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I Anhang Sonderkapitel Michel Baury I PDF

2022·2.9 MB·German
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Preview I Anhang Sonderkapitel Michel Baury I

Teil I – Start in privater Korrespondenz... ...Michel Baury macht kehrt! Die Überschrift ist zunächst ein ‚Verdacht’, den der Verfasser hatte, konnte aber mit Absicht als ‚Ausruf’ formu- liert werden, weil sich der ‚Verdacht’ dann bestätigte. Die ‚Geschichte’ beginnt im Rahmen einer privaten Korres- pondenz des Verfassers im März 2021 mit Michel Baury, dem geschätzten französischen Autor mehrerer Bücher zu Oradour. Die ‚Wende’ Baurys ist Anlaß für den Verfasser, die Angelegenheit in einem ‚nebengeleisigen’, doch nicht ganz unwichtigen Teil seiner gesamten Auseinandersetzungen mit dem Komplex Oradour zu schildern. Der Anlaß ist folgender: Wie mehrfach in dieser Textsammlung geschildert, wird Michel Baury mit den Ergebnis- sen seiner Recherchen zitiert, die Zitate also seinen Büchern entnommen. Insonderheit ging es dabei um das The- ma ‚Sprung der Madame Rouffanche aus dem mittleren Fenster des Chores der Kirche von Oradour-sur-Glane’. Dieser Vorgang wird einerseits von Autoren ohne weiteres als Faktum hingenommen, von anderen Autoren jedoch in Zweifel gezogen. Aus mehrerlei Gründen, vor allem aus einem theoretischen Nach- vollzug dessen heraus, was dazu notwendig, und, den örtlichen Gegebenheiten gemäß, möglich war und gewesen sein müßte. Der Verfasser hat sich auf die Seite der Zweifler geschlagen,1 auch unter Hinweis auf den Autor Michel Baury (*1945, Abb. rechts). Dies ist in Teil IVb der Texte, der sich weit- gehend mit Madame Rouffanche auseinandersetzt, geschehen und wird hier nicht erneut vorgetragen, außer dem Hinweis, daß Michel Baury in seinem Buch2 folgendes dazu geschrieben hatte, was der Verfasser als eine, wenn auch aus zweiter Hand stammende, Tatsache einschätzte und in seine Über- legungen zum Entkommen der Frau aus der Kirche als deren tatsächliches Eingeständnis werten zu dürfen glaubte (Hervorhebungen: EL): „Gemäß zwei gut informierten Zeugen hätte Marguerite Rouffanche in Hinblick auf ihre Aussage gegenüber dem Journalisten Pierre Poitevin gesagt: „Es gibt da durchaus etwas, aber es hat keine große Bedeutung.” Marguerite Rouffanche sei vielmehr aus dem Fenster der Sakristei entkommen, ganz rechts auf dem Bild (sie befand sich übrigens zum Zeitpunkt der Schießereien der Deutschen in der Sakristei), weil der Sprung aus dem mittleren Fenster ein Sprung von ungefähr 4 Metern ist, gefolgt von einem Aufprall auf einen Abhang von 45° bis zur Mauer, die sich an der Straße erhebt, unter Bewachung von deutschen Solda- ten: und 50 Kilo beim Absprung vom Fenster entspricht...einer halben Tonne bei Ankunft auf dem Boden!! Und wenig Be- wuchs, um sich anzuklammern und zu verhindern, auf dem abschüssigen Grund in Richtung der unten verlaufenden Straße zu rollen.” Rechts: Faksimile der Fußnote aus Mi- chel Baurys Buch aus dem Jahre 2018. Soweit die Übersetzung der originalen Fußnote von Michel Baury, welcher der Verfasser das Folgende entnahm: Michel Baury hat von zwei(!) Zeugen gehört, daß Mme. Rouffanche erklärt habe, durch das Ostfenster der Sa- kristei gesprungen zu sein. Zu den Zeugen gibt er keine näheren Hinweise. Baury mag also sowohl über Dritte von dieser Mitteilung der beiden Zeugen erfahren haben, als auch von den beiden direkt. Er schließt weiterhin eigene Überlegungen an, die er sich als studierter Physiker zwangsläufig machen mußte. Sie entsprechen genau dem, was schon andere vor ihm - die ‚Negationisten’ - gegen einen Sprung aus dem mittle- ren Fenster unter den dort herrschenden Bedingungen eingewandt hatten. Seine Anmerkung schreibt Baury zu einer Aufnahme der Außenansicht des Cho- res und der anschließenden Sakristei, die von Mathieu Borie im Jahre 1944 ge- macht wurde. Sie ist Teil seines Tagebuchs und wurde rechts eingefügt. Rechts: Mathieu Bories originale Fotografie des Chores mit Bildunterschrift, die ebenfalls von ihm stammt. Die ‚1’ hinter ‚vitrail’ weist auf die Anmerkung von Michel Baury am Ende der Seite hin, die oben übersetzt und in Kopie des Origi- nals wiedergegeben wurde. Trotz unscharfer Bildqualität läßt sich dennoch etwas erkennen, was wichtig ist und zur Erklärung der Möglichkeit eines Sprunges auch herangezogen wurde, nämlich der deutlich sichtbare Bewuchs unterhalb der Fenster, wobei es sich um Brombeerranken gehandelt haben soll. Damit könnte man bereits den Hinweis von Michel Baury selbst stark abschwä- chen: Es gab doch Bewuchs auf dem Abhang. Es bliebe hingegen das durch die unabänderlichen Fallgesetze 500-Kilo-Gewicht beim Aufprall von Mme. Rouff- anche auf der schrägen Fläche und auf den Brombeerranken... 