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Märtyrerlegenden im NS-Film PDF

189 Pages·1991·5.016 MB·German
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Loiperdinger (Hrsg.) Märtyrerlegenden im NS-Film Martin Loiperdinger (Hrsg.) Märtyrerl egenden im NS-Film Mit Beiträgen von Thomas Arnold, Eike Hennig, Martin Loiperdinger, Uwe Schriefer und Ulrich Schröter Leske + Budrich, Opladen 1991 Der Herausgeber: Dr. Martin Loiperdinger (1952), Aufsätze und TV-Features zur Mediengeschichte des Films und zum deutschen Faschismus, Buchveröffentlichung: Rituale der Mobilmachung. Der Partei tagsfilm "Triumph des Willens" von Leni Riefenstahl (1987). Akademischer Rat (auf Zeit) am Institut für Kommunikations wissenschaft der Universität München und Lehrbeauftragter am Institut für England- und Amerikastudien der Universität Frankfurt. Fotos: Gerd Ullmann CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Märtyrerlegenden im NS-Fllm/Martin Loiperdinger (Hrsg.) Mit Beitr. von Thomas Arnold. .. -Opladen : Leske und Budrich, 1991 ISBN 978-3-322-93740-7 ISBN 978-3-322-93739-1 (eBook) DOI 10.1007/978-8-322-93739-1 NE: Loiperdinger. Martin [Hrsg.]; Arnold, Thomas © 1991 by Leske Verlag + Budrich GmbH, Opladen Satz: Leske + Budrich Vorwort Die in diesem Band versammelten Beiträge analysieren die drei im Jahr der Machtübergabe an die NSDAP produzierten und uraufgeführten Filme "SA-Mann Brand", "Hitlerjunge Quex" und "Hans Westmar". Jenseits der arkanpolitischen Bündnisabsprachen zwischen verschiedenen Machteliten aus Industrie, Großgrundbesitz, Finanzwesen, Verwaltungsbüro kratie und Militär mit Vertretern der Parteioligarchie themati sieren diese drei Filme den öffentlichen Durchsetzungsprozeß der NSDAP im "Kampf um die Straße" gegen den politischen Gegner aus den Reihen vor allem der kommunistischen Arbei terbewegung. Die "Parteifilm" -Trilogie des Jahres 1933 bringt den Propagandamythos des "unbekannten SA-Manns" sowie die von Goebbels inspirierten Märtyrerlegenden um Horst WesseI und Herbert Norkus auf die Leinwand. Als nationalsozialisti sche Selbstdarstellung der noch kaum abgeschlossenen "Kampfzeit" gewähren diese Filme unter bestimmten methodi schen Voraussetzungen Einblick in die subjektive Verfaßtheit des "Bewegungs" -Faschismus, indem sie Deutungsmuster ei ner unmittelbar vergangenen politischen Realität vorrangig den eigenen Parteigängern im Medium einer Spielfilmhand lung anbieten: Da der kommerzielle Erfolg in hohem Maße von der Glaubwürdigkeit der Sujetdarstellung vor den Augen des Großstadtpublikums abhängt, wird große Sorgfalt auf die Stim migkeit der Fabelerzählung, die Schilderung des sozialen Mi lieus und die Präsentation typischer Familienkonflikte und Mo tivkonstellationen verwendet. In diesem Sinne wird in diesem Band versucht, die im unmittelbaren Kontext von Zeit, Ort und Akteuren des "Kampfs um die Straße" erfolgte Verfilmung fa schistischer Märtyrerlegenden als zeitgeschichtliche Quelle zu nutzen. Die analytische Bearbeitung von "SA-Mann Brand", "Hitlerjunge Quex" und "Hans Westmar" kann eine wichtige Ergänzung bilden für andere Zugangsweisen zu Artikulationen von subjektivem Faschismus, wie sie über Oral History, Regional- und Lokalanalysen, Spurensicherungs-Projekte u.a. 5 in den letzten Jahren zunehmend erschlossen werden. Darüber hinaus versteht sich dieser Band auch als Grundlage zur Erar beitung medienpädagogiseher Konzepte für die Verwendung von NS-Spielfilmen im Bereich der politischen Erwachsenen und vor allem Jugendbildung. Die Manuskripte sind von Mitarbeitern der Arbeitsgruppe "Faschistische Öffentlichkeit" und des Instituts für historisch sozialwissenschaftliehe Analysen e.V. (IHSA) in Frankfurt erar beitet und bereits vor geraumer Zeit fertiggestellt worden. Den noch sind die Aussagen in der Einleitung über Forschungsstand und medienpädagogischen Einsatz von NS-Propagandafilmen ebensowenig überholt wie die methodischen Überlegungen zur Filmanalyse und zur Aussagenreichweite der vorgelegten Ein zelfilmanalysen. An neuerer Literatur ist ergänzend eine Mate rialsammlung zu "Hitlerjunge Quex" zu empfehlen (G. AI brecht 1983), außerdem sind im angelsächsischen Sprachbe reich drei Arbeiten erschienen, die ausführlich auf die behandelte Filmtrilogie eingehen, aber eher darstellenden Cha rakter haben und nur peripher analytische Ansätze verfolgen (J. Baird 1982 und 1983, D. Welch 1983). Für die empirische Filmanalyse unerläßlich ist die Erstel lung von ausführlichen Protokollen, mit denen die Filme quel lenkritisch überhaupt erst zugänglich gemacht werden. "SA Mann Brand", "Hitlerjunge Quex" und "Hans Westmar" sind deshalb