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Martial und die Zeitgenössische Rhetorik PDF

60 Pages·1960·14.353 MB·German
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BERICHTE ÜBER DIE VERHANDLUNGEN DER SÄCHSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU LEIPZIG Philologisch-historische Klasse Band 104 • Heft 1 KARL BARWICK MARTIAL UND DIE ZEITGENÖSSISCHE RHETORIK AKADEMIE-VERLAG»BERLIN 1959 BERICHTE ÜBER DIE VERHANDLUNGEN DER SÄCHSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU LEIPZIG PHIL0L0GISCH-HI8T0RISCHB KLASSE Band 97 Heft 1 Prof. Dr. THEODOR FRINGS, Antike und Christentum an der Wiege der deutsehen Sprache 36 Seiten - 8° - 1949 - DM 3,- (vergriffen) Heft 2 Prof. Dr. FRIEDRICH WELLER, Zum mongolischen Tanjur 36 Seiten - 8° - 1949 - DM 4,75 (vergriffen) Heft 3 Prof. Dr. WALTER BAETKE, Die Gatterlehre der Snorra-Edda* Nachdruck - 68 Seiten - 8° - 1952 - DM 6,30 (vergriffen) Heft 4 Prof. Dr. CARL BROCKELMANN, Abessinische Studien 60 Seiten - 8» - 1950 - DM 6,- (vergriffen) Heft 5 Prof. Dr. WILHELM SCHUBART, Griechische Uterarische Papyri 108 Seiten - 8° - 1950 - DM 13,25 (vergriffen) Heft 6 Prof. Dr. FRANZ DORNSEIFF, Verschmähtes zu Vergil, Horaz und Properz Nachdruck - 108 Seiten - 8» - 1951 - DM 11,50 (vergriffen) Heft 7 Prof. Dr. WERNER KRAUSS, Altspanische Drucke im Besitz der außerspanischen Bibliotheken 112 Seiten - 8» - 1951 - DM 10,50 (vergriffen) Heft 8 Prof. Dr. MARTIN LINTZEL, Liebe und To7d6 bSeei itHene i-n ri8c°h - vo1n9 5K0 l-e isDt M 3,50 (vergriffen) Band 98 Heft 1 Prof. Dr. FRIEDRICH ZUCKER, Freundschaftsbewährung in der neuen attischen Komödie. Ein Kapitel hellenistischer Ethik und Humanität 38 Seiten - 8" - 1950 - DM 3,60 (vergriffen) Heft 2 Prof. Dr. FRIEDRICH BEHN, Vorgeschichtliche Felsbilder in Karelien und West-Sibirien 16 Seiten - 4 Tafeln - 8° - 1950 - DM 3,50 (vergriffen) Heft 3 Dr. JACOB JATZWAUK, Sorbische Bibliographie, 2. Auflage XX und 500 Seiten - 8" - 1952 - DM 16,- (vergriffen) Heft 4 Prof. Dr. OTTO EISSFELDT, El Im ugaritlschen Pantheon 84 Seiten - 1 Tafel als Frontispicium - 8° - 1951 - DM 9,- (vergriffen) Heft 5 Prof. Dr. PAUL THIEME, Studien zur indogermanischen Wortkunde und Religions- geschichte Nachdruck - 78 Seiten - 8» - 1952 - DM 9,50 Heft 6 PDraos f.S Dvor.l dWr-APrLoTbEleRm BAETKEN, aCchhdrrisutclkic h- es1 3L5e hSnegituetn in- d8e°r - S1ag9a5r2e -l igDioMn. 5,50 (vergriffen) Band 99 Heft 1 Prof. Dr. KARL BARWICK, Caesars bellum civile (Tendenz, Abfassungszelt und Stil) 178 Seiten - 8° - 1951 - DM 11,70 (vergriffen) Heft 2 Prof. Dr. MARTIN LINTZEL, Die Entstehung des Kurfarstenkollegs Nachdruck — 54 Seiten - 8° - 1952 - DM 4,25 (vergriffen) Heft 3 Prof. Dr. MARTIN JAHN, Die Abgrenzung von Kulturgruppen und Völkern in der Vorgeschichte Nachdruck — 27 Seiten — 4 Abbildungen im Text und auf 3 Tafeln 8» - 1952 - DM 3,60 (vergriffen) BERICHTE ÜBER DIE VERHANDLUNGEN DER SÄCHSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU LEIPZIG P h il ol o g i s c h - h i s t o r i s ch e Klasse Band 104 • Heft 1 KARL BARWICK MARTIAL UND DIE ZEITGENÖSSISCHE RHETORIK AKADEMIE-VERLAG•BERLIN 195 9 Vorgetragen in der Sitzung vom 15. September 1958 Manuskript eingeliefert am 15. September 1958 Druckfertig erklärt am 6. April 1959 Alle Rechte vorbehalten Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 8, Mohrenstraße 39 Copyright 1959 by Akademie-Verlag GmbH, Berlin Lizenz-Nr. 202 • 100/163/59 Satz, Druck und Einband: IV/2/U • VEB Werkdruck Gräfenhainichen • Bestell-und Verlagsnummer: 