1 Kein Zweifel allerdings besteht für den Verfasser daran, daß Mme. Rouffanche in der Kirche war und aus ihr irgendwie entkom- men sein muß. 2 Michel Baury ,Oradour-sur-Glane - Le récit d’un survivant’, S.80, Anmerkung 1. Als der Verfasser diese Anmerkung zur Kenntnis genommen und Überlegungen dazu anstellt hatte, wollte sich ihm nicht erschließen, wieso ein Sprung aus dem Ostfenster der Sakristei nicht ebenso problematisch gewesen sein sollte, wie einer aus dem mittleren Chorfenster. Er schrieb dieserhalb den Autor Baury an und legte seine Ein- wände dar. Michel Baury antwortete freundlicherweise am 7. Januar 2019 mit den folgenden erklärenden Zeilen. „Es stimmt, daß ich als Physiker nicht verstand wie Mme. Rouffanche einen Sprung von vier Metern aus dem Fenster ma- chen und auf sehr hartem Boden landen konnte (darunter ist Fels), der zudem eine Neigung von 45° hat, angesichts der deutschen Wachen, die unterhalb entlang der Straße postiert waren, die an der Kirche vorbeilief...!!! Diese Bekundung zweier gut informierter Zeugen, die aber nicht namentlich genannt sein wollen, scheint mir sehr viel mehr den Tatsachen zu entsprechen : Sprung aus dem Fenster der Sakristei (kaum mehr als 2 Meter hoch über dem flachen Boden und geschützt vor den Blicken der deutschen Wachen auf der Straße.) Im übrigen ist meine eigene Überzeugung, daß Mme. Rouffanche, als sie aus dem Presbyterium [=Sakristei] floh, von Mme. Joyeux herbeigerufen wurde, die sich mit ihrem Baby aus dem mittleren Fenster des Hochaltars hinauslehnte, zu dem sie nur mit Hilfe einer kleinen Trittleiter gelangen konnte (der Überlebende Hébrasse [sic!] erinnert sich, diese Trittleiter gesehen zu haben.)...[...] (Hervorhebungen: EL) Der originale Wortlauf dieses Textabschnitts sei hier ebenfalls dokumentiert, wobei auch der hier weniger bedeut- same folgende Text noch bis zu seinem Ende mit angegeben wird. Der übersetzte Teil ist hier fett hervorgehoben: Il est vrai qu'en tant que physicien je ne comprenais pas comment Mme Rouffanche aurait pu faire un saut de quatre mètres depuis le vitrail et atterrir sur un sol très dur (rocher sous-jacent), qui plus est avec une pente de 45 degrés, en vis-à-vis des sentinelles allemandes postées sur la route longeant l'église en contrebas...!!! Cette révélation de 2 témoins bien informés mais qui refusent d'être nommément cités me paraît beaucoup plus correspondre à la réalité des faits : saut depuis le vitrail de la sacristie (guère plus de 2 mètres de haut sur un sol plus plat et à l'abri des sentinelles allemandes sur la route). Pour le reste je pense, c'est mon intime conviction, que Mme Rouffanche s'enfuyant vers le presbytère, a été hélée par Mme Joyeux qui la surplombait avec son bébé depuis le vitrail central du maître-autel auquel elle n'avait pu accéder qu'à l'aide de l'escabeau (le survivant Hébrasse se souvient avoir vu cet escabeau). Mme Joyeux en criant a sûrement alerté les sentinelles qui l'ont mitraillée depuis la route, après qu'elle ait jeté son bébé vers Mme Rouffanche. Une longue coulée de sang est visible sur la photo publiée dans le rapport américain de septembre, puis du grésil a été déposé sur cette coulée de sang. Voilà ce qui paraît plus crédible que la version rapportée d'abord par Pierre Poitevin et reprise alors par Mme Rouffanche elle-même. J'écrirai plus tard un essai plus détaillé sur le sujet...Bien cordialement. MB Mit Dank und einer weiteren Frage beantwortete der Verfasser diesen Brief und schickte ein Foto (s. rechts), auf welchem die ungefähre Höhe des Nordfensters der Sakristei vom Erd- boden eingetragen war. Daraus leitete er ab, daß das Ostfenster mindestens ebenso hoch über dem Boden liegen müsse, also auch dort eine ziemliche Gefahr bei einem Sprung ge- herrscht hätte. Der Verfasser äußerte, daß Mme. Rouffanche möglicherweise weder aus dem einen, noch dem anderen Fenster gesprungen sei, sondern über die Treppe in der Sakristei zum unteren Raum gelangte, dort durch die Tür auf den Kirchplatz und dann gleich nach rechts hin unter den Chorfenstern entlanggelaufen sein könnte, wo sie dann die von ihr an- gegebenen Schußverletzungen erhalten haben müßte. Rechts: Das vom Verfasser geschickte Foto, auf das sich Baurys Kommentar bezieht. Michel Baury antwortete wieder und gab dazu folgende Erklärung: „Schwer zu erklären ohne ein Zeichnung zur Hand zu haben...Das Bild hier unten [das vom Verfasser geschickte Foto] zeigt die Seite des Kirchplatzes auf den der Keller der Sakristei hinausgeht: Tür zum Keller im Erdgeschoß und Fenster der Sakristei, deren Fußboden oberhalb der Tür liegt!!! Dort befanden sich die Deutschen, die in das Innere der Sakristei genau von diesem Fenster aus schossen. Folglich konnte Mme. Rouffanche nicht auf den bewachten Platz hinaustre- ten... An der anderen Seite reicht der Fels bis zur Höhe des Fußbodens der Sakristei, und das Fensters liegt ungefähr 2m über dem Felsen. Siehe beigefügtes Foto. Die Kirche liegt auf einem Felsen, und es gibt daher sogar Hohlräume unter dem Hochaltar und der rechten Kapelle, Hohlräume die zu verschiedentlicher Lagerung dienten...!!! Rechts: Das von Michel Baury zur Verdeut- lichung beigefügte Foto von Chor und Sakri- stei, von der Straße aus gesehen. Auch hier wird der originale Text wieder eingefügt: Compliqué à expliquer sans dessin à l'appui... L'image ci-dessous montre le côté place de l'église sur laquelle sort la cave de la sacristie : porte cave en premier plan et fenêtre de la sacristie dont le plancher est au-dessus de la porte !!! Là se trouvaient les Allemands qui mitraillaient l'intérieur de la sacristie à partir de la fenêtre précisément. Donc Mme Rouffanche ne pouvait sortir sur la place gardée... Sur l'autre face, le rocher arrive à hauteur du plancher de la sacristie et la fenêtre est au-dessus du rocher de 2m environ Cf. photo ci- jointe. L'église est posée sur un rocher et il y a