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Musik und RauM iannis Xenakis 25. PDF

67 Pages·2011·3.72 MB·German
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Preview Musik und RauM iannis Xenakis 25.

Musik und RauM iannis Xenakis Biennale für Moderne Musik Frankfurt Rhein Main 25.–27.11.2011 Musik und RauM iannis Xenakis Biennale für Moderne Musik Frankfurt Rhein Main 25.–27.11.2011 grußworte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Programm vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Ausstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 symposium – erster tag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 festivAl-Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 eröffnungskonzert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 un/limits – open spAce . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Essays symposium – zweiter tag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 von gAnz verschiedenen seiten – espAces musicAux . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Ein Festival von zur geschichte des rAums in der musik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 gruppen3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 xenAkis[A]live! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 ensemble modern und hr-sinfonieorchester iAnnis xenAkis – von mAthemAtik, rAumwelten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 in Kooperation mit dem ontologie und räumlicher musik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 chAmbers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 internationalen musikinstitut darmstadt (imd) iAnnis xenAkis in dArmstAdt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Abschlusskonzert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 und in Zusammenarbeit mit dem institut für zeitgenössische musik an der hochschule beitrAg zu den dArmstädter ferienkursen 1974 . . . . . . . . . 31 Biografien für musik und darstellende kunst frankfurt am main komponisten, interpreten, referenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 und der internationalen ensemble modern Akademie Anhang Medienpartner spielstätten / shuttle-bus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 hr2-kultur video-livestream / radio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 Inhalt Meine herzlichen Grüße gelten allen, die sich Eine ausgeprägte Kunstszene ist eine Bereicherung für jede an dem Festival cresc… 2011 beteiligen. Ich freue mich, diese Stadt und jedes Land. Sie ist ein wichtiger Teil der Kultur, in ihr besondere Veranstaltung bei uns in Hessen zu wissen, die neue drücken sich die Gefühle und Ansichten der Menschen aus, die künstlerische Positionen und Perspektiven der Auseinander- diese Kultur leben. Diejenigen, die für die Musik als einer Form setzung mit der Gegenwart vorstellen will. der Kunst tätig sind, haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Empfindungen und Meinungen aufzugreifen und aus ihrer per- Wir alle wissen, dass es nicht leicht ist, neben Traditionellem sönlichen Sicht heraus darzustellen. Sie bieten der Gesellschaft und damit Liebgewonnenem und Vertrautem auch neuen Din- eine Bühne. gen eine gleichberechtigte Chance zu geben. Neue Impulse sind jedoch unbedingt notwendig, um zeitgemäße Entwicklungen Dem Festival gelingt es, namhafte Künstler und Ensembles für zu ermöglichen und erforderliche Wandlungen im Zeichen einer ein spannendes