Seminar für Filmwissenschaft Leitfaden zum Verfassen von schriftlichen Arbeiten Version 6 (01/2019) Inhaltsverzeichnis Leitfaden zum Verfassen von schriftlichen Arbeiten Inhaltsverzeichnis 1 Vorgehen 4 2 Themenwahl 4 3 Bearbeitung des Themas 5 3.1 Disposition 6 3.2 Titel 6 4 Von der Rohfassung zur Endfassung 6 5 Inhaltliche Bestandteile 7 5.1 Einleitung 8 5.2 Hauptteil 8 5.3 Schluss: Zusammenfassung, Fazit, Ausblick 9 5.4 Bild- und Tonbeschreibungen 9 6 Formale Aspekte 10 6.1 Titelblatt 10 6.2 Inhaltsverzeichnis 11 6.3 Literaturangaben 11 6.4 Fußnoten 12 6.5 Zitate 12 6.6 Weitere Hervorhebungen 14 6.7 Vom Zitat zum Plagiat 14 6.8 Filmografie 14 6.9 Bibliografie 15 6.9.1 Bücher 16 6.9.2 Beiträge aus Sammelbänden 16 6.9.3 Sammelbände 17 6.9.4 Zeitschriften- und Zeitungsartikel 17 6.9.5 Nachschlagewerke, Lexika, Enzyklopädien, historische Editionen 17 6.9.6 Übersetzungen 18 6.9.7 Elektronische Publikationen 18 6.10 Anhang 19 6.11 Layout, Erscheinungsbild, Gestaltung 19 6.11.1 Kopfzeile 19 6.11.2 Abbildungen 19 6.11.3 Typografisches 20 7 Zum Umgang mit Internetquellen 20 8 Mögliche Beurteilungskriterien für schriftliche Arbeiten 22 9 Literaturhinweise und Hilfsmittel 23 Seite 2 Universität Zürich, Seminar für Filmwissenschaft, 1.1.2019 Leitfaden zum Verfassen von schriftlichen Arbeiten Vorbemerkungen Im Rahmen deines Studiums bist du verpflichtet, mehrere schriftliche Arbeiten zu verfassen. Der Umfang dieser Arbeiten hängt vom Studienprogramm ab (siehe Weg- leitung) und beträgt: • 10–15 Seiten (das entspricht ca. 20’000–30’000 Zeichen inklusive Leerschläge) für Proseminararbeiten • 18–20 Seiten (35’000–40’000 Zeichen) für BA-Seminararbeiten und Seminar- arbeiten (in den Master-Studienprogrammen) • 25–30 Seiten (50’000–60’000 Zeichen) für Forschungsarbeiten • 60–80 Seiten (120’000–160’000 Zeichen) für Masterarbeiten Vor allem am Anfang des Studiums besteht das Ziel dieser Arbeiten darin, dich im Schreiben wissenschaftlicher Texte zu üben, um spätestens am Ende deines Studi- ums in der Lage zu sein, einen wissenschaftlichen Aufsatz verfassen zu können. Es geht darum, ein geeignetes Thema – meist innerhalb des Lehrveranstaltungsthemas – zu wählen und die gewählte Fragestellung sachgerecht und problemorientiert dar- zustellen. Ein wichtiger Teil der Arbeit besteht darin, wissenschaftliche Literatur einzuordnen und auszuwerten. Wissenschaftliche Aufsätze behandeln ein bestimmtes Thema unter einer thematisch zugespitzten Fragestellung und richten sich an einen Adressatenkreis von Experten und Expertinnen. Dies solltest du dir beim Schreiben der Seminararbeit immer wie- der vor Augen halten. Ebenso wie wissenschaftliche Aufsätze werden Seminararbei- ten von Leuten gelesen, bei denen du einiges an Fachwissen voraussetzen kannst; du musst also zum Beispiel Grundbegriffe (wie Zeitlupe, Einstellung oder Figur – außer du definierst sie neu) nicht erklären – Begriffe wie mise-en-abyme oder mickey mousing dagegen solltest du erklären. Sprachlich sind solche Arbeiten meist in einem relativ unpersönlichen, neutralen und sachorientierten Stil verfasst. Man darf in der Film- wissenschaft aber ruhig ein «rhetorisches Ich» verwenden, das hilft, schwerfällige Passiv- und Modalkonstruktionen («werden», «sollen» etc.) zu vermeiden. Es würde zu weit führen, die wissenschaftliche Sprache hier in allen Details zu er- läutern. Darum weisen wir vor allem auf folgende Prinzipien hin: Genauigkeit, Ein- deutigkeit und sprachliche Prägnanz (kurz und mit hohen Bedeutungsgehalt). Man darf sich also ruhig auf Joseph Pulitzers (amerikanischer Journalist, 1847–1911) Emp- fehlung stützen: «Schreibe kurz – und sie werden es