même, de ce fait, des vides sous le maître-autel et la chapelle droite, vides servant à l'entreposage divers et varié...!!! Il faudrait être sur place pour bien comprendre... Damit war diese Korrespondenz zunächst abgeschlossen. Der Verfasser besaß die gewünschten Erläuterungen in plausibler Form von Michel Baury persönlich, dem Physiker und Experten, der mutmaßlich vor Ort gewesen war, und verwendete sie im weiteren im Rahmen seiner eigenen Argumentationen. Es war also offenbar möglich gewe- sen, daß Mme. Rouffanche aus dem Ostfenster der Sakristei entkommen konnte, da dieses niedriger als das Mittel- fenster des Chores lag. Zudem war darunter offenbar ebener Grund. Und dieses Fenster war normal zu öffen, hatte kein Gitter davor und brauchte auch nicht erst durch kaum zu schaffende Kletterkünste erreicht zu werden. Die Frau hatte also nicht ganz die Wahrheit gesagt, aber es war auch keine schlicht falsche Angabe. Ihr Motiv dafür war zwar unbekannt, konnte aber in einem Mißverständnis während ihrer Befragung gesucht werden, das dann nicht mehr angesprochen und korrigiert worden war. Zudem hatte der Verfasser noch aus dem Munde des Exper- ten nebenbei die Versicherung erhalten, daß unter der Kirche etliche Hohlräume lagen, die auch zur Lagerung ir- gend-elcher Dinge benutzt wurden oder worden waren. Dies hatte ja bereits Pierre Poitevin in seinem Buch von 1944 offen ausgesprochen und Herbert Taege zu seiner irrigen Ansichten über Verstecke von Partisanen in der Kir- che verleitet. In dieser Überzeugung schickte der Verfasser ohne besonderen Anlaß Anfang März 2021 ein Foto (s.u.) an Mon- sieur Baury mit der Frage, was sich Mme. Rouffanche, die darauf abgebildet war, wohl in jenem Moment gedacht haben müsse, als sie für einen Fotografen im Innern der Kirche vor dem Hochaltar Aufstellung nahm und mit ihrer rechten Hand auf das Fenster zeigte, aus dem sie ja, eigenen privaten Bekundens und Michel Baurys Mitteilung dieses Bekenntnisses gemäß, gar nicht entkommen war. Überraschend war dann die Antwort. Baury, der das Bild noch nie gesehen hatte, wie er miteilte, bemerkte dazu: „Beachten Sie, daß das Foto nicht lügt. Ich werde gegen Ende des Jahres ein allerletztes Werke zum Thema Oradour veröffentlichen,3 die Summe mehrerer Aufsätze mit einem besonderen Aufsatz über die Flucht von Mme. Rouffan- che. Und jenes „Es gibt da durchaus etwas” bezieht sich meiner Meinung nach allein auf die Wahl des Fensters im Innern der Kirche, die Hypothese des Fen- sters der Sakristei leuchtet nicht ein: es gab überall deutsche Soldaten vor der Kirche. Sie ist sehr wahrscheinlich durch das kleine Fenster links gesprungen (vgl. ihre Aussage vor Kommissar Arnet)! In meinem Aufsatz erkläre ich diese „gelenkte” Auswahl des großen Fensters.” (Hervorhebungen: EL) Der originale Text seiner Mitteilung: Notez bien que la photo ne ment pas. Je dois publier, vers la fin de l'année, un tout dernier ouvrage sur le thème d'Oradour, somme de plusieurs essais avec notamment un essai sur la fuite de Mme Rouffanche. Et le "il y a bien quelque chose" tient uniquement selon moi dans le choix du vitrail de l'intérieur de l'église, l'hypothèse du vitrail de la sacristie ne tenant pas la route : il y avait des soldats allemands partout devant l'église... Elle aurait très probablement sauté par le petit vitrail de gauche (cf. son témoignage devant le commissaire Arnet) ! J'explique pourquoi ce choix "guidé" vers le grand vitrail, dans mon essai. Der Verfasser war perplex, eine komplette Änderung der Auffassung von Michel Baury zu lesen. Wache stehen- de Soldaten als Begründung für eine nicht mögliche Flucht aus dem Nordfenster der Sakristei tauchten schon in seiner früheren Deutung auf. Allerdings waren sie offenbar seinerzeit kein Hinderungsgrund für eine Flucht durch das Ostfenster der Sakristei. Ein Mißverständnis dessen, was Baury 2019 geschrieben hatte, war auszuschließen. Nun 2021 die Drehung und die Favorisierung des linken Fensters des Chores, auf welches Mme. Rouffanche tat- sächlich in einer ihrer Aussagen ausdrücklich hinweist. Bei allen andern Aussagen hingegen spricht sie vom mitt- leren Fenster, oder unspezifisch von einem Fenster. Soldaten standen allerdings auch auf der Straße vor dem Chor. Nicht zuletzt wird ja angegeben, die Frau sei nach ihrem Sprung, am Chor vorbeilaufend, von Kugeln getroffen worden. Solche Schüsse können logischerweise nicht von einem Soldaten abgefeuert worden sein, der auf dem Kirchplatz stand. Auch zu zwei weiteren Hinweisen des Verfassers gab Michel Baury seine Einschätzung: „Das ‚zerknautschte’ Gitter hat, nachdem Mme. Rouffanches dort durchgelangt war, durch die Tatsache des Brandes, der folgte, viele Verzerrungen erfahren. Daher kann aus diesen „Verzerrungen” kein Schluß gezogen werden. Beachten Sie auch, daß Mme. Rouffanche sich wohl gehütet hat, mit dem Kopf zuerst zu springen, wie Sie es vorschlagen: sie hätte den Aufprall 4 Meter tiefer auf den die Kirche umgebenden Felsen an jener Stelle nicht überlebt.” Auch hier der originale Text der Mitteilung: La grille "froissée" a subi bien des froissements après le passage de Mme Rouffanche, du fait de l'incendie qui a suivi. Donc aucune conclusion possible à partir de ce "froissement" ! Notez bien également que Mme Rouffanche s'est bien gardée de sauter la tête en avant comme