Einstellung für Einstellung protokolliert worden. Alle Protokolle liegen in der Schriftenreihe des IHSA als Arbeitspa piere vor und werden vom Verlag der filmland presse (München) vertrieben. Ihre Kenntnisnahme ist für den Leser nicht uner läßlich, für eine differenzierte Erschließung aber sehr sinnvoll, da in diesem Band aus Raumgründen nur Sequenzgliederungen und Fabelrekonstruktionen abgedruckt werden können. Für die lange Zeitspanne zwischen Niederschrift und Druck legung ist eine von außen nicht immer verständliche Verlagspoli tik verantwortlich, die schließlich nach einigem Hin und Her zur Vertragsauflösung und einer langwierigen Suche nach einem neuen Verlag geführt hat. Edmund Budrich sei an dieser Stelle für seine kurzentschlossene Bereitschaft zur Drucklegung des Bandes herzlich gedankt. Dank gebührt vor allem auch den Mit arbeitern des Bundesarchivs in Koblenz. Über die technische Ser viceleistung hinaus haben Prof. Kahlenberg und Helmut Regel das Projekt mit vielen wertvollen Hinweisen unterstützt. Dem Deutschen Institut für Filmkunde ist für die Überlassung der Filme und für die Benutzung des Archivs zu danken. Inhaltlich haben die Analysen zahlreiche Anregungen er fahren durch Diskussionen mit Studenten in film- und faschis- 6 musanalytischen Veranstaltungen an der J.W. Goethe-Universi tät Frankfurt, später auch an der Gesamthochschule Kassel. Stellvertretend sei vor allem Klaus Schänekäs und Gitta Neu maier sowie Burkhard Hofmann gedankt. Martin Loiperdinger 7 Inhalt Vorwort .................................................................................. 5 Einleitung (Ulrich Schröter) 1. Zur Aktualität der Thematik: nationalsozialistischer Propagandafilm ............................................................. 13 2. Der Propagandafilm in der ,cineastischen' Nachkriegs- literatur .... ...................................................... ............... 16 3. Der (Spiel-)Film als sozialwissenschaftlich-historische Quelle ............................................................................. 18 4. Zur Begrenzung der vorliegenden Spielfilmanalysen . 22 Kapitell Goebbels' Filmpolitik überwältigt die Schatten der "Kampfz eit": Zur Bewältigung nationalsozialistischer Ver- gangenheit im Jahr 1933 (Martin Loiperdinger) ................ 29 1. SA-Männer auf der Leinwand: Ein Ausnahmefall ....... 29 2. Notizen zur Produktion ................................................. 31 3. Das Verbot des Horst-Wessel-Films .............................. 33 4. Preußens Helden kehren auf die Leinwand zurück .... 35 Kapitel 2: Sequenzprotokolle als Übersicht über die Film- handlungen ........................................................................... 41 1. "Hans Westmar": Gliederung des Films in Sequenzen und Subsequenzen ......................................................... 41 2. "SA-Mann Brand": Gliederung des Films in Sequenzen und Subsequenzen . ......... ..................................... .......... 44 3. "Hitlerjunge Quex": Gliederung des Films in Sequen- zen und Subsequenzen .................. ................................ 50 Kapitel 3 "Hans Westmar": Faschistische und kommunistische Öf fentlichkeit kämpfen um den Besitz der Straße (Martin Loi- perdinger) .............................................................................. 55 1. Die Binnenorganisation der politischen Öffentlichkei ten: "SA-Geist" wider kommunistischen Materialis- mus ................................................................................. 55 9 2. Die Dramaturgie der öffentlichen Auseinandersetzung 62 3. Filmwirklichkeit und wirkliche Geschichte: Die Darstellung von Ritual und Gewalt ...................... 67 Kapteil4 "SA-Mann Brand": Die Präsentation der "NS-Bewegung" von unten (Uwe Schriefer) .................................................... 77 1. Vorbemerkungen ........................................................... 77 2. Die Begründung des NS-Standpunktes durch Fritz Brand ....... ...... ...... .... ...... .................... ........ ...... ..... 79 3. Das politisch-soziale Umfeld des NS-Protagonisten .... 89 Exkurs: Zur Politik der SPD in den Jahren 1930-1933 95 4. Die Präsentation des Propagandamittels der "politischen Rede" im Spielfilm ...... ........... ........... ........ 97 5. Die Selbstdarstellung der Nationalsozialisten anhand der Lohners .................................................................... 100 6. Das bolschewistische Feindbild .................................... 104 Schlußbemerkung ......................................................... 