lesen. Schreibe klar – und sie werden es verstehen. Schreibe bildhaft – und sie werden es im Gedächtnis behal- ten.» Du wirst die Textsorte «wissenschaftlicher Aufsatz» kaum von heute auf morgen beherrschen; das erwarten wir auch nicht. In den folgenden Ausführungen haben wir einige zentrale inhaltliche und formale Merkmale von wissenschaftlichen Arbei- ten zusammengestellt. Es ist darüber hinaus nützlich und notwendig, wenn du dich auch an einigen in wissenschaftlichen Zeitschriften publizierten Aufsätzen orien- tierst, um ein Gefühl für die Textsorte «wissenschaftlicher Aufsatz» zu entwickeln. Seite 3 Universität Zürich, Seminar für Filmwissenschaft, 1.1.2019 Leitfaden zum Verfassen von schriftlichen Arbeiten 1 Vorgehen • dem eigenen Interesse folgend Wahl eines Themenbereichs / eines Themas • Lektüre eines entsprechenden Grundlagenwerkes: sich Überblick verschaffen • Eingrenzung des Themas • Grobkonzept, Skizze; Fragestellung und Zielsetzung • weitere Literatur suchen, Filme beschaffen und sichten • Disposition der Arbeit (> Besprechung mit DozentIn) • Zeitplan erstellen • Literatur und Filme auswerten • erste Fassung, Rohmanuskript • Überarbeitung, Überarbeitung, Überarbeitung… • 1 Woche Pause, um Abstand zu gewinnen • kritisches Lesen und überarbeiten der Arbeit • von einer anderen Person lesen und korrigieren lassen • letztes Überarbeiten • Abgabe der Endfassung • Besprechung mit der Betreuerin oder dem Betreuer • eventuell Überarbeitung 2 Themenwahl Das Thema kann – innerhalb des übergeordneten Themas der Veranstaltung («Queer Theory und Experimentalfilm», «Iranisches Kino seit 1979», «Rainer Werner Fassbinder» etc.) – meist frei gewählt werden; eine Themenabsprache mit der zu- ständigen Dozentin oder dem Dozenten wird aber dringend empfohlen. Folgende drei Grundtypen von Arbeiten lassen sich unterscheiden; sie richten sich einerseits nach deinen Interessen und der Wahl deines Themas, andererseits be- stimmen sie auf je unterschiedliche Weise dein Vorgehen: – Eine analytische Arbeit gründet auf eigens, das heißt zu diesem Zweck, gewon- nenem oder aus anderen Arbeiten herauskristallisiertem filmischem Quellenma- terial. Dabei geht man von der genauen Analyse des Filmmaterials aus und ver- sucht unter Einbeziehung von wissenschaftlicher Literatur eine allgemeinere (theoretische) Fragestellung zu verfolgen. – Eine theoretische Arbeit setzt bei der intensiven Auseinandersetzung mit min- destens einer einzelnen wissenschaftlichen Arbeit – das kann ein Buch oder ein längerer Aufsatz sein – zu deiner Fragestellung ein. Sie enthält eine kritisch- referierende Besprechung des gewählten Aufsatzes und versucht die neuen Er- kenntnisse mit Filmbeispielen zu konfrontieren. (Hier tritt die genaue Analyse des Filmmaterials hinter die theoretische Argumentation zurück.) – Eine Literaturarbeit konzentriert sich auf die Bestandsaufnahme und kritische theoretische und/oder wissenschaftsgeschichtliche Würdigung von verschiede- nen bestehenden Ansätzen zu einer bestimmten Fragestellung. Seite 4 Universität Zürich, Seminar für Filmwissenschaft, 1.1.2019 Leitfaden zum Verfassen von schriftlichen Arbeiten Diese drei Grundtypen können natürlich kombiniert werden und zum Beispiel ver- schiedene Teile deiner Arbeit prägen. Ein Thema so einzugrenzen, dass es im Rahmen einer kleineren Arbeit behandelt werden kann, fällt nicht immer leicht – und oft wird diesem Punkt zu wenig Beach- tung geschenkt. Meist lässt sich nicht schon zu Beginn der Arbeit das Thema so ein- grenzen, dass es bearbeitet werden kann. Vielmehr ergibt sich die Eingrenzung oft erst im Verlauf des Lesens der zum Themenbereich gefundenen