2026/104/1 Preis: DM2,30 Printed in Germany ES 7 M Martial und die zeitgenössische Rhetorik I In seinen Zerstreuten Anmerkungen über das Epigramm rühmt Lessing von Martial (III 1), nur wenige hätten ,,so viele Sinngedichte gemacht wie er, und niemand unter so vielen so viele gute und so viel ganz vortreffliche"; und ebenda bemerkt er über ihn: „Martial war der erste, der sich eine deutliche, feste Idee von dem Epigramme machte und dieser Idee beständig treu blieb. So verschieden seine Sinngedichte auch immer in Ansehung der Einfälle sein mögen, so vollkommen ähnlich sind sie einander doch alle in Ansehung ihrer inneren Einrichtung." Mit dieser „inneren Einrichtung" hat Lessing offenbar die Zweiteilung im Auge, die er im ersten Abschnitt seiner genannten Abhandlung für ein gutes Epigramm verlangt. Vor Lessing hatten schon andere Theoretiker zwei Hauptteile in dem Epigramm unterschieden. Sie taten das augenscheinlich im Hinblick auf Martial, der seit dem 16. Jahrhundert viel gelesen und nachgeahmt wurde. Lessing nennt selbst drei seiner Vorgänger: Julius Caesar Scaliger (1484—1558), Franciscus Vavassor = Vavasseur (1605—1681) und Char- les Batteux (1713—1780).J) Scaliger definiert in seiner Poetik (Poetices 1. III c. 126) das Epigramm folgendermaßen: Epigramma est poema breve cum simplici cuiuspiam rei, vel personae, vel facti indicatione: aut ex propositis aliquid deducens. Quae definitio simul complectitur etiarn divisionem. Mit der ersten Art von Epigrammen, die „die ein- fache Angabe irgendeiner Sache oder einer Person oder einer Hand- lung enthalten", sind Epigramme in ihrer ursprünglichen Bedeutung gemeint, d. h. Aufschriften, die irgendwo angebracht wurden. Bei der zweiten Art, die uns hier allein beschäftigt, wird „aus Vorausschik- kungen etwas abgeleitet". Solche Epigramme, die Lessing auch Sinn- gedichte nennt, bestehen also aus zwei Teilen, dem „ Vorausgeschick- Weitere Vorgänger Lessings erwähnt Herder im XV. Band der Gesamt- ausgabe seiner Werke von Suphan S. 338f. und S. 341. 4 KARL BARWICK ten" und dem daraus „Abgeleiteten". Ebenso unterscheidet Vavassor in seinem Werk De epigrammate c. 13 (De partibus epigrammatis) im Epigramm (Sinngedicht) zwei Hauptteile: Sunt igitur partes epi- grammatis, duae numero duntaxat, insignes et primariae. Er nennt sie Darlegung der Sache (expositio rei) und Schluß (oder Schlußfolgerung) des Epigramms (conclusio epigrammatis). Die beiden Teile entsprechen den von Scaliger genannten. Mit diesen identisch sind auch die beiden Teile, die Batteux in seinem Cours de belles-lettres (1765) statuiert (ich gebe den Text nach der Übersetzung Lessings): „Das Epigramm hat notwendigerweise zwei Teile: der erste ist der Vortrag des Sub- jekts, der Sache, die den Gedanken hervorgebracht oder veranlaßt hat, und der andere der Gedanke selbst, welchen man die Spitze nennt, oder dasjenige, was den Leser reizt, was ihn interessiert." Im Anschluß an die genannten Vorgänger unterscheidet auch Lessing zwei Hauptteile im Epigramm (Sinngedicht). Er nennt sie „Erwartung" und „Aufschluß".1) Nur Epigramme (Sinngedichte), die diese beiden Teile enthalten, entsprechen nach seiner Auffassung den Anforderungen, die man an ein Epigramm stellen muß. Außerdem könne es nur zweierlei Aftergattungen des Sinngedichtes geben: „die eine, welche Erwartung erregt, ohne uns einen Aufschluß darüber zu gewähren; die andere, welche uns Aufschlüsse gibt, ohne unsere Erwartung danach erweckt zu haben" (12). II Es ist zweifellos richtig, daß die große