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Max Weber, China und die Medien: Zwei Studien zum 150. Geburtstag des Soziologen PDF

33 Pages·2015·0.829 MB·German
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essentials Essentials liefern aktuelles Wissen in konzentrierter Form. Die Essenz dessen, worauf es als „State-of-the-Art“ in der gegenwärtigen Fachdiskussion oder in der Praxis ankommt. Essentials informieren schnell, unkompliziert und verständlich •  als Einführung in ein aktuelles Thema aus Ihrem Fachgebiet •  als Einstieg in ein für Sie noch unbekanntes Themenfeld •  als Einblick, um zum Thema mitreden zu können. Die Bücher in elektronischer und gedruckter Form bringen das Expertenwissen von Springer-Fachautoren kompakt zur Darstellung. Sie sind besonders für die Nutzung als eBook auf Tablet-PCs, eBook-Readern und Smartphones geeignet. Essentials: Wissensbausteine aus Wirtschaft und Gesellschaft, Medizin, Psycho- logie und Gesundheitsberufen, Technik und Naturwissenschaften. Von renommier- ten Autoren der Verlagsmarken Springer Gabler, Springer VS, Springer Medizin, Springer Spektrum, Springer Vieweg und Springer Psychologie. Siegfried Weischenberg · Dirk Kaesler Max Weber, China und die Medien Zwei Studien zum 150. Geburtstag des Soziologen Siegfried Weischenberg Dirk Kaesler Hamburg, Deutschland Marburg, Deutschland   ISSN 2197-6708  ISSN 2197-6716 (electronic) essentials ISBN 978-3-658-07995-6                ISBN 978-3-658-07996-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-07996-3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die  nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung  des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mik- roverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Fachmedien Wiesbaden ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com) Vorwort Max Weber, einer der wirkungsmächtigsten Denker des 20. Jahrhunderts, ist im Diskurs über die Gesellschaft, ihre Institutionen und die Spielräume der Menschen in der Moderne immer noch sehr präsent; seine Ideen, Begriffe und Formeln ge- hören zum ‚Kulturgut‘ (nicht nur) der Deutschen. Welche aktuellen Spuren er hin- terlassen hat, wird hier an zwei markanten Beispielen untersucht: dem alten chi- nesischen Modell einer ‚Herrschaft der Literaten‘ und dem (gescheiterten) Projekt einer ‚Presse-Enquête‘, für das Weber 1910 universelle Fragestellungen und ela- borierte methodische Instrumente bereitgestellt hatte. Die beiden Studien, die dem Religionssoziologen und dem Mediensoziologen gewidmet sind, gehen zurück auf Vorträge bei der Tagung „Max Weber und die Vermessung der Medienwelt“, die im April 2014 aus Anlass seines 150. Geburtstags im Chinesischen Teehaus „Yu Garden“ in Hamburg stattfand; sie wurden von den Verfassern für diese Publika- tion überarbeitet. V Inhaltsverzeichnis Biografie, Bibliografie und Bibliometrie-Wissenschaftsforschung am Beispiel von Max Webers Mediensoziologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    1 Der Traum von der Herrschaft der Literaten: Max Weber über China . . . .   13 VII Biografie, Bibliografie und Bibliometrie-Wissenschaftsforschung am Beispiel von Max Webers Mediensoziologie 1 Grenzen und Probleme der biografischen Methode Weber-Forschung ist (historische) Wissenschaftsforschung. Die folgenden Bemer- kungen zielen zunächst vor allem auf grundsätzlich-Methodisches. Es geht dabei um die Frage, wie man die Theorien und Themen, ja, die Entwicklung der Identität einer wissenschaftlichen Disziplin rekonstruieren und dekonstruieren kann. Oder, einfacher ausgedrückt: Wie man Fachgeschichte schreibt, und wie Bewertungen der Relevanz von Themen und der Reputation