Programm zu gewinnen und deren vielfältige sich modernisierenden Gesellschaft einzuleiten. Ideen zu präsentieren. Ich wünsche cresc… 2011 einen guten Verlauf. Volker Bouffier Hessischer Ministerpräsident Grußworte 5 Ein neuer Leuchtturm Seit dem Jahr 2004 soll entstehen. Überall sicht- neues künstlerisches Potenzial und schafft so mit vereinten unterstützt die Allianz Kultur- Dieses europaweit einzigartige Professionalisierungsangebot bar soll er sein. Jedoch nicht in »Küstenlage«, sondern inmitten Kräften ein neues kulturelles Glanzlicht. Ein Beispiel für die stiftung das Internationale Kompositionsseminar des Ensemble findet nun eine zusätzliche Dimension im neu gegründeten einer Region, eines Landes, inmitten Europas. Seit jeher Knoten- kulturelle Dynamik der Region durch kreative Vernetzung hier Modern. Bei diesem gemeinsam entwickelten Projekt konnten biennalen Festival für Moderne Musik cresc…, das zu einem kul- punkt und urbanes Zentrum in der Mitte Deutschlands ist in angesiedelter Substanz höchster Qualität. bisher 37 Komponisten aus 18 Ländern ihre Werke im Rahmen der turellen Flaggschiff der Metropolregion Frankfurt Rhein-Main und um Frankfurt am Main im Bereich der Modernen Musik Internationalen Ensemble Modern Akademie (IEMA) zur Urauf- zu werden verspricht. Wir sind beglückt darüber, von einem Für die erste Ausgabe von cresc… haben die verantwortlichen eine beachtliche und substanzreiche Szene der Zeitgenössischen führung bringen. Dabei wurde nicht »in der stillen Ecke« kom- Reigen hochkarätiger Partner und dem Kulturfonds Frankfurt Köpfe einen roten Faden gesponnen, der sich als Thema »Musik Musik gewachsen. Mit dem in Frankfurt ansässigen Ensemble poniert und dann par force uraufgeführt. Die Lehr- und Lernstät- RheinMain als Hauptförderer so freundlich aufgenommen zu und Raum« durch das gesamte Festival zieht, dabei Iannis Xenakis Modern, seiner Internationalen Ensemble Modern Akademie, te wurde hier zu einem Ort der Begegnung und des Austausches, werden. Das verspricht eine fruchtbare Zusammenarbeit, auf die besonders umgarnt und ein Symposium und eine Ausstellung dem Hessischen Rundfunk mit seinem hr-Sinfonieorchester und des experimentellen Forschens und der öffentlichen Präsenta- sich die Mitarbeiter und Gremien unserer Stiftung sehr freuen. zum Werk dieses exzeptionellen Komponisten und Architekten der hr-Bigband, dem Internationalen Musikinstitut Darmstadt tion. Das Besondere dieses Kompositionsseminars bestand gerade mit sich führt. cresc… sucht die Schnittmengen und Verbindun- sowie mit dem Institut für zeitgenössische Musik an der Hoch- darin, dass musikalische Inhalte vor dem Hintergrund ästheti- Michael M. Thoss gen zu anderen Kunstsparten, zeigt neue Bezüge auf und versteht schule für Musik und Darstellende Kunst haben wir es mit über- scher Fragestellungen gemeinsam analysiert, im Kontext unter- Geschäftsführendes Mitglied des Stiftungsrates aus agilen, kreativen, renommierten, gut vernetzten und Impuls sich als Forum für aktuelle Entwicklungen wie für bereits Vorhan- schiedlicher Kompositionstechniken ausprobiert und schließlich Allianz Kulturstiftung denes. Auch künftig sollen weitere Institutionen aus dem reichen gebenden Protagonisten zu tun. Diese zusammenzubringen, ein mit ruhiger Hand am Taktstock umgesetzt wurden. Dabei ist der Fundus des rhein-mainischen Kulturlebens in diese Vernetzung gemeinsames Festival anzuregen und diesem zu einer internatio- Aspekt, dass