vous le suggérez : elle n'aurait pas survécu à la réception, 4 mètres plus bas, sur les rochers cernant l'église dans cette partie-là !!! Zunächst zum Sprung aus dem Fenster: Baury hat Recht. Allerdings war aufgrund unklarer französischer Formu- lierung des Verfassers ein Mißverständnis entstanden. Denn nicht ein Sprung mit dem Kopf zuerst war von ihm vorgeschlagen worden, sondern aufgrund der Tatsache, daß das verbogene Gitter vor dem mittleren Fenster kei- 3 Dieses Buch ‚Oradour-sur-Glane - Un crime contre l’humanité’ - ist inzwischen (Anfang 2022!) erschienen und im Besitz des Verfassers. Bedeutsame Teile daraus werden weiter unten vorgestellt und kommentiert. nen aufrechten Sprung zugelassen hätte, könnte die Frau sich nur mit dem Kopf zuerst durch die schmale Öff- nung unten am Gitter hindurchgezwängt haben - eine Möglichkeit, die der Verfasser aber ausschließen wollte. Eine bemerkenswerte Ansicht ist auch Baurys Erklärung für die Verbiegungen, vor allem des mittleren Fenster- gitters. Ein nach Mme. Rouffanches Flucht einsetzender Brand im Innern der Kirche soll das Gitter des mittleren Fensters so verbogen haben, wie es auf den Fotografien zu sehen ist (s.u.). Dies verblüfft doch sehr. Zumal weder das - von außen gesehen - linke Fenstergitter solche Verbiegungen aufweist, noch auch das rechte Fenstergitter, dessen unterer Teil hingegen ca. 45° nach außen und schräg nach oben abgeknickt ist. Von ‚chaotischen’ Ver- biegungen dieses Gitters ist aber nichts zu sehen. Unter der Annahme, die Frau sei aus dem - nun wieder von innen gesehen - linken Fenster hinausgelangt, wäre dort angesicht des unten hochgebogenen Gitterteils ebenfalls kein aufrechter Sprung, sondern nur ein Hindurch- zwängen mit Kopf und Oberkörper voran möglich gewesen, also dieselbe Situation wie beim mittleren Fen- ster vorgelegen hätte. Und weiter: Falls tatsächlich das Feuer im Innern der Grund für alle möglichen Verbie- gungen der Eisengitter gewesen sein sollte, dann wären offensichtlich alle Gitter vor dem Brand, also zum Zeit- punkt des Entkommens der Frau durch irgendeines jener Fenster, nicht beeinträchtigt worden, mithin intakt, folglich ein unüberwindliches Hindernis für einen Sprung der Frau gewesen. Rätselhaft, dies alles! Eine Fotografie der drei Fenster mit den sehr individuell verbogenen Gittern davor illustriert das hier Gesagte... Leider haben dann weitere Teile der Korrespondenz des Verfassers mit Michel Baury massive Zweifel an dessen tatsächlicher ‚Objektivität’, physikalischer ‚Basierung’ und Offenheit für kritische Einwände verstärkt. Dazu schien dem Verfasser ein Mangel an Kenntnis verschiedener Zeugenaussagen vorzuliegen, was aber nur ein subjektiver Eindruck sein mag; denn es könnte sich auch um ein bewußtes Ausblenden handeln. Michel Baury scheint, entgegen des ursprünglichen Eindrucks, den der Verfassers dessen Veröffentlichungen entnahm, doch ein Vertreter einer ‚konservativen’ Sicht auf die Ereignisse zu sein, unter Verzicht auf eine kritische Betrachtung und das Offenlassen von Fragen, die nicht zu beantworten sind. Dies soll hier an einem nebensächlichen und einem hauptsächlichen Beispiel erläutert werden. Der Verfasser fragte Michel Baury, warum in der Kirche von Oradour ein Schemel/eine Tritt- leiter („escabeau”) zum Anzünden von Kerzen genutzt wurde, wenn in anderen alten Kirchen die gängige Methode war und ist, die Kerzen mit einem speziellen Anzünder an einem langen Stab anzuzünden und zu löschen (s. Foto links eines solchen Anzünders in einer alten Kirche in Süd-Tirol). Schemel oder Trittleiter sind angeblich von Mme. Rouffanche benutzt worden, um zum Fenster zu gelangen. Dieser Schemel/die Trittleiter stand, wie es heißt, hinter dem Hochaltar. Begleitet war diese Frage von einer Rekonstruktion des Verfassers, die mittels eines Größenver- gleichs versuchte, die Angabe von Mme. Rouffanche, auf einem Schemel stehend das Fenster er- reicht zu haben, sich dann ‚irgendwie’ dort hochzuziehen und so aus dem Fenster zu entkommen zu sein, theoretisch nachvollziehbar zu machen. Eine Frau von 160cm Körpergröße wurde in die Rekonstruktion, einmal auf dem Boden und einmal auf einem Schemel stehend, eingefügt, und die sich ergebenden Maße eingetragen. Wenn sich diese Testperson auf die Zehenspitzen stellte und die Hände hochstreckte, reichten diese gerade einmal in eine Höhe von zwei Metern. Es erfolgte auch der Hinweis, daß auf den historischen Fotografien keinerlei Möglichkeit zu er- kennen sei, sich dort irgendwo festzuhalten, daß die Wand unter dem Fenstern glatt verputzt war, und vor allem die Fensterbänke völlig glatt und dazu noch eine Schräge von 45° aufwiesen. Diese Rekonstruktion ist auf der folgenden Seite in voller Größe eingefügt: Michel Baurys Antwort auf diese Fragen lautete knapp: „Es ist zu beachten, daß ‚escabeau’ kein Schemel ist, wie Sie es auf ihrem Bild annehmen, sondern eine kleine Leiter mit 4 oder 5 Stufen. So gibt es kein Problem, den unteren Rand des Fensters zu erreichen!!! Und im Limousin auf dem Lande gab es keine Laternenanzünder an einer langen Stange... zu beachten ist auch, daß sich die Leiter hinter dem Hochaltar befand, weil es der Vortag des Fronleichnamsfestes war, das am 11. Juni stattfinden sollte, daher seit dem Vortag die Vorbereitungen zu diesem Fest im Innern der Kirche...” Der originale