Literatur oder in der Diskussion mit Mitstudierenden, Freunde und Freundinnen, dem zuständigen Do- zenten oder der Dozentin. Sobald du das Thema soweit im Griff oder dich in das Thema soweit eingelesen hast, dass du eine Zielsetzung sowie Fragestellung formulieren und ein Grobkon- zept erstellen kannst, solltest du eine Vorbesprechung mit der Dozentin oder dem Dozenten machen. Wichtig ist bei diesem Schritt, dass du das Thema möglichst ein- deutig und explizit festlegst. Es sollte außerdem möglichst eng gefasst sein; ein nachträgliches Einengen ist meist nur schwer möglich und darüber hinaus ein äu- ßerst mühsamer Arbeitsprozess. Bei der Fragestellung handelt sich dabei um eine offene Frage, die sich von ähnlichen Themen bereits bestehender Arbeiten unter- scheidet. Zudem sollte die Fragestellung als «W-Frage» formuliert und innerhalb des vorgegebenen Rahmens erforschbar sein. 3 Bearbeitung des Themas Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, einen Zeitplan über das weitere Vor- gehen zu erstellen, damit daran das Arbeiten immer wieder kontrolliert werden kann und am Schluss für die wichtige Reinfassung genügend Zeit bleibt. Denk auch daran: Man mag nicht immer arbeiten, es braucht auch Erholungsphasen, Zeit für (kreative) Umwege etc. Nachdem man sich einen Zeitplan zurechtgelegt hat, beginnt die genaue Literatur- suche und -lektüre. Die Ergebnisse sollten möglichst geordnet registriert werden (Karteikarten, Notizbuch, Software zur Literaturverwaltung, Exzerpte, wissenschaft- liches Journal etc.). Dabei wird sich – falls man einigermaßen systematisch sammelt – das Thema weiter einengen lassen. Allerdings besteht in dieser Arbeitsphase das Risiko, sich in der Literatur- und Filmsuche zu verlieren; außerdem wirst du es im Lauf der Suche immer auch mit Texten und Filmen zu tun haben, die letztlich nur am Rand oder gar nicht in die nähere Bearbeitung deines Themas einfließen werden. Eine präzise formulierte Fragestellung hilft, die Orientierung zu behalten und das Material nach Relevanz zu sortieren. Dabei muss nicht jeder Text von vorne bis hin- ten durchgearbeitet werden; man kann sich auf jene Teile konzentrieren, die beson- ders relevant für das eigene Thema sind. Dann ist es Zeit, eine feingliedrige Disposition aufzustellen, in der die einzelnen ge- danklichen Schritte, die in der Arbeit präsentiert werden, möglichst genau aufgelis- tet sind. Eine Besprechung mit der Dozentin oder dem Dozenten dürfte zu diesem Zeitpunkt am fruchtbarsten sein. Seite 5 Universität Zürich, Seminar für Filmwissenschaft, 1.1.2019 Leitfaden zum Verfassen von schriftlichen Arbeiten 3.1 Disposition Eine ausführliche Disposition dient in erster Linie der Kontrolle und Strukturierung des Arbeitsverlaufs. Sie ist grundsätzlich ein wichtiges Hilfsmittel in der Kommuni- kation mit den Dozierenden, das zudem hilft, den «roten Faden» nicht aus den Au- gen zu verlieren und eventuelle Momente der Überforderung besser auszuhalten. Sie kann im Laufe des Arbeitsprozesses angepasst werden. Die Disposition umfasst – den Arbeitstitel – eine differenzierte Begründung der Themenwahl: Warum hast du ein Thema oder einen Film ausgewählt? Was interessiert dich daran? Welche Aspekte des Themas der Veranstaltung thematisiert der Film? – die präzise Formulierung von Fragestellung oder These und Zielsetzung – Überlegungen und Begründungen zum gewählten Vorgehen. Welche Metho- den sind für die Beantwortung meiner Fragen hilfreich? Welche filmwissen- schaftlichen Theorien ziehst du bei? – eine Grobgliederung der Arbeit – offene Fragen (für die Diskussion mit der Dozentin/dem Dozenten oder im Kolloquium) – eine vorläufige