die Komponisten die Musiker, für die sie ihre Werke einbezogen werden. nalen Leuchtkraft zu verhelfen, hat sich der Kulturfonds Frank- schreiben, vor diesem künstlerischen Prozess genau kennen furt RheinMain auf die Fahnen geschrieben. Mit cresc… Biennale für Moderne Musik Frankfurt Rhein Main lernen können, sicher nicht hoch genug einzuschätzen. Dafür sei schärft die hiesige Region ihr Profil als offene, vielfältige und auch den beteiligten Dozenten und Mentoren Stefan Asbury, Die Region Frankfurt Rhein-Main hat in der Vergangenheit inter- zukunftsgerichtete Kulturlandschaft, die aufgrund ihres hohen George Benjamin, Johannes Kalitzke, Hanspeter Kyburz, Helmut national bedeutsame Beiträge zur Entwicklung der Modernen Qualitätsniveaus auch international wahrgenommen wird. Lachenmann und Franck Ollu noch einmal herzlicher Dank Musik geleistet; Aufsehen erregende Komponisten haben hier Wir wünschen cresc… eine starke und nachhaltige Ausstrahlung! gezollt! stilbildend gewirkt und die Avantgarde vorangetrieben. cresc… greift diese Linie auf, schließt die Lücke und leistet einen neuen, Professor Dr. Herbert Beck eigenen Beitrag, verdichtet Vorhandenes, erschließt aber auch Geschäftsführer des Kulturfonds Frankfurt RheinMain 6 7 kresch [krE`∫] crash cresc… Auch wenn man zentral für die erste Ausgabe dieser Biennale, in Zukunft aber – profil überführt, das mit relevanten künstlerischen Positionen werden. So ziehen sich »Xenakis« und »Musik und Raum« wie gerade in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet an andere so unser und der Wunsch des Kulturfonds Frankfurt RheinMain der jüngeren Vergangenheit die aktuelle Gegenwart reliefartig rote Fäden durch das cresc…-Programm 2011, nicht ohne Freiraum Konnotationen denken könnte und die Assoziation insbesondere als wichtigster Förderer des Festivals – beteiligen sich weitere abtasten will. für Exkursionen in Grenzbereiche anderer Musikformen … heute, in nicht eben krisenresistenten Zeiten naheliegt, so stand cresc…-Denker aus der Region an unserer Idee, um den Gedanken In diesem Verständnis hat Iannis Xenakis’ Musikdenken für die cresc… ist ein Festival von Ensemble Modern und hr-Sinfonie- von Anbeginn das musikalische Bild im Vordergrund unserer eines wachsenden, lauter werdenden und sich verdichtenden konzeptionelle Ausrichtung von cresc… Referenzcharakter: Kom- orchester in Kooperation mit dem Internationalen Musikinstitut neuen Initiative – crescendo, also lauter werdend, zunehmend, neuen Kunst-Festivals Realität werden zu lassen. ponist, Wissenschaftler und Architekt in Personalunion, ein kriti- Darmstadt (IMD) und in Zusammenarbeit mit dem Institut für verdichtend, (an)wachsend. Die kuratorischen Setzungen lassen sich aus diesem ersten scher Kopf, der stets und trotz mancher Widerstände seinen eige- zeitgenössische Musik an der Hochschule für Musik und Darstel- Als der Kulturfonds Frankfurt RheinMain vor mehr als zwei Jah- cresc…-Programm ableiten und zielen zugleich auf die perspek- nen Weg suchte und ging, der weit über die Grenzen der Neuen lende Kunst Frankfurt am Main und der Internationalen Ensem- ren verschiedene Protagonisten der Musik unserer Zeit, die in der tivische Planung: cresc… möchte ein expandierendes biennales Musik hinaus Akzeptanz erfuhr und Inspirationen folgte, die ble Modern Akademie (IEMA) – insofern danken wir stellvertre- Rhein-Main-Region agieren, zum gemeinsamen Gedankenaus- Festival mit klarer thematischer