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Jerusalem : Der Kampf um die heilige Stadt PDF

584 Pages·2007·2.732 MB·German
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Bernard Wasserstein JERUSALEM Der Kampf um die heilige Stadt scanned by unknown corrected by Ute77 «Jerusalem», schrieb Herman Melville 1860 nach einem Besuch in der Stadt, «wird von einem Heer von Toten belagert.» Heute steht Jerusalem im Zentrum des Nahost-Konflikts, der sich immer mehr zu einer ernsthaften Bedrohung für den Weltfrieden auswächst. Der britische Historiker Bernard Wasserstein erzählt in seinem grundlegenden, aus den Quellen gearbeiteten Werk, warum die heilige Stadt seit Jahrhunderten keinen Frieden findet. Sein Buch ist eine meisterhafte Einführung in eines der schwierigsten Kapitel der Weltpolitik. ISBN 3 406 48871 4 Originalausgabe: Divided Jerusalem. The Struggle for the Holy City Aus dem Englischen von H. Jochen Bußmann Verlag C. H. Beck, 2002 Mit 12 Karten und 18 Abbildungen Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!! Buch Keine andere Stadt der Welt trägt so schwer an der Last ihrer Geschichte wie Jerusalem. Die heilige Stadt ist für Christen, Juden und Muslime von großer religiöser Bedeutung, und sie liegt im Fadenkreuz der politischen Konflikte zwischen Arabern, Palästinensern und Israelis. Ohne eine Einigung über Jerusalem gibt es keinen Frieden im Nahen Osten. Bernard Wasserstein schildert den dramatischen Kampf um Jerusalem vom 19. Jahrhundert, als dort die europäischen Mächte erstmals auf den Plan traten, bis hin zu den blutigen Ereignissen der letzten Wochen und Monate. Er entwirrt für den Leser das Knäuel der rivalisierenden Kräfte und Interessen in der Stadt, und er erklärt, warum so viele Friedensbemühungen gescheitert sind. Sein Buch besticht durch klare Analysen und eine bemerkenswerte Ausgewogenheit des Urteils, die allen am Konflikt beteiligten Parteien gerecht zu werden versucht. «Ein ausgezeichnetes Buch» (Amos Elon) Autor Bernard Wasserstein, geb. 1948, war von 1996 bis 2000 Präsident des Oxford Centre for Hebrew and Jewish Studies. Seither ist er Professor für Geschichte an der Universität Glasgow. Zu seinen Büchern, die in sieben Sprachen übersetzt wurden, gehören u. a. Britain and the Jews of Europe 1939- 1945, The Secret Lives of Trebitsch Lincoln und Vanishing Diaspora. The Jews in Europe since 1945. Bernard Wasserstein ist Präsident der Jewish Historical Society of England. Für Teddy, Sarah und Miriam Inhalt Vorwort.....................................................................................7 Dank........................................................................................14 Prolog: Die Himmlische Stadt...................................................16 Das Jerusalem der Juden.......................................................17 Das Jerusalem der Christen...................................................23 Das Jerusalem der Muslime...................................................28 1. Die Kriege der Konsuln.........................................................33 Die Heiligen Stätten..............................................................36 Jerusalem unter ägyptischer Herrschaft..................................50 Das protestantische Bistum...................................................55 Kriegswolken über Christi Grab............................................66 2. Alte Stadt, neue Stadt............................................................73 Jenseits der Mauern..............................................................74 Geistiger Imperialismus........................................................81 Das geförderte Jerusalem....................................................101 «Ein Weihnachtsgeschenk für die Briten»............................108 3. Jerusalem unter britischer Mandatsverwaltung......................124 Von der Militärregierung zur Mandatsverwaltung.................125 Christlicher Triumphalismus ...............................................136 Der Aufstieg des Mufti.......................................................149 Auf dem Weg zur Teilung...................................................160 «Ein besserer Kampfplatz»..................................................171 4. Die Teilung........................................................................190 Die Abdankung des Mandatsherrn.......................................192 Die spontane Teilung..........................................................204 Ein militärisch-diplomatisches Täuschungsmanöver.............216 Der Zusammenbruch des Corpus separatum.........................224 Ein König für Jerusalem......................................................234 «Wird der Vatikan Truppen hierher entsenden?»