Jb. nass. Ver. Naturkde. 133 S. 119-120 Wiesbaden 2012 Nachruf auf Dipl.-Geol. Dr. Witigo Stengel-Rutkowski 25.5.1935 − 21.1.2012 Witigo Stengel-Rutkowski wurde am 25.5.1935 in Jena geboren und besuchte dort auch die Volks- schule. Nach dem Krieg kam er 1946 nach Mar- burg und wuchs bei seinen Großeltern Prof. Ed- mund E. Stengel auf. Durch seinen Großvater, der Professor für mittelalterliche Geschichte war, wur- de er angeregt, sich später mit Geschichte zu be- fassen. Am Humanistischen Gymnasium Philippi- num machte er 1954 sein Abitur. Auch als Stu- dent gefiel es ihm in Marburg, mit Ausnahme ei- nes Semesters in Tübingen studierte er an der Philipps-Universität Geologie. Im Jahr 1960 wur- de er diplomiert und schon zwei Monate später promoviert. Sein Dissertationsthema war „Die Ge- ologie der Umgebung von Lech/Vorarlberg“. Eben- falls im Jahr 1960 heiratete er Marianne Götz- fried. Witigo Stengel-Rutkowski war von 1961 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1998 beim damaligen Hessischen Landesamt für Bodenforschung (HLfB) als Hydrogeo- loge tätig, regional lag der Schwerpunkt im Rheinischen Schiefergebirge, ab 1987 betreute er auch den Landkreis Fulda in Osthessen. Er beendete seine dienstliche Laufbahn als Geologiedirektor und war als Dezernatsleiter verantwortlich für Ar- chive und Bibliothek sowie für die EDV-Entwicklung in seiner Dienststelle. Über 1000 von ihm erstellte Gutachten zur Trinkwassererschließung, zu Wasser- schutzgebieten, wasserrechtlichen Fragen, Grundwasserschadensfällen und Altlas- ten sowie zu Heilquellen- und Mineralwasservorkommen, mehrere hydrogeologi- sche Erläuterungen zur Geologischen Karte 1:25.000 von Hessen und schließlich seine Mitarbeit an verschiedenen wasserwirtschaftlichen Rahmenplänen und Kar- tenwerken wiesen Witigo Stengel-Rutkowski als Grundwasserexperten aus, dessen Rat gefragt war. In rd. 70 Veröffentlichungen und zahlreichen Vorträgen stellte er sein breites Fachwissen zur Diskussion, das auch von ihm betreuten Diplomanden und Doktoranden der Universitäten Gießen und Mainz sowie der TU Berlin zugute kam. Als Hydrogeologe war er nicht nur in Hessen tätig, sondern er ließ sich zwischen 1974 und 1983 immer wieder für Auslandseinsätze in Afrika, vornehmlich in der Sahelzone, beurlauben. In diesen wasserarmen Ländern beriet er Regierungen und Kommunen in Fragen der Trinkwasserversorgung, Bewässerung und Nutzung der Sonnenenergie, er bewertete Projekte und stellte Finanzierungspläne auf. Witigo Stengel-Rutkowski war in den Jahren 1984−1990 2. Vorsitzender und da- nach bis 1999 1. Vorsitzender des Oberrheinischen Geologischen Vereins. Seine Führungsfunktionen in diesem Verein waren für den Nassauischen Verein für Na- turkunde, dem er ab 1967 bis zu seinem Tod angehörte, von großem Vorteil. In un- serem Verein war er lange Mitglied des Vorstandes, von 2003−2011 war er dessen 119 BENEDIKT TOUSSAINT 2. Vorsitzender. Seine von ihm vorbereiteten und durchgeführten 37 geologischen Ex- kursionen, darunter 27 ganztägige Sommerexkursionen, überwiegend im Rheinischen Schiefergebirge und seine 17 Vorträge waren berühmt und eine phantastische Wer- bung für unseren Verein. Und sein Name in unseren Veranstaltungsprogrammen war auch Gewähr dafür, dass die von ihm bis 2010 angebotenen Führungen zu den Wiesbadener Thermalquellen ebenfalls eine Erfolgsgeschichte waren. Der von ihm erarbeitete und vom Nassauischen Verein für Naturkunde im Jahr 2009 heraus- gegebene „Hydrogeologische Führer zu den Kochsalz-Thermen von Wiesbaden“ hält die Erinnerung auch von Nichtgeologen an ihn wach. Wegen seiner großen Verdienste für unseren Verein wurde ihm im März 2012 anlässlich der Mitglieder- versammlung die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Eine noch größere Ehre wurde ihm am 10.2.2009 zuteil, als ihm der Wiesbadener Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Wiesbadener Museum im Auftrag des Bundespräsidenten das Bundesverdienst- kreuz am Bande überreichte. Der Grund für diese Auszeichnung war seine langjäh- rige ehrenamtliche Tätigkeit nicht nur in naturwissenschaftlichen Vereinen. Witigo Stengel-Rutkowski, der in den letzten Jahren zusehends gesundheitliche Probleme bekam, verstarb am 21.1.2012 in Wiesbaden. Er hinterließ seine Ehefrau Marianne, seine drei Kinder und seine sieben Enkel. PROF. DR. BENEDIKT TOUSSAINT Seifer Weg 25 65232 Taunusstein e-Mail: [email protected] Manuskripteingang: 14. Mai 2012 120