Positionierung werden, um im ebenso weit außerhalb dieser Neuen Musik lagen. Keine Musik tend für die beteiligten Institutionen allen, die die erste Ausgabe tausch einlud, um die unterschiedlichen Kräfte und Potenziale in nationalen und internationalen Kontext ein wahrnehmbares existiert ohne den Raum – das ist zwar eine Binsenweisheit, aber von cresc… möglich gemacht haben. Ein besonderer Dank geht der Metropolregion zusammenzuführen, wurde auch der Grund- Gesicht zu bekommen. Wenn 2011 der griechisch-französische gerade Xenakis hat sie in seinem Schaffen sosehr gestärkt, dass freilich an die beiden finanziellen Ermöglicher des Festivals, den stein für cresc… gelegt. Darmstadt und Frankfurt sind in den ver- Komponist, Wissenschaftler und Architekt Iannis Xenakis und – Musik und Raum zu einem Parameterpaar zusammengewachsen Kulturfonds Frankfurt RheinMain und die Allianz-Kulturstiftung, gangenen gut sechs Jahrzehnten immer schon wichtige Zentren mit seinem vielgestaltigen Schaffen eng verbunden – das sind, das kaum zu trennen ist. Der Raum wird bei Xenakis (wie ohne deren Engagement cresc… ein reines – wenn auch schönes – und Player für Zeitgenössische Musik gewesen – ob als Darmstäd- Themenfeld »Musik und Raum« im Zentrum stehen, so deutet auch bei anderen Komponisten der Zeit) in das konzeptionelle Gedankenspiel geblieben wäre. ter Ferienkurse, als Hessischer Rundfunk mit seinen Orchestern, sich damit ein Verweis aus dem inneren musikalischen Kontext Denken einbezogen und – so lässt sich vielleicht sagen – zu einem Wir wünschen cresc… ein möglichst langes Leben und allen Konzerten und Kooperationen oder – seit 1985 – als Ensemble an, der Andockstellen zu anderen Kunstsparten ermöglicht, riesigen Instrument umgebaut. Hörperspektiven und Wahrneh- Besuchern neue, unerwartete Begegnungen und Hörerlebnisse. Modern: Jede Institution hat ihren eigenen Wirkungskreis ent- zulässt und bewusst sucht. In diesem Verständnis ist Musik- mungskategorien werden damit in neue Zusammenhänge ver- faltet, hat internationale Reputation, kann auf eine lange Erfolgs- Diskurs ein Diskurs über aktuelle Kunstformen, womit eine setzt, die Besucher stärker als bisher zur aktiveren Teilhabe ein- Roland Diry geschichte verweisen. Jetzt und hier aber finden sich die verschie- Spannung angedeutet ist, die wir gerne aufgreifen und abbilden geladen und können sich den Klangströmen weniger stark ent- Geschäftsführer Ensemble Modern denen Institutionen mit ihren unterschiedlichen Initiativen, möchten. cresc… ist damit erklärtermaßen aber auch kein ziehen – heute bereits klassische Stücke wie Xenakis’ terretektorh Formaten, Akzenten und Spielformen im Umgang mit der Musik weiteres Uraufführungsfestival – wobei Uraufführungen neuer oder Stockhausens gruppen lassen sich in der Retrospektive als Andrea Zietzschmann unserer Zeit zusammen, um nicht nur Kräfte zu bündeln, sondern Werke willkommen, aber eben keine Voraussetzung sind. Die durchaus zukunfts- und wegweisend erkennen. Wie wir diesen hr-Musikchefin zugleich eine neue Strahlkraft in die Region hinein und darüber wichtige und häufig genug vernachlässigte Pflege des heutigen selten live zu hörenden bahnbrechenden Arbeiten heute begeg- Thomas Schäfer hinaus zu entwickeln. Die Achse Darmstadt–Frankfurt steht zwar Repertoires Zeitgenössischer Musik wird bei cresc… in ein Festival- nen, dürfte eine ebenso lohnende wie spannende Erfahrung Direktor des Internationalen Musikinstituts Darmstadt (IMD) Vorwort 8 9 FEStIVaL-ÜbErSIcht 19 uhr Darmstadt, Böllenfalltorhalle gruppen3 65 hr-sinfonieorchester • ensemble modern • saar berger matthias pintscher • lucas vis • paul fitzsimon 25.11. – 1.12. 