Markus Botzek, Karola Richter Natur und Tiere fotografieren Mit dem Naturfotografen unterwegs Liebe Leserin, lieber Leser, begleiten Sie den Naturfotografen Markus Botzek in diesem Buch auf seinen Streifzügen durch die heimische Natur! Der Autor erzählt spannend und infor mativ aus seinem fotografischen Alltag – seine Ausführungen sind gespickt mit wertvollen Praxistipps zu Aufnahmeort, Bildgestaltung und benötigter Ausrüs tung. Schauen Sie ihm zum Beispiel beim Fotografieren von Frühlingsblumen, bei einem Spaziergang durch den Bayerischen Wald, bei der Autopirsch und vielen anderen Fototouren über die Schulter. Darüber hinaus gewähren Ihnen Interviews mit erfolgreichen Naturfotografen einen Einblick in deren Arbeitsweise – unter anderem zu den Themen Bildgestal tung in der Landschaftsfotografie (siehe Seite 156) und Kurzzeitfotografie (siehe Seite 322). Karola Richter hält zudem interessante Hinweise für die Bildbearbei tung und organisation für Sie bereit. Blättern Sie dazu beispielsweise zum Exkurs »Farbmanagement« auf Seite 286 oder zum Workshop »Crossentwicklung« auf Seite 215 vor. Dieses Buch wurde mit größtmöglicher Sorgfalt hergestellt. Sollten Sie dennoch einen Fehler finden oder möchten Sie dem Autor oder dem Verlag etwas mittei len, so freue ich mich, wenn Sie sich an mich wenden. Nun wünsche ich Ihnen aber erst einmal viel Spaß beim Schmökern und – nicht zu vergessen! – Ihren eigenen Fototouren in die Natur. Ihre Christine Keutgen Lektorat Galileo Design [email protected] www.galileodesign.de Galileo Press · Rheinwerkallee 4 · 53227 Bonn Inhalt Vorwort ........................................................................................................ 6 Frühlingswald Erste Farben im Frühjahr einfangen ........................................................... 8 Exkurs: Belichtung .................................................................................. 32 Aus der Froschperspektive Fotografieren in der Bauchlage ................................................................... 36 Exkurs: Wetter- und Lichtverhältnisse ..................................................... 56 Zurück zur Natur Wanderung durch den Bayerischen Wald ................................................... 60 Exkurs: Bilder bewusst gestalten ............................................................... 90 Workshop: Künstlicher HDR-Effekt .......................................................... 94 Orchideenwiese Exoten in Freiland und Gewächshaus .......................................................... 98 Exkurs: Fototouren planen ....................................................................... 124 Spaziergang über Stoppelfelder Fotografie in der Kulturlandschaft ............................................................... 128 Exkurs: Workflow der Bildbearbeitung .................................................... 152 Interview: Kulturlandschaften fotografieren .............................................. 156 Sonne, Sand und Meer Mit der Kamera auf Texel ............................................................................ 160 Interview: Naturfotografie und Familie ..................................................... 184 4 Inhalt Kleine Langschläfer Libellen und andere Insekten ...................................................................... 188 Exkurs: Bilder sichten und sichern ............................................................ 212 Workshop: Künstliche Crossentwicklung .................................................. 215 Fotografieren auf der Autopirsch Auf Safari in heimischen Gefilden ............................................................... 218 Interview: Ansitzfotografie bei Nacht ...................................................... 242 Natur in der Stadt Neben Industriekultur gibt’s auch Industrienatur ........................................ 244 Interview: Flussregenpfeifer und Zusammenarbeit .................................... 264 In die Pilze Leckerbissen für Auge und Gaumen ............................................................ 268 Exkurs: Farbmanagement ......................................................................... 286 Workshop: Dramatische Strukturen ......................................................... 289 Gedeckter Tisch Vorzüge der Vogelfotografie aus dem Ansitz heraus .................................... 292 Interview: Kurzzeitfotografie ................................................................... 322 Dank ............................................................................................................ 326 Index ........................................................................................................... 328 Inhalt 5 Vorwort »Wie macht man gute Naturfotos? Was ist das Geheim- erst, eine Bildidee zu konkretisieren und auf eine inten- nis?