von Wissenschaftlern zustande kommen. Natürlich kann Wissenschaftsforschung entlang von Biografien der Pro- tagonisten erfolgen – nach dem Muster „Great men [!] make history“. Und tat- sächlich mag auch einiges dafür sprechen, so vorzugehen. Zumal, wenn man, wie die Soziologie, einen so prägenden Akteur wie Max Weber vorweisen kann. Dass knapp ein Jahrzehnt nach der umstrittenen – einseitig den angeblichen ‚Sexual- Neurotiker‘ porträtierenden – Weber-Biografie des Bielefelder Historikers Joa- chim Radkau (2005) zum 150. Geburtstag des Soziologen zwei weitere umfang- reiche Werke zu seinem Leben und Wirken erschienen sind (Kaube 2014; Kaesler 2014), bedarf insofern keiner besonderen Rechtfertigung. Max Weber gibt – auch als Person – eine Menge her. Sogar im Fall Weber ist in Hinblick auf die biografische Methode der Annä- herung jedoch eine wichtige Einschränkung zu machen: Letztlich sollte es auch hier mehr um das Werk gehen als um die Person. Dirk Kaesler hat in diesem Zu- sammenhang seinerzeit – in seiner kritischen Rezension des Radkau’schen Buches – eine Reihe von grundsätzlichen Bemerkungen gemacht. Dieses Werk provoziere, postulierte er, „wieder einmal jene Fragen, die sich ganz allgemein dem Genre der Psychohistorie stellen lassen.“ Nun müsse man „selbst im deutschen Sprach- © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015 1 S. Weischenberg, D. Kaesler, Max Weber, China und die Medien, essentials, DOI 10.1007/978-3-658-07996-3_1 2 Biografie, Bibliografie und Bibliometrie-Wissenschaftsforschung … raum“ schon lange nicht mehr dem strengen Diktum folgen, wonach Gelehrte keine Biografie, sondern eine Bibliografie hätten. „Vorschnell wird“, schrieb er, „die Biografie eines Wissenschaftlers immer noch verdächtigt, einen unredlichen Zugang zum wissenschaftlichen Werk, gewissermaßen ‚über die Hintertreppe‘, zu eröffnen“, wobei durch die „zu detaillierte Darstellung der ‚privaten‘ Existenz eines Wissenschaftlers […] nicht nur kein hilfreicher Weg zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Werk gebaut, sondern diese sogar erschwert“ werde. Seit einigen Jahren gebe es nun aber eine Tendenz der Verdrängung ‚traditioneller Biografien‘ durch Veröffentlichungen, die nach dem ‚spektakelsüchtigen‘ Motto „Mythen werden Menschen“ gestrickt seien. Darin würden durch ‚sensationslüs- terne Annäherung‘ Fragen gestellt wie: „War Schubert homosexuell, litt Beethoven unter Syphilis, pflegte Emily Dickinson mit der Frau ihres Bruders ein lesbisches Verhältnis, zeugte Thomas Jefferson mit seiner schwarzen Sklavin mehrere Kin- der?“ Der Autor forderte deshalb: „Derjenige, der sich in einer seriösen Biografie sehr detailliert in die persönlichen – und zumeist recht banalen – Konstellationen des Intimlebens seiner Heldin oder seines Helden hineinbegibt, muss zeigen, dass diese Perspektive tatsächlich ein erhellendes Licht auf das Werk, um das es geht, wirft.“ (Kaesler 2006, S. 144) Dies kann man generalisieren und die Forderung erheben, im Rahmen von Wis- senschaftsforschung die Perspektive des Werkes in den Vordergrund zu rücken. Gerade in der Kommunikationswissenschaft wird hingegen traditionell und wo- möglich sogar mit zunehmender Tendenz der Akzent allzu sehr auf die Protago- nisten und ihre persönlichen Merkmale gelegt (neuerdings sogar in Form einer Datenbank mit aktuellen Porträts von sehr lebendigen Kommunikationswissen- schaftlern), so dass dahinter die wissenschaftlichen Erkenntnisse und deren Ein- ordnung zu verschwinden drohen. Dieser ‚Personenkult‘ drückt sich auch darin aus, dass offenbar das (sehr persönliche) Interview zu einer dominierenden Me- thode der wissenschaftlichen Selbstbeobachtung geworden ist. So