9–21 uhr Frankfurt, hr-Sendesaal, Goldhalle iAnnis xenAkis – Architektur und musik 35 Xenakis • Cheung • De Mey • Stockhausen Eröffnung: Ausstellung 25.11., 17.45 Uhr 22 uhr Darmstadt; 603qm xenAkis[A]live! 71 zeitkratzer • lillevan 25.11. Friedl 14–17.30 uhr Frankfurt, hr-Sendesaal, Foyer xenAkisperspektiven • symposium • erster tag 39 Baltensperger • Hoffmann • Frisius • Cloot 27.11. 11 uhr Frankfurt, Frankfurt LAB rAumwelten 75 19 uhr Frankfurt, hr-Sendesaal eröffnungskonzert 43 iemA-ensemble • holger falk • matthias pintscher ensemble modern • hr-sinfonieorchester Xenakis • Pintscher • Berio iemA-ensemble • Johannes kalitzke Xenakis • Žuraj • Qian • Carter 13 uhr Frankfurt, Frankfurt LAB chAmbers 81 JAck Quartet 22.30 uhr Frankfurt, Frankfurt LAB un/limits – open spAce 49 Xenakis • Ligeti • Scelsi hr-bigband • christian lindberg • örjan fahlström Jaksjø • Fahlström • Xenakis • Lindberg 16 uhr Frankfurt, hr-Sendesaal Abschlusskonzert 87 ensemble modern • norbert ommer 26.11. pablo rus broseta • Johannes kalitzke 10–13.30 uhr Frankfurt, hr-Sendesaal, Foyer xenAkisperspektiven • symposium • zweiter tag 55 Beyer • Herrmann • Horváth • Keller Saxer • Kanach • Solomos • Cloot Motschmann • Rohloff 15 uhr Frankfurt, hr-Sendesaal espAces musicAux 59 ensemble intercontemporain • Alain billard Jeweils 45 minuten vor den konzerten: xenAkissplitter • konzerteinfÜhrungen susanna mälkki Julia Cloot • Stefan Fricke • Rudolf Frisius ∙ Levinas • Aperghis • Xenakis • Varèse • Jarrell Martin Grunenberg • Robin Hoffmann • Michael Rebhahn ∙ Marion Saxer • Martin Schüttler 10 11 Essays Michael Rebhahn Wirkung des Auseinanderklingens der akustischen Umwelt auf Tatsächlich »von ganz verschiedenen Seiten und ohne Rücksicht Von Ganz VErSchIEdEnEn SEItEn – zur GESchIchtE dES rauMS In dEr MuSIk seine Musik explizit herausstellte, verharrte Mahler doch inner- aufeinander« erklingen musikalische Linien und Texturen in halb der traditionellen musikalischen Syntax. Sein Impuls, die zahlreichen Kompositionen von Charles Ives. In seinen hochgra- Fülle des musikalischen Raumes als Urgrund seiner Polyfonie dig disparaten Tonsätzen wird die vorbehaltlose Präsentation des zu begreifen, bleibt Metapher für die Diskontinuität, für die Inte- Gleichzeitigen erstmals zur kompositorischen Methode. Ives Als immaterieller Ausdrucksform, die nicht an stoffliche Materie vorhanden war und markierten zugleich den endgültigen gration des Disparaten als Konsequenz eines universalistischen überführt die real erfahrenen Diskontinuitäten ins Artifizielle, gebunden sei und von allem Sichtbaren abstrahieren könne, Übergang von der Renaissance zum Barock. Das mehrchörige Sinfoniebegriffs, dem die klangliche Fülle der Welt als Modell wobei ihm nicht daran gelegen ist, scheinbar widerspruchsvolle wurde der Musik vor allem in der Romantik eine Vorrangstellung Komponieren und Musizieren verbreitete sich rasch in weiten dient. Die musikalische Welt, die Mahler erzeugt und deren Ord- Aspekte seines Materials in widerspruchslose Beziehungen zu unter den Künsten eingeräumt. Sie galt als die geistigste aller Teilen Europas; der bedeutendste deutsche Komponist, der nung »zu einem zusammenstimmenden und zusammenklin- setzen, um zu einer Synthese zu gelangen. An