Literaturliste – evtl. einen Zeitplan 3.2 Titel Der häufigste Fehler in Bezug auf den Titel besteht darin, dass eigentlich das Bei- spiel, in unserem Fall meist ein Film, die Hauptrolle bekommt. Der Filmtitel alleine sagt aber nicht genug über den Inhalt der Arbeit aus, die sich ja in einem bestimmten Kontext einer spezifischen filmhistorischen oder theoretischen Fragestellung widmet. In erster Linie sollte der Titel das konkrete Thema der Arbeit widergeben. Das mag trocken tönen, ist aber korrekt (z.B. Sandra Walser (2003) Das Klo als filmischer Raum: narrative, stilistische und dramaturgische Strategien). Vielleicht findest du aber auch einen poetischeren Titel, der beispielsweise ein Zitat enthält (z.B. Till Brockmann (1998) In space no one can hear you scream: Stimmen und Geräusche in neueren Sciencefic- tion-Filmen). 4 Von der Rohfassung zur Endfassung Eine Rohfassung der Arbeit entsteht Schritt für Schritt, aber recht zügig. Dabei muss nicht von vorne nach hinten geschrieben werden, sondern man kann seine Arbeit ohne weiteres auch mosaikartig entstehen lassen. In diesem «nicht-chronologischen» Fall muss aber unbedingt darauf geachtet werden, dass der rote Faden nicht verlo- ren geht. Die Gefahr, ihn zu verlieren, ist jedoch bei einer guten Disposition gering. In diesem Stadium ist es vor Vorteil, wenn man einfach ‚drauflos schreibt’. Es müs- sen noch keine perfekten Textteile entstehen, viel wichtiger ist es, Gedanken fließen zu lassen und sie zu Papier zu bringen, ohne sich durch zu hohe Ansprüche zu hemmen. Lieber zu viel schreiben und später kürzen. Seite 6 Universität Zürich, Seminar für Filmwissenschaft, 1.1.2019 Leitfaden zum Verfassen von schriftlichen Arbeiten Außerdem ist es hilfreich, wenn man sich während des Schreibens eine Leserin vor- stellt, der man die eigenen Gedankengänge plausibel macht und für die man zwi- schendurch auch das eigene Vorgehen im Text explizit und selbstkritisch (auf einer sogenannten metadiskursiven Ebene) reflektiert («Ich komme nun zu meinem zwei- ten Punkt... »; «Die Analyse des Beispiels XY scheint zu diesen Aussagen im Wider- spruch zu stehen. Jedoch... »). Bis man diesen «imaginären Leser» eingeübt hat, emp- fiehlt es sich, Texte oder Textteilen jemandem zum Lesen zu geben – auch schon in einer frühen Phase, in der sie nicht ‚perfekt’ sind. Eine Rohfassung muss mehrmals kritisch und nach mindestens folgenden Gesichts- punkten überarbeitet werden: – Verständlichkeit (Wird klar, was ich ausdrücken möchte?) – sachliche Richtigkeit (Stimmt das, was ich sage, überhaupt? Gebe ich ein Phänomen richtig wieder?) – Logik des Gedankengangs (Führe ich den Leser so, dass er sich in meiner Gedanken- welt zurechtfinden kann?) – Stilistisches (ganze Sätze, Schrift-Sprache, sachlich-objektiv) – Formales: Rechtschreibung, Einheitlichkeit im Zitieren, Bibliografieren etc. Man konzentriert sich dabei am besten pro Überarbeitung auf nur einen dieser Punkte. Es ist schwierig, gleichzeitig auf die Logik des Gedankengangs und die kor- rekte Schreibung zu achten. Denk daran: Selbst der geübteste Schreiber findet in den eigenen Texten nicht alle Fehler! Gib daher deinen (fertigen) Text anderen zum (Kor- rektur-)Lesen. Lass außerdem deinen Text mindestens eine Woche ruhen, bevor du ihn zum letzten Mal überarbeitest: Wenn du dann deine Gedankengänge nur müh- sam oder gar nicht mehr nachvollziehen kannst, dann ist etwas schief gelaufen. Die Endfassung der Arbeit enthält die Resultate deiner Nachforschungen und Über- legungen. Sie gibt jedoch die Wege und Umwege, die zu diesen Resultaten geführt haben, entweder gar nicht wieder oder höchstens dort, wo dies für die Resultate