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Kind und Wohnen: Vom Wohnungsgrundriß bis zur Hausordnung: Erfahrungen aus der Praxis PDF

178 Pages·1994·4.092 MB·German
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Kind und Wohnen Kind und Wohnen Yom WohnungsgrundriB bis zur Hausordnung: Erfahrungen aus der Praxis 1m Auftrag des Deutschen Kinderschutzbundes herausgegeben von Christa Burghardt und Peter Kilmer + Leske Budrich, Opladen 1994 ISBN 978-3-8100-1331-6 ISBN 978-3-322-97307-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-97307-8 © 1994 by Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fiir VervieWiltigungen, Ubersetzungen, Mi kroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Leske + Budrich Inhalt Vorwort ...................................................................................................... 7 I. Wohnungspolitik - Kinder als verges sene Zielgruppe Peter Kilmer Wohnungsnot und Verdrangungsprozesse- Facetten einer inszenierten Armutsentwicklung in Deutschland ................. 11 Helmut SchUch Kinder im Abseits - Wohnungsnot im Wohlstand ..................................... 21 Christian Rilsch WohneigentumsfOrderung an den Familien vorbei? ................................... 27 Bernhard Meyer Leben in der Stadt - Die letzten Flachen fur die Kinder ............................ 35 Antje Flade Verkehrssicherheit von Kindem ............................................................... .45 Antje Flade Wohnen fUr Alleinerziehende ................................................................... .47 Peter Wiewiorka Wohnen mit Kindem in Notunterkunften ................................................... 53 II. Die gebaute UmweIt - Hans und Nahraum Peter Kilmer Kinder - Wohnen - Umfeld ..................................................................... 57 6 Inhalt Joachim Brech Die W ohnung und das Haus ...................................................................... 71 Monika Kuschel Bauliches, Griines und Au Beres Gestaltung von Haus und Umfeld .............................................................. 87 Christa Burghardt Spielen in der Wohnumwelt .................................................................... 101 Christa Burghardt Das Problem der Hausordnungen ............................................................. 115 Christa Burghardt/Antje Flade Das Treppenhaus als Chance fUr Kinder und Nachbarschaft .................... 123 Ill. Die gebaute Umwelt - Kinderzimmer und Wohnung Monika Kuschel Wandelbarkeit von Wohnung und Wohngebauden .................................. 133 Antje Flade Das Kinderzimmer - ein Zimmer im Wandel .......................................... 137 Christa Burghardt Praktische Hinweise zur bediirfnisgerechten Gestaltung von Kinderzimmern ................................................................................. 147 IV. Projekte fUr Kinder mit Kindem Brigitte Pyka NRW Ideenwettbewerb: "Bau-und Wohnhits von Kids" ......................... 171 DetlefHaak Spielwald fiir Kinder ............................................................................... 181 V.Anhang Literatur ................................................................................................. 189 Literatur "Spielzeugbroschiiren" ............................................................. 193 Adressenliste "Kinderfreundliches Wohnen" ........................................... 194 Vorwort UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, hat in seinem im Friihjahr vorgelegten Bericht "Fortschritt der Nationen 1994" gefordert, daB sowohl in Entwieklungs- wie in Industrielandem kiinftig nieht mehr die wirtschaftliche oder militarische Starke, sondem das Wohlergehen der Kin der zum MaBstab der Entwicklung gemacht wird. Dadurch will man zu Be wertungszahlen der Zukunftssieherung auch in industrialisierten Gesell schaften gelangen. Nach dies em Bewertungsvorschlag des UNICEF-Be richts muB man zu der Feststellung gelangen, daB die Bundesrepublik Deutschland mit ihren Leistungen fUr Kinder und Familien am untersten Ende der Rangskala aller westlichen Industrielander liegt. UNICEF stellt fest, daB das Wohlergehen von Kindem nieht vom Reiehtum und dem Know-how abhangt, "sondem vom politis chen Willen zum Aufbau einer kinderfreundlichen Welt." In der Bundesrepublik werden die Leistungen der Familie notfalls mit er heblichem moralischen und gesellschaftlichen Druck eingefordert. Es gibt zwar eine Stiftung fUr das ungeborene Leben, aber die materielle Grundsi cherung fUr die erste Zeit der Kindererziehung ist