Materialien zu Metrik 7 und Stilistik Herausgegeben von Wilhelm Ott Wilhelm Ott Metrische Analysen zu Ovid Metamorphosen Buch I Max Niemeyer Verlag Tübingen 1974 ISBN 3-484-60037-3 © Max Niemeyer Verlag Tübingen 1974 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany INHALT Zu diesem Band VII Hinweise für die Benutzung IX 1. Die Verschlüsselung der metrischen Charakteristika IX 2. Aufbau der einzelnen Übersichten XII Metamorphosen Buch I 1 Metrische Charakteristika 21 Angaben zur Wortlänge 21 Häufigkeit von Wortakzent an den einzelnen Versstellen 22 Die Elisionen 23 Lage der Elisionen im Vers 23 Elidierte Monosyllaba 28 Die an den Elisionen beteiligten Wörter 28 Die Aphaeresen 36 Häufigkeit der Wortgrenzen an den einzelnen Versstellen 38 Die 120 Kombinationen von je zwei Wortgrenzen 45 Dreierkombinationen von Wortgrenzen 46 Häufigkeit der Kolon-Grenzen an einzelnen Versstellen 49 Die rhythmischen Typen 52 Spondeische Wörter im ersten Versfuß 56 Versend-, Wortgrenzen- und Vers-Typen 57 Die vorkommenden metrischen Worttypen 87 Metrischer Wortindex 89 Alphabetischer Wortindex 117 V Zu DIESEM BAND Als Text ist den hier vorgelegten, über elektronische Datenverarbeitung erarbeiteten Ma- terialien zum 1. Buch der Metamorphosen die Ausgabe von Georges Lafaye in der Collec- tion Bude (Ovide, Les Metamorphoses. Tome I. Quatrteme tirage. Paris 1966) zugrunde- gelegt. Lediglich die auch in der benutzten vierten Ausgabe noch stehengebliebenen offensichtlichen Druckfehler in Vers 326 (supresse statt richtig superesse) und in Vers 336 (torilis statt richtig tortilis) wurden verbessert; ebenso wurde in Vers 193 Silvani in silvani geändert (cf. unten zu den Eigennamen) und, aus programmiertechnischen Gründen, in Vers 700 ein Gedankenstrich statt der drei Punkte gesetzt. Daß die Anführungs- und Schlußzeichen der direkten Rede, wie die übrigen Satzzeichen auch, an das folgende bzw. vorangehende Wort herangerückt sind, ist eine Änderung nur drucktechnischer Art, die nur deshalb erwähnt sei, da damit auch der in der Ausgabe auffallende Wortzwischenraum vor dem -que Ovidianum in den Versen 456, 735, 753 wegfällt (das Programm hätte an- dernfalls dieses -que als eigenes Wort gezählt). Große Anfangsbuchstaben wurden nur bei Eigennamen beibehalten. Für diese besonders bei der vorliegenden Ausgabe, die außer den Satzanfängen auch noch die Versanfänge groß schreibt, nicht immer leichte Aufgabe der Feststellung der Eigennamen am Vers- und Satzanfang haben wir uns an dem von H. Goelzer (cf. J. Marouzeau, REL 8, 1930, 252) erstellten Index nominum ausgerichtet, der sich am Schluß des dritten Bandes der Ausgabe von Lafaye befindet. Bis auf die ange- führten Änderungen wurde der Text getreu übernommen und den Analysen zugrunde- gelegt. Von dem Grundsatz der buchstabengetreuen Anlehnung an die gewählte Textausgabe konnte auch bei Ovid nicht abgegangen werden, für dessen Metamorphosen es keine all- gemein anerkannte Textausgabe gibt. Die Wahl der Ausgabe von Lafaye haben wir nach Beratungen vor allem mit Herrn Prof. Dr. E. Zinn, Tübingen, gewählt (vgl. auch den Hin- weis von M. v. Albrecht auf S. 460 des ersten Bandes der von ihm besorgten 10. Auflage der kommentierten Ausgabe von Ehwald-Haupt, Zürich/Dublin 1966). Aus den Inkonse- quenzen, die in der gewählten Ausgabe enthalten sind, ergeben sich jedoch für die Benut- zung der vorliegenden Materialzusammenstellungen Folgen, auf die kurz hingewiesen wer- den muß: 1. Die Inkonsequenz in der Assimilation der Praeverbia (z.B. conprensus 537, compres- sit 206; exstinctum 721, extinguere 201; inpiger 467, impiger 779; inplet 723, implent 245; inposuit 67, imposuit 230; inritare 462, irritus 273) erschweren vor allem die Benutzung der alphabetischen Wortlisten, die die Wortformen in der Orthographie der Ausgabe ent- halten. 