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Jugend Ost: Zwischen Hoffnung und Gewalt PDF

239 Pages·1993·7.673 MB·German
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Förster /Friedrich/Müller I Schubarth Jugend Ost PPeetteerr FFoorrsstteerr .. WWaalltteerr FFrriieeddrriicchh HHaarrrryy MMiiiilllleerr .. WWiillffrriieedd SScchhuubbaarrtthh JJuuggeenndd 0088tt:: ZZwwiisscchheenn HHooffffnnuunngg uunndd GGeewwaalltt SSpprriinnggeerr PPaacchhmmeeddiieenn WWiieessbbaaddeenn GGmmbbHH 11999900 IISSBBNN 997788--33--332222--9966001199--11 IISSBBNN 997788--33--332222--9966001188--44 ((eeBBooookk)) DDOOII 1100..11000077//997788--33--332222--9966001188--44 ©© 11999933 SSpprriinnggeerr FFaacchhmmeeddiieenn WWiieessbbaaddeenn UUrrsspprriiiinngglliicchh eerrsscchhiieenneenn bbeeii LLeesskkee ++ BBuuddrriicchh,, OOppllaaddeenn 11999933 DDaass WWeerrkk eeiinnsscchhlliieeBBlliicchh aaHHeerr sseeiinneerr TTeeiillee iisstt uurrhheebbeerrrreecchhttlliicchh ggeesscchhiiiittzztt.. 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Solche dreifach gestrickten "Informatio nen" werden bevorzugt, um die eigenen gesellschaftlichen Ziele "wissen schaftlich" zu untermauem und damit in der Öffentlichkeit wirkungsvoller vertreten zu können. Es macht dabei wenig, daß diese simplifizierten Informa tionshäppchen aus dem Zusammenhang gerissen werden müssen, jede not wendige Differenzierung verloren geht und Jugend in einem Zerrspiegel der Öffentlichkeit präsentiert wird. Dieses hohe Maß an öffentlicher Aufmerk samkeit stellt auch eine große Verführung für jeden Forscher dar, der selten ge nug mit seinen Erkenntnissen über den Kreis einer engen Fachöffentlichkeit hinausdringt. Die vorliegende Studie greift Fragen auf, die zur Zeit in der Öffentlichkeit stark, wenn auch überraschend wenig kontrovers diskutiert werden. Verständ lich, daß ihr eine vereinfachende öffentliche Rezeption nicht erspart blieb. Ich z.B. hörte von der Untersuchung zuerst durch den Hinweis eines Journalisten, es sei nun wissenschaftlich erwiesen, daß die Mehrzahl der Jugendlichen aus länderfeindlich sei. Es konnte auch nicht ausbleiben, daß die vorliegende Stu die gegen die Shell Jugendstudie 1992, an der ich mitarbeitete, ausgespielt wurde. DieseShell Jugendstudie legte Wert auf die Feststellung, daß nur kleine Minderheiten der Jugendlichen gewaltbereiten Gruppierungen zuzuordnen sind, einer Aussage, die durch die vorliegende Studie vollständig bestätigt wird. Aber Inhalt und öffentliche Rezeption von Studien müssen nicht unbe dingt etwas miteinander zu tun haben. Der Leser, der sich ein umfassendes Bild von der Jugend machen möchte, ist auf das nicht immer einfache Unterfangen angewiesen, die verschiedenen Ju- 5 gendstudien kritisch miteinander zu vergleichen, es sei denn, er gibt sich mit pauschalen Vereinfilebungen zufrieden. Mühselig kann ein solcher Vergleich aus verschiedenen Gründen sein: - Jugendstudien nehmen nur selten inhaltlich und methodisch auf andere Studien Bezug, ein Vergleich ist schon aus diesen Gründen schwierig. - Eine Interpretation von Daten aus Teilgruppen der Gesellschschaft erfor dert, daß die Daten dieser Teilgruppen mit denen anderer Gruppen vergli chen werden müssen. Im Falle von Jugendstudien kann dies bedeuten: Ver gleich mit historisch früheren Jugendgenerationen, mit Erwachsenen, mit Jugendlichen aus anderen Ländern oder worauf sonst das Erkenntnisinter esse gerichtet ist. Unterbleibt ein solcher empirischer Vergleich, wird als Referenzsystem häufig der eigene Erwartungshorizont gegenüber Jugendli chen (um das häßliche Wort "Vorurteile" zu vermeiden) herangezogen. - Die Ergebnisse von sozialwissenschaftliehen Studien im allgemeinen und von Jugendstudien im besonderen sind in einem hohen Maße von äußeren und inneren methodischen Vorgaben abhängig. Art und Umfung der Stich probe, Bezug zu welcher Grundgesamtheit, Art der Datenerhebung und Güte der eingesetzten Instrumente als äußere Bedingungen, Operationali sierung der Konstrukte und Eignung von verbalem Material als Indikator für Verhalten als innere Bedingungen seien hier nur stellvertretend ge nannt. Diese Schwierigkeiten haben zur Konsequenz, daß eine Übereinstimmung der Ergebnisse verschiedener Jugendstudien kaum erwartet werden kann. Zwei prinzipielle Lösungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung: 1. Durchführung von Jugendstudien mit möglichst ähnlichen theoretischen und methodischen Ansätzen 2. Durchführung von Jugendstudien mit möglichst unterschiedlichen An sätzen Die erste Lösungsmöglichkeit ist mehr theoretischer Natur, die bunte Vielfult