« Diese Fragen höre ich so oder so ähnlich des Öfte- sive Art darzustellen. Aber die Idee für ein Bild muss von ren. Was soll ich darauf antworten? Also: »Seien Sie um einem selbst kommen. Hier ist der Fotograf mit seiner 5 Uhr in der Früh in der Dingdener Heide, stellen Sie gesamten Persönlichkeit gefragt. unter der auffälligen, einzeln stehenden Eiche neben Um Ideen zu entwickeln, müssen Sie sich von allzu dem Fahrweg Ihr Stativ auf und richten Sie es gegen starren Schubladen befreien, in die Sie die Fotografie Westen aus. ISO-Wert auf 200, Blende 5,6 bei einer Ver- vielleicht ein-ordnen. Regeln in der Fotografie bieten schlusszeit von 1/250 Sekunde, die Kamera ins Hochfor- zwar Orientierung, mit ihrer Hilfe können Sie sich an ein mat geschwenkt. Dann warten Sie ab …« Motiv herantasten. Die Beschäftigung als Naturfotograf Manchmal scheint es mir, dass manche über eine der- wird aber recht statisch bleiben, wenn sie ohne Empfin- artige Antwort sehr erfreut wären und sie nahezu in die- dungen ausgeübt wird. Diese Empfindungen lassen uns sem Stil auch erwarten. Aber leider gibt es für Naturfotos schon mal die Regeln brechen, öffnen die Augen für das keine Bauanleitung wie etwa für skandinavische Holzre- Besondere, können einem Bild die Würze geben. Nur gale. Oder eigentlich zum Glück, denn dann wären Natur- mit ihrer Hilfe können wir Verborgenes sichtbar machen, bilder, ja die gesamte Fotografie, beliebig. Das Geheim- verwandeln wir eine pure Abbildung in ein Bild, trans- nis guter Bilder liegt – wenn es so etwas überhaupt gibt portieren wir Atmosphäre und Emotion. – vor allem in einem selbst verborgen. Es liegt also am Naturfotografie bedeutet daher, sich neben der Tech- Fotografen. Bei einigen sehr erfolgreichen Naturfotogra- nik, der Bildgestaltung und dem Motiv auch mit sich fen mit atemberaubenden Bildern heißt das, dass sie die selbst auseinan-derzusetzen. Wenn Sie herausgefunden Naturfotografie jeden Tag leben. Es ist kein Hobby oder haben, was Sie wollen und was Sie interessiert und glück- eine intensive Beschäftigung, sondern Naturfotografie lich macht, haben Sie ei-gentlich schon gewonnen. Wer bestimmt ihren Alltag zum Teil vollkommen. Bestimmte seine Fotografie dabei aber verändern will, muss sich im Bilder verlangen Verzicht, Risiko und vollen körperli- Klaren darüber sein, vielleicht auch ein wenig an sich chen und zeitlichen Einsatz. Neben dem natürlich auch ändern zu müssen. Aber Vorsicht: Beides geht nicht mit sehr wichtigen Talent ist diese totale Einlassung auf das der Brechstange. Sie sollten Ihre Ziele schon realistisch Thema sicher ein bedeutender Teil des Geheimnisses stecken und sich selbst treu bleiben. Das heißt, dass Sie ganz großer Naturbilder. Aber selbstverständlich ist ein lieber die eigene Fotografie und Sichtweise in kleinen solches Leben nicht notwendig, um gute Naturfotografie Schritten immer weiter verbessern, als sich verbissen zu betreiben! Es drängt schließlich nicht jeden gleich in an Motive und Bildsprachen zu versuchen, die Ihnen die Weltelite. Wie stark Sie sich auf die Naturfotografie letztlich nicht liegen. Fotografie soll Spaß machen und einlassen möchten, können Sie ja selbst steuern. keinen Druck ausüben. Wer aber für die Bandbreite der Sicher ist eine grundlegende bis umfassende Beherr- Naturfotografie offen und bereit ist, sowohl ihre wissen- schung der fotografischen Werkzeuge, also der Tech- schaftliche als auch emotionale Seite anzunehmen, wird nik, sehr von Vorteil. Kenntnisse über die Biologie der ganz ohne Druck wie von alleine immer wieder einmal Motive und die Elemente der Bildgestaltung und Bild- Veränderungen an seinen Bildern feststellen und aus sei- sprache sind nicht nur hilfreich, sondern ermöglichen es ner Tätigkeit die größtmögliche Zufriedenheit schöpfen. 6 Vorwort In der Naturfotografie gibt es heute für jeden einen Platz. keit des Fotografen abhängt. Man kann experimentieren Ziehen Sie mit der Kamera los und finden Sie Ihren! Wir oder die Realität möglichst naturgetreu wiedergeben. haben gar nicht erst versucht, Ihnen dazu eine trockene Und man kann beides machen – je nach Stimmung und Bauanleitung in die Hände zu geben. Vielmehr ging es Verwendung des Bildes. Wie schon bei der Arbeit mit uns darum, neben dem Vermitteln des Grundlegen- der Kamera kommt es auch am Computer darauf an, den vor allem Neugier auf eine faszinierende Thematik sich darüber im Klaren zu sein, dass die eigene kreative zu wecken und zu animieren, in die große Vielfalt der Arbeit beim Betrachter immer auch etwas auslöst. Und Naturfotografie einzutauchen. dies sollte etwas Positives sein. Sowohl für einen selbst Gleiches gilt ebenso für die digitale Bildbearbeitung, als auch für die Natur, die in den Bildern dargestellt ist. an die sich einige Fotografen immer noch nicht richtig Ehrlichkeit und Rücksicht sind in der Arbeit des Naturfo- heran-trauen, während andere sie schon von der Wer- tografen gefragt, was die vielen kreativen Möglichkeiten tigkeit her fast über die eigentliche Fotografie stellen. jedoch nicht ausschließen sollte. Damit ist die Nachbereitung der Bilder ebenfalls ein kre- ativer Prozess, dessen Ablauf ganz von der Persönlich- Karola Richter und Markus Botzek Vorwort 7 Frühlingswald Erste Farben im Frühjahr einfangen Für den Naturfotografen ist der Winter eine äußerst ergiebige Zeit. Aber es gibt immer gute Gründe, sich auch auf sein Ende zu freuen. Aus Furcht vor verspä- teten Frösten wagt sich das Leben vorerst nur zaghaft hervor, aber irgendwann schafft es sich unaufhaltsam seine Bahn. Dann legt die fotografische Saison für uns einen raketenhaften Start hin. Die länger werdenden Tage lassen überall die Vögel singen, die Blattknospen brechen auf, und allerorten sprießt neues Grün aus dem Boden hervor. Man müsste sich vierteilen, um alle sich nun bietenden Motive auch nur ansatzweise bearbeiten zu können. Nach den farblich nicht sonderlich abwechs- lungsreichen Wintertagen zieht es mich vor allem in die lichten Laubwälder, um die heimischen Frühblüher mit der Kamera willkommen zu heißen. Jedes Jahr aufs Neue kann ich mich vor eine Gruppe Buschwindröschen legen, ohne dass es mir langweilig wird. Denn jedes Jahr ist anders.
Description: