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Leidensweg deutscher Frauen 1944-1949 : Gedichte, Dokumente, Berichte PDF

160 Pages·1996·4.697 MB·German
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Preview Leidensweg deutscher Frauen 1944-1949 : Gedichte, Dokumente, Berichte

Gert O. E. Sattler Leidensweg deutscher Frauen 1944-1949 Gedichte - Dokumente - Berichte ARNDT Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Sattler, Gert O. E.: Leidensweg deutscher Frauen 1944-1949: Gedichte - Dokumente - Berichte. - Kiel Arndt, 1996 ISBN 3-88741-180-3 ISBN 3-88741-180-3 © 1996 ARNDT-Verlag. Alle Rechte vorbehalten ARNDT-Verlag D-24035 Kiel, Postfach 3603 Gedruckt in Deutschland "Um glaubwürdig zu sein, muß man auch bereit sein, alle Verbrechen zu verurteilen, auch dann, wenn die Opfer Deutsche waren oder sind. Für mich als Este ist es kaum nachzuvollziehen, warum die Deutschen ihre eigene Geschichte so tabuisieren, daß es enorm schwierig ist, über das Unrecht gegen die Deutschen zu publizieren oder zu diskutieren, ohne dabei schief angesehen zu werden. Aber nicht von den Esten oder Finnen, sondern von den Deutschen selbst." Lennart Meri, estnischer Staatspräsident Vorwort Wenn es wahr ist, daß deutsche Frauen an Leiterwagen, Scheu- nentoren und in Kirchen gekreuzigt wurden, - wenn es wahr ist, daß man deutsche Frauen hinter Panzer- fahrzeugen aneinandergebunden geschliffen hat, - wenn es wahr ist, daß man deutsche Frauen an einem Bein auf- gehängt und abgeschlachtet hat, - wenn es wahr ist, daß deutsche Frauen mit ihren Kindern geteert und angezündet wurden, - wenn es wahr ist, daß man deutsche Frauen mit ihren Töchtern oft bis über den Tod hinaus vergewaltigt hat, - wenn es wahr ist, daß deutsche Frauen des Nachts vor Splitter- gräben erschossen wurden, - wenn es wahr ist, daß deutsche Frauen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gedemütigt und erniedrigt, gezüchtigt und gemartert wurden, erwürgt, geschändet, ertränkt, verstümmelt, gehenkt und totgetrampelt, dann fragt man sich, warum das Leid dieser Frauen tabuisiert und totgeschwiegen wird? 5 Man kann eine Versöhnung und Verständigung der Völker, ein gedeihliches Miteinander in eine bessere Zukunft nicht mit Tabus und Verdrängungsprozessen erreichen, auch nicht mit Halb- wahrheiten. Mit ganzem Herzen muß man tabula rasa machen: reinen Tisch. Jedes Volk hat das Recht, selbst wenn es Unrecht getan hat, über sein eigenes Leid zu sprechen, besonders wenn Unschuldige be- troffen waren. Jedes andere Volk würde dies auch tun und seiner unschuldigen Opfer gedenken. Bilden Deutsche etwa eine Aus- nahme bis in alle Ewigkeit? Gert O. E. Sattler 6 Trauma Fünfzig Jahre der Vertreibung von zu Haus, vom Heimatort, wo man einst geboren wurde, sind und bleiben Völkermord, werden's auch in Zukunft bleiben: Liebe kann man nicht vertreiben. Fünfzig Jahre der Vertreibung aus dem angestammten Land, wo man einst die Kindheitsbilder und das Glück der Jugend fand, sind ein Trauma, ohne Frage: Jahr für Jahr und alle Tage. Fünfzig Jahre der Vertreibung eines Volks von seinem Grund sind ein hartes Los im Leben; denn es reibt die Seele wund: Alles kann man Menschen rauben, aber nicht den Heimatglauben! 7 Bruns Die Drohung aus der Steppe (1943) 8 Propaganda oder Vision? 9 Tödlicher Bauchschuß "Die deutschen Männer mußten, wenn Russen hereinkamen, schnell aufspringen und strammstehen (Zivilisten, Greise). Weil es einmal nicht schnell genug ging, wurde Herr Winkler erschossen. Auch der alte Herr Münchow, der mit seiner Familie etwas abseits in einem Haus wohnte, wurde später von räubernden Polen derart gestoßen, daß er über die Betten flog und leblos in einer Ecke liegenblieb. Baron von K. wurde von den Russen erschossen, ebenfalls seine alte, achtzigjährige Mutter, als sie im Schloßpark ging ... Am von Russen eingeschleppten Flecktyphus starben ca. 20 Frauen im Dorf ... Als sich ein junges Mädchen dem Raub ihrer einzigen Kuh wi- dersetzen wollte, bekam sie einen tödlichen Bauchschuß. Ende des Jahres 1946 schlug dann unsere Befreiungsstunde. Gut und Ehre hatte man uns bereits abgenommen, jetzt verwies man uns auch noch unserer pommerschen Heimat." Handschriftlicher Bericht der L. F. aus Stettin, ohne Datum, 2,5 Seiten, BArch, Ost-Dok. 2/151, S. 197-199 (Die Verfasserin bittet um Verschweigen ihres Namens), in: Vertreibung, S. 234. 10 Desaster Flucht und Hunger zu erleiden, ist ein schweres Los der Zeit, aber schlimmer ist das Trauma tiefer Heimatlosigkeit. Völkern wurde dieses Schicksal unerbittlich zugedacht; denn man jagte Frau'n und Kinder rücksichtslos in Not und Nacht. Menschen wurden ausgetrieben aus dem angestammten Land, viele hat der Haß ermordet, ihre Zahl ist unbekannt. Doch kein Denkmal, keine Tafel zeigt die Opfernamen an: Kriege sind der Tod der Erde, sind der Menschheit Fluch und Bann. 11

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