sel- ber wichtig ist. Sehr vieles von deiner geleisteten (mentalen) Arbeit wird deshalb in deiner (geschriebenen) Endfassung nicht sichtbar sein. 5 Inhaltliche Bestandteile Die folgenden Tipps beziehen sich auf inhaltliche Gegebenheiten in einem weiteren Sinn. Da jede schriftliche Arbeit zu einem anderen Thema verfasst wird, kann dies nur auf einer relativ abstrakten, oder besser, strukturellen Ebene geschehen. Die un- tenstehenden Ausführungen äußern sich also nicht über konkrete Themen wie den Italowestern bei Sergio Leone, die Kameraarbeit von Sven Nykvist oder die Filmpo- litik im Dritten Reich (oder was immer das Thema deiner Arbeit ist), sondern dar- über, welche Funktion die einzelnen Textbausteine innerhalb deiner Arbeit (und deines Themas) einnehmen. Zu diesen Bausteinen gehören unter anderem die drei Teile Einleitung, Hauptteil und Schluss sowie die Bild- und Tonbeschreibungen. Seite 7 Universität Zürich, Seminar für Filmwissenschaft, 1.1.2019 Leitfaden zum Verfassen von schriftlichen Arbeiten 5.1 Einleitung Eine gute Einleitung zu verfassen, ist wohl eine der schwierigsten Aufgaben und braucht entsprechend Zeit. Plane in diesem Punkt also nicht zu knapp, wenn du deinen Zeitplan aufstellst. Meist kann die endgültige Fassung der Einleitung erst nach dem Abschluss der Arbeit (also nach dem Verfassen des Schlussworts) ge- schrieben werden. Die Kernfunktion der Einleitung besteht darin, das Thema zu konkretisieren, die Fragestellung oder Hypothese zu explizieren und deine eigene Studie von anderen abgrenzen (Was will ich? Welchen Weg werde ich mit meiner Untersuchung, Bearbeitung, Beschreibung etc. gehen? Was ist neu daran? Was will ich herausfinden? Was erwartet die Leserinnen und Leser?). Anders formuliert: Hier ist der Ort, wo du deine Karten so offen wie möglich auf den Tisch legst. An dieser Stelle sagst du nicht nur, was du in der vorliegenden Arbeit machst, sondern auch warum du es machst (und im Ideal- fall warum so und nicht anders), wie du es machst und schließlich woher, von wel- chem Standpunkt aus du es machst. Eine weitere Funktion der Einleitung besteht darin, einen kurzen Überblick über die Gesamtarbeit zu geben. Der rote Faden sollte also für die Leser schon nach der Lektüre der Einleitung klar sein: «In Kapitel 1 werde ich aus folgenden Gründen zuerst dies und das behandeln, um dann ausgehend von der Überlegung XY in Ka- pitel 2 das Thema Z zu behandeln …» Die Leser sind in einem solchen Fall schon vorbereitet auf deinen «Textweg», sie wissen, dass sie sich noch bis Kapitel 3 gedul- den müssen, wenn sie etwas zum wichtigen Punkt X lesen wollen. Man kann in der Einleitung auch etwas zur Motivation schreiben, die zum behandelten Thema führte. Es ist aber darauf zu achten, dass diese Ausführungen nicht zu sehr ins Persönliche abgleiten (das Pronomen ich darf jedoch auf jeden Fall gebraucht werden). 5.2 Hauptteil Die Grundfunktion des Hauptteils besteht in der Durchführung deiner Fragestel- lung. Die genaue Art der Durchführung unterscheidet sich freilich von Arbeit zu Arbeit. Das hat damit zu tun, dass die «innere Logik» deines Hauptteils, die Struktur seines Aufbaus, sich wesentlich aus deiner Fragestellung ergibt. Eine Möglichkeit besteht darin, in einem ersten Schritt den theoretischen Rahmen, in dem du dich bewegst, darzulegen – zum Beispiel indem du eine Theorie oder ein Konzept vor- stellst oder auch mehrere theoretische Ansätze (kritisch) miteinander vergleichst, verbindest oder einander gegenüberstellst. In einem zweiten Schritt können – meist in komplexeren Arbeiten, auf der Stufe einer Seminararbeit – eigene theoretische Ansätze und Überlegungen