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Maximilian Emanuel und seine Baiern PDF

350 Pages·1835·9.362 MB·German
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3074 Maximilian Emanuel und seine Baiern. Bon Franziska von Stengel. Die angebornen Bande knüpfe fest, Uns Vaterland, ans theure, ſchließ' dich an, • Das halte fest mit deinem ganzen Herzen! Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft! Dort in der fremden Welt stehst du allein, Ein schwankes Rohr, das jeder Sturm zerknickt. Schiller. Erster Band. 1 For94461 HARVARD COLLEGE LIBRARY APR 2 1906 HOHENZOLLERN COLLECTION CIFT OFA. C. COOLIDGE Maximilian Emanuel und seine Baiern. Erster Band. Der Traum meines Glückes war lebhaft und kurz. Chateaubriand. 1 * 2 Ein heitererWintertag war aufgegangen. InBrüf fel warAlles in großerLebendigkeitund ausgeschmückt, wie bei einem Festtage. Fahnen, Tücher und Bån der mit den Farben Spanien's und Baiern's flatters ten aus den Fenstern, selbst auf den Dächern, und F obwohl es Winter war, so war doch mancherPalaſt, manches Haus mit Blumen und Guirlanden verziert. Vor dem Thore der Stadt, aus, welchem schaaren» weis das Volk strömte, prangte eine Ehrenpforte. Die Wappen Spanien's und Baiern's trugsie über einem strahlenden I. hoch in ihrer Mitte. Dem Prinzen von Asturien, des Statthalters und Kur fürften Maximilian Emanuel's fechsjährigem Sohne, Joseph, war sie errichtet. Noch in der vorüberzie= Er henden Stunde wurde er in Brüffel erwartet. kam von München, um sich nach einem kurzen Auf enthalte bei seinem hohen Vater nach Spanien, seis ner durch die Verfügung Karl's II. neuen Heimath zubegeben. Vor der Chancelerie , dem Wohngebäude des Statthalters, waren die baierischen und niederländi schenLeibgarden im größten Glanze und aufden edels ften Pferden aufgestellt. Hinter diesen und dann die Straße entlang bis zu jener Ehrenpforte, bildeten die in Brüssel liegenden Infanterieregimenter doppelte Spaliere. Auch wimmelte es an der Chancelerie, deren Poſten von Dragonern befeßt waren, von fest= lich gekleidetem Volke, von hohenCivilperſonen, Edel leuten, Offizieren vom Stabe, Håschern´und Hof bedienten aller Art. Freude und Erwartung herrschten allenthalben. In der höchsten Spannung, in der ungeduldigsten Aufregung war aber der Kurfürst Maximilian Ema nuel. Mit dem seligsten Entzücken umarmte er bald feine um ihn spielenden Kinder Mariana und Karl Albrecht, bald feine Gemahlin Theresia. · Dann jah er jubelnd durch die Fenster auf die wogende Menge, dann aufdie seiner Sehnsucht so langſam dahinschleis chende Uhr. Dazwischen theilte er Befehle aus, hörte er Berichte an. Doch ohne daß seine Seele dabei theiltesie seine Sehnsucht, ſein Glück, obwohl nicht ſie, sondern ihre Vorgängerin Antonia, Kaiſer Leo pold's Tochter, ihm Joseph geboren. Nach einem allgemeinenHarren sprengte ein Rei ter mit wehenden Federn und schaumbedecktem Ren ner der Chancelerie zu. Mit einem frohen Lärmen empfing ihn die Menge; die Offiziere geboten Ord nung; denn jener Reiter kündigte des PrinzenNähe an. Der Chancelerie Haupteingang flog auf, und die Menschenmasse sah, umgeben von hohen Offizie ren und Staatsbeamten, alle in der prächtigstenHof kleidung, einen Mann von dreißig und etlichen Jah ten mit einem länglichen, edelgeformten Gesichte, fei= nen, doch männlichen Zügen, feuerstrahlenden Augen, -die ganz zu jenen gehörten, die man unwiderstehlich nennt, und einer sanft gebogenen Nase. SeinWuchs war gefällig, ja ſein ganzes Äußere gleich beim ersten Anblick einnehmend; es verriethLeidenschaft mitGeist und Zartgefühl vereint. Sein Anzug war prächtig und für jene Zeit geschmackvoll. Vom Kopfe über Schultern,/Brust und Rücken fielen ihm dicke, lok kige, falsche Haare. Rock und Weste waren mit Gold und Steinen so überſået , daß kaum die 8 意。 