ebook img

Mohr an General: Marx und Engels in ihren Briefen PDF

308 Pages·1980·10.469 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Mohr an General: Marx und Engels in ihren Briefen

FRITZ J. RADDATZ (Hrsg) Molden Digitized by the Internet Archive in 2021 with funding from Kahle/Austin Foundation https://archive.org/details/mohrgeneralmarxu0000marx VERLAG FRITZ MOLDEN Das Buch Die Korrespondenz zwischen Marx und Engels erstreckte sich über nahezu vier Jahrzehnte, von 1844 bis kurz vor Marx’ Tod 1883. Man kann sie getrost eines der unerhörtesten geschichtlichen Do- kumente des 19. Jahrhunderts nennen, Zeugnis einer Freundschaft von seltener Intensität. Der Briefwechsel, der in der Marx/Engels-Ausgabe (MEW) in neun Bänden je 400 bis 500 Seiten füllt, ist fast komplett erhal- ten; Engels vernichtete vor seinem Tode einige zu intime Briefe seines Freundes. So geben die Briefe nicht nur ein Doppelporträt dieser beiden Denker und Politiker, sondern auch Einblick in ihre Lebensumstände, die Entwicklung ihrer politischen Theorie wie in ihre Niederlagen; ein Bild ihres Elends und ihrer Glorie. Die Briefe liefern die unglaublichsten Details — ob Marx’ nie en- dende Geldnot, aus der heraus er Engels — der ihn sein Leben lang ernährte — nahezu anherrschte, ihm Geld zu schicken; ob es Klatsch über Emigranten, Liebesgeschichten und Ehebruchaffären ist; ob es sich um gezielte politische Intrigen handelt, mit denen man Bakunin vernichten, Lassalle isolieren oder Liebknecht lä- cherlich machen wollte; ob es um eigene Familiensorgen ging — Engels lebte ja, unverheiratet, zeitweise mit zwei Frauen, was Marx’ sehr burgeois urteilende Frau strikt ablehnte; oder ob Marx’ schier gigantischer Lesehunger und seine Arbeitsintensität pla- stisch werden, dabei meist bis an den Rand des Elends von Krank- heit geplagt: es gibt keine bessere Biographie dieser beiden Män- ner als ihre eigenen Briefe. Der Herausgeber Fritz J. Raddatz, Jahrgang 1931, ist Professor für Neue Deutsche Literaturwissenschaft an der Technischen Universität Hannover und Feuilleton-Chef der ZEIT. Zu seinen wichtigsten literaturwis- senschaftlichen Veröffentlichungen zählen die dreibändige Antho- logie „Marxismus und Literatur“, sein Buch über die DDR-Litera- tur „Traditionen und Tendenzen“, sein Essay „Heine. Ein deut- sches Märchen“ (1977) und der Band „Revolte und Melancholie. Essays zur Literaturtheorie“ (1979). Übersetzungen seiner Bü- cher, unter anderem „Karl Marx. Eine politische Biographie“, sind in England, Amerika, Holland, Frankreich und Spanien erschie- nen. Raddatz hat Gastvorlesungen in den USA, in Kanada, Israel und den meisten europäischen Ländern gehalten. Er ist Autor zahlreicher Essays und Fernsehfilme. MOHR AN GENERAL Marx und Engels in ihren Briefen Eine Auswahl Herausgegeben von Fritz J. Raddatz VERLAG FRITZ MOLDEN WIEN - MÜNCHEN - ZÜRICH - NEW YORK 1. Auflage Copyright © 1980 by Verlag Fritz Molden, Wien — München — Zürich — New York Verlegt vom Verlag Fritz Molden München GmbH Alle Rechte vorbehalten Lektor: Moritz Strachwitz Einbandentwurf: Hans Schaumberger, Wien Gesamtherstellung: Presse-Druck, Augsburg ISBN 3-217-01078-7 Vorbemerkung Die Korrespondenz zwischen Marx und Engels er- streckte sich über nahezu vier Jahrzehnte, von 1844 bis kurz vor Marx’ Tod 1883. Man kann sie getrost eines der unerhörtesten geschichtlichen und menschlichen Doku- mente des 19.Jahrhunderts nennen, Zeugnis einer Freundschaft von seltener Intensität. Der Briefwechsel, der in der Ausgabe der Marx- Engels-Werke (MEW) in neun Bänden je 400 bis 500 Seiten füllt, ist fast komplett erhalten; Engels vernichtete vor seinem Tode einige zu intime Briefe seines Freundes. So geben die Briefe nicht nur ein Doppelporträt dieser beiden Denker und Politiker, sondern auch Einblick in ihre Lebensumstände, die Entwicklung ihrer politischen Theorie wie in ihre Niederlagen; ein Bildnis ihres Elends und ihrer Glorie. Die Briefe liefern die unglaublichsten Details — so Marx’ nie endende Geldnot, aus der heraus er Engels — der ihn sein lebenlang ernährte — nahezu anherrschte, ihm Geld zu schicken; ob es Klatsch über Emigranten, Liebesgeschichten