Das Buch In Descartes’ Irrtum widerlegte Antonio R. Damasio die Th eo- rie vom Dualismus von Gefühl und Verstand. Nun geht er einen Schritt weiter und entschlüsselt eines der letzten Geheimnisse der Psychologie : das Bewusstsein. Jenseits gängiger Th eorien zeigt er, wie im Gehirn neuronale Signale zu Mustern verarbeitet und wie Vorstellungen gebildet werden, und stellt die entscheidende Frage nach der Entstehung unseres Selbst-Sinns. Damasios Th ese : Die Grundvoraussetzung für die Entwicklung eines Bewusstseins sind Emotionen und Gefühle. So haben alle höher entwickel- ten Organismen ein Kernbewusstsein, das evolutionsgeschicht- lich viel älter ist als bisher angenommen. Das erweiterte Bewusst- sein des Menschen indes setzt Sprache und Erinnerung voraus. Aber Damasio belässt es nicht bei theoretischen Ansätzen oder philosophischen Spekulationen, sondern stützt seine Th esen auf Fallstudien an Menschen, deren Gehirn geschädigt wurde – und überrascht immer wieder mit erstaunlichen Beobachtungen. Ein provokantes Werk, an dem die Fachwelt nicht vorbei kommt, und eine Fundgrube unerwarteter Erkenntnisse für den interessierten Laien. Der Autor Antonio R. Damasio ist Professor für Neurologie und Leiter des Department of Neurology an der University of Iowa. Mit seinen Forschungen zur Neuropsychologie gilt er als international aner- kannte Autorität. Sein Buch Descartes’ Irrtum – ein Standardwerk an den Universitäten und ein großer Publikumserfolg – wurde in siebzehn Sprachen übersetzt. Damasio ist Träger des Beaumont- und des Ipsen-Preises sowie (zusammen mit seiner Frau, der Neu- rologin Hanna Damasio) des Pessoa-Preises. Antonio R. Damasio Ich fühle, also bin ich Die Entschlüsselung des Bewusstseins Aus dem Englischen von Hainer Kober List Taschenbuch Wissenschaft liche Beratung und Fachlektorat : Dr. Ulrich Müller, Klinik für Psychiatrie der Universität Leipzig Der Auszug aus »Die Dry Salvages« in : T. S. Eliot, Gesammelte Gedichte (Frankfurt a. M. 1988) wurde abgedruckt mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp Verlags. »Notes on the Reality of the Self« aus Materialism von Jorie Graham (Copyright © 1995 by Jorie Graham) wurde übersetzt von Hainer Kober mit freundlicher Genehmigung des Verlags Th e Ecco Press. Besuchen Sie uns im Internet : www.list-Taschenbuch.de 2. Aufl age 2002 © 2000 für die deutsche Ausgabe by Econ Ullstein List Verlag GmbH & Co. KG, München / Paul List Verlag © 1999 by Antonio Damasio Titel der amerikanischen Originalausgabe : Th e Feeling of what Happens. Body and Emotion in the Making of Consciousness (Harcourt Brace & Company, New York) Übersetzung : Hainer Kober Umschlagkonzept : HildenDesign, München – Stefan Hilden Umschlaggestaltung : Init GmbH, Bielefeld Titelabbildung : AKG, Berlin Druck und Bindearbeiten : Clausen & Bosse, Leck Printed in Germany ISBN 3–548–60164–2 Pauschale Weitergabe unerwünscht v. 1.12.2005 Für Hanna Den Wasserfall oder Musik, so innig gehört, Daß sie nicht gehört wird, weil man selbst die Musik ist, Solange sie forttönt. Das sind nur Winke und Ahnungen, Winke, denen Ahnungen folgen ; alles Weitere aber Ist Gebet, Ehrerbietung, Selbstzucht, Denken und Tun. Der halb erahnte Wink, die halb verstandene Gabe ist Inkarnation. T. S. ELIOT, aus »Die Dry Salvages« in : Gesammelte Gedichte, Frankfurt : Suhrkamp 1988, S. 317 Die Frage, wer ich sei, trieb mich um. Schließlich war ich überzeugt davon, dass ich das Bild nicht fi nden