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Homöopathie neu gedacht: Was Patienten wirklich hilft PDF

244 Pages·2018·11.36 MB·German
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Homöopathie neu gedacht Natalie Grams Die Ärztin Dr. med. Natalie Grams, Jahrgang 1978, führ- te eine erfolgreiche homöopathische Privatpraxis in Heidelberg. Im Lau- fe ihrer Tätigkeit kamen ihr als Na- turwissenschaftlerin jedoch Zweifel darüber, wie die Homöopathie auch heute noch guten Gewissens ange- wendet werden kann. Ihr Medizin- studium hat Grams in München be- gonnen und in Heidelberg beendet, wo sie seither mit ihrer Familie lebt. Foto: Gudrun-Holde Ortner Natalie Grams Homöopathie neu gedacht Was Patienten wirklich hilft 2. Auflage Natalie Grams Heidelberg Deutschland ISBN 978-3-662-55548-4 ISBN 978-3-662-55549-1 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-662-55549-1 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer-Verlag GmbH Deutschland 2015, 2018 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Ver- wertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfälti- gungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz- Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollstän- dig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, et- waige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institu- tionsadressen neutral. Planung: Frank Wigger Titelbild: © fotolia.de, Gina Sanders Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer-Verlag GmbH Deutschland Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany Das höchste Ideal der Heilung ist schnelle, sanfte, dauer- hafte Wiederherstellung der Gesundheit, oder Hebung und Vernichtung der Krankheit in ihrem ganzen Umfange auf dem kürzesten, zuverlässigsten, unnachtheiligsten Wege, nach deutlich einzusehenden Gründen. Hahnemann, Organon der Heilkunst, Paragraph 2 Die gemeinsten Meinungen und was jeder für ausge- macht hält, verdient oft am meisten untersucht zu werden. Georg Christoph Lichtenberg Vorwort zur 2. Auflage Über zwei Jahre sind nun seit dem Erscheinen der Erstauf- lage meines Buches vergangen – und das war unzweifelhaft eine bewegte Zeit! Denn obwohl leider die ursprüngliche und ehrlich gemeinte Absicht, eine Brücke zwischen der Homöopathie und ihren Kritikern zu bauen, gründlich ver- fehlt wurde, so hat das Buch doch große Wellen geschlagen: Unzählige Presseberichte, Interviews, TV-Auftritte, Dis- kussionen und intensive Gespräche haben sich aus meinen Thesen ergeben und so hat mich die Homöopathie – trotz meiner Abkehr – weiter beschäftigt. Zusammen mit vielen anderen Kritikern der Homöopathie, allen voran Dr. Norbert Aust und die GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften), habe ich deshalb auch das Informationsnetzwerk Homöopathie gegründet, das sich aktiv für Aufklärung über Homöopathie einsetzt und breite Beachtung gefunden hat. VIII Vorwort zur 2. Auflage All dies hat mich jedoch noch weiter von der Homöopa- thie weggeführt als je gedacht. Seit Langem schon kann ich nicht mehr an einen versöhnlichen Brückenschlag glauben, zu unvereinbar sind die beiden Lager positioniert. Homöo- pathen wollen nicht abrücken von der Homöopathie als Arzneitherapie, obwohl genügend Belege dagegen sprechen. Und Kritiker wollen berechtigterweise die Homöopathie als Arzneitherapie nicht länger innerhalb der Medizin tolerie- ren. Wenn sie denn so wirksam wäre wie behauptet, so ließe sich dieses mit den Methoden der modernen Medizin leicht nachweisen. Und wenn Homöopathie ein Teil der Medizin sein will, so muss sie sich wohl an deren Methoden halten, die ja nicht willkürlich sind, sondern auf den weltweit etab- lierten anerkannten Grundsätzen (natur-)wissenschaftlicher Forschung beruhen. Ich musste leider feststellen, dass es hierzu weder Ein- sicht noch Entgegenkommen von Seiten der Homöopathen gibt. Im Gegenteil – sie wehren sich dagegen geradezu mit Händen und Füßen