..................241 5. Zweimal Jerusalem.............................................................255 Teile und herrsche..............................................................256 Jerusalem im Abseits..........................................................266 Die Christen im geteilten Jerusalem.....................................274 Neue Konsularkriege..........................................................279 Die Hauptstadt in der Sackgasse..........................................288 6. Die Annexion.....................................................................292 Die Eroberung....................................................................293 Die Vereinigung.................................................................297 Jerusalem unter israelischer Herrschaft................................307 Arabischer Widerstand........................................................313 Die Reaktionen der Weltöffentlichkeit .................................325 7. Auf dem Weg zur palästinensischen Autonomie....................338 Deklaratorische Diplomatie.................................................340 Jerusalem - ein amerikanisches Problem?.............................350 Die Palästinenser und Jerusalem..........................................354 Die Intifada und danach......................................................361 8. Das Schwinden des christlichen Jerusalem............................374 Christen unter jüdischer Herrschaft......................................377 Die «Roten» und die «Weißen»...........................................389 9. Die schleichende Teilung....................................................402 Die Vereinbarung zwischen Beilin und Abu Mäzen..............403 Palästinensische Wahlen.....................................................415 Die Belagerung des «Orient House»....................................420 Camp David und darüber hinaus..........................................431 10. Ärger auf dem Tempelberg................................................443 Ein Palimpsest....................................................................444 Aufruhr an der Klagemauer.................................................448 Der Tempelberg unter israelischer Herrschaft.......................457 Die Schlacht der Muftis ......................................................471 Die Logik des Feilschens....................................................477 Epilog: Die irdische Stadt........................................................480 Puzzlespiel-Lösungen.........................................................481 Clintons Erbe.....................................................................484 Die öffentliche Meinung der Israelis und der Palästinenser....488 Ein Diktat der Demographie?..............................................496 Muss der Himmel warten?...................................................500 Anhang..................................................................................504 Anmerkungen.........................................................................504 Quellenverzeichnis .................................................................563 Abbildungsnachweis...............................................................584 VORWORT «Jerusalem», schrieb Herman Melville 1860 nach einem Besuch in der Stadt, «wird von einem Heer von Toten belagert.» Siebenunddreißigmal soll die Stadt zwischen ihrer Gründung und der Einnahme ihres uralten Herzstücks durch die Israelis im Jahr 1967 belagert worden sein. Als Arthur Koestler während des Kriegs von 1948 dort war, trieb ihn das «internationale Gezanke, Gefeilsche und Vermitteln» zur Verzweiflung. «Keine andere Stadt hat über die Jahrhunderte hin derart stete Wellen des Tötens, Vergewaltigens und unheiligen Elends verursacht wie diese Heilige Stadt», schrieb er damals.1 In grauenerregender Zahl sind Jerusalemer Bürger seit diesen melancholischen Äußerungen Melvilles und Koestlers Gewalttaten zum Opfer gefallen. Besonders die Zeit seit 1967 war eine einzige Abfolge terroristischer Bombenanschläge, Unruhen, Rebellionen und Unterdrückungsmaßnahmen. In der Gewalt schlägt sich der Mangel an einer auf Konsens angelegten Politik nieder. «Die auf ewig vereinigte Hauptstadt» des Staates Israel ist die am tiefsten gespaltene Hauptstadt in der ganzen Welt. Ihre arabischen und jüdischen Einwohner wohnen in unterschiedlichen Bezirken, sprechen unterschiedliche Sprachen, besuchen unterschiedliche Schulen, lesen unterschiedliche Zeitungen, sehen unterschiedliche Fernsehprogramme, feiern unterschiedliche Feiertage, hängen an unterschiedlichen Fußballvereinen - leben kurzum in nahezu jeder Hinsicht unterschiedliche Leben. Siebzig Prozent der Israelis gaben vor ein paar Jahren in einer Meinungsumfrage zu, noch nie eines der arabischen Gebiete Jerusalems außerhalb der Altstadt betreten zu haben. Araber kommen in die jüdischen Viertel nur, um die ihnen innerhalb der israelischen Wirtschaft zugewiesenen Rollen zu erfüllen, als Bauarbeiter, Kellner oder -7- sonstige Arbeiter, obwohl sie nach und nach aus derlei Jobs durch eine Reservearmee nicht-jüdischer Arbeitsimmigranten hinausgedrängt werden: von Russen, Filipinos, Türken, Rumänen, Ghanaern und anderen, die in den Augen ihrer Arbeitgeber ein geringeres Sicherheitsrisiko darstellen. In Jerusalem gibt es zwischen Arabern und Juden noch weniger sozialen Austausch als zwischen Schwarzen und Weißen in Johannesburg. Heiraten über die Trennungslinie hinweg sind rechtlich kompliziert und gesellschaftlich tabu. Vor allem aber leben Araber und Juden mental in verschiedenen Welten, vergiftet von fundamental unterschiedlichen ideologischen Axiomen, infiziert von abgrundtiefem kollektivem