ mann in Vorb.). Coenonympha arcania (Linnaeus, 1761) an Festuca ovina agg. L. und Carex brizoides L.: Ein Raupenfund gelang im März 1997 in einem eher kümmerlichen Horst von F. ovina agg. am Rand des Schotterkörpers einer stillgelegten Bahnlinie. Die Pflanze wurde von der Raupe auch befressen. Eiablagen wurden zweimal an dürre Blätter von C. brizoides auf einer Schlagflur be­ obachtet. Daß dieses Sauergras von den Raupen tatsächlich als Nahrungspflanze genutzt 250 ©Ges. zur Förderung d. Erforschung von Insektenwanderungen e.V. München, download unter www.zobodat.at wird, ist anzunehmen, da im näheren Umfeld der beiden Ablagestellen keine anderen Gräser vorkamen, wurde bislang aber nicht geprüft. Callophrys rubi (Linnaeus, 1758) an Rhamnus cathartica L. und Lotus corniculatus L: Ein Eifund gelang an Blutenknospen eines trocken und besonnt stehenden R. cathartica- Busches. An L. corniculatus erfolgten mehrere Eiablagebeobachtungen am Rand eines stillge­ legten Bahndammes und auf einer südexponierten Bahnböschung. Dort wurden an Blüten­ knospen auch mehrmals Eier gefunden, einmal eine halberwachsene, an Blüten fressende Raupe. Thecla betulae (Linnaeus, 1758) an Prunus padus L.: Eier.wurden mehrmals im Winter an besonnten, in Bachbegleitgehölzen oder an feuchten Waldrändern stehenden P. padus-Büschen gefunden. Lycaena phlaeas (Linnaeus, 1761) an Rumex crispus L.: Bei der Fundstelle handelte es sich um eine wechselfeuchte, lückig bewachsene Ruderalflur am Rand eines Regenüberlaufbeckens. Dort wurden über 20 L. phlaeas-Eier und -Jungraupen an R. crispus, mehrere auch an der bereits bekannten Ablagepflanze R. obtusifolius gefunden. Die meisten Eier befanden sich auf Blattoberseiten exponiert stehender Pflanzen, einzelne auch an in dichterer Vegetation wachsenden R. cnspus-lndividuen. Die Jungraupen saßen an Blattunterseiten und verursachten dort Schabefraß. Verwechslungen der Eier mit jenen der dort ebenfalls gefundenen Art Lycaena dispar sind auszuschließen: Die Eistruktur beider Arten ist deutlich verschieden. Celastrina argiolus (Linnaeus, 1758) an Lotus uliginosus Schkuhr: Die Eiablage erfolgte in Blütenknospen auf einer Schlagflur. Plebeius argus (Linnaeus, 1758) an Onobrychis viciifolia Scop. und Calluna vulgaris (L.): Im Albvorland wurden im Februar 1997 5 überwinternde Eier an Onobrychis viciifolia gefun­ den. Sie befanden sich an vertrockneten Blütenstengeln des Vorjahres auf einer lückig bewach­ senen, mageren Wegböschung. Bei einer erneuten Kontrolle im März waren bereits alle Eier geschlüpft und es wurden 2 L1-Raupen auf Fiederblättchen von O. viciifolia neben Schabefraß­ spuren gefunden. Obwohl es sich an der Fundstelle um eine sehr individuenstarke Population des Bläulings handelt, gelangen dort 1998 trotz mehrmaliger Suche keine weiteren Ei- oder Raupenfunde mehr. An einem Vorkommensort in Oberschwaben wurde ein P. argus-Weibchen bei der Eiablage an Calluna vulgaris beobachtet. Das Ei wurde in einem nassen Zwischenmoor an einen älteren, verholzten Trieb abgelegt. Die Ablagepflanze stand auf einer Bulte zwischen Sphagnum-Polstern. Polyommatus agestis ([Denis & Schiffermüller], 1775) an Geranium palustre