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Militärisches Tagebuch aus Baden PDF

98 Pages·1849·6.231 MB·German
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Bro Militäriſches Tagebuch aus Baden . Von A. C. Wiesner, vormals faiſ. fön. öjterr. Offizier und Capitän im Generalſtaabe der badiſchen Volkswehr. o. LUZERN Il faut connaître pour user ou s'abstenir. Lucien Zürich. Buchd ru derei von C. Köhler. 1849. Militäriſches Tagebuch aus Baden. Von Cris r e a A. C. Wiesner,W vormals faif. kön. öſterr. Offizier und Capitain im Generalſtaabe der badiſchen Volkswehr. Bärjor) liothek Il faut connaître pour user ou s'abstenir. LUZERN Lucien Zürich. B u cho r uoferei von T. föhler. 1 84 9. Gedruckt bei 6. Röhler in Zürich. J t Vorwort. Der Zweck dieſer Schrift ſoll kein anderer als der Verſuch ſein, die badiſche Bewegung vom militäri ſchen Standpunkte auf möglichſt ſcharf und klar zu beleuchten , unbekümmert um alle politiſchen Fehler und Mißgriffe, über welche wahrſcheinlich Broſchüren in Dußenden an's Tageslicht gefördert werden dürften, die uns mit ihren langweiligen Theorien die Unthä tigkeit noch mehr verleiden werden. Ich habe es mir ſtets zum Grundſaße gemacht, niemals über Dinge vom Hörenſagen zu urtheilen, ſondern nurjene einer Betrachtung und Beurtheilung zu unterziehen,welche meiner perſönlichen Anſchauung nahe gerückt wurden, indemich darin einzigund alleindiewahre praktiſche Nüßlichkeit für die Folgezeit in wel cher uns ähnliche Fälle vorkommen könnten zu er kennen -glaube. Man wird mir daher von dieſem Ge fichtspunkte aus verzeihen , daß ich in dieſen Blättern zu oft von mir ſelbſt ſpreche, was jedoch nur meinem IV obigen Grundfaße getreu und keineswegs anø Eitelkeit geſchieht. Meine perſönlichen Erfahrungen und Erleb ? uiffe während der badiſchen Revolution werde ich ſomit klar und einfach niederlegen , und ich verbinde hiebei nur meinen innigſten Wunſd), dem Vaterlande und der heiligen Sache der Freiheit mit meinen ſchwachen Kräften nüşlidy zu ſein. Zugleich werdeich mich be mühen, auf diejenigen Mängel hinzuweiſen , die uns 1 ſeren Anſtrengungen hindernd in den Weg treten und die Freiheit und Wohlfahrt des Volkes an den Ab grund des Verderbens führen. Die Tagebuchform dünft mir für die vorliegende Schrift als die beſte und zweckmäßigſte, weil dadurch die Ereigniſſe und Begebenheiten dem Leſer der Reihenfolge nach vorge führt werden. Bürich, im Monat Juli 1849. 4 A. C. Wiesner. 1 ETTE Frankfurt am Main, am 20. Mai 1849. Alle Journale ſind heute mit den Ereigniſſen in Baden angefüllt. Ich kann mich jedoch einer dunklen Ahnung nicht erwehren, daß auch dieſe Bewegung einem finſteren Geſchide erliegen wird. Unläugbar hat Baden bis jest die größten militäriſchen Hilføquellen, welche einer deutſchen Revolution zu Gebote ſtanden, und ohne dieſe wird eine deutſche Revolution niemals ſiegen! Mit Barrikaden wirft man die Tyrannet nicht zu Boden, ſie ſind ein verbrauchtes Mittel der Altrevolutionären, wodurch ſie unſeren Feinden nur einen Augenblic die Spike bieten konnten. Krieg! Krieg! über ganz Deutſchland gegen alle 38 Feinde! das fol unſere Loſung ſein ! Und dieſen macht man nicht mit ein Paar Fäffern und Pflaſterſteinen, oder mit hohlen Phra ſen von der Tribüne herab! Advokaten- und Profeſſoren Geſchwäße ſind kein Kanonendonner, Bücherballen keine Kanonenkugeln und ſtenographiſchesBerichte-Makulaturkeine Batterien! Gott beſſer's! – Wenn die militäriſchen Kräfte in Baden nur unter eine tüchtige Leitung kommen; aber ich befürchte ſehr das Gegentheil, weil in dem lieben Deutſch land jeder Advokat und Deputirter Dictator, Feldherr und Miniſter ſein will. Ich war heute auf dem Café Milani. 