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Ludwig Strauß, 1892-1992: Beiträge Zu Seinem Leben Und Werk. Mit Einer Bibliographie PDF

380 Pages·1995·27.067 MB·German
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Conditio Judaica 10 Studien und Quellen zur deutsch-jüdischen Literatur- und Kulturgeschichte Herausgegeben von Hans Otto Horch in Verbindung mit Itta Shedletzky Ludwig Strauß 1892 • 1992 Beiträge zu seinem Leben und Mit einer Bibliographie Herausgegeben von Hans Otto Horch Max Niemeyer Verlag Tübingen 1995 Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ludwig Strauss : 1892 • 1992 ; Beiträge zu seinem Leben und Werk; mit einer Bibliographie / hrsg. von Hans Otto Horch. - Tübingen: Niemeyer, 1995 (Conditio Judaica; 10) NE: Horch, Hans Otto [Hrsg.]; Conditio Judaica ISBN 3-484-65110-5 ISSN 0941-5866 © Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 1995 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Einband: Hugo Nädele, Nehren Inhalt Einleitung 1 Teil I Tuvia Rübner Ludwig Strauß - Gestalt und Werk. Biographische Skizzen 7 Helmut Schanze Ludwig Strauß und sein Nachruhm. Zur Literaturgeschichte eines kleinen Kreises 27 Hans-Peter Bayerdörfer Wandlungen einer Topographie. Zu den Gedichten von Land Israel 35 Dieter Herde Ludwig Strauß und die jiddische Literatur 53 Peter Schmidt Der Hirt von Nickelshusen 65 Dieter Breuer Zur Poesieauffassung von Ludwig Strauß 77 Bernd Witte Ludwig Strauß als Germanist 89 Teil II Tuvia Rübner Ludwig Strauß - Dichter in zwei Sprachen 97 Emanuel Strauß Erinnerungen an den Übergang von Aachen nach Jerusalem 119 Werner Jung Als Europa noch in Aachen lag. Kunst und Kultur in der Kaiserstadt um 1910 125 Dieter Breuer Aachen-Darstellungen im Werk von Ludwig Strauß 137 VI Hans Otto Horch und Ulrich Kalkmann Ludwig Strauß und die Technische Hochschule Aachen 149 Itta Shedletzky Fremdes und Eigenes. Zur Position von Ludwig Strauß in den Kontroversen um Assimilation und Judentum in den Jahren 1912-1914 173 Gert Mattenklott Ludwig Strauß in den Zwanziger Jahren 185 Bernd Witte Messianische Gemeinschaft. Friedrich Hölderlin im Werk von Ludwig Strauß 199 Peter Schmidt Ludwig Strauß und Gustav Landauer 215 Rolf Bulang Ludwig Strauß und Albrecht Schaeffer - Umriß einer Freundschaft 227 Hans-Peter Bayerdörfer Von der Dramaturgie zur Komödie: Ludwig Strauß1 Masken 251 Richard Faber Von Aachen nach Jerusalem - und nicht wieder zurück. Der politische Dichter und Essayist Ludwig Strauß 271 Chaim Shoham Ex Occidente Lux? Ludwig Strauß und die Literatur- wissenschaft in Israel 299 Teil III Rolf Bulang und Hartmut Erlemann Ludwig Strauß-Bibliographie 311 Werke 313 Sekundärliteratur 335 Register Personenregister 357 Register der Werke von Ludwig Strauß 365 Einleitung Am 28. Oktober 1992 wäre der aus Aachen stammende deutsch-jüdische Dichter und Literaturwissenschaftler Ludwig Strauß, der im Alter von knapp 61 Jahren am 11. August 1953 in Jerusalem gestorben ist, hundert Jahre alt geworden. Es traf sich gut, daß eben zu diesem Zeitpunkt - mit dem Winter- semester 1992/93 - die Arbeit am neu eingerichteten Lehr- und Forschungs- gebiet Deutsch-jüdische Literaturgeschichte des Germanistischen Instituts der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen aufgenommen werden konnte. Die dem Gebiet zugeordnete Professur sollte sich mit beson- derem Nachdruck den für die neuere deutsche Literaturgeschichte so bedeut- samen Leistungen jüdischer Autoren widmen und wurde daher ganz bewußt mit dem Namen von Ludwig Strauß verbunden, der von 1929 bis 1934 als Dozent für Literaturwissenschaft