L. und G. sylvati- cum L.: An G. palustre wurden im September 1998 4 Eier und 2 fressende Jungraupen (Schabefraß auf Blattunterseite) in einem 14 Tage zuvor gemulchten Sumpfstorchschnabel-Mädesüß-Saum ge­ funden. Die Eier waren auf den Oberseiten frisch nachgetriebener Blättchen über trockener Streu abgelegt. Wesentlich zahlreicher fanden sich Eier und Jungraupen am selben Tag in um­ liegenden Glatthaferwiesen an Geranium pratense-Blättern (vgl. Hermann, 1994). An G. sylva- 251 ©Ges. zur Förderung d. Erforschung von Insektenwanderungen e.V. München, download unter www.zobodat.at ticum wurden im August 1996 mehrere Eier (Blattober- und -Unterseiten) sowie eine auf der Blattunterseite fressende Raupe an jungen Blättchen über Störstellen in einer gemähten Wiese gefunden. In der gleichen Wiese fanden sich weitere Eier und Raupen an G. pratense. Polyommatus icarus (Rottemburg, 1775) an Onobrychis viciifolia Scop.: Im April 1993 wurde auf einem Magerrasen bei Sindelfingen-Darmsheim eine grüne Bläulings­ raupe neben frischen Fraßspuren unter einer Rosette von O. vicüfoHa gefunden. Sie wurde zu­ nächst für die in der näheren Umgebung nachgewiesene Art Polyommatus thersites (Cante- ner, 1834) gehalten. Die Aufzucht ergab jedoch einen männlichen Falter von P. icarus, wie anhand des Basalpunktes auf der Vorderflügel-Unterseite und des Genitalpräparates zweifels­ frei erkennbar war.7 Erynnis tages (Linnaeus, 1758) an Hippocrepis comosa L. und Lotus uliginosus Schkuhr: An H. comosa konnten in verschiedenen Gebieten sowohl Eier der Frühjahrs- wie auch der Sommergeneration gefunden werden. Im Oberen Donautal gelangen an dieser Pflanze im Rahmen einer ca. 30 minütigen Suche 21 Eifunde auf Blattoberseiten, weitere an der bereits bekannten Ablagepflanze Lotus corniculatus. Alle Eifundstellen waren durch vglw. warmes Mi­ kroklima charakterisiert, d.h. die Ablageblätter wuchsen über Schotter oder Störstellen. Bei der Ei- und Raupenfundstelle an L uliginosus handelte es sich um einen ausgetrockneten Ent­ wässerungsgraben, dessen Ränder mit Rindenmulch überschüttet worden waren. Einzelnen Trieben von L. uliginosus gelang es, die Rindenmulchauflage zu durchstoßen. An solchen fan­ den sich im Mai 1998 über 20 E. tages-Eier, sämtliche auf Blattoberseiten junger Triebe ohne Blütenknospen. Ende Juni wurden an der selben Stelle 3 erwachsene Raupen in Blattgespin­ sten an L. uliginosus gefunden. An die Fundstelle grenzen Ruderalfluren und magere Wiesen (Flugplatz). Dort bildet die bekannte Eiablagepflanze Lotus corniculatus zum Teil große Be­ stände. Pyrgus malvae (Linnaeus, 1758) an Rubus idaeus L. und Rubus caesius L.: Ei- und Raupenfunde an R. idaeus gelangen am südwestexponierten Rand einer Schlagflur an Blattunterseiten von Jungtrieben wenige Zentimeter über voll besonnter Fichtennadelstreu so­ wie an ebensolchen Jungtrieben über Holz und Rindenmulch. Die Eiablage an R. caesius er­ folgte im Mai 1997 an die Unterseite eben austreibender Blätter einer vorjährigen Ranke über Muschelkalk-Schotter. 