Text auch hier: A noter qu'un escabeau n'est pas un siège comme vous l'indiquez sur votre image, mais une petite échelle à 4 ou 5 marches. Donc pas de souci pour atteindre la base du vitrail !!! Et dans la campagne limousine, il n'y avait pas d'allumeur de réverbère avec une longue tige... à noter que l'échelle se trouvait derrière le maître-autel car c'était la veille de la Fête-Dieu qui devait avoir lieu le 11 juin, d'où la préparation à cette fête à l'intérieur de l'église, dès la veille... Michel Baury ging also, wie zu lesen ist, leider nicht auf die Fragen nach den faktischen Möglichkeiten eines Hochziehens der Frau auf der glatten und schrägen Fensterbank ein. Offenbar ist er der Meinung, dies habe ‚ir- gendwie’ möglich sein müssen, da Mme. Rouffanche ja durch das Fenster entkam. Seine kategorische Verneinung der Verwendung des einfachen Geräts eines Kerzenanzünders „im Limousin auf dem Lande” ist bemerkenswert. Offenbar hat er ganz genaue Kenntnisse dazu - und vor allem in allen anderen Kirchen nachgeschaut. Mit seinem Hinweis auf eine Trittleiter, die eigentlich mit „escabeau” gemeint gewesen sein soll, hat er mutmaß- lich Recht. Eine Abbildung eines solchen ‚historischen Stücks’ ist rechts zu sehen. Solche Leitern hatten eine Höhe von etwa 80 bis 90cm. Doch bis wohin würde die Person bei zusätzlichen 30 bis 40cm ihre Hände ausstrecken können, und wo würde sie sich dann dort festhalten und hochziehen können? Die Situation hätte sich, was die entscheidende Frage des Haltens, Abstützens und Festklammerns anbelangt, auch durch 50 bis 60cm mehr nicht geändert, falls man die Trittleiter noch bis zur Standleiter vergrößern wollte und damit den Begriff „escabeau” über seine Bedeutung hinaus verstehen wollte. Immerhin hat aber wenigstens Robert Hébras jene Trittleiter einst gesehen, wie Baury schon in seinem Schrei- ben vom Januar 2019 mitteilte. Reste davon wurden aber nicht aufgefunden - oder als Nebensächlichkeiten nicht erwähnt. Die größte Enttäuschung erlebte der Verfasser dann durch Michel Baurys Leseempfehlung hinsichtlich von Lite- ratur, die sich bemüht, die auftauchenden Fragen und Probleme in ‚wissenschaftlicher’ Weise zu behandeln und zu beantworten. Der Verfasser hatte nicht danach gefragt, sondern allgemein darauf verwiesen, daß mancherlei Fragen im Grunde nur durch eine wissenschaftliche, mittels logischer Kriterien und faktischem, bewiesenem Vor- handensein notwendiger Voraussetzungen geklärt werden könnten und müßten. Michel Baury empfahl dann tat- sächlich ein Buch, von dem er ganz offenbar der Meinung ist, es sei - mutmaßlich auch noch in seinen absurde- sten Teilen - einer ‚wissenschaflichen Arbeit’ gleichzustellen, nämlich Pascal Maysounaves „Oradour - Plus près de la vérité” von 1996... Baury schrieb folgendes: „Für einen Bericht zur Kirche empfehle ich Ihnen das Buch von Pascal Maysounave, bei Lucien Souny 1996 erschie- nen: „Oradour, plus près de la vérité”... Dort gibt es alle Antworten auf die Fragen, die Sie sich in Hinblick auf die Kirche stellen, ein Bericht in ‚wissenschaftlicher’ Art, dem ich nichts hinzuzufügen habe. Ich habe mich im übrigen da- mit begnügt, ein für allemal die von den Negationisten vorgetragene Hypothese über im Glockenturm der Kirche gela- gerten Sprengstoff zu beseitigen, und ich habe erfahren, daß Vater Chapelle der Résistance nicht „sehr” freundlich ge- genüberstand... damit ist diese negationistische Hypothese definitiv erledigt. Darüberhinaus haben die Deutschen selbst über den Versuch der Zerstörung der Kirche durch ihre Sprengmeister berichtet. Was für sie übrigens bei ihrer „Straf- expedition” nach Oradour zum Verlust eines einzigen Kampfsoldaten führte, Gnug, der bei der Explosion von Ladun- gen, die er im Glockenturm angebracht hatte, schwer verletzt und sogleich zu ihrem Verbandsplatz nach Limoges ge- bracht wurde, und vielleicht ein anderer leicht Verletzter... somit zwei deutsche Verwundete insgesamt und alles in al- lem: vgl. die Berichte und Aussagen der Angeklagten beim Prozeß in Bordeaux 1953!” (Hervorhebungen: EL) Der originale Text: Pour le dossier de l'église, je vous conseille vivement le livre de Pascal Maysounave, publié aux Editions Lucien Souny, en 1996 : "Oradour, plus près de la vérité"... Il y a toutes les réponses aux questions que vous vous posez à propos de l'église, un dossier traité de manière très "scientifique" auquel je n'ai absolument rien à rajouter. Je me suis simplement contenté de me renseigner par ailleurs, pour écarter une fois pour toutes l'hypothèse avancée par les négationnistes sur la présence d'explosifs dans le clocher de l'église et j'ai appris que le père Chapelle n'était pas "très" favorable à la Résistance... de quoi écarter définitivement cette hypothèse négationniste. De plus, même les Allemands ont décrit la tentative de destruction de l'église par leurs artificiers. Ce qui conduira d'ailleurs pour eux, lors de leur "expédition punitive" à Oradour à la perte d'un seul combattant, Gnug blessé gravement lors de l'explosion des charges qu'il avait posées dans le clocher, évacué aussitôt vers leur centre de soins à Limoges, et peut-être un autre blessé léger... soit deux blessés allemands en tout et pour tout : cf. les récits allemands et les témoignages des accusés lors du procès de Bordeaux, en 1953 !!! Diesen