kann man aber in die Falle laufen, Informationen von begrenzter Validität und Reliabilität für die Realität (von Forschung und Lehre) zu halten. Diese Falle ist im Markt-affinen Journalismus, der die ‚persönliche Nähe‘ sucht, natürlich besonders weit offen. (Weischenberg 2014, S. 21 f.) So überrascht auch nicht, dass es in den Würdigungen zu Webers 150. Geburts- tag in den aktuellen Medien von Stanzen wimmelte, in denen der Mensch und sei- ne (nicht unbeträchtlichen) Widersprüche ins Zentrum gerückt wurden. Dass recht- zeitig zum Fest Webers späte, sehr intime Briefe an Else Jaffé, die große Liebe sei- nes Lebens, im Rahmen der Gesamtausgabe (MWG) publiziert wurden, beflügelte die Phantasie der biografischen Schnell-Schießer zusätzlich. Die Zeit z. B. brachte dazu unter der Überschrift „Die Wildkatze und das Schaf“ eine Besprechung aus 2 Publikation, Zitation und Reputation 3 der Feder jenes Joachim Radkau (2012). Sie gehörten, so der sachkundige Autor, „zu den erregendsten Liebesbriefen, die von großen deutschen Geistern überliefert sind. Nicht unbedingt zu den erbaulichsten: Mehrere meiner weiblichen Bekannten schrien geradezu auf, als ich ihnen daraus vorlas.“ Tagebuch-Schreiber Fritz J. Raddatz, einst Feuilleton-Chef des Blattes (und auch im Retiro ein Publizist unter Stress), der offenbar nur diese Rezension ge- lesen hatte, stützte darauf seine Vernichtung der Person (und bezog einen der pro- minentesten Verehrer Webers in die Philippika gleich mit ein). Die Briefe, notier- te er unter „Kampen, Sylt, den 8. September [2012]“ offenbarten „einen miesen kleinen Professor Unrat, einen um Züchtigung bittenden Masochisten, einen um Bisse, Kratzer und Peinigungen sonder [!] Art Flehenden (er, des Helmut Schmidt Idol…!).“ Nachdem er ein weiteres Mal Auskunft über die eigenen sexuellen Ob- sessionen gegeben hat, resümiert Raddatz: „Max Weber also auf allen vieren um Hiebe bettelnd, die Beißwunden im Genick als Wohltat… Es tut mir leid: Aber nun mag ich den Mann noch weniger, als ich ihn eh und je mochte.“ (Raddatz 2014, S. 673 ff.) Der Zeit-Historiker Radkau (2012) hatte hier indessen einen ganz ande- ren Akzent gesetzt als nun der frühere Zeit-Journalist: „Dass die deutsche Situation nach 1918 nicht nur Wut und Verzweiflung erzeugen musste, sondern auch ganz andere Chancen enthielt – Chancen zu Liebe und innerer Befreiung –, dafür bietet Max Weber das beste Beispiel. Er gewinnt, wenn man sein Leben und Lieben mit seinen Schriften zusammen sieht. Und den Respekt eines Weber erwirbt man, in- dem man sich mit ihm herumschlägt […].“ 2 Publikation, Zitation und Reputation Die Wissenschaftsforschung sollte – statt einer ‚Biografisierung‘ nach solchem Muster – wohl einen anderen Weg der Annäherung zumindest in Erwägung zie- hen: Direkt bei den Publikationen anzusetzen und auf die handelnden Personen nur hilfsweise zu rekurrieren. Oder: Von Werken und ihrer Relevanz zu den Personen und ihrer Reputation zu gelangen. Dieser Weg lässt sich mit dem terminus tech- nicus ‚Bibliometrie‘ beschreiben. Dabei handelt es sich um eine vergleichsweise harte Methode. Um das unterschiedliche Vorgehen hier gleich am Beispiel von Max Weber zu demonstrieren: Die Weber-Literatur läuft über von idiosynkrati- schen Bewertungen seiner Person und ihrer Bedeutung. Zeitgenossen und Nach- geborene haben ihn als (letzten) Universalgelehrten bezeichnet, als „geborenen Herrscher“, aber auch als Vermittler und Inspirator, als „unbestrittenen Klassiker der internationalen Soziologie“, Meister der Rede, als Genie oder gar – wie einst Theodor Heuß in einem Brief an Konrad Adenauer – „als größte menschliche und

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