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KARL MARX. Philosoph der Befreiung oder Theoretiker des Kapitals? Zur Kritik der »Neuen Marx-Lektüre« PDF

316 Pages·2015·1.171 MB·German
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kritik & utopie ist die politische E dition im mandelbaum verlag. Darin finden sich theoretische Entwürfe ebenso wie Reflexionen aktueller sozialer Bewegungen, Originalausgaben und auch Übersetzungen fremdsprachiger Texte, populäre Sachbücher sowie akademische und außer universitäre wissenschaftliche Arbeiten. Nähere Informationen zu Beirat, Neuerscheinungen und Terminen unter www.kritikundutopie.net KARL MARX Philosoph der Befreiung oder Theoretiker des Kapitals? Zur Kritik der »Neuen Marx-Lektüre« herausgegeben von Karl Reitter mandelbaum kritik & utopie Gedruckt mit Unterstützung durch RD Foundation Vienna Research | Development | Human Rights Gemeinnützige Privatstiftung MA 7 – Kulturabteilung der Stadt Wien, Referat Wissenschafts- und Forschungsförderung Verein für sozialwissenschaftliche Forschung, Wien © mandelbaum kritik & utopie, wien 2015 alle Rechte vorbehalten Lektorat: Erhard Waldner Satz & Umschlaggestaltung: Michael Baiculescu Umschlagbild: Faksimile eines Manuskripts von Karl Marx zum Ausgleich der Profitrate Druck: Primerate, Budapest Inhalt Karl Reitter 7 Vorwort John Holloway 19 Das Kapital lesen: der erste Satz Oder Das Kapital beginnt mit dem Reichtum, nicht mit der Ware Christoph Henning 49 „All das ist nicht mysteriös“ Wider die Verrätselung der Marxschen Geldtheorie Georg Klauda 86 Von der Arbeiterbewegung zur Kriti schen Theorie Zur Urgeschichte des Marxismus ohne Klassen Karl Reitter 119 Rubin, Backhaus und in Anschluss Heinrich – Wegbereiter der Neuen Marx-Lektüre Oder: was mit dem Vorwurf des „Naturalismus“ an die Adresse von Marx eigentlich transportiert wird Jürgen Albohn 153 Eine kurze Kritik der Wertkritik Tobias Brugger 179 Die ideologische Lesart der Neuen Marx-Lektüre als Totengräber radikaler Kritik Andreas Exner 203 Zur Relevanz von klassentheoretischen Analysen heute Reflexionen einer wertformkritischen Perspektive Johann-Friedrich Anders 234 Was spricht eigentlich gegen eine Popularisierung der Marxschen Werttheorie? Ein Plädoyer für die Wiederaufnahme der „Popularisierungsdebatte“ Fritz Reheis 251 Marx verstehen lernen Plädoyer für eine didaktische Marx-Lektüre Christoph Lieber 271 „… daß wir auch aus Egoismus Kommunisten sind“ (Engels an Marx 1844) Zur Dialektik der Eigentumsfrage in der „Kritik der politischen Ökonomie“ Roland Atzmüller 289 Qualifizierte Arbeit und die Transformation der kapitalistischen Produktionsweise KARL REITTER Vorwort Über Marx und den Marxismus wird angesichts der anhalten- den Krise wieder offen diskutiert. Dabei werden auch verschiedene Schulformen erneuert. Sind es in Frankreich eher ältere Herren wie Alain Badiou oder Étienne Balibar, die sich in neuem Ruhm son- nen können, gibt es im deutschsprachigen Raum eine eigene, 7 höchst eigenartige – und eher von jüngeren Semestern getragene – Welle. Dafür scheint sich der Begriff der Neuen Marx-Lektüre zu etablieren. Bücher und Aufsätze führen diesen Ausdruck im Titel, auch ein Wikipedia-Eintrag existiert bereits. Sammelbände werden unter diesem Begriff publiziert. Der Anspruch, der mit diesem La- bel verbunden wird, ist kein geringer: Immerhin soll es sich dabei um die avancierteste Marxrezeption auf der Höhe der Zeit handeln, die für jede Beschäftigung mit Marx die Messlatte darstellt. Wer sich also auf diesen Standard nicht verpflichten lässt und „die argu- mentative Überlegenheit“ der „Neuen Marx-Lektüre“ (Backhaus 1997, 131) bezweifelt, darf wenig freundliche Punzierungen erwar- ten: Arbeiterbewegungsmarxismus, Weltanschauungsmarxismus, Traditionalismus, Orthodoxie, Substantialismus, Essentialismus und verkürzte Kapitalismuskritik bekommen wir zu hören. Strategisch bedeutet die Setzung dieses Begriffs für alle jene, die ihn für sich reklamieren, einen bedeutenden Vorteil. Wer die Gepflogenheiten im universitär-akademischen Feld und Darstel- lungen der Ideengeschichte kennt, weiß: Einmal durchgesetzt, si- chert ein derartiges Label allen ProtagonistInnen Bedeutsamkeit und einen