Ausführungen von Michel Baury ist nichts mehr hinzuzufügen, was noch weiter zeigen müßte, welches seine Auffassung über die Ereignisse in Oradour sei. Es ist die seit 1944 bekannte, die in der offiziellen Broschüre von Pauchou/Masfrand ihren Ausdruck fand, und kurz vorher schon im wesentlichen im Buch von Pierre Poitevin vorgezeichnet wurde. Seine offensichtlich ganz ernst gemeinte Empfehlung des Buches von Maysounave ist dabei eine herbe Enttäuschung - jedenfalls für den Verfasser, der das Buch schon lange kennt und es als weithin spekula- tive und in Teilen an Fehlinformation grenzende Darstellung einschätzt. Eines noch: niemand hat behauptet, daß der siebzigjährige Alt-Pfarrer Chapelle, ein Freund der Résistance ge- wesen sei, namentlich jener der kommunistischen Seite. In diesem Zusammenhang wird, soweit der Verfasser weiß, stets der weit jüngere, aus Lothrigen stammende Pfarrer Lorich genannt. Es mag sich aber um einen Lapsus Baurys handeln und er vielleicht Lorich gemeint haben, als er seine Mitteilung machte. Damit kann nun auch mit einigem Recht vermutet werden, daß die von Michel Baury angesprochene ‚allerletzte’ Veröffentlichung zum Thema Oradour gegen Ende dieses Jahres 2021 nichts anderes sein wird, als eine Bestäti- gung dessen, was er in dieser kleinen Korrespondenz mit dem Verfasser zu erkennen gegeben hat. Als Physiker, als der er sich selbst bezeichnen darf, und als ehemaliger Atomingenieur, wird er nicht die in seinem Metier gülti- gen Gesetze ignorieren können. Daher muß er für die radikale Änderung seiner Auffassung in Sachen des Sprun- ges der Mme. Rouffanche die unaufhebbare Wirkung dieser Gesetze durch plausibel geänderte Einschätzung oder die Einführung neuer Bedingungen am Ort des Sprungs erwogen haben. Doch warten wir es ab - vielleicht kommen ja doch noch weitere Ergebnisse seiner im Grundsatz stets interessanten Recherchen zum Vorschein... ...und es kann ein erstes Ergebnis des Abwartens vermeldet werden: Ein Brief, dem auch der Link zu ei- nem interessanten Interview beilag, in dem sich Michel Baury zu Oradour äußert. (Das Interview liegt unter ‚Michel Baury Interview’ im Ordner.) Er erläutert in diesem Brief kurz, aber in Essenz, seine neue Anschauung zum Sprung der Mme. Rouffanche aus dem Fenster des Chores. Seine Mitteilung enthält offensichtlich das, was er in seinem angekündigten ‚letzten Buch’ darüber zu schreiben gedenkt. Der Brief war seine Antwort auf eine Zuschrift des Verfassers, der das kleine Video mit der Geschichte jenes studentischen guide in Oradour vom „großen und hohen Busch vor den Fenstern des Chores der Kirche”, der den Sprung der Frau gleichzeitig ermöglicht und vor den Blicken der deutschen Wachsoldaten verborgen haben soll, beigefügt war. Baury schreibt am 11. Juni 2021: Guten Tag E.L, Siehe die Geschichte von Mme. Rouffanche, die im Begriff ist veröffentlicht zu werden, voraussichtlich Ende des Jahres oder Anfang 2022. Es gibt in der Tat keinen großen Busch, schlicht Brombeerranken, die auf dem steinigen Boden ge- wachsen waren! Die Brombeerranken waren hinreichend fest angewachsen, so daß es möglich war, sich daran festzu- halten, um dem Abhang zu widerstehen...!!! Die kurze Mitteilung im Original: Bonjour E.L., Voir l'histoire de Mme Rouffanche bientôt : en cours de publication, objectif, fin d'année ou début 2022... Pas de grand buisson en effet, simplement des ronces qui avaient poussé sur un sol caillouteux ! Les ronces étaient suffisamment bien implantées pour qu'il soit possible de s'agripper pour résister à la rampe...!!! Voraussichtlich also wird Michel Baury keinen Gedanken daran verschwenden, wie Mme. Rouffanche innen zum Fenster hochgelangt und sich dort, trotz des Schutzgitters außen, hindurchzwängen konnte, dabei mit dem Kopf zuerst den ‚Sprung’ ausführte, dann auf dem mit 45° abfallenden, ‚steinigen Boden’ aufprallen mußte, ohne sich dabei im geringsten zu verletzen, dann noch die Brombeerranken zu ergreifen, um nicht die Böschung hin- unterzugleiten und letzlich auf der Straße aufzuschlagen. All dies spielte sich in gut zwei Sekunden ab... Wer je Brombeerranken und deren massive Dornen gesehen, geschweige denn hineingegriffen, oder erfahren hat, wie sie sich in der Kleidung festhaken, wird ermessen können, was der Frau passierte, als sie dort unkontrolliert hineinfiel und sich auch noch daran festhielt. Sie selbst hatte über solche Schwierigkeiten in ihren Aussagen kein Wort verloren. Aber warten wir es weiterhin ab, bis endlich Michel Baurys letztes Buch erschienen ist... ~ ~ ~ Zwischenbericht von Ende Oktober 2021 Nach einem neuerlichen Kontakt mit Michel Baury soll hier auch noch dessen Resultat referiert werden. Sein neues Buch ist noch nicht erschienen. Michel Baury stellte dem Verfasser großzügig eine Zeichnung zur Verfügung, die von einem Bekannten in Oradour angefertigt worden war und Vermessungsergebnisse der räumlichen Situation unterhalb des Chores der Kirche darstellt. Baury bemerkte dazu beiläufig, er sei in Oradour als „Revisionist” unerwünscht und habe daher auf die Hilfe eines dor- tigen Bekannten zurückgegriffen. Daß Baury inzwischen die These unterstützt, Mme. Rouffanche sei aus dem linken Chorfenster in die Tiefe gesprungen oder sonstwie gelangt, wurde bereits oben erwähnt. In der rezenten Korrespon-denz verspricht Baury, diese Version