die Stelle der tradi- Künste – als Symbol des Unendlichen und der Wahrheit am das Prinzip der Cori spezzati adaptierte, war Giovanni Gabrielis genden Ganzen« er als seine Pflicht begreift, bewegt sich noch tionellen Polyfonie setzt er die Überlagerung von Klangschichten. nächsten: »In den Wellen der Musik strömt recht eigentlich nur Schüler Heinrich Schütz, der in seinen 1619 entstandenen »domestiziert« in den Bahnen der tradierten musikalischen Einheitlichkeit, im Sinne einer nach außen erkennbaren Konsis- das reine, formlose Wesen« (Wackenroder). Gleichwohl ist Musik psalmen davids vorschrieb, die einzelnen Chöre »an unterschied- Grammatik. tenz von kompositorischer und ästhetischer Organisation, wird nie eine schiere »Zeitkunst« gewesen. Auch hier wirken Raum und lichen Örthern« zu postieren. Mitte des 17. Jahrhunderts verlor in Ives’ Kompositionen durch die Collage des Ungleichartigen Zeit zusammen – wie in allen darstellenden Künsten, wie in der sich die mehrchörige Satzweise allmählich zugunsten einer Erst mit der Unterminierung der Tonalität wurde ein anderer ersetzt. gesamten Erfahrungswirklichkeit des Menschen. Das Bewusstsein orchestral orientierten Faktur, wobei Residuen der alten Technik Umgang mit dem musikalischen Raum möglich. Die Begrenzun- für diese im Grunde schlichte Zwangsläufigkeit wurde bereits im in der Terrassendynamik des Concerto grosso erhalten blieben. gen der Dur-Moll-tonalen Harmonik wurden gesprengt, die Einen Höhepunkt seiner Arbeit mit heterogenen Klangschichten 16. Jahrhundert konzeptualisiert: In den Cori spezzati der Vene- Zerstreuung in weite und offene Räume ermöglicht, die Orientie- markiert der zweite Satz seiner zwischen 1909 und 1916 entstan- zianischen Schule um Adrian Willaert und Andrea und Giovanni polyfonie Als rAum rung an einem unveränderlich gesetzten Fixpunkt hinfällig. denen symphony no. 4. Der von Ives als »Comedy« bezeichnete Gabrieli finden sich Entwürfe einer Musik, die den (architektoni- Tonalität, Metrum und geschlossene Form, die Polaritäten von Satz realisiert ein kompositorisches Prinzip, demzufolge die ver- Eine erneute Sensibilität für die Potenziale des musikalischen schen) Raum als konstitutiven Bestandteil in die musikalische Dur und Moll, Konsonanz und Dissonanz, das Fundament des schiedenen klanglichen Objekte und Assoziationen kaum noch Raumes lässt sich im Zuge einer Neubewertung des Phänomens Faktur integriert. Grundtones sowie der fest umrissene Klangraum der Oktave das Erfassen des je Einzelnen zulassen. Ives erschafft eine musika- der Polyfonie am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert aus- wirkten als »Einschalungen« musikalischer Gefüge, als Demar- lisch-räumliche Mehrdimensionalität, als deren Effekt sich die In seiner 1558 erschienenen Schrift »Le istituzioni harmoniche« machen. Dass musikalische Gestalten im polyfonen Kontext kationen räumlicher Perspektiven. Polytonalität und Atonalität Unbestimmtheit der Wahrnehmung einstellt. Der Hörer muss beschrieb der Musiktheoretiker Gioseffo Zarlino jene Mehrchörig- »von ganz verschiedenen Seiten und ohne Rücksicht aufeinan- vermochten jene starre Konstruktion zu erschüttern: Mit der sich notwendig für die Herauslösung einzelner Schichten ent- keit als ein Mittel, um »einen großen Klang zu erzielen [und] in der« erklingen mögen, wurde bereits von Gustav Mahler formu- Tonalität aufgegeben wird der durch die funktionale Harmonik scheiden, er kann und muss nicht