2. Eine gewisse Willkür in der Interpunktion wirkt sich besonders bei den Parenthesen störend aus: sie werden bei Lafaye uneinheitlich durch Klammern oder Gedankenstriche oder Kommata bezeichnet und entziehen sich damit einem automatischen Zugriff. 3. Auch in der Kennzeichnung der Eigennamen durch große Anfangsbuchstaben zeigen sich Inkonsequenzen, wie ζ. Β. I 532 amor und I 540 Amoris (vgl. den Kommentar von F. Börner zu 1540); in I 192f fällt Silvani durch Großschreibung auf (wir haben es in silvani geändert, da es auch im Index nominum fehlt) und in ähnlichem Zusammenhang in VI 392-394 nymphae durch Kleinschreibung. VII Der Index nominum weicht gelegentlich vom Text ab: es fehlen darin zum 1. Buch: Notus 264bis; unter Aquilo die Stelle I 262 und unter Phaethon die Stelle I 777. Dagegen ist in I 532 Amor in den Index aufgenommen (im Text amor). Auch Tellus aus I 546 ist in den Index aufgenommen, obwohl der Vers nur im Apparat steht; ebenso aus I 390 und I 678 statt Promethiades bzw. Iunonis die nur im Apparat aufgeführten Lesarten Promethides bzw. Iunonius. Druckfehler im Index no- minum zum 1. Buch: Epimathis statt richtig Epimethis; Tonas statt richtig Tonans; unter Phoebus steht I 458 statt richtig I 452. Die Arbeitsweise der Computer-Programme zur Analyse lateinischer Hexameter und die Kriterien für die Entscheidung, welche der praktisch unbegrenzt vielfältigen Fragestellun- gen an das automatisch erarbeitete Material für die Publikation berücksichtigt wurden, sind im Vorwort zu dem Bändchen »Metrische Analysen zur Ars Poetica des Horaz« (Göppinger Akademische Beiträge Nr. 6, Göppingen 1970) und ergänzend im Vorwort zum ersten Heft dieser Reihe beschrieben; sie sollen hier nicht wiederholt werden. Unter den Kollegen und Mitarbeitern, die bei der Vorbereitung dieses Bändchens mit- geholfen haben, möchte ich vor allem Herrn D. Kottke auch öffentlich danken, der auch diesmal wieder die Hauptlast der Korrektur des Textes (einschließlich der Feststellung der Eigennamen) und der Überprüfung der Skandierung getragen hat. Ohne seine Mitar- beit hätte das Bändchen nicht zum jetzigen Zeitpunkt vorgelegt werden können. Auch Herrn Dr. H. Cancik sei für seinen Beitrag, vor allem zu diesen Vorbemerkungen, der ge- bührende Dank ausgesprochen. Tübingen, im Januar 1974 Wilhelm Ott Philologisches Seminar Zentrum für Datenverarbeitung der Universität der Universität VIII HINWEISE FÜR DIE BENUTZUNG Der für die hier vorgelegten Materialsammlungen befolgte Grundsatz der möglichst buchstabengetreuen Anlehnung an einen zuverlässigen und einigermaßen weit verbreite- ten gedruckten Text scheint am besten die Brauchbarkeit des Materials zu gewähr- leisten: weil der jeweilige Text - einschließlich seiner evtl. Schwächen - dem Leser weit- gehend bekannt ist, wird es ihm so am leichtesten fallen, Korrekturen, die er für notwendig hält, anzubringen und alle sich daraus ergebenden Änderungen in den einzelnen Übersich- ten vorzunehmen. Dies ist auch der Grund, warum (trotz der damit verbundenen