Masse der Epigramme Mar- tials2) aus zwei Hauptteilen besteht, ob man diese nun mit Lessing Erwartung und Aufschluß oder sonstwie nennen mag. Über diese beiden Teile äußert sich Lessing (II) folgendermaßen: (Gute Sinn- gedichte) „zerlegen sich alle von selbst in zwei Stücke, in deren einem unsere Aufmerksamkeit auf irgendeinen besonderen Vorwurf rege gemacht, unsere Neugierde nach irgendeinem einzelnen Gegenstande gereizt wird (= Erwartung), und in deren anderem unsere Aufmerk- r) Da sich diese Bezeichnungen weitgehend eingebürgert haben, behalte ich sie im folgenden bei. 2) Ich habe hier im folgenden nur das Corpus der Bücher I—XII im Auge. 4 KARL BARWICK ten" und dem daraus „Abgeleiteten". Ebenso unterscheidet Vavassor in seinem Werk De epigrammate c. 13 (De partibus epigrammatis) im Epigramm (Sinngedicht) zwei Hauptteile: Sunt igitur partes epi- grammatis, duae numero duntaxat, insignes et primariae. Er nennt sie Darlegung der Sache (expositio rei) und Schluß (oder Schlußfolgerung) des Epigramms (conclusio epigrammatis). Die beiden Teile entsprechen den von Scaliger genannten. Mit diesen identisch sind auch die beiden Teile, die Batteux in seinem Cours de belles-lettres (1765) statuiert (ich gebe den Text nach der Übersetzung Lessings): „Das Epigramm hat notwendigerweise zwei Teile: der erste ist der Vortrag des Sub- jekts, der Sache, die den Gedanken hervorgebracht oder veranlaßt hat, und der andere der Gedanke selbst, welchen man die Spitze nennt, oder dasjenige, was den Leser reizt, was ihn interessiert." Im Anschluß an die genannten Vorgänger unterscheidet auch Lessing zwei Hauptteile im Epigramm (Sinngedicht). Er nennt sie „Erwartung" und „Aufschluß".1) Nur Epigramme (Sinngedichte), die diese beiden Teile enthalten, entsprechen nach seiner Auffassung den Anforderungen, die man an ein Epigramm stellen muß. Außerdem könne es nur zweierlei Aftergattungen des Sinngedichtes geben: „die eine, welche Erwartung erregt, ohne uns einen Aufschluß darüber zu gewähren; die andere, welche uns Aufschlüsse gibt, ohne unsere Erwartung danach erweckt zu haben" (12). II Es ist zweifellos richtig, daß die große Masse der Epigramme Mar- tials2) aus zwei Hauptteilen besteht, ob man diese nun mit Lessing Erwartung und Aufschluß oder sonstwie nennen mag. Über diese beiden Teile äußert sich Lessing (II) folgendermaßen: (Gute Sinn- gedichte) „zerlegen sich alle von selbst in zwei Stücke, in deren einem unsere Aufmerksamkeit auf irgendeinen besonderen Vorwurf rege gemacht, unsere Neugierde nach irgendeinem einzelnen Gegenstande gereizt wird (= Erwartung), und in deren anderem unsere Aufmerk- r) Da sich diese Bezeichnungen weitgehend eingebürgert haben, behalte ich sie im folgenden bei. 2) Ich habe hier im folgenden nur das Corpus der Bücher I—XII im Auge. Martial und die zeitgenössische Rhetorik 5 samkeit ihr Ziel, unsere Neugierde einen Aufschluß findet" (= Auf- schluß). Diese Benennung und Erklärung der beiden Teile ist offenbar beeinflußt durch die im nächsten Abschnitt zu besprechende Theorie Lessings von dem Ursprung jener beiden Teile; aber sie ist, ebenso wie jene Theorie selbst, wenig glücklich. Denn die beiden Teile stehen keineswegs immer zueinander in dem Verhältnis von Erwartung und Aufschluß. In der Regel liegen die Dinge in den zweigeteilten Epi- grammen, auch in denen, die auf Erwartung und Aufschluß angelegt sind, vielmehr so: Der erste Teil ist objektiv gehalten: Er berichtet über einen Vorfall, oder er konstatiert eine Tatsache, oder er enthält eine