solle der Person, die ich war : Sekunden verstrichen. Was in mir an die Oberfl äche stieg, geriet wieder außer Sicht. Und doch fühlte ich : Der Augenblick meiner ersten Investitur war der Augenblick, da ich mich selbst vorzustellen begann – der Augenblick, da ich zu leben begann – nach und nach – Sekunde um Sekunde – unaufh altsam – Oh, Geist, was tust du ! – Möchtest du verborgen sein oder sichtbar ? – Und das Gewand – wie es zu dir wird ! – strahlend mit den Augen anderer, weinend – JORIE GRAHAM, »Notes on the Reality of the Self« aus Materialism Inhalt I. TEIL – EINLEITUNG Erstes Kapitel – Ins Licht treten 17 Ins Licht treten 17 Abwesend, ohne fort zu sein 21 Das Problem des Bewusstseins 26 Annäherungen an das Bewusstsein 31 Geist, Verhalten und Gehirn 32 Überlegungen zur neurologischen und neuropsychologischen Evidenz 36 Auf der Suche nach dem Selbst 43 Warum wir Bewusstsein brauchen 49 Anfänge des Bewusstseins 52 Umgang mit Mysterien 54 Versteckspielen 57 II. TEIL – FÜHLEN UND ERKENNEN Zweites Kapitel – Emotion und Gefühl 65 Noch einmal mit Emotion 65 Ein historischer Exkurs 69 Das Gehirn weiß mehr, als das Bewusstsein off enbart 76 Ein Exkurs über die Kunst, das Unkontrollierbare zu kontrollieren 87 Was sind Emotionen ? 89 Die biologische Funktion von Emotionen 93 Wie Emotionen ausgelöst werden 98 Die Mechanismen der Emotion 103 Sei ohne Furcht 107 Wie alles funktioniert 115 Zur Präzisierung der Defi nition von Emotion – ein Exkurs 121 Das Substrat der Repräsentation von Emotionen und Gefühlen 133 Drittes Kapitel – Kernbewusstsein 137 Bewusstseinsforschung 137 Verhaltensmusik und äußere Bewusstseinsmanifestationen 143 Wachsein 148 Aufmerksamkeit und zielgerichtetes Verhalten 150 Untersuchung des Bewusstseins an Personen, bei denen es ausgeschaltet ist 155 Viertes Kapitel – Der halb erahnte Wink 177 Sprache und Bewusstsein 177 Wenn Sie so viel Geld hätten : ein Kommentar zum Problem von Sprache und Bewusstsein 179 Gedächtnis und Bewusstsein 185 Gar nichts kommt in den Sinn 186 Davids Bewusstsein 192 Zusammenfassung einiger Fakten 199 Der halb erahnte Wink 205 III. TEIL EINE BIOLOGIE DES ERKENNENS Fünftes Kapitel – Der Organismus und das Objekt 217 Der Körper hinter dem Selbst 217 Die Notwendigkeit von Stabilität 219 Das innere Milieu als Vorläufer des Selbst 220 Mehr über das innere Milieu 222 Unter dem Mikroskop 223 Organisation des Lebens 227 Warum bringen Körperrepräsentationen so viel Stabilität zum Ausdruck ? 230 Ein Körper, eine Person : die Wurzeln der Singularität des Selbst 231 Die Unveränderlichkeit des Organismus und die Unbe- ständigkeit der Dauer 234 Ursprünge von individueller Perspektive, Besitzanspruch und Urheberschaft 236 Kartierung von Körpersignalen 242 Das neuronale Selbst 249 Gehirnstrukturen, die für die Konstituierung des Proto- Selbst erforderlich sind 252 Gehirnstrukturen, die für die Konstituierung des Proto- Selbst nicht erforderlich sind 257 Das Zu-Erkennende 257 Eine Anmerkung zu Störungen des Zu-Erkennenden 261 Ich muss es sein, weil ich hier bin 262 Sechstes Kapitel Entstehung des Kernbewusstseins 271 Geburt des Bewusstseins 271 Du bist selbst die Musik, solange sie forttönt : das fl üchtige Kernselbst 276 Jenseits des fl üchtigen Kernselbst : das autobiografi sche Selbst 278 Aufb au des Kernbewusstseins 284 Die Notwendigkeit für ein neuronales Muster zweiter Ordnung 285 Wo ist das neuronale Muster zweiter Ordnung ? 288 Die Vorstellungen vom Erkennen 292