Platz- verschwendung) der Text mit der zugehörigen Skandierung den eigentlichen Material- sammlungen vorausgeschickt wird: da darauf alle weiteren Angaben (automatisch, deshalb sklavisch genau) aufgebaut sind, ist auf diese Weise die Nachprüfbarkeit jeder einzelnen Aufstellung gewährleistet; und selbst wenn (was nicht zu hoffen ist) gelegentlich eine fal- sche Skandierung zugrunde gelegt wäre, wären die sich daraus ergebenden Fehler durch Abänderung der betroffenen Aufstellungen korrigierbar, ebenso wie für den Fall, daß sich aus einer vom Leser bevorzugten varia lectio eine andere Skandierung ergäbe. 1. Die Verschlüsselung der metrischen Charakteristika Im ersten Teil (Textabdruck mit Angabe der Skandierung und der übrigen den Auswertun- gen zugrunde gelegten Charakteristika) ist die Skandierung in der gewohnten Weise über den einzelnen Silben angegeben: Das Zeichen - steht für eine lange, - für eine kurze Silbe. Die letzte Silbe eines Verses wird mit - bezeichnet, da das Programm hier eine Entschei- dung nicht selbständig vornehmen kann. In verschlüsselter Form ist die Skandierung bzw. der sich daraus ergebende rhythmische Aufbau des Verses in der ersten, fünf Ziffern umfas- senden Zahlenreihe am rechten Rand jeder Zeile wiederholt. Für jeden Versfuß (außer dem stets zweisilbigen sechsten Fuß) steht eine Ziffer, und zwar eine 0, wenn der betreffende Fuß Fuß aus zwei langen, eine 1, wenn er aus einer langen und zwei kurzen Silben besteht. Die nächsten drei, je sechs Ziffern umfassenden Zahlenreihen enthalten in verschlüssel- ter Form die Information über die Lage der Wortgrenzen, der Wortakzent tragenden Sil- ben und der Elisionen im Vers. Auch hier steht jeweils eine Ziffer für einen Versfuß. Die einzelnen Ziffern können die Werte 0-7 annehmen und geben nach einem einfachen Schlüssel die Lage der einzelnen Charakteristika innerhalb des betreffenden Versfußes an. Dieser Schlüssel geht davon aus, daß ein daktylischer Versfuß maximal drei Silben (—) enthält, mithin drei Stellen, an denen Wortgrenze, Wortakzent oder Elision möglich sind. Für diese drei Stellen kann gleichzeitig oder einzeln die Frage »trifft das Charak- teristikum für diese Stelle zu?« mit »ja« oder »nein« beantwortet werden. Es sind für einen Versfuß somit folgende acht Kombinationen von Antworten möglich (0 stehe für »nein«, 1 für »ja«): 000, 001, 010, 011, 100, 101, 110, 111. Diesen acht Kombinationen von 0 und 1 sind in der angegebenen Reihenfolge die Ziffern 0-7 zugeordnet; sie entsprechen sich also wie folgt: 0 = 000, 1 = 001, 2 = 010, 3 = 011, 4 = 100, 5 = 101, 6 = 110, 7 = 111 (dies entspricht dem Zahlenwert der als dreistellige Binärzahlen aufgefaßten Reihen von jeweils drei Zif- fern 0 oder 1). Natürlich kommen für zweisilbige (spondeische) Versfüße bei der Verschlüs- selung der Wortgrenzen die Ziffern bzw. Antwortkombinationen 2, 3, 6, 7 nicht vor; be- IX zeichnen die Ziffern nicht (wie bei den Wortgrenzen) End-Stellen innerhalb der Versfüße, sondern (wie bei Wortakzent und Elision) die Stellen im Fuß, vor oder auf denen ein Cha- rakteristikum angetroffen wird, so fehlen für spondeische Versfüße die Ziffern 1, 3, 5, 7. Ein Beispiel soll das Gesagte verdeutlichen. Der Vers 188 der Ars Poetica würde wie folgt gekennzeichnet: 188 quodcumque ostendis mihi sie, incredulus odi 00101 105411 222444 040000 Die ersten fünf Ziffern geben die Silbenquantitäten in den ersten fünf Versfüßen an (Spon- deus, Spondeus, Daktylus, Spondeus, Daktylus). Die nächste, aus sechs Ziffern bestehende Zahlenreihe, die die Lage der Wortgrenzen enthält, ist wie folgt aufzulösen: Im ersten Versfuß Wortgrenze am Ende des Versfußes (erste Ziffer ist 1, das entspricht der Antwort- kombination 001), im zweiten Versfuß keine Wortgrenze (zweite Ziffer ist 0, Antwortkom- bination 000), im dritten Versfuß Wortgrenze nach der ersten Silbe und am Ende des Vers- fußes (dritte Ziffer ist 5,101), im vierten Versfuß Wortgrenze nach der ersten Silbe (vierte Ziffer ist 4,100), im fünften und sechsten Versfuß Wortgrenze jeweils am Fußende (fünfte und sechste Ziffer sind 1., 001). Wie aus diesen Angaben schon hervorgeht, sind für die Zusammenstellung der Wortgrenzen elidierte Silben als nicht vorhanden betrachtet. Auf- schluß über die Stellung eventuell vorhandener Elisionen gibt die letzte der den einzelnen Versen beigegebenen Zahlenreihen. Hierbei wird die Elision der Silbe zugeordnet, die auf die elidierte Silbe folgt, in der diese also gleichsam untergeht. Da für diese Aufstel- lung - anders als bei den Wortgrenzen - nicht Silbenenden, sondern Silbenanfänge die entsprechende Position bezeichnen, resultiert daraus eine andere Behandlung der zweisil- bigen (spondeischen) Versfüße als für die Verschlüsselung der Position der Wort- grenzen. Da in einem zweisilbigen Versfuß keine Silbe an der Stelle 001 beginnen kann, können in der Rubrik »Lage der Elisionen« für zweisilbige (spondeische) Versfüße die Zif- fern 1, 3, 5, 7 nicht vorkommen. Die Angabe 040000 zu dem zitierten Vers besagt somit: Elision im zweiten Versfuß an der Stelle 100 (im elementum longum des Fußes, also zwi- schen dem ersten und zweiten Fuß). - Die Verschlüsselung der Wortakzent tragenden Sil- ben ist nach dem gleichen Prinzip vorgenommen wie die Verschlüsselung der Elisionen (Silbenanfänge, nicht Silbenenden sind markiert). Die Feststellung des Wortakzents ist hier- bei streng nach dem Dreisilbengesetz (Paenultimagesetz) vorgenommen, auch im Falle von angehängtem -que. Alle einsilbigen Wörter einschließlich et sind bei dieser Zusammen- stellung als betont aufgefaßt; lediglich ein in Aphaerese stehendes es(t) erhält keinen Wort- akzent; elidierte Monosyllaba sind hier nicht berücksichtigt. Die Zahlenreihe 222444 bei Vers 188 der Ars Poetica bezeichnet somit Wortakzent auf der jeweils zweiten Silbe der ersten drei Versfüße: quodcumque, ostendis, mihi, und auf der jeweils ersten Silbe der drei letzten Versfüße: sie, incredulus, odi. Ob im angegebenen Beispiel die Wortakzent tragen- den Silben der ersten drei Versfüße lang oder kurz sind, läßt sich aus der die Stellung des Wortakzents angebenden Ziffer 2 nicht direkt ablesen, da an dieser Stelle im Fuß, näm- lich nach dem elementum longum, sowohl eine lange als auch zwei kurze Silben beginnen können. Doch genügt ein Blick auf die entsprechenden Ziffern der ersten Zahlenreihe zum gleichen Vers, um diese Frage auch ohne Rückgriff auf den Text zu klären: die ersten bei- den Ziffern dieser den Rhythmus angebenden Zahlenreihe sind 0, also handelt es sich dort um lange Silben; der dritte Versfuß ist daktylisch (dritte Ziffer ist 1), also ist die mit 2 bezeichnete Wortakzent-Stelle im dritten Fuß eine kurze Silbe (mihi). Diese Zahlenreihen, die die Verschlüsselung der metrischen Charakteristika der einzel- nen Verse in der angegebenen Weise enthalten, sind bei allen Aufstellungen, in denen der X