lange Enden von den feinſten Spißen. In derHand hielt er einen kleinen, dreieckigen Hut, und an seiner Seite glänzte ein leichter Schmuckdegen mit diamant reichem Griffe. Es war der Statthalter und Kurs fürst Maximilian Emanuel. * Freudig den Blick umherwerfend, sprang er in einen ganz vergoldeten, von innen mit den reichsten Stickereienverzierten und mit ſechs auserleſenen Gold= falben bespannten Wagen, an dem, fobald er ſaß, zwölfzum Staunen schöne Edelknaben, in Blau mit Silber gekleidet und großen weißen Stußfedern auf den Hüten, ihre angewiesenen Pläge mit vieler Be= hendigkeit einnahmen. Zuerst ritten funfzig Håscher, `gleichfalls in Silber und Blau. Von ihren Treſſen hüten, deren Krempen mit rothen Båndern besäumt waren, wehten weißeFedern herab, in der Hand hiel tensie breite Hussenmesser mit dem baierischen Wap= pen. Diesen folgte der kurfürstliche Wagen, dem sechs auf das bunteste, aber auch auf das kostbarste geschmückte Läufer voreilten; um und hinter demſel ben sprengten die Offiziere vom Stabe mit den Leib garden, und diesen schlossen sich mehrere Wagen mit Civilbeamten und Edelleuten an. Unter dieser pracht vollenundzahlreichenUmgebungfuhrMaximilianEma nuel durch die Reihen der das Gewehr pråſentirenden Truppen, das jubelnde Volk grüßend, mit hochschla gendem Herzen seinem Kinde entgegen. Kaum hatte der Kurfürst Brüssel verlaſſen, als ein betäubender Kanonendonner und die Glocken mit ihrem ernstenSchalle dem Volke die Minute verkün deten, in der des erlauchten Kindes Herz nach langer Trennung wieder an der vor Seligkeit jauchzenden Brust des Vaters ruhte. Wer in der Stadt zurück geblieben, athmete von diesem Moment mit derKur fürstin schneller, und erwartungsvoll fah jedes Auge nach der Gegend, aus welcher der Ersehnte kommen mußte. Fort donnerten die Kanonen, fort schallten die Glocken, ein lautes Vivat drang dazwischen. DurchdenEhrenbogenzurückeilten dieleichtgeschmüc ten Häſcher, vermiſcht mit fremden Reitern, die, da "fie dicht in Pelze verhülltwaren, ungemein von jenen abstachen. Des Kurfürsten Wagen rollte ihnen nach. An Maximilian Emanuel's Seite, von seinem Arme umschlungen, ſaß Joseph, ein schöner, freundlicher, aber sehr zarter Knabe. Gewöhnlich war seine Ge fichtsfarbe bleich, jezt aber hatte ihm die Winterluft, der er doch schon längere Zeit ausgeseßt war, ein fris sches Roth auf die Wangen gerufen. Sein Auge war das des Vaters, und reiche blonde Lockenfielen ihm unter einem eleganten Pelzmüßchen weit auf den - 10 Mantel herab. Immer lauter jubelte das Volk, von allen Fenstern, aus allen Händen wehten Tú cher undBånder, flogen Blumen undKränze. Maxi milian Emanuel, in wildem Entzücken, sprang auf, feinen Sohn mit sich reißend. Jest grüßte er die Menge, die Damen an den Fenstern, auf den Bal= kons, gleich aber preßte er wieder Joseph an die Brust. An der Chancelerie begrüßten die Rathsherren von Brüſſel den jungen Prinzen von Asturien. Das Kind sah jedoch nur selten auf die ihn bekomplimen= tirenden Männer, auf die Menge, denn aufseinem ·Vater lag sein froher Blick. Noch hatten Marimi lian Emanuel und Joseph den Wagen nicht verlass fen, als die Kurfürstin der Chancelerie Stiege herab kam, Mariana an der Hand, Karl Albrecht auf dem Arme. War es die Ahnung in diesem, verwandte Herzen zu begrüßen, oder war es blos Kindesdrang nach Kindern, nach der Sorge der Frauen: augen blicklich wendete sich Joseph gegen die Nahenden, freudig ihnen die Arme entgegenstreckend. Theresia ließKarl Ulbrecht auf den Boden nieder, und nahm den holden Knaben Joseph mit Mutterzärtlichkeit an das Herz, dannlegte sie seine Händchen in die ihrer

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