an der Aachener Hochschule tätig gewesen ist und sich von Jugend an - im Sinn einer völligen Gleichrangigkeit der Bestandteile des Begriffs - als deutsch-jüdischer Dichter und Wissenschaftler verstanden hat. Es war eine selbstverständliche Verpflichtung, an diesen bedeutenden Dichter und Literaturwissenschaftler, dessen Werk bislang zu wenig bekannt ist, mit einem wissenschaftlichen Symposion zu erinnern. Das Symposion fand vom 12. bis 15. Oktober 1992 am Germanistischen Institut der RWTH Aachen statt und wurde durch eine großzügige finanzielle Unterstützung durch die Hochschule, das Ministerium für Wissenschaft und Forschung Nordrhein-Westfalen und die Deutsche Forschungsgemeinschaft ermöglicht. Der zweite Teil des vorliegenden Bandes besteht aus den (überarbeiteten) Beiträgen zu diesem Symposion. Zehn Jahre zuvor, 1982, war aus Anlaß des Deutschen Germanistentags in Aachen durch eine Gedenkschrift an Ludwig Strauß erinnert worden, die allerdings nur als Privatdruck zur Verfügung stand.1 Es lag nahe, deren Bei- träge in den vorliegenden Sammelband zu integrieren. Um die Gedenkschrift als Stufe der Forschung zu dokumentieren, sind die Texte von 1982 weit- gehend unbearbeitet geblieben, also nicht im Licht der neueren Erkenntnisse revidiert worden. Sie werden also im ersten Teil des Bandes in ihrer ursprünglichen Gestalt und Anordnung wiedergegeben; lediglich Druckfehler 1 Ludwig Strauss. Dichter und Germanist. Eine Gedenkschrift. Hrsg. v. Bernd Witte. Aachen: [Privatdruck] 1982. Die Beiträge dieser Gedenkschrift sind unter den Nummern C 247, C 248, C 250, C 252 - C 255 in der Bibliographie des vorliegenden Sammelbands verzeichnet. Sofern darauf in den Beiträgen Bezug genommen wird, geschieht dies unter der Sigle Gedenkschrift ohne weitere Spezifizierung. 2 Einleitung sowie eindeutige Irrtümer wurden korrigiert, die Zitierweise wurde verein- heitlicht. Eine besondere Freude für alle Anwesenden beim Symposion 1992, insbe- sondere auch für den Organisator und Herausgeber dieses Bandes, war die Teilnahme von fünf israelischen Freunden am Symposion. Der ältere Sohn des Dichters, Emanuel Strauß, konnte wegen eines Unfalls selbst nicht kom- men, übermittelte aber noch rechtzeitig Erinnerungen an seinen Vater, die dessen menschlich so sympathisches Bild abrunden halfen; der jüngere Sohn, Michael Strauß, hielt völlig frei einen überzeugenden Vortrag über philoso- phische und ethische Aspekte im Werk seines Vaters - leider gelang es ihm bisher nicht, die mündliche Rede in eine ihn befriedigende schriftliche Form zu bringen, so daß dieser wichtige Beitrag zum Symposion im vorliegenden Band fehlt. Tuvia Rübner, wie Strauß Dichter und Literaturwissenschaftler und mit ihm bis zu dessen Tod eng verbunden, hatte 1982 zur Gedenkschrifi eine grundlegende biographische Skizze über seinen Mentor beigesteuert; 1992 zeichnete er in einem öffentlichen Vortrag das Bild des "Dichters in zwei Sprachen" für ein größeres Publikum und las in einer weiteren Veran- staltung neben eigenen Gedichten auch einige Texte von Ludwig Strauß. Daß Tuvia Rübners Gattin, die israelische Pianistin Galila Rübner, die Lesung durch ihr intensives Spiel bereicherte, gab diesem Abend seinen besonderen Glanz. Itta Shedletzky, am Jerusalemer Franz-Rosenzweig-Forschungszen- trum intensiv mit Fragen der deutsch-jüdischen Literatur befaßt, untersuchte die für den jungen Strauß entscheidende Frage, wie denn die säkulare deut- sche resp. europäische Tradition mit der jüdischen verbunden werden könne - eine Frage, die sich für bewußte Juden seit der Jahrhundertwende als ent- scheidend