dargestellt werden. Der dritte Schritt könnte schließlich darin bestehen, deine theoretischen Erkenntnisse anhand konkreter Filmbeispiele zu illustrieren. Für den Leser ist dabei oft hilfreich, wenn man an den Beginn jedes Hauptkapitels einen kurzen Überblick über die folgenden Überlegungen stellt: «Im Folgenden werde ich zuerst auf X zu sprechen kommen, danach werde ich in Kapitel 2.1 Y prä- sentieren, um schließlich in 2.2 diesen Ansatz auf meine Fragestellung Z hin zu mo- difizieren.» Als Faustregel gilt: Nie zwei Kapitelüberschriften unmittelbar (d.h. ohne Text dazwischen) aufeinander folgen lassen. Zudem sollte nie nur ein Unterkapitel in einem Kapitel vorkommen (1., 1.1, 2. etc.). Seite 8 Universität Zürich, Seminar für Filmwissenschaft, 1.1.2019 Leitfaden zum Verfassen von schriftlichen Arbeiten Ebenfalls wichtig ist, strukturiert zu argumentieren, also Sachverhalte zu diskutie- ren und das Für und Wider im Hinblick auf eine Behauptung aufzuzeigen. Dabei kann man sich an die folgende Abfolge innerhalb der Unterkapitel halten: These > Argument > Beispiel > Überleitung zum nächsten Kapitel. 5.3 Schluss: Zusammenfassung, Fazit, Ausblick Der Schlussteil deiner Arbeit hat die Funktion einer Diskussion dessen, was du bis zu diesem Punkt des Textes geschrieben hast. Dies geschieht in der Regel durch drei Komponenten. Es geht einerseits um einen zusammenfassenden Rückblick auf den gegangenen «Textweg»: Deine wesentlichen Ergebnisse sollten nochmals kurz dar- gestellt und in Beziehung zur Fragestellung gesetzt werden (Fazit). Andererseits geht es um einen Ausblick: Was könnte in einer weiteren Arbeit zusätzlich unter- sucht werden? Wie könnte deine Fragestellung in einen größeren Zusammenhang eingebettet und mit benachbarten Fragestellungen verknüpft werden etc. Schließlich ist ein vierter Punkt im Sinn eines selbstkritischen Kommentars denkbar: Welche Fragen hast du in deiner Arbeit aus welchen Gründen nicht beantworten können? 5.4 Bild- und Tonbeschreibungen Falls du keine reine Literaturarbeit schreibst, sondern mit Filmmaterial arbeitest – was die Regel sein wird –, wirst du nicht darum herum kommen, diese filmischen Bilder auch zu beschreiben. Bildbeschreibungen sind jedoch eine tückische Textsor- te, da es ja letztlich darum geht, visuell und auditiv vorhandene Gegebenheiten (die Bilder und Töne) in ein anderes Medium (die Sprache) zu «übersetzen». Folgendes kommt erschwerend hinzu: Wir haben es mit filmischen, also bewegten Bildern zu tun, die sich von Sekunde zu Sekunde (und oft fundamental) verändern. Diese raum-zeitliche Dimension der Bewegtheit filmischer Bilder solltest du immer mit- denken – auch wenn du zu Gunsten der Genauigkeit deiner Bildbeschreibungen nicht darum herum kommen wirst, mit dem DVD-Player und seinen Möglichkeit des Standbildes zu arbeiten. Die grundsätzliche Gefahr bei Bildbeschreibungen besteht darin, dass man sich in der verbalen Beschreibung zu weit von dem entfernt, was das Bild eigentlich her- gibt, dass man zu viel oder Unnötiges oder schlimmstenfalls etwas beschreibt, was so gar nicht im Bild enthalten ist. Dieser Gefahr kannst du entgehen, wenn du so gut wie möglich zwischen den drei Schritten Bildbeschreibung, Bildanalyse und Bildinter- pretation trennst. Die Fähigkeit zu dieser Trennung ist jedoch Übungssache und ge- lingt am Anfang nicht immer. Du wirst außerdem schnell merken, dass diese Tren- nung nicht immer einfach zu vollziehen ist und dass die Grenze zwischen Beschrei- bung, Analyse und Interpretation unangenehm fließend sein kann. Folgende Unter- scheidungskriterien können dir aber als eine Art Faustregel dienen: – Die Beschreibung eines Bildes