und Kreativität von Forschern und Forschungsansätzen sperrt sich erfolgreich gegen eine Standardisierung der Forschung. Die zweite Lösungsmöglichkeit verspricht einen größeren Erfolg, hier kommt es aber darauf an, diejenigen Er gebnisse herauszufinden, die in allen methodischen Ansätzen gleichermaßen vorhanden sind. Solche Erkenntnisse können als gesichert gelten, hängen sie doch offenbar nicht von der Art der gewählten Methoden ab. Auf diesem Hintergrund gewinnt die vorliegende Studie "Jugendliche in Ostdeutschland 1992" ihre besondere Bedeutung. Sie knüpft an verschiedene Jugenduntersuchungen an, vor allem an diejenigen des ehemaligen Zentralin stituts für Jugendforschung in Leipzig, und ist damit in der Lage, auch kurz schrittige Veränderungen im Bewußtsein der ostdeutschen Jugendlichen prä- 6 zise zu beschreiben. Der gewählte methodische Ansatz - in sich schon eine Kombination verschiedener Verfahren-garantiert für die befragten Jugendli chen ein hohes Maß an - subjektiv nachvollziehbarer - Anonymität, so daß die üblichen Bedenken gegenüber Umfragen-nämlich der Einfluß der sozia len Erwünschtheit auf das Antwortverhalten - hier kaum zutreffen. Die vorliegende Studie zeichnet das Bild einer Generation im Umbruch. Die optimistischen Erwartungen und Einstellungen der Wende und der frühen Ver einigungsphase mündeten schockartig in Unsicherheit und Unzufriedenheit, auf deren Hintergrund auch Phänomene wie Ausländerfeindlichkeit und Ge waltbereitschaft auftraten. Die Studie "Jugendliche in Ostdeutschland 1992" beschreibt die Einstellun gen Jugendlicher. Wir sollten uns aber davor hüten, die dort geschilderten Schwierigkeiten und Fehlentwicklungen pauschal "der Jugend" anzulasten und die Gesellschaft der Erwachsenen damit von diesen unangenehmen Er scheinungen zu entlasten. Solche "Stellvertreterdiskussionen" führen wir nur zu gerne, man denke an die unselige Diskussion über die "no future Generation" der frühen Achtziger Jahre. Begreifen wir dagegen Jugend als Frühwarnsystem für kommende gesellschaftliche Entwicklung, wird man die vorliegende Studie gleichermaßen mit Spannung und Besorgnis lesen. Arthur Fischer 7 Inhalt Vorwort (Arthur Fischer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1. Ostdeutsche Jugend in einer veränderten Welt................... 15 1.1. Aufbruch neuer ldentitäten- Suche neuer Gegner .. .. ...... ...... 16 1.2. Zur Lebenssituation in Ostdeutschland . . .. ..... ........ .............. 20 1.3. Reduktion auf das autoritäre DDR-System ...... ....... .. ...... ...... 27 2. Politische Grundpositionen und Einstellungen................... 35 2.1. Politische Positionen im Links-Rechts-Spektrum . ... .. . . ........... 35 2.1.1. Verteilungen im Links-Rechts-Spektrum ..... .. . . .. ... ... . ........... 37 2.1.2. Über Mentalitäten der Linken und Rechten.......................... 44 2.1.3. Jugendliche über ihre politischen Positionen . . .... ... . . ............. 54 2.2. Die Einstellung zu den Parteien-grün, liberal oder republikanisch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 2.3. Deutsche Einheit- pro und kontra................................... 65 2.3.1. Deutschland für immer an der Eibe zu Ende? ....................... 65 2.3.2. Wachsende Hoffnungen auf "Deutschland einig Vaterland" . . .... 69 2.3.3. Licht und Schatten im Meinungsbild 1992 ........................... 72 2.4. Zufriedenheit mit dem politischen System .......... ................. 87 2.5. Schon Bundesbürger und noch DDR-Bürger ........................ 92 2 .6. Haltung gegenüber politischen Gruppierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 3. Rechtsextreme Orientierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 3.1. Nationalistische Orientierungen: Die Deutschen sind die Größten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . 105 3.2. Rassistische Orientierungen: Wir sollten das Deutsche reinhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 3.3. Fremdenfeindliche Einstellungen: Ausländer raus! . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 3.4. Antisemitische Einstellungen: Juden-ein Unglück für Deutschland? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 3.5. Haltung zum Nationalsozialismus: Gute Seiten am Nationalsozialismus? .................................................... 116 9 3.6. Antikommunistische Einstellungen: Rote raus! ...................... 118 3.7. Autoritäre Einstellungen: Rückkehr eines Führers? ................. 