mit Gründen darzustellen. Sein Interesse wurde seitens des Verfassers geweckt mit der Übersendung einer optischen Rekonstruktion desssen, was der SS-Mann Werner Christukat seinerzeit als Wache an der Kirche wahrgenommen hatte: eine auf der Böschung unter den Chorfenstern liegende Frau (vgl. ‚Sonderkapitel Oradour - eine korrigierte Rekonstruktion’, S.20 im Ordner von Teil V). In diesem Zusammenhang schickte Michel Baury also die Zeichnung mit Maßangaben, die hier abgebildet ist: Links: Die Original-Skizze von Baury mit den Maßeinträgen. Was gleich die Verwunderung des Verfassers erregte, war der Winkel von 20°, der für die Neigung der Bö- schung angegeben war, Er entsprach so gar nicht je- nem, den man aus den diversen Fotografien der Bö- schung zu erkennen meint. Mit dem maßstäblichen Eintrag von 160cm, der Größe von Mme. Rouffanche, in diese Zeichnung (s. rechts) verstärkte sich der Eindruck, daß damit etwas nicht stimmen könne; denn es existierte ja eine Fotografie der Frau, mutmaßlich aus den fünfziger Jahren, auf der sie, unterhalb des Chores stehend, keineswegs den Ein- druck macht, als rage sie mit ihrer Körpergröße über den oberen Rand der Böschung am Chor hinaus... Eine Kombination von Zeichnung und (geringfügig ergänzter) Fotografie wurde erstellt und mit einem kleinen „Sei- tenhieb” in der Überschrift an Michel Baury geschickt (s. u. S. 9 links oben). Die Reaktion von Baury war ausweichend, was angesichts des vorgelegten ‚optischen Beweismaterials’ überraschte: „Ernst, 1,80 m Abstand des Fotografen, mit den Füßen auf der Kante am Rande der Mauer ... um ein Foto mit einem Bereich von 1,60 m zu machen !!! Das muß er, nicht wahr? Vor allem zu der Zeit, als das Bild gemacht wurde ... vielleicht eher von der anderen Seite der Straße her und mit einem bestimmten Winkel der Kamera zur Horizontalen (siehe die Größe der Steinblöcke, die zur Höhe hin abnimmt)? Aber ich bin kein professioneller Fotograf! Somit ein groooßes Mysterium !!! Auf jeden Fall besteht immer die Möglichkeit, vor Ort nachzu- sehen, ich habe meine Quelle im der aktuellen Arbeit zitiert. Und zudem hat die Neigung (36% oder 50% oder mehr für den partei- ischen Revisionismus!) keinen Einfluß auf die Argumentation, die ich vortrage. Mir scheint alles klar...” Der originale Wortlaut: Ernst, 1,80m de recul pour le photographe avec ses pieds sur le fil, en bord de mur... pour faire une photo avec un champ de 1,60 m !!! Faut le faire, non ? surtout à l'époque de la prise de vue ... plutôt de l'autre côté de la rue et un cer- tain angle de l'appareil photo avec l'horizontale (voir taille des parpaings diminu- ant avec l'altitude) ? mais je ne suis pas un photographe professionnel ! Alors grosssss mystère !!! Quoiqu'il en soit il y a toujours possibilité d'aller vérifier sur place, j'ai cité ma source dans l'ouvrage en cours. Et puis la pente (36 % ou 50% ou plus encore pour le révisionnisme partisan !) n'a aucune incidence sur le raisonnement que j'apporte. Tout me paraît clair... Baury erkennt offensichtlich den Widerspruch zwischen Zeichnung und Foto und setzt an, diesen hinwegzuerklären. Seine Argumentation basiert einerseits auf Annahmen zu den Umständen, die bei Aufnahme des Motivs geherrscht ha- ben könnten: Kamerawinkel und Position des Fotografen. Andererseits folgt die Einschränkung, daß er mangels per- sönlicher fotografischer Kenntnisse bzw. Erfahrung eigentlich kein Urteil fällen könne oder wolle. Überdies könne man ja jederzeit selbst am Ort nachschauen. Aber all dies habe keinen Einfluß auf seine Argumentation bzgl, des Sprungs von Mme. Rouffanche. Zwei Aspekte fallen auf: Zum einen scheint Baury zu glauben, es bedürfe fototechnischer Expertise, um definitiv er- kennen zu können, daß in der Fotografie mit Mme. Rouffanche vor der Böschung letztere nicht nur höher als die Frau selbst erscheint, sondern dann auch tatsächlich ist. Schließlich stellt seit mehr als hundert Jahren die fotografische In- dustrie mit ihren Objektiven fotografische Standards und Abbildungen zur Verfügung, die klare Schlüsse über die Grö- ßenverhältnisse der abgebildeten Gegenstände erlauben. So könnte man wohl kein Beispiel zitieren, wo eine normale Kamera kleine Gegenstände im Hintergrund größer als kleinere oder größere Gegenstände im Vordergrund ab- gebildet hätte. Zum anderen scheint Baury der Überzeugung, daß offensichtlich abweichende Merkmale der gesamten Situation unter- halb des Chores - also der Neigungswinkel der Böschung oder deren Länge - keinen Einfluß auf seine Argumentation zur positiven Möglichkeit eines Sprunges haben können, wobei er sich aber auf eine zeichnerische Darstellung der Situ- ation stützen müßte, die in Teilen falsche Werte zu enthalten scheint. Man wird sehen, was er in seinem neuen Buch da- zu ausführen wird, in dem auch die obige Zeichung enthalten sein dürfte. Die Sache ließ dem Verfasser aber dennoch keine Ruhe, und so wurde ein Panorama von Ansichten erstellt, das die Angelegenheit im Vergleich verdeutlichen soll: Bild 1: Ausgangspunkt der ‚optischen Kontroverse’: Ist die Bild 2: Heutige Frontalansicht von Abhang und Mauer. Die Grö- Bild 3: Das historische Foto bzw. ein hintere Höhe des Abhangs, und damit der Winkel, richtig ge- ße der Figur rechts - 160cm - wurde gemäß der Höhe des kleinen Ausschnitt daraus. Man darf wohl der messen