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Mord nach Alphabet PDF

228 Pages·2011·0.93 MB·English
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Cover DIE-Reihe, Kriminalromane Delikte, Indizien, Ermittlungen Jerzy Edigey Mord nach Alphabet Kriminalroman Zabiegowo, eine polnische Kleinstadt mit ungefähr zehntau- send Einwohnern, wird von einem Verbrecher in Atem gehal- ten, der bereits vier Menschen getötet hat. Da die Opfer – Adamiak, ein jugendlicher Rowdy, Borzęcka, eine alte Rent- nerin, Czerwonomiejski, ein Gärtnereibesitzer, und Delkot – in keiner Weise etwas miteinander zu tun haben, vermuten Major Zajączkowski und seine Mannschaft die Tat eines Ver- rückten, dessen Manie darin besteht, alphabetisch morden zu müssen. Jeder, dessen Name mit „E“ beginnt, glaubt, das nächste Opfer des Abc-Mörders zu werden. In der Stadt herrscht panikartige Stimmung. Da trifft zur Unterstützung Oberleutnant Barbara Śliwińs- ka aus der Nachbarwojewodschaft ein, und sie vertritt eine völlig andere Hypothese, die sie jedoch erst beweisen muß. Jerzy Edigey Mord nach Alphabet Verlag Das Neue Berlin Originaltitel: Alfabetyczny morderca © Iskry, Warschau 1981 Aus dem Polnischen von Kurt Kelm 1. Auflage © Verlag Das Neue Berlin, Berlin • 1986 (deutschsprachige Ausgabe) Lizenz-Nr.: 409-160/214/86 • LSV 7224 Umschlagentwurf: Erhard Grüttner Printed in the German Democratic Republic Gesamtherstellung: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden 622 704 0 00200 1. KAPITEL Ein Weib auf dem, Hals Fräulein Helena, Sekretärin des Kreisamtes der Bürger- miliz in Zabiegowo, betrat das Arbeitszimmer des Lei- ters und legte die Post auf den Schreibtisch. Im Hinaus- gehen ließ sie wie üblich die Tür halb offen. Sie wußte, daß Major Stanisław Zajączkowski die Gewohnheit hat- te, die Korrespondenz laut zu kommentieren und sofort die entsprechenden Anweisungen zu geben. Dabei rief er die Sekretärin nicht zu sich, sondern begnügte sich mit ihrer Anwesenheit im Nebenzimmer. Sowohl Fräulein Helena als auch die anderen Mitar- beiter des Kreisamtes hatten in letzter Zeit die schlech- te Laune ihres Chefs zu spüren bekommen und gingen ihm aus dem Wege, wo sie nur konnten. Verwunderlich war das nicht. Major Zajączkowski hatte eine ausge- sprochene Pechsträhne. Sein Stellvertreter hatte einen ernsten Motorradunfall erlitten, und von den übrigen fünf Offizieren, die dem „Alten“ unterstanden, war ei- ner zu einem Lehrgang auf dem Gebiet der Kriminalis- tik delegiert worden, ein anderer war schwer erkrankt und mußte sich zu einer längeren Behandlung in ein Sanatorium begeben. In Zabiegowo waren also nur drei 6 Offiziere geblieben, davon kam einer geradewegs von der Schule. Aber auch die Planstellen für den Unterof- fizierskader waren nicht voll besetzt. Vor allem aber gab es da jene geheimnisvollen Morde, die seit zwei Monaten nicht nur die Mitarbeiter der Miliz in Atem hielten, sondern in der Stadt und im Kreis eine Panik hervorgerufen hatten. Der „Alte“ machte ein Ge- sicht wie sieben Tage Regenwetter und ging bei jeder Kleinigkeit in die Luft. Der heutige Tag hatte schon fatal begonnen. Gleich am frühen Morgen war Obersergeant Falkowski unangenehm aufgefallen und hatte sein Fett abbekommen, während der Major sich in seinem Zim- mer einschloß. Helena hatte mindestens fünf Minuten überlegt, ob sie die Post schon hineingeben oder noch etwas warten sollte. Schließlich hatte sie sich entschie- den, die Korrespondenz auf den Schreibtisch zu legen, und harrte nun, Bleistift und Schreibblock in der Hand, der Dinge, die da kommen sollten. Lange brauchte sie nicht zu warten. „Da soll doch gleich ein Donnerwetter dreinfahren!