Johann-Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt am Main Fachbereich 09 Seminar für Judaistik Leitfaden Wissenschaftliches Arbeiten in der Judaistik Stand: April 2013. Inhaltsverzeichnis 1 Texte als Studienleistung ....................................................................................... 1 1.1 Textzusammenfassung ...................................................................................... 1 1.2 Essay ................................................................................................................. 1 1.3 Referatsausarbeitung/schriftliches Referat ....................................................... 2 1.4 Hausarbeit ......................................................................................................... 2 2 Referate ................................................................................................................... 2 2.1 Referatstypen .................................................................................................... 3 2.1.1 Textreferat ................................................................................................... 3 2.1.2 Themenreferat ............................................................................................. 4 2.2 Aufbau des Referats .......................................................................................... 4 3 Wissenschaftliche Hausarbeiten ........................................................................... 6 3.1 Die Vorarbeiten ................................................................................................ 7 3.1.1 Die Zeitplanung .......................................................................................... 7 3.1.2 Thema und Fragestellung............................................................................ 7 3.1.3 Gliederung und Literaturauswahl ............................................................... 8 3.1.4 Literaturrecherche und -lektüre .................................................................. 8 3.2 Schreiben der Arbeit ......................................................................................... 9 3.3 Aufbau einer Hausarbeit ................................................................................. 10 3.3.1 Deckblatt ................................................................................................... 10 3.3.2 Kapitelgliederung...................................................................................... 13 3.3.3 Sprache...................................................................................................... 14 3.3.4 Literaturverzeichnis .................................................................................. 15 3.3.5 Formatierung ............................................................................................. 15 3.4 Plagiarismus.................................................................................................... 16 4 Umgang mit Literatur ......................................................................................... 17 4.1 Literatursuche ................................................................................................. 17 4.1.1 Lexika ....................................................................................................... 19 4.1.2 Bibliothekskataloge .................................................................................. 20 4.1.3 RAMBI – The Index of Articles on Jewish Studies ................................. 21 4.1.4 Internetquellen .......................................................................................... 21 4.2 Literatur lesen und verstehen .......................................................................... 21 4.2.1 Zitierfähige Literatur................................................................................. 21 4.2.2 Lesen und Exzerpieren von Literatur........................................................ 23 5 Zitieren von Literatur .......................................................................................... 24 5.1 Literaturverzeichnis ........................................................................................ 24 5.1.1 Primärliteratur ........................................................................................... 25 5.1.2 Sekundärliteratur ....................................................................................... 26 5.2 Zitation............................................................................................................ 28 5.2.1 Fußnoten ................................................................................................... 29 5.2.2 Zitate aus der jüdischen Traditionsliteratur .............................................. 31 6 Wissenschaftliches Arbeiten mit dem PC .......................................................... 