und Ehebruchaffären sind; ob es sich um gezielte politische Intrigen handelt, mit denen man Bakunin vernichten, Lassalle isolieren oder Liebknecht lächerlich machen wollte; ob es um eigene Familiensor- gen ging — Engels lebte ja, unverheiratet, zeitweise mit zwei Frauen, was Marx’ sehr bourgeois urteilende Frau 5 strikt ablehnte; oder ob Marx’ schier gigantischer Lese- hunger und seine Arbeitsintensität plastisch werden, da- bei meist bis an den Rand des Elends von Krankheit ge- plagt: es gibt keine bessere Biographie dieser beiden Männer als ihre Briefe. Sie sind wegen des voluminösen Umfangs weitgehend unbeachtet geblieben. Die vorliegende Auswahl, basie- rend auf der MEW, versucht, einen größeren Leserkreis mit diesem Teil des Werkes von Marx und Engels ver- traut zu machen; denn zum Werk gehören die Briefe ganz unmittelbar, ob es sich nun um stete Erkundigungen des Wissenschaftlers Marx beim Unternehmer Engels nach gewissen Markt- und Geldgesetzen handelt oder um poli- tische Organisationsprobleme, etwa der I. Internationa- le, des Lassalleschen Allgemeinen Deutschen Arbeiter- vereins (ADAV) oder der Sozialdemokratie. Die Eigenart vor allem des Marxschen, aber zu guten Teilen auch des Engelsschen Briefstils, ließ besondere editorische „Eingriffe“ geboten scheinen: Marx wie Engels schrieben plan- und absichtslos deutsch, englisch und französisch durcheinander, in ei- nem Brief, ineinem Satz oft. In diesem Originalzustand — gelegentlich noch gespickt mit lateinischen, gotischen oder auch althochdeutschen Floskeln, Begriffen, Satz- partikeln — sind die Briefe praktisch nicht lesbar. Die MEW behilft sich damit, jedes fremdsprachige Ein- sprengsel in einer Fußnote zu übersetzen. Diese Überset- zung wurde für unsere Ausgabe jeweils in den Brief übernommen. Die meisten — durchschnittlich ziemlich langen — Briefe enthalten neben allgemein verständlichen Passa- gen auch viele, die einem Code gleichen; Namen, Daten, Ereignisse, politische oder andere Zusammenhänge 6 werden angedeutet — dem eingeweihten Briefpartner verständlich, jedem Dritten ohne umfangreichsten An- merkungsapparat nicht. Diese Briefteile wurden in unsere Ausgabe nicht mit aufgenommen; sie sind für den Wissenschaftler wichtig — der sie in der MEW zur Verfügung hat —, sie wären für den nicht speziell interessierten Leser Ballast. Die Aus- lassungen sind jeweils kenntlich gemacht. Unsere Ausgabe ist strikt chronologisch geordnet - mit einer Ausnahme: um den dramatischen Verlauf der Be- ziehung von Marx und Engels zu Lassalle deutlicher wer- den zu lassen, sind die Lassalle betreffenden Briefe zu- sammengefaßt und en bloc kommentiert worden. Die er- läuternden Kommentare — kenntlich am Kursivdruck — sind ansonsten immer dort eingefügt, wo nicht ohne wei- teres die Kenntnis von Abläufen und Zusammenhängen vorausgesetzt werden konnte respektive dort, wo gewisse Sprünge in der Zeitabfolge erklärt werden mußten. Um dem Leser Zeit- wie Lebensdaten noch einmal überprüfbar zu machen, wurde am Ende unserer Aus- gabe ergänzend eine Chronologie aufgenommen. Einige Briefe im Anhang — ohne Auslassungen und Überset- zungen — führen übrigens als Beispiel vor, was mit „Bal- last“ und „praktisch nicht lesbar“ gemeint ist. „Der Mohr“ war noch Marx’ letzter Brief an Engels vom Januar 1883 unterschrieben; Mohr war seit Jahr- zehnten Marx’ Spitzname unter Freunden, weil er so dunkle Hautfarbe und (bis ins Alter hinein) schwarzes Haupt- und Barthaar hatte. „General“ wiederum hörte sich Engels gerne nennen, denn seit seiner kurzen Solda- tenepisode im Badischen Aufstand interessierte er sich für alles Militärische, schrieb leidenschaftliche Kriegs- und Schlachtenanalysen. Weil ein solcher Briefwechsel, R auch in Auswahl, zu einem Gutteil privaten Charakter hat, zwar „Lesebuch“ ist, aber auch Einblick gewährt in Lebensprobleme, gar -wirrnisse der beiden bedeutenden Männer, sollte unsere Ausgabe nicht etwa steifleinen heißen „Marx-Engels in ihren Briefen“, sondern wollte sich schon im Titel als ein Stück „Confession“ zu erken- nen geben. Hamburg, April 1980 Fritz J. Raddatz

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.