“ ließ sich Zajączkowskis Bariton vernehmen. „Die haben sich ja wieder was ausgedacht! Hauptmann Poleszczuk!“ Die Sekretärin griff nicht zum Telefonhörer, sondern lief aus dem Zimmer, und einen Augenblick später stand Zygmunt Poleszczuk, der sich normalerweise im Kreis- amt mit Fragen des Territoriums befaßte und nun Stell- vertretender Leiter geworden war, vor dem Major. „Es ist zum Verrücktwerden!“ Der Major wies nicht einmal auf einen Stuhl. „Weißt du, was diese Schlauber- ger bei der Wojewodschaftsbehörde sich da ausgedacht haben?“ Dem Hauptmann war bekannt, daß Zajączkowski an die Wojewodschaftsbehörde mehrere Schreiben gerich- tet hatte, in denen er die verzweifelte Kadersituation in Zabiegowo dargelegt und um die Entsendung einiger Leute gebeten hatte; vor allem aber sollte die Wojewod- 7 schaftsbehörde die Untersuchung der geheimnisvollen Morde selbst in die Hand nehmen. „Sie schreiben mir“, fuhr der Major fort, „daß sie im Augenblick keinen Grund sehen, den Fall zu überneh- men. Sie versprechen konsultative Hilfe. Und auf unsere Bitte nach Verstärkung teilen sie mir mit, daß sie in Częstochowa einen Oberleutnant …“, hier beugte sich der Major über das Schreiben, „einen Oberleutnant Bar- bara Śliwińska ‚ausgeliehen‘ haben. Sonst können sie uns niemanden geben, weil sie selbst keine Leute ha- ben.“ „Ist doch klar. Jetzt ist Urlaubszeit, und Arbeit gibt es mehr als sonst.“ „In jedem Zimmer sitzen drei Mann, und die können mir nicht einmal für zwei Monate jemanden geben.“ „Immerhin schicken sie uns diese Śliwińska, zwar nicht aus Katowice, sondern von der Wojewodschafts- behörde in Częstochowa, aber das ist doch schon etwas.“ „Ein Weib! Was soll ich hier mit einem Weib! Ich brauche Leute, die arbeiten, und nicht Modepüppchen, die den ganzen Tag in den Spiegel gucken, sich die Lip- pen schminken oder die Nase pudern.“ „Jetzt übertreibst du aber, Stach“, versuchte der Hauptmann zu beschwichtigen. „Wir haben doch einige Frauen, und die schuften wie die Ackergäule. Du selbst hast die Kałużowa zur Auszeichnung durch den Leiter der Wojewodschaftsbehörde vorgeschlagen, und Krysty- na Lawińska willst du zur Offiziersschule der Bürgermi- liz in Szczytno schicken.“ „Das ist etwas anderes!“ Zajączkowski war keinerlei Argumenten zugänglich. „Die Kałużowa ist für Verkehrs- fragen zuständig, und Krystyna sitzt in der Wirtschafts- abteilung. Wir aber haben hier vier Tote, und wer weiß, wieviel es noch werden. Immerhin sind noch achtund- zwanzig Buchstaben im Alphabet übriggeblieben.“ „Jedenfalls wird uns diese Śliwińska die Situation er- 8 leichtern. Sie könnte die Bagatellfälle erledigen und al- les, was an die Schiedskommissionen überwiesen wird. Dann hätten wir mehr Zeit, und einer von uns beiden könnte sich mit dem ‚Abc-Mörder‘ befassen.“ „Kommt gar nicht in Frage!