33 6.1 Hebräisch auf dem PC .................................................................................... 33 6.2 Textverarbeitung ............................................................................................. 34 6.3 Programme...................................................................................................... 34 6.3.1 Textverarbeitungsprogramme ................................................................... 34 6.3.2 Literaturverwaltungsprogramme .............................................................. 36 6.4 Dateiformate ................................................................................................... 37 7 Anhang .................................................................................................................. 38 7.1 Abkürzungen ................................................................................................. 38 7.1.1 Beispiele für allgemeine Abkürzungen ..................................................... 38 7.1.2 Abkürzungen hebräische Bibel (»Altes Testament«) ............................... 39 7.1.3 Abkürzungen rabbinische Literatur .......................................................... 40 7.1.4 Abkürzungen Mishna-, Tosefta-, Talmudtraktate..................................... 41 2 7.2 Umschrift des Hebräischen .......................................................................... 42 7.3 Exemplarisches Literaturverzeichnis ......................................................... 43 3 Wissenschaftliches Arbeiten in der Judaistik 1 Texte als Studienleistung Im Laufe des Studiums wird ein großer Teil der Studienleistung in Form von Texten erbracht. Um den jeweiligen Anforderungen gerecht zu werden, muss man sowohl die Anforderungen als auch die unterschiedlichen Textgattungen kennen. Die schriftlichen Texte unterscheiden sich nicht nur in der Länge, sondern auch in Aufbau und Zielsetzung. Deshalb soll hier ein kurzer Überblick über verschiedene Texttypen gegeben werden, mit denen Sie im Laufe Ihres Judaistikstudiums konfrontiert werden könnten. Diese Auflistung und Beschreibung dient als Überblick und Ergänzung für die Absprache mit den jeweiligen Dozenten. 1.1 Textzusammenfassung Die Textzusammenfassung oder das Exzerpt stellen keine eigene wissenschaftliche Leistung dar. Das Ziel einer Textzusammenfassung ist es, die zentralen Aussagen kurz und prägnant wiederzugeben. Es sollen also die Argumentationslinien des Textes aufgezeigt und gegebenenfalls argumentative Schwächen herausgearbeitet werden. Für eine Textzusammenfassung ist es dennoch notwendig – wie für alle folgenden Texttypen auch – nicht bekannte relevante Fakten (wie z.B. bestimmte historische Ereignisse oder Schriften) sowie Fremdwörter, die im Text erwähnt werden, nachzuschlagen. 1.2 Essay Unter einem Essay versteht man die Auseinandersetzung mit einem gegebenen Thema, wobei dies in der Regel weniger formal und im Aufbau weniger streng als eine Hausarbeit ist. Im Gegensatz zur Hausarbeit ist hier meist sowohl eine explizite Gliederung als auch eine umfassende Wiedergabe des Forschungsstandes nicht notwendig. Charakteristisch für einen Essay ist die argumentative Auseinandersetzung mit einem Thema oder einer These. Der Essay soll die Anwendung argumentativer Strategien und die Darstellung eines eigenen Standpunkts schulen. Das bedeutet, er soll auf eine inhaltliche Position hinführen, die der Verfasser vertritt und deren Begründung sich aus dem Essay ergibt. Es geht also auch darum, dass der Verfasser sich im Entwickeln und Organisieren eigener Ideen sowie der Auseinandersetzung mit anderen Standpunkten übt. 1 1.3 Referatsausarbeitung/schriftliches Referat Eine Referatsausarbeitung unterliegt denselben formalen Anforderungen wie eine Hausarbeit (s. dazu 3.3 „Aufbau einer Hausarbeit“), ist aber im Regelfall kürzer: im BA-Studium ca. 18.000 Zeichen/im MA-Studium ca. 16 Seiten. In jedem Fall werden Ergänzungen für Einleitung und Zusammenfassung zum mündlichen Referat nötig sein. Auch Anmerkungen, Ergänzungen und Kritikpunkte, die im Rahmen des Referats im Unterricht zur Sprache gekommen sind, sollten eingearbeitet werden. Bereits bei der Vorbereitung des mündlichen Referats ist es zudem empfehlenswert, sich die genauen Fundstellen von wichtigen Gedanken und Thesen zu notieren, so dass für das schriftliche Referat die entsprechenden Verweise, Belege und Zitate leicht zu finden sind. Weitere Informationen zum mündlichen Teil des Referats finden Sie im Abschnitt 2 „Referate“. 