sämtliche Aspekte der Gesamt- diesem Klang auch Abwechslung zu schaffen«. Die Cori spezzati liert, der die akustische Disparität der Welt zum Leitbild seiner begründete »Richtungszwang«. form gleichzeitig wahrnehmen. In der kolossalen Fülle der »Co- entwickelten im Wesentlichen das Dialogprinzip weiter, das kompositorischen Ästhetik erhob: »Alles andere ist bloß Vielstim- medy« scheinen die Ausdrucksmöglichkeiten dem Ausdruckswil- bereits in den antifonalen Wechselgesängen der Gregorianik migkeit und verkappte Homophonie« (Mahler). Wiewohl er die 14 15 len nicht länger gerecht zu werden und die Grenzen des Dar- Prinzip dynamisch bewegter Klangmassen anregte. Im Rekurs auf Stück octandre hatte Varèse die Idee der »Klangperspektive« wurden – als Pendant zur elektronischen Raummusik gesang der stellbaren erreicht. Das klangliche Überangebot, das eine ein- Helmholtz bezeichnete er in einer Vorlesung aus dem Jahr 1936 zu realisieren versucht: Jeder der drei Sätze eröffnet mit einem Jünglinge – weithin als Initialwerk einer neuen Instrumentalmu- dimensionale Lesart verunmöglicht, scheint nach der Utopie seine Musik als die »Bewegung von Klangmassen«, die an die anderen Instrument – Oboe, Piccoloflöte und Fagott –, wobei, sik im Raum wahrgenommen. Der französische Musikkritiker einer musikalischen Totalität zu streben. Stelle des linearen Kontrapunkts getreten sei. Diese – nicht auf- so Varèse, jene Instrumente das jeweils entfaltete musikalische Claude Rostand rühmte sie als eines »der glänzendsten Stücke der einander bezogenen – Massen würden sich anziehen, durchdrin- Material von einem je eigenen Standpunkt aus »betrachten«. jungen Orchesterliteratur«, als eine »Musik, die neue Horizonte kubistische musik gen und abstoßen, sich gleichzeitig in verschiedenen Geschwin- Für diese Vorstellung einer räumlichen Abbildung der Klänge auftut«. Dabei war es nicht Stockhausen allein, der sich komposi- digkeiten bewegen und sich vor allem im Parameter des Timbres verwandte Varèse den Terminus spatial music – räumliche Musik. torisch dem Parameter Raum widmete. Die Erkenntnis, die er »Aus blassen Harmonien der Farbe steigen Linien empor, Prismen in verschiedene »Intensitätszonen« differenzieren. Auf der Basis einer »Musik als Körper von Klängen, die sich frei 1958 in seinem Essay »Musik im Raum« formulierte, war zu dieser schieben sich hoch, wachsen uns entgegen, springen zurück, bre- im Raum entfalten«, formulierte er die Utopie einer »Befreiung Zeit längst ein virulentes ästhetisches Moment musikalischer chen Stufen in den unendlichen Raum, führen nach oben und in Neben Helmholtz wurde Varèse von den Schriften des Physikers des Klanges«, die letztlich wegbereitend für die folgenreichsten Innovation: »Wir bemerken mehr und mehr, wie sich alle musika- die Tiefe, verbreitern, vervielfältigen sich, sammeln sich zu Akkor- und Philosophen Josef Hoëné-Wronski inspiriert, der Musik als Umwälzung der Musikgeschichte war: Musik als son organisé – lischen Vorstellungen in zunehmendem Maße verräumlichen.« den, werden vom Rhythmus beschwingt und tanzen nun auf in »die Verkörperlichung der in den Klängen selbst gelegenen Intel- als organisierter Klang, organisierter Ton, organisiertes Geräusch. der absoluten Musik des Raumes. Man erlebt diese transzendente ligenz« definierte. »Es war für mich«, erinnerte sich Varèse später, Die Sondierung des Raumes war für nahezu alle Stilrichtungen Dynamik nicht anders als die wirklichkeitsferne Kontrapunktik »eine neue, aufregende und die erste einleuchtende Konzeption der Avantgarde konstitutiv; für die serielle Musik von Stockhau- verzeitlichter rAum Bachscher Fugen.