“ Der Major wurde nicht nur immer wütender, er offenbarte auch eine hervorste- chende Charaktereigenschaft: Trotz. „Wenn diese Herr- schaften bei der Wojewodschaftsbehörde so schlau sind und mir ein Weib auf den Hals schicken, dann soll es auch zeigen, was es kann. Ich übergebe dieser Śliwińska die Mordfälle.“ „Sei nicht so eigensinnig, Stach“, redete der Haupt- mann auf den Freund ein, „sie könnte uns eine große Hilfe sein. Aber wenn du sie an diesen Fall setzt, ist sie von vornherein verloren.“ „Genau darum geht es mir. Dann habe ich wenigstens einen Grund, sie nach Częstochowa zurückzuschicken. Und den Herrschaften aus Katowice sage ich bei der nächsten Besprechung meine Meinung. Der Leiter der Wojewodschaftsbehörde kennt bestimmt nicht unsere Situation; das hier hat irgend so ein Neunmalkluger hin- ter seinem Rücken erledigt.“ Der Hauptmann verzichtete auf jede weitere Diskus- sion. Er kannte seinen Vorgesetzten nicht erst seit heute und wußte, daß Zajączkowski im Grunde ein herzensgu- ter Kerl war, aber manchmal zeigte er sich eigensinniger als zehn Esel auf einem Haufen. Und was die Arbeit von Frauen in der Miliz betraf, so hatte er seit langem seine vorgefaßte Meinung. Er tolerierte sie höchstens im Ver- kehrsdienst und in der Ökonomie. Kein Amt der Bür- germiliz in der ganzen Wojewodschaft beschäftigte so wenige Frauen wie Zabiegowo. Überhaupt war Zającz- kowski ein typischer alter Junggeselle mit allen Vorbe- halten gegenüber dem schönen Geschlecht. Nach dem Grund dieser Abneigung hatte keiner der Untergebenen den „Alten“ je zu fragen gewagt. 9 „Ich übergebe ihr diesen Fall“, wiederholte der Major. „Mach, was du für richtig hältst“, meinte der Haupt- mann achselzuckend. „Meinetwegen schicke das Mäd- chen zurück, aber vergiß nicht, daß wir es mit einem äußerst wichtigen Fall zu tun haben, der darunter nicht leiden darf.“ „Ich werde ihr den Aufenthalt hier so vermiesen, daß sie von selber darum bitten wird, nach Częstochowa zu- rückkehren zu dürfen. Und was den Fall betrifft, so mach dir mal keine Gedanken. Ich übergebe ihn ihr, werde aber selber darüber wachen, daß das Mädchen keine Dummheiten macht. Notfalls greife ich auch ein.“ „Wir sind in dieser Angelegenheit noch nicht vom Fleck gekommen, obwohl wir doch die Gegend hier nicht schlecht kennen. Ein Neuling wäre von vornherein zum Mißerfolg verurteilt.“ „In solchen Fällen, wo der Täter wahrscheinlich ein Triebverbrecher oder einfach ein Verrückter ist, kommt man nur durch mühselige Arbeit zu Ergebnissen. Man muß mit Hilfe vieler Mitarbeiter Razzien durchführen oder einen Hinterhalt organisieren.“ „Uns fehlen sowohl für das eine als auch für das an- dere die Leute und die entsprechende Ausrüstung.“ „Darüber habe ich nicht erst einmal an die Wojewod- schaftsbehörde berichtet. Statt einer Hilfe habe ich aus- schließlich gute Ratschläge bekommen, und jetzt hat man mir auch noch ein Weib auf den Hals geschickt. Hol’s der Teufel, unter solchen Bedingungen soll man nun arbeiten! Und wer kriegt später eins auf den De- ckel? Ist doch klar, Major Stanisław Zajączkowski.“ Zygmunt Poleszczuk mußte zugeben, daß die Worte des Vorgesetzten viel Wahrheit enthielten. Das Kreis- amt der Bürgermiliz in Zabiegowo befand sich wirklich in einer schwierigen Lage. Doch der Major wollte nicht begreifen, daß ein ähnlicher Zustand in fast jedem Kreis herrschte, so daß die Wojewodschaftsbehörde 10

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