4. Diskussion Von Interesse ist, bei welchen der mitgeteilten Beobachtungen es sich um Ausnahmen und wo um regelmäßig oder zumindest gelegentlich genutzte Wirtspflanzen der betreffenden Tag­ falterart handelt. Der Abgleich mit relevanten Literaturangaben zeigt, daß aus anderen (Bun- des-)Ländern mindestens für 17 der 29 neu festgestellten Pflanzen Beobachtungen vorliegen, wenngleich nicht in allen Fällen Freilandnachweise (vgl. Tab. 1). 7 Für die Entnahme der Raupe zu Bestimmungszwecken log eine Ausnahmegenehmigung der zuständi­ gen Naturschutzbehörde vor. 252 ©Ges. zur Förderung d. Erforschung von Insektenwanderungen e.V. München, download unter www.zobodat.at Es kann angenommen werden, daß einige der festgestellten Eiablage- bzw. Raupennahrungs­ pflanzen in Baden-Württemberg - zumindest regional - zu den regelmäßigen, evtl, sogar zu den schwerpunktmäßigen oder ausschließlichen Wirtspflanzen der betreffenden Tagfalterar­ ten zählen (fettgedruckte Arten in Tab. 1). Unter anderem dürfte dies z. B. auf Viola reichenba- chiana als Nahrungspflanze von Boloria euphrosyne und B. selene, auf Viola hirta als Nah­ rungspflanze von Argynnis aglaja oder auf Hippocrepis comosa als Nahrungspflanze von Erynnis tages zutreffen. Die Annahme einer erheblichen artspezifischen Bedeutung ist teilwei­ se schon dadurch begründet, daß es sich an bestimmten Flugstellen der entsprechenden Tag­ falterart um die einzige überhaupt in Frage kommende Nahrungspflanze handelt. Ein Beispiel hierfür sind die Plebeius argus-Populationen in leguminosenfreien Hoch- und Zwischenmooren Oberschwabens, zumal Calluna vulgaris für Zwergstrauchheiden und Moore außerhalb Ba­ den-Württembergs als Wirtspflanze von Plebeius argus bekannt ist (z. B. Weidemann, 1995; Henriksen & Kreutzer, 1982). Bei anderen Pflanzenarten ist derzeit noch nicht abschließend zu beurteilen, in welchem Um­ fang sie in Baden-Württemberg als Freilandnahrungspflanzen der betreffenden Tagfalterar­ ten von Bedeutung sind. Insbesondere betrifft dies Coronilla varia als Nahrung von Colias al- facariensis, Prunus padus als Nahrung von Thecla betulae und Rubus-Arten als Nahrung von Pyrgus malvae. Aufgrund der vorliegenden Beobachtungen erscheint es durchaus möglich, daß die genannten Pflanzenarten zumindest an manchen Vorkommensorten der Falter erheb­ liche Bedeutung haben. Hier wären jedoch zusätzliche Freilandbeobachtungen erforderlich. Die übrigen der festgestellten Wirtspflanzen werden dagegen aller Wahrscheinlichkeit nach nur ausnahmsweise oder (im Falle polyphager Arten) neben zahlreichen weiteren Pflanzen zur Eiablage und als Freilandraupennahrung der betreffenden Falterart genutzt. Dieses gilt zum Beispiel für feuchtgebietstypische Ablagepflanzen solcher Arten, die Kleinstandorte mit war­ mem Mikroklima zur Eiablage wählen, so insbesondere für Lotus uliginosus als Ablagepflanze von Leptidea sinapis/reali und Erynnis tages. Äußerst ungewöhnlich ist in Baden-Württem­ berg sicherlich auch die Nutzung von Populus tremula durch Apatura iris. Obwohl Zitterpap­ pel-Bestände vom Verfasser seit Jahren in allen Landesteilen nach Apatura- und Limenitis po- puli-Raupen abgesucht werden, gelang bislang nur ein einziger Nachweis einer Apatura iris- Raupe an dieser Pflanze. Für faunistische Bestandsaufnahmen bedeutsam ist