ungeniigend, genauso wie eine leistungsgerechte Anrechnung von Rentenausfallzeiten fUr Eltem, die sich der Kinderbetreuung und Familienversorgungsarbeit widmen, fehlt. Aber es fehlt auch an einer bedarfs- und bediirfnisgerechten Versorgung mit Wohnraum fUr Familien. Wohnraum fUr Eltem und Kinder ist nieht nur in quantitativer, sondem auch in qualitativer Sieht unzureiehend. So ist es nur konsequent, daB sieh der Deutsche Kinderschutzbund seit seinem Bestehen fUr eine ausreiehende Versorgung der Familien mit Wohnraum einsetzt. Bereits 1954, damals unter den Auswirkungen kriegsbedingter Wohn raumzerstOrungen, ist das Thema Wohnungsnot ein zentraler Schwerpunkt der Kinderschutzarbeit gewesen. Aus den spaten 50er Jahren sind uns dra matische Beriehte der Vorsitzenden des Hamburger Kinderschutzbundes, Elisabeth Flitner, iiberliefert, in denen sie der Hamburger Biirgerschaft und dem Senat der Hansestadt Hamburg die katastrophalen Zustande in Uber gangswohnheimen und Notunterkiinften schilderte. Mitte der 70er Jahre, nunmehr nach einer Zeit wirtschaftlicher Prosperitat in der Bundesrepublik 8 Vorwort Deutschland ist das Problem einer qualitativ und quantitativ unzumutbaren Wohnungsversorgung flir Eltern und Kinder immer noch bittere Realitat. In dieser Zeit gewinnt allerdings die Auseinandersetzung mit der Qualitat des Wohnraums einen neuen Stellenwert. Es wird erstmals seit den Bauhaus ideen und dem reformierten Funktionalismus der 20er Jahre wieder nach Funktionalitat mit humanen WertmaBstaben im Wohnungsbau gefragt. Der MehrgeschoBbau, die Spielraumplanung und die Bemessung der Raumgro Ben gerat in die Kritik. Aus dieser Zeit datieren wohnbaupolitische Forde rungen des Deutschen Kinderschutzbundes, die neben diesen qualitativen Aspekten die immer noch existierende W ohnraumnot thematisierte. 1991 verabschiedete der Bundesvorstand des Deutschen Kinderschutz bundes erneut eine Erklarung "DKSB-Standpunkte zur Wohnungsbaupoli tik", die sich im Vergleich zu den Analysen und Situationsbeschreibungen frtiherer Jahr kaum von diesen unterscheidet. Der familien- und kinderpolitische Skandal wird nicht nur durch die Pro blematik der aktuellen W ohnungsnot, sondern auch und vor allem durch die halbherzigen Bemtihungen der letzten vierzig Jahre gekennzeichnet. In der Bundesrepublik gibt es ein Kontinuum des wohnungspolitischen Versagens und ein totales Defizit, in diesem wichtigen Bereich handelnd zu gestalten. Symptomatisch flir die Situation in Deutschland ist auch, daB die Chance einer Grundgesetzanderung, in der das flir andere Staaten selbstverstandli che Grundrecht auf W ohnen verankert wird, verge ben wurde. Viele Fachverbande, Institute, Familienverbande, Siedlungswerke und an dere Institutionen haben in den letzten Jahren in Offentlicher, politi scher und fachlicher Diskussion versucht, auf die Mangel aufmerksam zu machen und haben Losungsansatze vorgeschlagen. Der Kinderschutzbund versteht es als eine seiner Aufgaben, die Diskus sion urn ein bedarfs- und bedtirfnisgerechtes Wohnraumangebot flir Fami lien mit Kindern voranzutreiben. Mit der Vorlage diese Buches versucht er erneut, den Blick flir das Recht auf freie Entwicklung und Entfaltung des Kindes zu offnen, ftir das die Qualitlit des Wohnens eine so eminent wichti ge Bedeutung hat. Dabei haben die Autorinnen und Autoren darauf geach tet, daB ganz unterschiedliche Aspekte beleuchtet werden. Sie haben The men und Probleme so abgehandelt, daB insbesondere Argumentationshilfen flir die an den Fragen der Wohnraumversorgung Interessierten geliefert wer den. SchlieBlich verbindet sich damit auch die Hoffnung, daB eine nicht hinzunehmende Realitat im Interesse der Kinder und ihrer Familien veran dert wird. Peter Kurner Heinz Hilgers I. W ohnungspolitik - Kinder als verges sene Zielgruppe Peter Kilmer W ohnungsnot und Verdrangungsprozesse - Facetten einer inszenierten Armutsentwicklung in Deutschland Kindheit ist in erster Linie als kulturelle und gesellschaftliche Kategorie zu verstehen 1. Aus diesem Grunde bestimmen auch die gesellschaftlichen Rah menbedingungen die Qualitat und Begrifflichkeit von Kindheit. Kindheit und Jugend wird in erheblichen MaBen von Lebensbedingungen einer Ge sellschaft gepragt. Wohnen und "Freiraume" (im doppelten Sinne des Wor tes) nehmen dabei eine herausragende Stellung fUr die Realitat von Kindheit ein. Die Auseinandersetzung mit Wohn- und Lebensbedingungen von Kin dem ist auch immer von der Auseinandersetzung mit Armut und Vemach lassigung rnitbestimmt. Eine Erorterung von Moglichkeiten kindgerechten Wohnens ohne