119 3.7.1. Allgemeiner Autoritarismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 3.7.2. Autoritarismus im mikrosozialen Bereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 3.8. Biologisierende Denkmuster: Die Gene entscheiden alles . . . . . . . . . 123 3.9. Entwicklung rechtsextremer Orientierungen seit 1990 ............. 124 4. Einstellung zu Ausländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 4.1. Grundeinstellung zu Ausländern ....................................... 130 4.2. Über strukturelle Verflechtungen der Ausländer-Einstellung ..... 134 4.3. Sympathie-Einstellungen zu einzelnen Nationen und Völkerschaften ........................................................... 134 4.4. Warum Ausländer abgelehnt werden .................................. 141 4.5. Multikulturelle oder monokultureile Lebensform in Deutschland? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 4.6. Soziale Kontakte und Distanzbestrebungen gegenüber Ausländern 144 4.7. Über die Entstehung von Einstellungen zu Ausländern ............ 150 4.8 Ausländer-Einstellungen zu DDR-Zeiten ............................. 155 5. Gewaltakzeptanz und Gewaltbereitschaft .......................... 159 5.1. Allgemeine Gewaltakzeptanz ........................................... 160 5.2. Gewaltbereitschaft und Gewaltverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 6. Lebensorientierungen und Lebensbefindlichkeiten .............. 169 6.1. Lebensorientierungen: Wonach strebenjunge Ostdeutsche? ....... 169 6.2. Befindlichkeiten: Wie zufrieden Jugendliche in verschiedenen Bereichen ihrer Lebenssituation sind . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . 176 6.3. Bedrohungsgefühle durch Zeitereignisse ............................. 182 6.4. Über das Selbstwerterleben Jugendlicher ............................ 187 6.5. Psycho-somatische Beschwerden: Worunter Jugendliche leiden .. 191 6.6. Geschlechterstereotype: Was Jugendliche unter "typisch männlich" und "typisch weiblich" verstehen ............. 195 6.7. Aktuell mehr Ängste - langfristig mehr Hoffnung . . . . . . . . . . . . . . . . 198 7. Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . .. . . . . . . . . .. . . . . . . . . . 205 7.1. Angaben zur Population ................................................. 205 7.2. Exkurs: Ostdeutsche Studierende auf der Suche nach neuer politischet Identität . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . .. . . . . .. . . . . 208 Heinz Ulrich: Resignation und Entpolitisierung - die Studieren- den aufdem Rückzug-Rainer Briimer: Karrierismus als Quelle akademischen Rechtsradikalismus? 7.3. Exkurs: Spurensuche-Ergebnisseeiner Intervallstudie zwischen 1987 und 1992 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . 224 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . 241 10 Einleitung Jugendliche in Ostdeutschland - ihr Denken, Fühlen, Verhalten in wichtigen Lebens- und Problembereichen stehen im Mittelpunkt dieses Buches. Infolge des radikalen gesellschaftlichen Umbruchs haben sich die Lebens verhältnisse, die Alltagswelt der jungen (wie der älteren) Menschen grundle gend verändert, was sich in intensiven Wandlungen ihres Bewußtseins, ihrer Mentalität ausdrückt. Vieles befindet sich daher im schnellen Fluß. Viele der früheren Werte und Gewohnheiten sind weggebrochen, viele der ehemaligen emotionalen Behaglichkeiten wie Unbehaglichkeiten sind ver schwunden - Anpassung an neue Lebenslagen, Entwicklung neuer Sicher heiten, Werte, Verhaltensweisen ist gefordert. Wie bewältigen junge Ostdeutsche gegenwärtig diese Aufgaben und Pro bleme am Beginn der Transformationsphase? Wie bewerten sie sich selbst und ihre neue Lebenslage? Wo stehen sie in diesem Übergang? Sind sie geistig schon voll "im Westen" angekommen oder beharren sie, vielleicht sogar in letzter Zeit verstärkt, auf ihrer eigenständigen Entwicklung und besonderen Identität? Welche Einstellungs- und Verhaltensmuster sind typisch in ihrem Alltag? Wie weit sind rechtsextreme Anschauungen, Fremdenfeindlichkeit, Gewaltakzeptanz unter ostdeutschen Jugendlichen verbreitet? Was für politi sche Grundpositionen und Auffassungen werden in welchen Verteilungsstruk turen vertreten? Wir wollen hier auf diese und zahlreiche weitere Fragen keine abstrakten, sondern konkrete, empirisch begründete Antworten geben. Die Forschungsstelle Sozialanalysen Leipzig hat im II. Quartal 1992 eine umfangreiche Jugendstudie zu folgenden Themenbereichen durchgeführt: - politische Einstellungen - rechtsextreme Orientierungen und Gewaltbereitschaft - Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus - Lebensorientierungen - Lebensbefindlichkeiten 11

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