107 Kapitel 5 "Hitlerjunge Quex": Nationalsozialistische Gesinnung der Verlauf einer politischen Karriere "bis in den 'lbd" (Ulrich Schröter) ................................................................... 109 1. Vorbemerkung ............................................................... 109 2. Motivkonstellation des Protagonisten - Analyse der Konfliktstruktur am Beispiel der Hauptfigur ............. 113 2.1 Die Einführung des Protagonisten - Soziales Umfeld und Familiensituation .................................................. 113 2.2 Der situative Rahmen der ,Entscheidung' für die HJ - Vor- und Gegenüberstellung der alternativen Gruppierungen .............................................................. 116 2.3 Widerstand in der Familie und Bewährungsdruck vor der HJ ............................................................................ 121 2.4 Auflösung der Familie und Aufnahme in die ,Reihen der jugendlichen Kämpfer' ............................................ 125 2.5 Neue Identität ,bis in den 'lbd' - das Motiv der kämpferischen Selbstaufgabe ....................................... 129 Kapitel 6 Die "Kommune" - das faschistische Feindbild (Thomas Arnold) ................................................................... 147 1. Die Fokussierung der Gegnerdarstellung auf das Feindbild ,Kommunismus' ............................................ 147 2. Das Feindbild auf der Ebene der Figuren .................... 151 10 Kapitel 7 Zur filmischen Rhetorik faschistischer Märtyrerlegenden (Martin Loiperdinger) ........................................................... 159 1. Versuch einer argumentativen Begründung: Rassismus und Heimatbilder ....................................... 160 2. Dramaturgische Strategien der Filmfabel ................... 164 3. Legitimation durch realpolitischen Erfolg .................. 165 4. Verpflichtung durch einen verlorenen Krieg ............... 167 5. Transzendenz durch Stilisierung .................................. 169 Kapitel 8 "Diesen Faschistenlümmeln ist nicht zu trauen": "Hitler junge Quex" im pädagogischen Einsatz (Eike Hennig) ....... 173 1. Nichts ist einfach: Kein Film spricht nur eine klare Sprache .......................................................................... 174 2. Anmerkungen zur Rezeptionsanalyse und zur antifaschistischen Medienpraxis .................................. 178 3. Zur Weiterarbeit - praktische Hinweise ..................... 184 Literaturverzeichnis ............................................................. 187 11 Einleitung Ulrich Schröter 1. Zur Aktualität der Thematik: nationalsozialistischer Propagandafilm Unabhängig von der Spezifik des Gegenstandes: faschisti scher Propagandafilm und den besonderen Problemen, die sich für eine adäquate Behandlung der Thematik ergeben, unabhän gig also von dem höchst brisanten Umstand, es mit zeitge schichtlichem Quellenmaterial zu tun zu haben, welches allein schon von der Besonderheit seiner Rezeption eine ,nüchterne Distanz' weitgehend ausschließt und damit ,lebendig' bleibt, darf von vornherein nicht der Eindruck entstehen, als sei dieser Umstand der ausschlaggebende Grund für die verspätete und bislang eher aus cineastischer Perspektive erfolgte Thematisie rung des Gegenstandes. Es sind dieselben polit-ökonomischen Zusammenhänge und sozialpsychologischen Mechanismen, die einer Aufarbeitung der Vergangenheit in diesem Bereich entge genstanden und entgegenstehen, die auch erklären, warum ein Film wie "Holocaust" erst 34 Jahre nach der Beendigung von 12 Jahren Nazi-Herrschaft in der Lage ist ,nationale Betroffenheit' auszulösen; - womit nichts über die Qualität dieser Serie aus gesagt sein soll: "Holocaust" war vor allem ein sozialpsychologi sches Ereignis: "Insofern ist Holocaust ein Beitrag zur Psycho pathologie des Alltagslebens - deutschen Alltagslebens, von 1933 bis 1979".1 Propagandafilme, namentlich solche der Machart wie "Die Rothschilds", "Jud Süß" oder "Der ewige Jude" haben geholfen, den ,Holocaust' mit vorzubereiten, ihre Produktion von Juli bis November 1940 und ihr gezielter Einsatz stand im direkten Zu sammenhang mit den ersten Massendeportationen aus dem Deutschen Reich nach Polen und der Strategie der sog. ,Endlö sung', von der spätestens seit September 1939 die Rede war. Die weitgehende Tabuisierung des Themas NS-Propaganda film in Deutschland, die sich keineswegs nur auf die Filmpro dukte der antisemitischen Hetzpropaganda bezieht, sondern auch die übrigen rund 150 Spielfilme betrifft, die eindeutige, öf fentlich bekanntgemachte Propagandazwecke verfolgten2, steht im Zusammenhang einer umfassenden Berührungsangst 13

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