1.4 Hausarbeit Die Hausarbeit ist – außer der Bachelor- bzw. Master- oder Magisterarbeit – die längste Form einer schriftlichen Ausarbeitung. Sie soll im BA-Studium ca. 24.000 Zeichen umfassen; im MA-Studium sollte eine Hausarbeit etwa 24 Seiten lang sein. Sie ist eine eigene wissenschaftliche Leistung und dies spiegelt sich auch in den Anforderungen wider. In der Hausarbeit wird ein eigenständig gewähltes Thema bearbeitet. Dies umfasst die Literaturrecherche und die Darstellung des Forschungsstandes ebenso wie die Erstellung einer Gliederung und einer Fragestellung. Themenwahl und Literaturrecherche sollten dabei immer in Absprache mit dem Dozenten geschehen. (Zur Literaturrecherche s. auch 4.1 „Literatursuche4.1“). Nicht nur inhaltlich, sondern auch formal muss die Hausarbeit bestimmten Anforderungen genügen. Diese finden Sie im Abschnitt 3 „Wissenschaftliche Hausarbeiten“. 2 Referate Auch Vorträge sind – neben der schriftlichen Ausarbeitung – ein wichtiger Bestandteil für die Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte. Referate sind eine häufige Form der Studienleistung. Dabei kann sich die genaue Ausrichtung des Referats, je nach Konzeption der Veranstaltung, unterscheiden. Damit ein 2 Referat seine Funktion erfüllt, muss man einige wichtige Punkte beachten. Sprechen Sie deshalb frühzeitig das Thema und seine Schwerpunkte, Literatur, Referatslänge und Präsentation mit dem Dozenten ab. Im Regelfall sollte zudem zu einem Referat ein Handout oder Thesenpapier erstellt werden. Bedenken Sie bitte vorher, welche technischen Voraussetzungen Sie für Ihre Präsentation benötigen. Gibt es einen Beamer oder einen Overhead-Projektor? Brauchen Sie einen Laptop? Existiert ein Internetzugang (falls notwendig)? Sind die technischen Geräte bereits im Raum vorhanden oder müssen die Geräte zum Referat mitgebracht werden? Beachten Sie bei der Vorbereitung Ihres Referats auch die Zeitvorgaben des Dozenten zur Referatslänge. Tragen Sie dafür Ihr Referat zumindest einmal laut vor – wenn möglich auch einer anderen Person. Dabei können Sie einerseits die Präsentation üben und andererseits die Länge des Referats realistisch einschätzen. Im Bachelor- und Masterstudiengang sollte ein Referat für eine Modulprüfung 45 Minuten dauern. 2.1 Referatstypen 2.1.1 Textreferat Ziel eines Textreferats ist die Vorstellung eines Textes, der entweder von allen Kommilitonen gelesen worden ist oder als Ergänzung zum Sitzungsthema dient. Grundsätzlich sollte ein Textreferat für alle verständlich und nachvollziehbar sein. Zunächst sollten der Autor/die Autoren kurz vorgestellt werden, wobei dies in den Kontext des Referats eingeordnet werden sollte. Sinnvoll ist in jedem Fall die Nennung biographischer Daten, Forschungsschwerpunkte und – häufig auch – eine historische Einbettung. Falls der Text Teil eines größeren Werkes ist, sollte auch dieses kurz vorgestellt werden. Es sollen die Kernaussagen und damit die Argumentationslinie des Autors herausgearbeitet und in eigenen Worten dargestellt werden. Ein Textreferat ist keine einfache Nacherzählung, sondern zugleich eine Einordnung des Textes in das Thema des Seminars und in den Kontext der bereits bekannten Texte. Bei einem Textreferat dient im Regelfall nur der ausgewählte Text als Grundlage, aber Fremdwörter oder unbekannte Begriffe sowie als bekannt vorausgesetzte Ereignisse, Zusammenhänge usw., die für das Textverständnis nötig sind, müssen natürlich auch in diesem Fall nachgeschaut und eventuell im Seminar erläutert werden. 3 2.1.2 Themenreferat Ziel eines Themenreferats ist es, einen kurzen Einstieg in ein bestimmtes Thema zu geben. Grundlage dafür sind im Regelfall mehrere Texte, da nicht nur eine Position, sondern ein Überblick über ein Thema gegeben werden soll. Die Vorbereitungen eines Themenreferats umfasst daher auch eigene Recherche im Vorfeld des Referats. Bei einem Themenreferat sollte unbedingt mit dem Dozenten geklärt werden, was dieser vom Referat erwartet. Natürlich müssen auch hier Fremdwörter, unbekannte Begriffe, Zusammenhänge und für das Thema wichtige Ereignisse vom Referenten nachgeschaut und eventuell dem Seminar vorgestellt oder erklärt werden. 2.2 Aufbau des Referats Ein mündliches Referat soll den übrigen Seminarteilnehmern die Ergebnisse der eigenen Arbeit vermitteln. Es trainiert also die Fähigkeit, komplizierte Sachverhalte für andere verständlich in wissenschaftlichen Vorträgen darzustellen. Häufig dient das Referat zudem als Vorarbeit für ein zu erstellendes schriftliches Referat oder eine Hausarbeit. Die in der Diskussion von anderen Studierenden und Dozenten vorgebrachten Anmerkungen können helfen, auf Fehler oder Lücken in der Argumentationsstruktur aufmerksam zu machen oder die eigene Fragestellung zu präzisieren. Je nach Seminarkonzeption kann der Aufbau des Referats unterschiedlich ausfallen. Das Referat sollte sich dabei an den Vorgaben des Dozenten orientieren. Da das Referat aber, wie auch die Hausarbeit, einem wissenschaftlichen Anspruch genügen soll, müssen einige wichtige Punkte auf jeden Fall beachtet werden. - Formulierung einer Fragestellung bzw. der Zielsetzung - Angabe von Quellen mittels eines Literaturverzeichnisses entweder auf dem Handout oder am Ende einer Präsentation - kritischer Umgang mit