« von Musik. Hier lag für mich wahrscheinlich der erste Ansatz- sen, Boulez oder Nono ebenso wie für die stochastischen Metho- punkt, mir Musik räumlich vorzustellen, mir die Klänge als be- »Der Klang wandert im Raum, durchmisst ihn von links nach den von Iannis Xenakis, das konzeptuelle Komponieren Dieter Ungeachtet der dezidiert musikalischen Terminologie ist hier von wegliche Tonkörper im Raum zu denken, eine Konzeption, die ich rechts und dann wieder zum mittleren Orchester in Korrespon- Schnebels oder die zufallsbestimmten Verfahren John Cages. Eine Bildender Kunst die Rede. Der Kunsthistoriker Paul Erich Küppers stufenweise weiter entwickelte und realisierte.« denzen, in Echo- und Antwortwirkungen, in responsorischen Vielfalt von Kompositionsweisen wird vom Phänomen der Räum- gebrauchte in seinem 1920 erschienenen Essay »Der Kubismus. Steigerungen, im Hin- und Rückwurf rhythmischer und klang- lichkeit durchdrungen: An die Stelle einer verräumlichten Zeit der Ein künstlerisches Formproblem unserer Zeit« diese überborden- In seiner 1925 entstandenen Komposition intégrales entwarf licher Akzente, in Bläser-Crescendi, die faszinierend den Raum traditionellen tonalen Musik ist ein verzeitlichter Raum getreten: de Metaphorik zur Beschreibung der Arbeiten von Picasso und Varèse eine musikalische »Projektion geometrischer Figuren auf weiten, in konzertierenden Fanfaren, die ihn aufzusplittern Es geht um Auflösung und Erweiterung, Zerstreuung, Offenheit Braque. Umgekehrt hatte die Formensprache des Kubismus auf die Fläche«. Als Analogie zur malerischen Fläche platzierte er eine scheinen und in polymetrischen Schlagzeugpartien, die mit dem und Simultaneität, um Verschachtelung und Ineinanderfließen einige Komponisten der Zeit einen nachhaltigen Einfluss. Vor feststehende »Intervallkonstante«, um die sich die Klangkörper Aufgebot von neun Spielern in den großen Steigerungen das mehrerer Räume. allem Edgard Varèse näherte sich der künstlerischen Stilrichtung bewegen. Allerdings wird die Konstante immer wieder durch den Publikum einem konzentrischen Trommelfeuer ausliefern.« mit kompositorischen Strategien, die Musik als Klangraum und Einsatz von Unregelmäßigkeiten gestört, in denen der Musikwis- Insbesondere Iannis Xenakis hat sich immer wieder mit diesen Klänge als Objekte organisierten. Bereits 1870 erkannte der Physi- senschaftler Wilfried Gruhn eine Parallele zum kubistischen So beschrieb Wolfgang Steinecke in der Zeitschrift »Melos« seine Potenzialen auseinandergesetzt. Ab Mitte der 1960er Jahre kom- ker Hermann von Helmholtz »eine große Ähnlichkeit der Ton- Prinzip der »Simultaneität mit ihren perspektivischen Verzer- Wahrnehmung der Uraufführung von Karlheinz Stockhausens ponierte er eine Reihe von Stücken, die explizit mit der Verräum- leiter mit dem Raume«, die Varèse zu seinem formbildenden rungen« erkennt. Bereits im zwei Jahre zuvor entstandenen gruppen für 3 Orchester, die 1958 in Köln stattfand. Die gruppen lichung des Klanges arbeiten. Die eindrucksvollsten Kompositio- 16 17

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Arpeggio und Passivität – Bewegung, die ich im Schaffensprozess auf meine von klangschönen, organischen, harmonischen und an den.
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