Beschreibung, eine Erörterung usw.; der zweite ist subjektiv, d. h. er bringt eine irgendwie geartete persönliche Bemerkung des Dichters zu dem im ersten Teil Gesagten. Die beiden Teile hängen also eng und in der Weise zusammen, daß der erste, objektive, Teil die Voraussetzung und der Anlaß des zweiten, subjektiven, Teiles ist, der den pointierten Abschluß des Epigramms bildet. Zutreffender als Lessing hatten schon seine Vorgänger über die beiden Teile geurteilt; vgl. oben Abschnitt I. Es wird gut sein, Wesen und gegenseitiges Verhältnis der beiden Teile durch eine Anzahl von Beispielen aus Martial zu erläutern; sie sind, mit einer Ausnahme, sämtlich dem ersten Buch entnommen. 1. In 1, 81) wendet sich der Dichter an seinen Freund Decianus, dem er wegen seiner gemäßigten stoischen Lebensauffassung ein Kom- pliment macht: Quod magni Thraseae consummatique Catonis Dogmata sie sequeris, salvos ut esse velis, Pectore nec nudo strictos ineurris in ensis, Quod fecisse velim te, Deciane, facis. 5 Nolo virum facili redimit qui sanguine famam, Hunc volo, laudari qui sine morte potest. In den ersten vier Versen sagt Martial dem Freund, er tue gut daran, wenn er als Anhänger der stoischen Lehre nicht so weit gehe, wie ihre extremen Vertreter Thrasea Paetus und Cato, und den Tod suche. Dies der erste, von Lessing Erwartung genannte Teil. Er wird durch die Anrede des Decianus in V. 4 von V. 5—6 auch äußerlich abgesetzt. Diese beiden Verse, der Aufschluß, enthalten in pointierter Form eine Zu dem Epigramm vgl. Lessing I 2, 1. 6 Karl Barwick Sentenz des Dichters1), die den in 1-4 im Hinblick auf Decianus ausgesprochenen Gedanken verallgemeinert. Das Epigramm wird durch diese Sentenz wirkungsvoll abgeschlossen; sie kann auch als Pointe des Epigramms bezeichnet werden. Man beachte die Feinheit, mit welcher der Dichter die beiden Schlußverse mit der Erwartung in Beziehung gesetzt hat: V. 5 weist auf 1-2 und V. 6 auf 3-4 zurück. 1, 9 ist an einen gewissen Cotta gerichtet: Bellus homo et magnus vis idem, Cotta, videri: Sed qui bellus homo est, Cotta, pusillus homo est. V. 1 konstatiert eine Tatsache: Cotta will als ein artiger und zugleich als ein großer Mann gelten. Dazu äußert Martial in V. 2 den all- gemeinen Gedanken, daß ein artiger Mann (kein großer, sondern) ein kleiner Mann ist. In 1, 15 wendet Martial sich an seinen Freund Julius Martialis: O mihi post nullos, Juli, memorande sodales, Si quid longa fides canaque iura valent, Bis iam paene tibi consul tricensimus instat, Et numerat paucos vix tua vita dies. 5 Non bene distuleris videas quae posse negari, Et solum hoc ducas, quod fuit, esse tuum. Expectant curaeque catenatique labores, Gaudia non remanent, sed fugitiva volant. Haec utraque manu conplexuque adsere toto: 10 Saepe fluunt imo sie quoque lapsa sinu. Non est, crede mihi, sapientis dicere „Vivam": Sera nimis vita est crastina: vive hodie. Im ersten Teil (1—10) mahnt der Dichter den Freund, das Leben zu genießen, solange es noch Zeit ist. Im Schlußteil (11—12) unter- streicht er diese Mahnung durch eine doppelte Sentenz. Wie in den soeben besprochenen Epigrammen wird auch sonst sehr häufig bei Martial der zweite Teil eines Epigramms durch eine oder mehrere Sentenzen gebildet. In dem 1. Buch ist das z. B. in rund dem sechsten Teil sämtlicher Epigramme der Fall. Dabei wird die sentenziöse Form eines Gedankens sehr mannigfaltig gestaltet. Dar- über unten Anhang I. Über die Form der Sentenz unten Anh. I.

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