Verdacht gegeneinander und beherrscht von einer gegenseitigen Angst, die wiederholt in hasserfüllter Aggression explodiert ist. In ihrer heutigen Form enthält die Jerusalemfrage zwei separate Elemente: die Souveränität über die Stadt und den Status der Heiligen Stätten. Um Ersteres streiten zwei nationale Gruppen, um das andere drei Religionen. Freilich erfasst eine solche zu Analysezwecken vorgenommene Unterscheidung nicht ganz die wirklichen Verhältnisse. Die Fragen der Souveränität und Heiligen Stätten, von Nationalismus und Religion, sind in Jerusalem mehr als irgendwo sonst auf der Welt unentwirrbar ineinander verknotet. Wäre es anders, so hätten sich die Dinge vermutlich längst geklärt und erledigt. Die Auseinandersetzung um die heilige Stadt ist ein Mikrokosmos größerer, globaler Konflikte und birgt selbst wiederum eine, wie es scheint, endlose Reihe von immer kleiner werdenden Zänkereien. Jerusalem liegt am Kreuzungspunkt des historischen Antagonismus zwischen den Ost- und Westkirchen. Innerhalb der orthodoxen Kirche stritten die Griechen gegen die Araber, die Russen gegen die Griechen, die «Roten» gegen die «Weißen». Die Protestanten standen ihnen nicht nach, wenn sie die Katholiken herausforderten, ebenso wenig die Jesuiten in ihrem Kampf gegen die Ansprüche der Franziskaner. In den -8- Worten von Jerusalems erstem Gouverneur unter der britischen Mandatsverwaltung, Sir Ronald Storrs: «Die örtlichen und einheimischen christlichen Gemeinden brauchten - schlimm genug! für ihre brudermörderischen Tumulte keine Provokation von außen.»2 In Jerusalem waren alle drei großen Religionen aufgrund sektiererischer Rivalitäten, die den koptischen Mönch gegen den äthiopischen Priester, den Oberrabbiner der Aschkenasim gegen den der Sepharden, den von Palästinensern berufenen Mufti gegen den jordanischen aufbrachten, in verschiedene Lager gespalten. Und so ging es fast endlos weiter. Das odium theologicum ist selten auch nur den Namen wert, denn die Streitfragen waren oftmals eher materieller als geistiger Natur. Kontroversen über Probleme der Art, wer wie viele Kerzen welchen Weg zur Grabeskirche hinab tragen darf - und zu welcher Stunde und an welchem Tag -, haben jahrhundertelang zu Handgreiflichkeiten zwischen Armeniern, Griechen und Römern geführt. Als wollten sie es den Christen nachtun, haben Juden und Araber während des vergangenen Jahrhunderts bitteren, oftmals mörderischen Streit über Fragen ausgetragen wie die, ob Bänke an der Klagemauer aufgestellt werden können oder ein Tunnel unter dem Tempelberg hindurch getrieben werden darf. In mancher Hinsicht lässt sich die Jerusalem-Frage mit der Rom-Frage vergleichen, die bekanntlich länger als ein halbes Jahrhundert die europäische Diplomatie erregte und von den europäischen Regierungen mit Sorge beäugt wurde. Als das moderne Königreich Italien im Jahre 1861 aus einem Gemisch von Krieg und Diplomatie entstand, blieb Rom unter der weltlichen Herrschaft des Papstes und wurde nicht zum Bestandteil des neuen Nationalstaats; bis zum Vorabend des Zusammenbruchs des Zweiten französischen Kaiserreichs im Jahre 1870 beschützte eine französische Garnison die päpstliche Souveränität. Am 20. September 1870 zogen italienische Soldaten in die Stadt ein, womit das Risorgimento vollendet -9- wurde und seine Krönung erlebte. Danach wurde die Ewige Stadt zur Hauptstadt des Königreichs, dem aber der Papst, der ein Italiener und das kirchliche Oberhaupt nahezu aller Italiener war, die Anerkennung verweigerte. Das hatte zur Folge, dass die nachfolgenden Päpste praktisch wie Gefangene im Vatikan lebten, bis am 11. Februar 1929 der Lateranvertrag abgeschlossen wurde, der erstmals eine Grundlage für die gegenseitige Anerkennung zwischen dem (inzwischen faschistischen) Königreich Italien und dem souveränen Vatikanstaat herstellte. Bei der römischen wie bei der Jerusalem-Frage ging es um Fragen der geistigen und weltlichen Autorität, des umstrittenen Orts der Hauptstadt des neuen Nationalstaats und der Beziehung zwischen einer heiligen Stadt und einem weltweiten Glauben. Die Hassliebe zwischen den führenden Männern des Risorgimento und Roms lässt sich in vieler Hinsicht mit der Mischung aus Abscheu und Stolz vergleichen, die die frühen Zionisten bewegte. Mutatis mutandis hätte Giuseppe Mazzinis Rechtfertigung der Verteidigung der römischen Republik im Jahre 1849 durchaus auch vom israelischen Ministerpräsidenten David Ben Gurion vorgetragen worden sein können, als ein Jahrhundert später die Araber das israelische Jerusalem belagerten: Als Sitz einer mittlerweile erloschenen Glaubensform und nur von außen mittels Heuchlerei und Verfolgung aufrechterhalten... seine Menschen, obschon voll edlen und mannhaften Stolzes, zwangsläufig unwissend..., wurde Rom von manchen mit Abneigung betrachtet, von anderen mit verachtungsvollem Gleichmut. Ein paar Einzelfälle ausgenommen, hatten die Römer dieses Ferment, dieses Verlangen nach Freiheit geteilt, das unablässig die Romagna und die Marken erregt hatte. Es war deshalb äußerst wichtig, Rom wiederzuerlangen; es ein weiteres Mal auf den Gipfel zu stellen, auf dass die Italiener wieder lernen könnten, es als den Tempel ihres gemeinsamen Landes zu -10-

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