schließlich der Nachweis von Polyomma- tus icarus an Onobrychis viciifolia. Er zeigt, daß Funde von Bläulingseiern oder (grünen) Bläu­ lingsraupen an dieser Pflanze nicht zwingend als Nachweis der gefährdeten und monophag an Esparsette lebenden Art Polyommatus thersites gewertet werden können, sondern zuvor der Absicherung anhand von Genitalpräparaten männlicher Falter bedürfen. Dank Für die kritische Durchsicht des Manuskriptes und hilfreiche Anmerkungen danke ich Herrn Jürgen Trautner (Filderstadt). 5. Literatur Ebert, G. & E. Rennwald (Hrsg.) (1991): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Band 1: Tag­ falter I; Band 2: Tagfalter II. - Stuttgart (E. Ulmer). 253 ©Ges. zur Förderung d. Erforschung von Insektenwanderungen e.V. München, download unter www.zobodat.at Friedrich, E. (1977): Die Schillerfalter. - 112 S.; Die Neue Brehm-Bücherei 505, A. Ziemsen Ver­ lag, Wittenberg Lutherstadt. Henriksen, H. J. & J. Kreutzer (1982): The butterflies of Scandinavia in nature. - 215 S.; Oden­ se, Skandinavisk Bogforlag. Hermann, G. (1994): Fettwiesen als Habitat des Kleinen Sonnenröschen-Bläulings (Aricia age- stis Denis & Schiffermüller 1775, Lepidoptera, Lycaenidae). - Mitt. Ent. V. Stuttqart 29: 109-110. Hermann, G. (1998): Die Erfassung von Präimaginalstadien bei Tagfaltern. Ein notwendiger Standard für Bestandsaufnahmen zu Planungsvorhaben. - Naturschutz und Land­ schaftsplanung 30: 133-142. Hermann, G. & R. Steiner (1997): Zum Eiablage- und Larvalhabitat des Komma-Dickkopffalters (Hesperia comma Linne, 1758) in Baden-Württemberg (Lepidoptera, Hesperiidae). - Carolinea 55: 35-42. Hermann, G. & R. Steiner (1998, im Druck): Das Eiablagehabitat des Violetten Feuerfalters Lycaena aldphron Rottemburg, 1775) in Baden-Württemberg mit Anmerkungen zu aktueller Verbreitung, Gefährdung und Schutz (Lepidoptera: Lycaenidae). - Caro­ linea 56. Kinkler, H. (1991): Der Segelfalter (Iphiclides podaHrius L.) in Rheinland-Pfalz ein Arten­ schutzprojekt. - Beiträge Landespflege Rheinland-Pfalz 14: 7-94. Reinhardt, R. (1995): Die Tagfalter der Bundesrepublik Deutschland - eine Übersicht in den Bundesländern (Lep.). - Ent. Nachr. Ber. 39 (3): 109-130. SBN, Schweizerischer Bund für Naturschutz (1987): Tagfalter und ihre Lebensräume. Arten, Gefährdung, Schutz. - 516 S.; Basel. Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G. & A. Wörz (1990-1998): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Bd. 1-8. - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. Steiner, R. & G. Hermann (in Vorb.): Freilandbeobachtungen zur Eiablage des Wald-Wiesen- vögelchens (Coenonympha hero Linnaeus, 1761) an einer Flugstelle im Albvorland (Rhopalocera, Satyridae). - Mitt. Ent. Ver. Stuttgart. Urbahn, E. & H. Urbahn (1939): Die Schmetterlinge Pommerns mit einem vergleichenden Überblick über den Ostseeraum. Macrolepidoptera. - Stett. ent. Ztg. 100: 185-826. Weidemann, H.-J. (1995): Tagfalter: beobachten, bestimmen. 2. Aufl. - 659 S.; Augsburg (Na­ turbuch). Anschrift des Verfassers: Gabriel Hermann Arbeitsgruppe für Tierökologie und Planung Johann-Strauß-Str. 22 70794 Filderstadt 254

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