den zugrunde gelegten Texten und Begriffen, d. h. aufzuzeigen, dass hier keine eigene Meinung, sondern die eines anderen referiert, eingeordnet und bewertet wird Daneben unterscheidet sich das mündliche Referat jedoch durch seinen einführenden Charakter von den anderen wissenschaftlichen Textgattungen. Daher kann in der Regel auf die Darstellung des Forschungsstandes verzichtet werden. Zentraler ist die verständliche Vermittlung der Kerninhalte. Dabei kann sich das Referat an folgender grober Gliederung 4 orientieren, von der allerdings im konkreten Fall und nach Vorgaben des Dozenten abgewichen werden kann. EINLEITUNG Der Beginn des Referats ist die Möglichkeit, das Interesse der Zuhörer für das Thema zu wecken. Man kann zum Beispiel mit einer Frage an den Kurs, einem Beispiel aus dem Material oder dem Bezug zu allgemein relevanten Debatten beginnen. Zunächst sollte der Titel des Referats genannt werden, dann sollte es vom Referenten in den Zusammenhang des Seminars und der bisherigen Referate eingeordnet werden. Durch die Formulierung von Fragestellungen und Arbeitshypothesen sowie der Darstellung des Referatsziels wird für die Kommilitonen der Sinn und Zweck des Vortrags deutlich. Stellen Sie also nicht nur Ihr Thema, sondern auch Ihr Vorhaben vor. Geben Sie auch einen Überblick über den Aufbau des Referats. Erläutern und begründen Sie gegebenenfalls die aufeinanderfolgenden Schritte. Um dies zu veranschaulichen und zu gewährleisten, dass die Zuhörer folgen können, bietet sich eine schriftliche Darstellung (z.B. ein Thesenblatt, ein Handout, eine Power-Point-Präsentation) an, in der wichtige Fragen, Argumente, eine Gliederung und/oder die argumentative Struktur des Vortrags schlagwortartig zusammengefasst werden können. Wenn Textpassagen im Rahmen des Vortrags analysiert werden, sollten diese entweder dem Seminar allgemein präsentiert oder in Form eines Handouts für alle zugänglich gemacht werden. HAUPTTEIL Hier sollen keine kompletten oder unreflektierten Inhalte wiedergegeben werden, sondern es muss überlegt werden – wie auch bei der Abfassung einer Hausarbeit – was für Fragestellung und Zielsetzung wirklich wichtig ist. Was sind die Zusammenhänge und wie sieht der Argumentationsaufbau in den verwendeten Texten aus? Der Zuhörer sollte immer deutlich vor Augen haben, in welchem Zusammenhang die einzelnen Punkte zur formulierten Fragestellung stehen. Versuchen Sie, komplexe Sachverhalte nachvollziehbar darzustellen, indem Sie diese in eigenen Worten wiedergeben und eventuell an Beispielen veranschaulichen. Sie müssen nicht um jeden Preis alle Ihnen wichtig erscheinenden Themen abhandeln. Behandeln Sie lieber vier Themen gründlich als sieben oberflächlich. Um die Kernpunkte anschaulich 5 darstellen zu können, müssen die Themen vom Referenten in ihrer Tiefe nachvollzogen worden sein. Setzen Sie sich deshalb frühzeitig mit Ihrem Referatsthema auseinander und besuchen Sie bei Bedarf die Sprechstunde des Dozenten, um die genauen Inhalte des Referats abzustimmen. Das erleichtert die Ausarbeitung und bewahrt die Seminarteilnehmer vor einem unzureichenden Referat. Um einen komplizierten Text zu verstehen, benötigen Sie an manchen Stellen sicherlich noch zusätzliche Informationen. Überlegen Sie, welche Erläuterungen auch für das Seminar sinnvoll sind. Stellen Sie allerdings nicht alles vor, was sie gelesen haben, sondern nur das, was Sie zur Vermittlung der Inhalte benötigen. FAZIT Am Ende des Referats ist es im Regelfall sinnvoll, wenn noch einmal die Zusammenhänge zum Seminar herausgestellt werden: Was war die Relevanz? Welche offenen Fragen wurden beantwortet bzw. welche Diskussionspunkte wurden aufgeworfen? Hier kann der Referent auch auf Fragen hinweisen, die für die anschließende Diskussion interessant sein könnten. Diese kann zum Beispiel durch eine provokante Einstiegsthese oder ein strittiges Beispiel initiiert werden. Im Fazit sollte nicht einfach das schon Gesagte wiederholt werden, sondern eine knappe Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse stehen. Stellen Sie den Bezug zur Fragestellung oder These des Referats her und damit den Bezug zu Ihrer Zielsetzung. Dadurch wird deutlich, dass Sie es geschafft haben, Ihr zu Beginn des Vortrags angekündigtes Vorhaben umzusetzen. Geben Sie im Anschluss des Referats auch Raum für Fragen. Sehen Sie jede Antwort auf eine Frage als ein Minireferat, bei dem es wiederum darum geht, knapp und strukturiert die Kernpunkte zusammenzufassen. 3 Wissenschaftliche Hausarbeiten Eine schriftliche Hausarbeit dient in der Regel dem Erwerb eines Seminar- bzw. Proseminarscheins. Es ist die selbständige Bearbeitung und angemessene Dokumentation einer fachspezifischen Aufgabenstellung, die sich auch auf ein zuvor gehaltenes Referat beziehen kann. Wenn Sie dieses gründlich vorbereiten, haben Sie bereits einige der 6
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