und leider teils auch mit unlauteren Mitteln. Denke ich an den ursprünglichen Dialogansatz meines Buches zurück, macht mich das traurig. Nichtsdes- toweniger freue ich mich, dass mein Buch in der zweiten Auflage erscheint und weiter dazu beitragen darf, Menschen über die Homöopathie aufzuklären. Nicht alle vor zwei Jahren geschriebenen Punkte sehe ich heute noch genauso wie damals. Dennoch habe ich nur wenige Veränderungen eingefügt, denn ich denke, dass dieses Buch ein Zeitzeugnis und ein Dokument meines persönlichen Entwicklungs- und Ablöseprozesses ist. Das soll es auch bleiben. Auf einige wie- derkehrende Kritikpunkte möchte ich jedoch an dieser Stelle eingehen: Vorwort zur 2. Auflage IX Positive Studien Mir ist vorgeworfen worden, dass ich im Buch davon spreche, es gäbe keine Studien, die zeigen würden, dass Homöopathie über Placeboniveau wirkt. Das ist in der Tat im Wortsinne so nicht korrekt. Sagen wir besser, es gibt keine guten Studien, die solche Ergebnisse zeigen. In 200 Jahren Homöopathie- geschichte sind ungefähr 400  klinische Studien gemacht worden. Schon allein aus statistischen Gründen findet sich darunter natürlich auch immer einmal eine Studie, die der Homöopathie ein positives Ergebnis bescheinigt (die medi- zinwissenschaftliche Statistik geht immerhin von 5 Prozent „falsch positiven“ Ergebnissen aus, das wären rein zahlen- mäßig schon 20 der 400 Studien). Entscheidend ist aber etwas anderes. Es zeigt sich durchgängig, dass methodisch schwache Studien eher ein positives Ergebnis erbringen als methodisch hochwertige. Anders herum: Mit der metho- dischen Qualität der Studien „schwindet“ der scheinbare Vorteil der Homöopathie. Für eine verlässliche Beurteilung der Wirksamkeit einer Therapie ist es nicht statthaft, nur ein- zelne Studien herauszugreifen. Am besten geeignet sind soge- nannte Überblicksstudien (systematische Reviews). Solche Zusammenfassungen aller methodisch akzeptablen Studien kommen in aller Regel zu dem Ergebnis, dass die Wirksam- keit der Homöopathie nicht über Placeboniveau liegt – was ja bei fehlendem Wirkstoff nicht erstaunt. Gerne führen Homöopathen statt klinischer (Vergleichs-) Studien Meinungsumfragen und Versorgungserhebungen an – beides ist zur Beurteilung von Wirkungen weder üblich noch sinnvoll. Die derzeitige Studienlage belegt also keines- wegs die Wirksamkeit der Homöopathie. Insofern mag die X Vorwort zur 2. Auflage verkürzte ursprüngliche Darstellung im Wortsinne nicht zutreffend gewesen sein, ändert aber an der Kernaussage nichts. Heute würde ich sogar so weit gehen zu sagen, dass wir keine weiteren Studien brauchen. Die, die gemacht wurden, reichen zur Beurteilung aus und der unplausible Wirkme- chanismus lässt auch in Zukunft keine anderen Ergebnisse erwarten. Medizin und Naturwissenschaft Mancher Leser mag in meinem Buch eine allzu starke Akzen- tuierung des Menschen als Gegenstand reiner Naturwis- senschaft im Verhältnis zu seiner Bedeutung als „weichem Forschungsgegenstand“ von Psychologie und Sozialwissen- schaften empfunden haben. Ich möchte hier betonen, dass dies keineswegs meine Absicht war. Die Fachgebiete der sogenannten Humanwissenschaften gehören zum Gesamt- bild verantwortlicher Medizin, nicht jedoch Übernatür- liches und bloße Erfahrung im Sinne eines Aufhäufens von Einzelbeobachtungen. Die Erfahrungsheilkunde ist heute durch evidenzbasierte Forschung abgelöst worden, in der die Medizin die aktuell besten Instrumentarien zur objektiven Beurteilung von Wirksamkeit zusammenfasst. Damit lassen sich auch traditionelle Verfahren und Mittel untersuchen, was ständig geschieht. Auch bei der Homöopathie, wohl mehr als bei jeder anderen „traditionellen Methode“ – und das Ergebnis ist eben, dass sie nicht besser als jede andere Scheintherapie „wirkt“. Wir dürfen nicht vergessen, dass Hahnemann selbst die Homöopathie durch „Beobachtung der Natur“ erfand – er

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