für ihre weitere geistige Existenz herausgestellt hat. Margarita Pazi, eine der kundigsten Forscherinnen auf dem Gebiet der deutsch-jüdi- schen Literatur, belebte die Diskussion durch sehr gezielte Nachfragen. Chaim Shoham schließlich hob als erster die Bedeutung von Ludwig Strauß als Literaturwissenschaftler in Israel hervor, die angesichts des sehr kurzen Zeitraums, in dem Strauß an der Hebräischen Universität Jerusalem lehren konnte, erstaunlich groß ist und bis weit in die sechziger Jahre anhielt. Wie wenig Chaim selbst an Lebenszeit noch verblieb, ahnte damals keiner von uns, weil er mit seiner langjährigen Herzkrankheit souverän, fast leicht-sin- nig umging: er starb im Dezember 1993 in Haifa. Daß unter den deutschen Kollegen die Aachener die größte Gruppe aus- machten, versteht sich fast von selbst: mit Ausnahme von Tuvia Rübner waren es 1982 ausschließlich Aachener, die die Gedenkschrifi konzipiert und gestaltet hatten, und auch 1992 waren immerhin noch sieben Aachener mit von der Partie, rechnet man Hans-Peter Bayerdörfer hinzu, der Mitte der achtziger Jahre als Theaterwissenschaftler nach München wechselte. Drei Beiträge sind den Beziehungen von Ludwig Strauß zu seiner Heimatstadt Einleitung 3 Aachen gewidmet: dem kulturellen Ambiente der Stadt um 1910 (Werner Jung), Aachen-Darstellungen im Straußschen Werk (Dieter Breuer) und der Phase akademischer Lehrtätigkeit als Literaturwissenschaftler an der Techni- schen Hochschule Aachen bis zur Übersiedlung nach Palästina 1935 (Hans Otto Horch und Ulrich Kalkmann). In Gert Mattenklotts Beitrag zur Dichtung und Poetologie Ludwig Strauß' in den Zwanziger Jahren und ihrem geistesgeschichtlichen Kontext kommt der Auseinandersetzung mit Friedrich Hölderlin besondere Bedeutung zu. Auf Hölderlin geht auch Bernd Witte unter dem Stichwort 'Messianische Gemeinschaft' noch einmal ausführlicher ein; damit pointiert und vertieft er einen Aspekt seines allgemeineren Artikels Ludwig Strauß als Germanist in der Gedenkschrift, wo er Strauß u.a. als bedeutenden Hölderlin-Forscher sei- ner Zeit vorgestellt hatte. Auch Peter Schmidt greift auf seinen Beitrag in der Gedenkschrift zurück, indem der Einfluß Gustav Landauers auf Strauß nachgezeichnet wird, der vor allem im Drama Der Hirt von Nickelshusen besonders manifest erscheint. Wie Chaim Shoham litt Peter Schmidt zur Zeit des Symposions bereits unter einer schweren Herzinsuffizienz; er starb im März 1994. Der Beitrag Rolf Bulangs beleuchtet die nicht unkomplizierte Freundschaft zwischen Strauß und dem Dichter Albrecht Schaeffer - beide Unzeitgemäße, beide Autoren, deren Bekanntheitsgrad ihrer literarischen Bedeutung nicht entspricht. Hans-Peter Bayerdörfer nahm sich - nach dem Gedichtzyklus Land Israel in der Gedenkschrift - eines Dramas von Strauß an, das leider nur in der eng- lischen Übersetzung des jungen Peter Zadek überliefert ist: der Komödie Masken. Er greift zurück auf Überlegungen von Strauß zum 'Zeitstück' aus seiner Zeit als Dramaturg am Düsseldorfer Schauspielhaus, die in ihrem Festhalten an einer idealistisch-traditionalen Ästhetik der dramatischen Form eigenartig quer zu den dominanten Strömungen der Zeit stehen und nicht nur in den Dramen Der Hirt von Nickelshusen und Tiberius, sondern eben auch in der spätestens 1941 abgeschlossenen Komödie ihre Entsprechung haben. Das prinzipielle Problem, das sich hier stellt, nämlich das Verhältnis von Geist und Macht, von Dichtung und (politischer) Ideologie, wird schließlich auch im Beitrag von Richard Faber exponiert, der für die Zeit bis zur Übersied- lung nach Palästina eine deutliche Nähe