6 Dort traf mich der Deputirte ..... *), einer der Wenigen, welche die richtige Anſicht haben, auf welche Art dem armen Vaterlande, zu helfen ſei. Er fragte mich, warum ich nicht nach Baden oder in die Pfalz gehe, um der Bewegung meine militäriſchen Fähigkeiten und Kräfte zu leihen? Ich theilte ihm meine Meinung über das Ganze mit, und ſagte ihm unverholen, daß es mich fehr ſchmerzen würde, wenn ich die Reiſe dahin nuklos unternähme und ohne Thätig feit zuſehen müßte, wie die ganze Geſchichte durch unbes rufene Ignoranten in Scherben gehe. Er ermuthigte mich jedoch und fagte mir, daß meine Dienſte gewiß mit vieler Bereitwilligfeit angenommenwürden, da in beiden Ländern an geſchickten Offizieren großer Mangel ſei, und meineZeugs niſſe aus der Stadettenſchule und mein Dffizierspatent meine Fähigkeiten fehr vortheilhaft empfehlen. Er verſprach mir auch ein Empfehlungsſchreiben an Herrn ....., der eine einflußreiche Stellung bei der proviſ. Regierung in Baden einnahm und welcher mich gewißberücſichtigen würde. Ich theilte ihm noch mit, daß ich vor einigen Tagen an meinen Freund, den Oberſten Raquilliet, nach Kais ferslautern geſchrieben habe, um mich bei ihm über den Stand der Dinge zu erkundigen, und daß ich noch feine Antwort abwarten wolle, bevor ich mich zur Abreiſe ent ſchließe. Mit dem Verſprechen, daß ich Herrn ..... von *) 3ch unterlaſſe einige Namen der Deffentlichkeit zu übergeben aus dem triftigen Grunde, weil ich nicht weiß, wo ſich in dieſem Augenblide die Träger derſelben befinden, und ich fie durch eine ſolche Unbeſonnenheit ſehr leicht compromittiren fönnte. Der Verf. 1 7 dem Erhalt des Antwortſchreibens Nachricht geben und den Empfehlungsbriefnach Baden oder einen andern in diePfalz abholen würde, trennte ich mich von ihm. Frankfurt, am 22. Mai 1849. Heute früh erhtelt ich ſtatt der Antwort Raquilliets ein Schreiben von der Militär-Commiffion" aus Neuſtadt a. d. H., worin ſie mich einladet, hin zu kommen, um von meinen ,militäriſchen Kenntniſſen Prüfung abzulegen.“ Ich unterrichtete hievon Herrn ..... und erfuhr auf dem Wege zu ihm von einem Bekannten, der fo eben von Kaiſers lautern rüdfehrte, daß es der Pfalz ſehr an Waffen und Geld fehle. Dieß ermuthigte mich nicht ſonderlich, der Eins ladung der Militär-Commiſſion Folge zu leiſten, und ich entſchloß mich, lieber nachBaden zu gehen, da demſelben mehr materielle Kräfte zu Gebote ſtanden. Ich nahm das Empfehs lungsſchreiben -in Empfang, worauf Hr. ..... von mmir herzlich Abſchied nahm, und hinzufügte, mich in einigen Tagen in Baden zu treffen. Ich eilte ſogleich nach meiner Wohnung und packte das Nöthigſte zu einem Feldzuge zu ſammen. Von der alten Kriegsregel ausgehend, fich nicht mit vielem Gepäck zu beſchweren, ließ ich meinen Koffer zurück, und nahm nur einen Reiſefac, in welchem ich meine trefflichen Piſtolen ſorgfältig in die Stiefelröhre verſtedte. Meinen Säbel, den ich von einem alten polniſchen Uhlanen offizier, der die polniſche Revolution im Jahre 1831 mits fchlug, noch in Galizien zum Andenken erhielt, mußte ich gleichfalls zurücklaffen, weil man mir ſagte, daß die Darms ftädter an der badiſchen Grenze ſehr ſtrenge nach Waffen vifitiren, und ich meinen Säbel um keinen Preis verlieren 8 wollte. Mittags ein Uhr ſaß ich in dem Waggon auf der Eiſenbahn und fuhr, von den Glückwünſchen einiger Freunde begleitet, über Darmſtadt gegen Mannheim. Co Beppenheim. Nachmittags. 1 Bis hierher nichts Bemerkenswerthes. Von Heppenheim nach Heidelberg ſind die Eiſenbahnfahrten eingeſtellt, und theilweiſe die Schienen ausgehoben. Auf dem Bahnhofe durften wir nicht ſogleich ausſteigen, denn es wurde von dem wachehabenden beffenbarmſtädtiſchen Dffizier, einem blutjungen Menſchen, eine Paßviſitation vorgenommen. Ich befand mich hiebei in feiner, geringen Verlegenheit, denn bei mir war Alles eher zu finden, nur nicht ein Paß. Auf die Frage des Offiziers: ob ich ein Reiſedocument habe? erwiederte ich, daß ich nur meinen Bruder, welcher in Heidelberg ſtudire, beſuchen und. morgen ſchon zurück kehren wolle. Er antwortete mir hierauf ganz artig: daß es ihm leið thäte, mich zurüchalten zu müſſen, bis ich mich über meine Perſon ausgewieſen habe, worauf ich dann un gehindert meine Reiſe fortfeßen könne. Nun wäre ich bet nahe im Pfeffer gefeſſen , da erinnerte ich mich noch zur rechten Zeit, daß ich unter meinen Papieren einen längſt abgelaufenen öſterreichiſchen Reiſepaß hätte, der mir viel leicht durch die Unkenntniß des Offiziers in folchen Papieren durchhelfen könne. Ich gab daher vor, meinen Paß, den ich in Frankfurt zurücgelaſſen glaubte, gefunden zu haben, 1 und nachdem der Offizier einige Blicke hineingeworfen, gab er ihn mir mit den Worten: „,,Alles in Ordnung“ zurück.. Ich erinnerte mich hiebei unwillkürlich der Anekdote jenes amerikaniſchen Reiſenden, der einem halbnacten Gensbarm .

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