versucht im Prinzip nichts anderes, als den In- halt eines Bildes sprachlich wiederzugeben, eben zu beschreiben. Eine Bildbe- schreibung geht von der Frage aus: Was sehe ich? Allerdings: Die Beschreibung von Bildern ist nicht zu verwechseln mit der Beschreibung der Handlung, die diese Bilder zeigen: Es geht hier also nicht darum die Handlung eines Films nachzuerzählen oder zusammenzufassen; der Akzent liegt nicht auf dem Erzäh- lerischen (dem Narrativen), sondern ganz deutlich auf dem Visuellen. Seite 9 Universität Zürich, Seminar für Filmwissenschaft, 1.1.2019 Leitfaden zum Verfassen von schriftlichen Arbeiten – Die Analyse eines Bildes versucht dagegen die Art und Weise wiederzugeben, wie das Bild in Bezug auf ganz spezifische Punkte gestaltet ist, also etwa in Be- zug auf Lichtführung, Raumproportionen, Figurenanordnung, Objektanord- nung etc. Eine Bildanalyse geht von der Frage aus: Wie ist das, was ich sehe, gestal- tet, aufgebaut, komponiert? Die Frage, nach welchen Punkten du das Bild analy- sierst, hängt eng mit der Fragestellung zusammen, die du in deiner gesamten Arbeit verfolgst. Mit anderen Worten: Du musst ein Bild also nicht a priori auf alle möglichen Punkte hin analysieren, sondern nur auf diejenigen, die für den Argumentationsverlauf deiner Arbeit sinnvoll sind. – Die Interpretation eines Bildes versucht schließlich, den Bildinhalt zu deuten, ihn im Rahmen deiner Fragestellung zu interpretieren. Eine Bildinterpretation geht von der Frage aus: Wie deute ich das, was ich sehe? Dies kann darin bestehen, das analysierte Bild an mögliche Kontexte zu knüpfen, es mit anderen Stellen aus demselben Film zu vergleichen oder seine ikonografische Dimension auszu- loten, indem du es mit Bildern vergleichst, die aus anderen Filmen stammen. Bildbeschreibung, -analyse und -interpretation sind also keineswegs ein- und das- selbe. Sie erfüllen vielmehr verschiedene Funktionen, die nicht austauschbar sind: Eine Interpretation ist kein Ersatz für eine Analyse! Auch kann die Reproduktion von Videostills, Statistiken oder Grafiken nicht die schriftliche Argumentation erset- zen. Natürlich kann mit diesen Mitteln gearbeitet werden, dies aber immer nur in einem die schriftliche Argumentation verdeutlichenden Sinn. Grundsätzlich hängt es von deiner Fragestellung ab und von der Funktion innerhalb deiner Argumenta- tionslinie, wann welche Art der sprachlichen Bildumsetzung (ob Beschreibung, ob Analyse, ob Interpretation) sinnvoll ist. Für die Beschreibung des Tons gilt analog dieselbe Trennung zwischen Tonbeschreibung, -analyse und -interpretation. 6 Formale Aspekte Die folgenden Ausführungen müssen nicht nach Komma und Punkt genau einge- halten werden. Achte aber unbedingt darauf, dass du deine Arbeit einheitlich und nach einem klaren, in sich logischen Konzept gestaltest. 6.1 Titelblatt Das Titelblatt ist am Seminar für Filmwissenschaft standardisiert und kann auf der Webseite heruntergeladen werden. (Bemerke: für Pro-, Seminar- und Forschungsar- beiten respektive für Masterarbeiten gibt es je ein separates vorgefertigtes Blatt.) Es sollte grundsätzlich folgende Angaben enthalten: – Titel und Semester der Lehrveranstaltung, in der die Arbeit geschrieben wurde – Titel der Arbeit – Titel der Lehrveranstaltung mit Name der Dozentin/des Dozenten (ggf. des Ti- tels) und Adresse des Seminars für Filmwissenschaft – Name und Matrikelnummer der VerfasserInnen – Abgabedatum Das Titelblatt selbst wie auch das Inhaltsverzeichnis werden nicht in die Seiten- nummerierung aufgenommen. Seite 10 Universität Zürich, Seminar für Filmwissenschaft, 1.1.2019
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