worden? Die Konfrontation mit dem historischen Durchgangs gewählt, der mit 180cm Normgröße angenommen Überzeugung sein, daß Mme. Rouff- Foto - die Beine der Frau wurden dabei ergänzt - das im üb- wird. Großzügig perspektivisch nach hinten zur Mauer hin ver- anche damals direkt unter dem Hin- rigen mit Sicherheit nur ein Ausschnitt eines größeren dar- kleinert, läge die Höhe von 180cm im Bereich der gestrichelten weisschild an der Mauer und am Be- stellt, läßt hier Zweifel aufkommen. Linie. Diese befindet sich damit optisch bereits unter dem Kopf ginn des unteren Abhangs stand. Eine der in der Mitte eingefügten Figur der Mme.Rouffanche. Die ge- Verlängerung die Schräge hinauf führ- punktete Linie markiert den unregelmäßigen, nach rechts stark te damals zu einem Punkt, der heute abfallenden Verlauf der oberen Kante des Abhangs: ein Hinweis gut einen halben Meter tiefer liegt. auf den wahrscheinlichen Grund für die Messung in der Skizze Hierzu wurden derselbe Mauerstein von Baury (angefertigt nach Angaben von Michel Redon). und der Abschnitt aus Bruchruchstei- Die weißen Figuren darüber sind perspektivisch angepaßt, also nen darunter rot und grün eingefärbt. leicht kleiner als deren ‚originale’ Größe rechts vorn. Dasselbe Der Schluß, daß hier im Laufe der Zeit gilt für die beiden in den Fensterhöhlen. eine Änderung vor sich gegangen ist, Die Distanz der unteren Fensterkanten des mittleren und (hier) ist zwingend. Wettereinflüße dürften rechten Fensters liegt bei über 400cm bzw. über 500cm! die Ursache gewesen sein. Zusammenfassend kann folgendes gesagt werden: Die Skizze von Baury beruht mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einer Messung der heutigen Verhältnisse unmittelbar hinter dem kleinen Durchgang rechts, der Stelle, wo sich heute der Ab- hang sehr viel flacher darstellt, als im Bereich ab Mitte der Chormauer bis zum linken Ende des Abhangs. Unter dem mittleren Fenster muß seinerzeit der Abhang höher angesetzt haben, als er heute zu sehen ist. Natürlich könnte noch eine kleine Rolle die Höhe des niedrigen Bewuchses spielen, der auf einigen historischen Fotos zu sehen ist. Den Mes- sungen gemäß - auch der Höhenmessung in der Skizze von Baury - wäre Mme. Rouffanche im Falle eines Sprungs aus dem mittleren Fenster mehr als 4m in die Tiefe gefallen, auf einen Abhang von nicht 20°, sondern mindestens 30°. Die- ser Sprung hätte im Falle des (hier) rechten Fensters sogar gut 5m bedeutet! Ein Sprung aus genau diesem Fenster, unter welchem, so die Annahme, der Abhang damals weniger als 30°, vielleicht sogar nur 20° betrug, ist lt. Michel Baurys Auskunft das, was er in seinem neuen Buch vertreten und begründen wird. Es ist hinzuzufügen, daß sich unter diesem Fenster zweifellos eine Art von Bewuchs auf dem Abhang befand, der einen Sprung in gewissem Umfang dämpfen konnte - mit viel Glück. Eine Gegenüberstellung soll dies ein weiteres Mal ver- deutlichen: Links: Das Foto von Mathieu Borie, Ende 1944 aufgenommen. Es zeigt deutlich, daß der Abhang einen dichten, aber nicht be- sonders hohen Bewuchs trug. Die schwarze Figur symbolisiert Mme. Rouffanche. Vom Niveau des kleinen Weges vor dem Chor bis zur Lage der schmalen Steine, die den Boden des Kir- chenschiffs markieren, sind es 370cm (Eintrag rechts an der Mauer). Dieses Maß wurde als Vergleich noch zweimal einko- piert. (Eine Berücksichtigung der perspektischen Verkürzung ist aus dieser Distanz zu vernachlässigen.) Die „260cm” sind, maßstabrecht eingefügt, aus den Angaben der Skizze von Baury übernommen. Dort bezeichnet der Wert die Höhe der Umfassungsmauer, was in diesem Foto nicht reicht. Ob die Mauer aus Gründen der Stabilität irgendwann etwas erniedrigt wurde ist hier nicht bekannt. Rechts: Heutiger Zustand mit Markierung des Verlaufs der oberen Grenze des Abhangs und dessen Winkel ganz beim Durchgang. Die Fallhöhe vom rechten Fenster bis zum Abhang ist besonders beeindruckend angesichts des nicht mehr existierenden Bewuchses. Links: Ausschnitt aus der bekannten Aufnahme vom Herbst 1944, die Ecto O. Munn vor der Chor- wand zeigt. Er deutet auf das Fenster, aus dem nach einhelliger Auffassung Mme.Rouffanche gesprungen war. Als fotografisches Dokument ist die Aufnahme bestens geeignet, da sie einen Zu- stand sichert, der später nicht mehr vorhanden war. Einmal wird deutlich, daß Munn unter dem mitt- leren Fenster auf festem Grund steht, dort also damals der obere Rand des Abhangs verlief. Nach rechts hin sinkt er offensichtlich ab, wird jedoch in seinem genauen Verlauf durch den Bewuchs ver- deckt. In direktem Vergleich zur gepunkteten Linie auf dem aktuellen Foto oben rechts wird klar, daß zum Zeitpunkt des Fotos links kein derartig starker Abfall des oberen Randes des Abhangs vorhan- den gewesen sein kann. Dem Zweifler sei ein Ausschnitt aus dem Foto oben rechts in Farbe angeboten, aus dem zusätzlich hervorgeht, daß die brüchig wirkenden kleinen Steine des Mauervorsprungs später restauriert und durch große Blöcke ersetzt oder durch Spezialmörtel bedeckt und gesichert worden sind. Der keilförmige Bruchsteinabschnitt ist Teil des Fundaments, ist also nicht Teil des Abhangs! Der dort merklich flachere Win- kel ist jener, der in Baurys Skiz- ze angegeben ist, die somit für je- ne Stelle des Abhangs korrekt ist.

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