fixen Platz im Diskurs. Dieser Band will dagegen Einspruch erheben und zugleich den Weg für eine emanzipatorischere Marxinterpretation ebnen. Es gibt andere „neue“ Marxlektüren, die mit dieser Strömung wenig ge- meinsam haben – und aus unserer Sicht wesentlich produktiver sind. Vorweg ist anzumerken, dass wir es keinesfalls mit einer strin- genten, methodisch einheitlichen Strömung zu tun haben. Schon bei einer ersten Betrachtung erweist sich die Neue Marx-Lektüre als durchaus heterogen. Hans-Georg Backhaus und Helmut Reichelt, zwei wichtige Wegbereiter, stehen in der Tradition Adornos, bei dem sie auch gemeinsam studierten. Hingegen ist der Einfluss von Althusser auf Michael Heinrich nicht zu übersehen. Dass Frieder- 8 Otto Wolf, der sich seit Jahren um die Verbreitung der Philosophie Althussers bemüht, zum Mentor einer jüngeren Generation von Autoren der Neuen Marx-Lektüre avanciert ist, zeigt erneut die me- thodische Distanz zu den Gründervätern Backhaus und Reichelt. Zudem ist auch die sogenannte Wertkritik zu nennen. Tatsächlich zeigt die Wertkritik mit beiden Flügeln der Neuen Marx-Lektüre, also sowohl mit dem Hegelmarxismus von Backhaus und Reichelt als auch mit dem von Althusser inspirierten Zugang, bedeutsame Übereinstimmungen, insbesondere was den Charakter der Herr- schaft im Kapitalismus wie auch die Rolle und Bedeutung des Klas- senverhältnisses betrifft. Ein wesentlicher Unterschied existiert aller- dings: Während die an Robert Kurz orientierte Wertkritik unbeirrt davon ausgeht, dass der Kapitalismus immer weniger lebendige Ar- beitszeit einzusaugen in der Lage sei, weisen die ProtagonistInnen der Neuen Marx-Lektüre diese spezifische Version der Zusammen- bruchstheorie eindeutig zurück. Wie diese Heterogenität einzu- schätzen ist, wäre separat zu diskutieren, Fakt ist sie allemal. Anders hingegen stellt sich die Sachlage bei den Einwänden und Kritiken dar, die aus verschiedenen Perspektiven gegen die Neue Marx-Lektüre, aber auch gegen die mit ihr teilweise seelen- verwandte Wertkritik vorgebracht werden. Im Gegensatz zu übli- chen Gepflogenheiten in Vorworten werde ich nicht versuchen, die elf Beiträge mit knappen Worten zu charakterisieren, zumal die Ti- tel für sich sprechen und die Reichhaltigkeit der Argumentationen bei Paraphrasierungen notwendig verloren geht. Ich werde stattdes- sen die wichtigsten Kritikpunkte im Überblick zusammenfassen und davon ausgehend auf die Beiträge verweisen. Müßig hinzuzu- fügen, dass die genannten Einwände nicht auf alle ProtagonistIn- nen in gleichem Maße zutreffen. Ebenso ist es wohl unnötig, darauf hinzuweisen, dass die nun angeführten Kritikpunkte bloß eine erste Information darstellen, was denn an der Neuen Marx-Lektüre pro- blematisch sei. Die ausführliche Argumentation dazu findet ihr in den Artikeln. Schlussendlich ist darauf hinzuweisen, dass die hier versammelten Positionen ihrerseits nicht nach einem neuen Label 9 trachten und Unterschiede zwischen ihnen bestehen. Von der Verrätselung der Marxschen Theorie zu ihrer schlussendlichen Depotenzierung Innerhalb der Neuen Marx-Lektüre zählt es zum Repertoire, Marx hätte uns ein nur sehr unvollständiges, ja hoch problemati- sches Werk hinterlassen. Die Bandbreite der Urteile reicht vom Befund, Marx habe uns Fragmente mit „enormen Lücken“ hinter- lassen, welche von Engels „zu einem guten Teil überkleistert wurden“1 (Heinrich 2011, 190)2, bis zur These, Marx selbst wäre nicht in der Lage gewesen, seine Werttheorie authentisch auszu- formulieren. Die von Marx geschriebenen Texte seien „als Surro- 1 Leider konnte aus Platzgründen der ausgezeichnete und hoch informative Text von Michael Krätke Das Marx-Engels-Problem: Warum Engels das Marxsche Kapital nicht verfälscht hat nicht aufgenommen werden. Zum Glück ist der Text leicht im Internet zu finden: http://www.das-kapital- lesen.de/wp-content/uploads/2008/04/kraetke_meproblem.pdf 2 Diese von ihm selbst begründete Position hinderte Heinrich jedoch nicht, mehrere Einführungen in das Kapital (Heinrich 2004, 2008) zu verfassen, als ob es sich um ein im Wesentlichen geglücktes Werk mir ein paar klei- nen Schwachstellen handeln würde.

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