BerUcksichtigung der okonomischen und politischen Wirk lichkeit gewinnt allenfalls akadernisch-theoretische Diskussionsqualitat. An dieser Stelle sei fUr die weiteren AusfUhrungen darauf hingewiesen, daB bei der Verwendung des Begriffes "kindgerecht" in erster Linie selbst verstandlich die anthropologischen und entwicklungspsychologischen Be dUrfnisse von Kindem und Jugendlichen in den Vordergrund der Erorterun gen gestellt werden. Gleichzeitig jedoch muB bedacht werden, wenn heute von "bedUrfnisgerechtem" Wohnungs- oder Stadtebau die Rede ist, daB dann im Regelfall die Bewohner nach verschiedenen sozialen Kategorien eingeteilt werden: alte Menschen, Kinder, Behinderte, Frauen, Auslander, Alleinerziehende, Studenten usw. FUr jede dieser einzelnen Gruppen finden sich entsprechende Programme und Richtlinien, und die Interessen jeder Gruppe werden institutionell reprasentiert: Frauenbeauftragte, Kinder schutzbund, Verband der alleinerziehenden MUtter und Vater, Graue Pan ther u.a. Es mag zutreffen, daB die einzelnen Interessen auf diese Weise po litisch wirkungsvoller druchgesetzt werden konnen, und es trifft gewiB zu, daB es sehr spezifischer fachlicher Untersttitzung fUr jede dieser Gruppen bedarf. Die getrennte Reprasentation der einzelnen sozialen Gruppen laBt allerdings kaum erkennen, wieviele WUnsche und BedUrfnisse der Betrof fenen - einmal nicht isoliert betrachtet - sehr ahnlich sind und sich sogar wechselseitig erganzen. Postman, N.: Das Verschwinden der Kindheit, Frankfurt 1983 12 Peter Kurner Aber schon ziemlich fruh in der kontinuierlichen Entwicklung der nun mehr vorgelegten Arbeit wurde den Autorinnen und Autoren klar, daB sich die Bedurfnisse einzelner Interessengruppen schwerlich scharf gegeneinan der abgrenzen lassen, ja in breiten Feldern der Bedurfnisse sogar deckungs gleich erscheinen. Und genauso wie es in der Gesellschaft nicht die isoJierte Gruppe der Kinder oder anderer Gruppen gibt, sondern diese soziologischen oder demographischen Gruppen in ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht eingebunden sind, genausowenig scheint es sinnvoll zu sein, von einer ge sellschaftlichen Realitat auszugehen, in der die Bedurfnisse einzelner Grup pen ohne Konzession auf die Existenz anderer, genauso gerechtfertigter An spruche zu realisieren waren. DaB die Qualitat von Stadten und Wohnquartieren an der Fahigkeit ihrer Strukturen, unterschiedliche Lebensformen und Bedurfnisse zu integrieren, beurteilt werden kann, wird allgemein nicht bezweifelt. Tatsachlich wird je doch fUr Spezialprogramme zur Forderung einzelner Gruppen gestritten, die dann, statt kommunikative Prozesse zu fOrdern, eher segregierend wirken. Typische Beispiele dafUr sind Altenwohnheime oder Studentenwohnungen. Diese Programme gehen nicht nur von der Trennung der einzelnen sozialen Gruppen aus, sie behandeln auch die Bedurfnisse der einzelnen Menschen auBerordentlich pauschal und ordnen diese entsprechend der Gruppenzuge horigkeit zu, so, als gabe die altengerechte Wohnung oder das ideale Stu dentenzimmer. Das heiBt nicht, daB es nicht zweckmaBig sein kann, einzelne, sehr spezi fische Wohnformen zu entwickeln - wenn die Tendenz zu sozialer Segrega tion in den Stadten und innerhalb der Stadtteile auch beklagt wird -, so kon nen die Probleme sozialer Gruppen doch ein AusmaB annehmen, daB ihnen besondere Aufmerksamkeit zu schenken ist. Auch kann eine zwangsweise Integration unterschiedlicher Interessen auf engem Raum die Konflikte noch vergroBern. Ein vielleicht extrem anmutendes Beispiel mag dies verdeutli chen. In einigen westdeutschen GroBstadten wird man neuerdings mit einer - im weitesten Sinne - Obdachlosigkeit von Kindern und Jugendlichen kon frontiert, deren Wohnprobleme in einem MaBe komplex sind, daB es in der Tat sinnvoll erscheint, ihnen ein besonderes Programm zu widmen. Denn diese, von ihren Eltern gewissermaBen vernachlassigten, verstoBenen oder von zu Hause ausgerissenen Kinder kann man nicht einfach zuruckschicken oder in einem Heim unterbringen. Fordert man fur sie z.B. ein betreutes Kinderwohnhaus, so wird man allerdings sorgfaltig uberlegen mussen, an welchem Standort und in welcher GroBe ein solches Projekt realisiert wer den soil. Weder wird eine Integration dieser Kinder in einer ghettoartigen Situation gelingen, noch ist es ratsam, die Konfrontation mit einer unver standigen Nachbarschaft zu suchen. Daher erscheint es uns nur als konsequent, daB unser Verstandnis von "kindgerecht" nicht Uberlegungen ausschlieBt, die im Zusammenhang mit

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