von Strauß zur abendländischen Reichsideologie feststellt, wie sie in den zwanziger Jahren konservative Gei- ster bewegt hat. Die These blieb während des Symposions nicht ohne Wider- spruch; durch die Veröffentlichung des Beitrags im vorliegenden Band bietet sich die Gelegenheit zu weiterführenden Stellungnahmen. In der Gedenkschrift wurden über die genannten Themen hinaus weitere Fragen behandelt: so die Poesieauffassung von Strauß (Dieter Breuer), das literaturgeschichtlich interessante Problem, wie sich der Nachruhm eines Dichters gestaltet, der weithin nur in einem 'kleinen Kreis' gewirkt hat 4 Einleitung (Helmut Schanze), schließlich die zentrale Bedeutung der jiddischen Literatur für Strauß, die sich u.a. in einer Reihe von Übersetzungen und literarhistori- schen Kommentaren niedergeschlagen hat (Dieter Herde). Ausgespart werden mußte der ganze Bereich der hebräischen Dichtungen von Ludwig Strauß, auf die nur gelegentlich, vor allem von Tuvia Rübner, hingewiesen wird; seine hebräischen Vorlesungen zur Weltliteratur wurden in ihrer literaturtheoreti- schen Relevanz für die israelische Literaturwissenschaft von Chaim Shoham beleuchtet. Mit der Bibliographie von Rolf Bulang und Hartmut Erlemann für den Zeitraum bis 1992 enthält der Sammelband ein wichtiges Arbeitsinstrument für künftige Forschungen. Hartmut Erlemann hatte mit seiner Auswahl- Bibliographie in der Gedenkschrift den Anfang gemacht; auf dieser Basis wurden die Titel von Strauß ergänzt und ggf. bibliographisch korrigiert, neu hinzu kam die Verzeichnung der Sekundärliteratur. Den bibliographischen Mühen haben sich zwei Fachleute ersten Ranges unterzogen, die beide als Antiquare und Buchhändler unmittelbaren Zugang zu den einschlägigen Sammlungen hatten. Der Herausgeber konnte gelegentlich mit Informationen aushelfen, die nur über das Ludwig-Strauß-Archiv der National- und Univer- sitätsbibliothek der Hebräischen Universität Jerusalem zu gewinnen waren; außerdem ermöglichte ihm die freundschaftliche Hilfe von Emanuel Strauß, aus dem Nachlaß der im Februar 1992 verstorbenen Ehefrau von Ludwig Strauß, Eva Strauß-Buber, wichtige Briefe und Dokumente einzusehen. Herzlicher Dank gebührt allen, die sich um Ludwig Strauß und sein Werk verdient gemacht und - in welcher Form auch immer - Anteil am vorliegen- den Sammelband haben. Namentlich genannt seien vor allem die Söhne von Ludwig Strauß, Emanuel und Michael Strauß, sowie Tuvia Rübner als der von ihm menschlich wie dichterisch freundschaftlich Geförderte. Margot Cohn, die in der Jerusalemer Bibliothek für das Ludwig-Strauß-Archiv zuständige Bibliothekarin, hat sich keiner noch so entlegenen Frage des Her- ausgebers verschlossen. Für unermüdliche Hilfe bei der Organisation des Symposions habe ich meiner Aachener Mitarbeiterin Beate Wunsch zu dan- ken, außerdem Doris Vogel, die auch die Herstellung der Druckvorlage die- ses Bandes übernommen hat; Kerstin Rückwald danke ich für die Erstellung der Register. In absehbarer Zeit wird im Wallstein-Verlag Göttingen mit Unterstützung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt eine vierbän- dige Werkausgabe von Ludwig Strauß erscheinen, herausgegeben von Tuvia Rübner und Hans Otto Horch. Damit wird - nach der von Werner Kraft edierten sehr verdienstvollen Auswahl-Ausgabe des Kösel-Verlags aus dem Jahr 1963, die längst vergriffen ist - das Werk des Dichters und Literaturwis- senschaftlers wieder einem größeren Publikum zugänglich sein und seine leise, aber nachhaltige Wirkung auf die Leser haben können, die sich im ra-

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